Der Marqués de Bradomín in der "Sonata de Primavera". Ein Don Juan voller Satire und Ironie?


Dossier / Travail de Séminaire, 2017

23 Pages, Note: 1,5


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition von Satire und Ironie

3. Der Don Juan Mythos

4. Die Sonata de Primavera
4.1 Xavier Bradomín
4.2 Bradomíns Religion

5. Bradomíns Liebe zu María Rosario
5.1 Bradomíns Liebesgeständnis
5.2 Der Dialog

6. Bradomíns aristokratische Herkunft

7. Fazit

8. Primär-und Sekundärliteratur
8.1 Primärliteratur
8.2 Sekundärliteratur

1. Einleitung

Ramon Valle-Inclán gilt als einer der Vertreter der 98er Generation in Spanien, dessen Werke unvergleichlichen Erfolg feierten. Seine Sonatas, die zu seinen Meisterwerken zählen, bestehen aus vier Büchern. Sie sind als die Memoiren des Marqués de Bradomín tituliert, daher bestehen die Bücher aus der Erzählperspektive des Protagonisten. Dieser stellt eine Art Don Juan dar, der in seinen Memoiren von seinen Fraueneroberungen berichtet. Allerdings erscheint dieser Don Juan keineswegs wie die ursprüngliche Romanfigur von Tirso de Molina. Die Frage, die man sich bei den Sonatas stellt, ist ob man diese ernst nehmen kann, oder ob die Charaktere ironisch dargestellt werden.

Daher wird sich diese Hausarbeit mit der Frage auseinandersetzen, in wie weit der Protagonist Bradomín als eine Art Don Juan ironisch und satirisch dargestellt wird. Um das Thema einzugrenzen, beschränkt sich die Arbeit ausschließlich mit der Sonata de Primavera. Der derzeitige Forschungsstand legt nahe, dass die Sonatas das Werk eines modernistischen Autoren sind, der weder seinen Protagonist, noch die anderen Charaktere ernst nimmt, da diese die Gesellschaft kritisch darstellen sollen. Dabei erscheint besonders die Rolle des Marqués wichtig, da es in allen vier Sonatas um diesen Mann geht, der aus einer aristokratischen Familie stammt und dazu katholisch ist. Um die Frage nach Ironie und Satire in Bradomíns Charakter zu klären, soll zuerst eine Definition der eben genannten Begriffe erfolgen. Das Sachwörterbuch der Literatur1 war bei diesem Kapitel ebenso hilfreich wie das Literaturwissenschaftliche Wörterbuch für Romanisten2. Daraufhin wird erläutert, um was es sich bei dem sogenannten Don Juan Mythus handelt und welche Charakteristiken dieser Urtypus aufweist. Danach wird es um den Protagonisten Xavier Bradomín gehen in der Sonata de Primavera und die Vorankündigung von Valle-Inclán untersucht, der seine Figur in einem Vorwort als „feo, católico y sentimental“ vorstellt. Zu diesem Abschnitt werden aktuelle Artikel zu Rate gezogen, wie von Andrew Anderson3, Richard Callan4 und José Alberich5. Daraufhin wird im nächsten Kapitel der Donjuanismus in der Figur des Marqués näher betrachtet und anhand der typischen Merkmale des Don Juan nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten untersucht. Im Anschluss daran soll ebenfalls Bradomíns Religion Gegenstand einer weiteren Analyse werden, bei denen auch der Artikel von Dieter Reichardt6 aufschlussreich war.

Da das Objekt Bradomíns Begierde in der Sonata de Primavera die junge María Rosario darstellt, soll anhand seines Liebesgeständnisses die vermeintliche Liebe zu dieser jungen Frau untersucht werden. Danach folgt der Dialog der Beiden, in welchem weitere Merkmale der Satire auftauchen. Auch hier stehen der Donjuanismus und die Ironie im Vordergrund der Analyse. Zuletzt soll der soziale Stand Bradomíns beleuchtet werden, um zu analysieren, welche Rolle die Aristokratie in des Sonatas spielt. Im letzten Kapitel, dem Fazit, werden alle abgehandelten Punkte noch einmal zusammengefasst und abschließend die Frage beantwortet, in wie weit der Protagonist Bradomín ein Don Juan voller Satire und Ironie darstellt.

