Freiheitsstreben des Einzelnen und Steuerbarkeit von Großkollektiven - wie wird diese Spannung von Liberalismus und Demokratie politisch verklammert? Welche Funktion und Form haben gesellschaftliche Debatten? Gegen welche Formen der Autorität wendet sich der gegenwärtige "Populismus"? Welche Autorität bildet er selbst ab? Und wie sehen mögliche Reaktionen aus? Der Essay sucht demokratiekritisch nach den Motiven des Populismus in der Gegenwart. Und wird dabei nicht nur an den politischen Rändern fündig.
Ausgehend von der Überzeugung, dass moderne Massendemokratien die in ihr wirkenden Kraftpole liberal-individuellen Freiheitsstrebens einerseits und sozial-politischem Vergesellschaftungsbemühen andererseits nur als massenmedial inszenierte Stresskommunen verklammern können1, geben wir gegenwärtig Zeugnis einer neuen Erregungswelle, die sowohl die Feuilletons aller Tageszeitungen als auch die Podien öffentlich-rechtlicher Talkshowangebote überschwemmt.
Sie spült unter dem Namen Populismus selbst die hartgesottensten Liberalen weich, die sich um die Zukunft der Demokratie zu sorgen beginnen, wo Populisten das Wort ergreifen und Ausschnitte der nationalen Bevölkerungen als einmütige Hörerschar um sich versammeln, die ihrem jeweiligen Anspruch Ausdruck verleihen, das Volk zu sein. Definitionsversuche einigen sich darauf, populistische Merkmale zusammenzutragen, die vor allem auf die bereits gut untersuchten Phänomene wie die PEGIDA-Demonstrationen in Dresden zutreffen aber auch mit den inhaltlichen Statements populistischer Führungspersönlichkeiten übereinstimmen, die in Form von Björn Höcke, Marine Le Pen oder Donald Trump zuletzt häufiger Eingang in den medialen Mainstream fanden.
Inhaltsverzeichnis
- ...das Gespenst des Populismus
- Erstes Motiv: Die Funktion von Debatten in Massendemokratien
- Zweites Motiv: Zur Ideologie des Rationalismus
- Drittes Motiv: Zur Autorität von Argumenten
- Wege: Solidarität statt Objektivität
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text untersucht das Phänomen des Populismus im Kontext moderner Massendemokratien. Er befasst sich insbesondere mit den Gründen für die wachsende Unzufriedenheit mit demokratischen Prozessen und der Kritik an der politischen und meinungsbildenden Elite.
- Die Funktion von Debatten in Massendemokratien
- Die Ideologie des Rationalismus und ihre Auswirkungen auf politische Prozesse
- Die Rolle von Argumenten und Autorität in der politischen Kommunikation
- Die Bedeutung von Solidarität als Gegengewicht zu Objektivität
- Die Ursachen für die Zunahme des Anti-Elitismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet das Gespenst des Populismus und die damit verbundene Unterscheidung zwischen "Elite" und "Volk". Es analysiert die Rhetorik populistischer Bewegungen und ihre Kritik an der politischen Klasse.
- Das zweite Kapitel widmet sich der Funktion von Debatten in Massendemokratien. Es untersucht, wie massenmediale Erregungsvorschläge zur Stabilisierung einer Sorgenkommune beitragen und gleichzeitig die Grenzen von individualistischer Freiheit in modernen Gesellschaften aufzeigen.
Schlüsselwörter
Populismus, Massendemokratie, Anti-Elitismus, Debattenkultur, Rationalismus, Solidarität, Medien, öffentliche Meinung, politische Kommunikation, PEGIDA.
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- Benjamin Baumann (Autor), 2017, Motive des Populismus in modernen Massendemokratien. Wenn Argumente scheitern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369708