2. Definition von Satire und Ironie

Um die Frage nach der Satire und Ironie in Valle-Incláns Sonata de Primavera zu beantworten, müssen zunächst diese beiden Begriffe definiert werden. Was genau bedeuten Ironie und Satire in der Literatur? Zunächst kann man unter Satire verstehen, dass sie eine Verspottung von Missständen, Unsitten oder Personen darstellen soll.7 Durch eine missbilligende Darstellung soll Kritik an Umständen, in lächerlich dargestellter

Weise geübt werden.8 Ebenfalls ruft die Satire durch Anprangerung der Laster die Leser auf, sich als Richter zu empfinden.9 Durch so eine Aufdeckung der Schäden soll Besserung bewirkt werden.10 Man kann unterscheiden zwischen strafender-, und scherzender Satire, so unterscheidet Schiller. Die strafende erlange demnach poetische Freiheit und die lachende Satire erhalte poetischen Gehalt.11 Durch Satire kann man belehren, kritisieren oder eine persönliche Note verleihen.12 Sie kann Dinge verspotten, denen Aufmerksamkeit geschenkt werden soll, um diese zu verbessern oder zu verändern.13 Ob Satire somit in einem scherzenden, oder strafenden Kontext benutzt wird, in beiden Fällen nutzt sie dem Autor um auf etwas aufmerksam zu machen.

Ironie ist ebenfalls eine Verspottung von Dingen, jedoch steht das Gesagte im Schein der Ernsthaftigkeit.14 Das Gegenteil des Gesagten ist somit die Wirklichkeit und muss als diese erkannt werden. Dem intelligenten Hörer oder Leser ist dieser Spott in der entgegengesetzten Bedeutung jedoch erkennbar.15 Die Ironie kann jedoch auch anders in der Literatur auftreten, beispielsweise in der objektiven Ironie, die den Betroffenen unabsichtlich durch Begünstigungen und Erfolge antreibt.16 Die tragische Ironie kommt im Drama vor, die zur Wirkung des Tragischen beisteuert und durch verschiedene Umstände den Helden ins Verderben stürzt.17

Satire, sowie Ironie haben demnach den Sinn in der Literatur Personen oder Missstände zu verspotten, um auf diese aufmerksam zu machen. Jedoch haben beide verschiedene Methoden, bei dem die eine auf dem konträren Sinn-, die andere auf Verspottung beruht. Daher spielen Ironie und Satire im weitergehenden Kontext eine Rolle, da schon im Vorwort zu den Sonatas ironische Sätze zu finden sind.

3. Der Don Juan Mythos

Don Juan, der sich zu dem Urbild des Verführers entwickelt hat, entstammt ursprünglich aus der Feder von Tirso de Molina. Diese Figur charakterisiert den folgeden Lebenstyp: Ein Mann, der von Trieben beherrscht ist Frauen zu verführen und instinktiv bereit ist zu töten, das Schicksal dabei immer herausfordernd.18 Er möchte sich über alle Ansprüche der Gesellschaft und jede absolute Norm hinwegsetzen. In Tirso de Molinas Theaterstück “El Burlador de Sevilla ” verführt er einige Frauen und tötet seinen Rivalen. Am Ende stirbt er jedoch, wird somit für seine Sünden bestraft und versinkt in der Erde.19 Von großer Bedeutung sind folgende Eigenheiten: Don Juan ist furchtlos, fürchtet somit selbst den Tod nicht. Er übertritt Verbote und “verletzt die Gebote der christlichen Lehre”.20 Somit stellt er das Gegenteil eines religiös lebenden Menschen dar, der das Leben in vollen Zügen genießen möchte und nicht an die Jenseitsvorstellungen seiner Zeit Glauben schenkt, bis es zu spät ist und ihm dies zum Verhängnis wird.21 Der Urtyp des Don Juan ist ebenfalls ein begehrenswerter attraktiver junger Mann, dem die Frauen nur schwer wiederstehen können und diesem auch aufgrund seines Charms verfallen. Dieser stereotype Verführer jedoch verlässt die Frauen danach und widmet sich der nächsten, was eine Missachtung der Frauen im Allgemeinen darstellt.22 Daher zeigt die Don Juan Figur keinerlei echtes Interesse an Frauen, sondern vielmehr körperliches Begehren, welches er stets versucht zu stillen. Ein weiteres Merkmal ist der Stolz und die Unkeuschheit, die ebenfalls Normverletzungen der christlichen Religion darstellen.23 Die Figur des Don Juan ist, ebenso wie die des Casanova, ein Frauenverführer, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat nach den körperlichen Lüsten zu leben, ohne eine tugendhafte oder keusche religiöse Überzeugung. Auch Casanova, der seine Memoiren über seine Fraueneroberungen gewidmet hat, folgt diesem Urbild. Im folgenden Kapitel wird dieser Don Juan Mythos aufgegriffen, da er schon im Vorwort der Sonatas auftaucht und im Zusammenhang mit dem Protagonisten Bradomín erscheint.

4. Die Sonata de Primavera

4.1 Xavier Bradomín

Der Marqués de Bradomín ist ohne Zweifel einer der interessantesten Figuren, die aus der Feder Ramón Maria del Valle-Incláns stammen. Durch seine Vielseitigkeit an Perspektiven, die der Protagonist der vier Sonatas aufweist, lassen sich viele Themen analysieren. Im Folgenden soll es jedoch vertieft um den Aspekt der Ironie und des Donjuanismus gehen, der im Bezug zu Bradomín näher untersucht wird. Schon am Anfang wird der Leser darüber informiert, dass Xavier Bradomín ein Produkt des Don Juan Mythos ist. Valle-Inclán unterstreicht schon im Vorwort, dass sein Protagonist ein Don Juan ist, aber nicht irgendeiner. Sein Don Juan ist nämlich in keiner Weise der, den man kennt.

Estas paginas son un fragmento de las Memorias Amables que ya muy viejo emepz ó a escribir en la emigraci ó n el Marqu é s de Bradom í n. Un Don Juan admirable, ¡ el m á s admirable tal vez!, era feo, cat ó lico y sentimental.24

Zunächst ist da nur der Hinweis, dass diese Memoiren von seinem Protagonisten Bradomín sind. In diesem Satz betont somit Valle-Inclán, dass die Memoiren aus der Feder des Maruqés de Bradomín entstammen, da dieser seine Memoiren in der ersten Person Singular schreibt und alle Begebenheiten aus seiner Sicht wiedergegeben werden. Eine Verschleierung der Autorenschaft könnte der Grund sein, wieso Valle-Inclán sich zuerst nur als Herausgeber erwähnt und seinen Protagonisten als den eigentlichen Verfasser der Werke bezeichnet.25 Der Leser könnte somit den Eindruck erhalten, dass es sich bei der Figur des Bradomín um einen authentischen Charakter handelt, der die vier Sonatas selbst verfasst hat. Im nächsten Satz bezeichnet Valle-Inclán ihn als einen liebenswürdigen Don Juan. Durch diese Vorankündigung sollte der Leser den Charakter des Protagonisten schon in eine bestimmte Kategorie einordnen können.

[...]


1 Wilpert, Gero von: „ Satire”, in: Sachw ö rterbuch der Literatur, Bd.5, Stuttgart: Kröner 1969, S.809-811.

2 Hess, Rainer [u.a]: „ Ironie”, in: Literaturwissenschaftliches W ö rterbuch f ü r Romanisten, Bd.4,Tübingen, Basel: Francke 2003, S.66-67.

3 Anderson, Andrew A.: „ Sex, Flippancy, Autobiography: Existential Palliatives in Valle-Incl á n's Sonatas”, in: Hispanic Review 78,3(2010), S. 387-409.

4 Callan, Richard J.: „ Satire in the Sonatas of Valle Inlc á n ”, in : Modern Language Quarterly 25,3(1964), S. 330-337.

5 Alberich, José: „ Ambig ü edad y humorismo en las Sonatas de Valle Incl á n ”, in: Hispanic Review 33,4(1965) S. 360-382.

6 Reichardt, Dieter: „ Literatur und Gesellschaft am Beispiel der ‚ Sonatas ‘ von Valle-Incl á n,“ in: Iberoamericana 10,2 (1986), S. 56-70.

7 Vgl. Wilpert, 2001, S.809.

8 Ebd.

9 Ebd.

10 Vgl. Hess, 2003, S.666-667.

11 Vgl. Wilpert, 2001, S.809.

12 Ebd.

13 Vgl. Hess, 2003, S.898-899.

14 Vgl. Wilpert, 2001, S.419.

15 Ebd.

16 Ebd.

17 Ebd.

18 Daemmrich, Ingrid G. Und Horst S.:” Don Juan”, in: Themen und Motive in der Literatur, Bd.2, Tübingen, Basel: Francke 1995, S.102-105.

19 Ebd. S.102

20 Ebd.

21 Ebd. S.103.

22 Ebd.

23 Ebd.

24 Valle-Inclán, SP.

25 Reichardt, 1986, S.59.

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Der Marqués de Bradomín in der "Sonata de Primavera". Ein Don Juan voller Satire und Ironie?
Université
University of Heidelberg  (Romanisches Seminar)
Cours
Valle-Inclán - Spanische Literaturwissenschaft
Note
1,5
Auteur
Année
2017
Pages
23
N° de catalogue
V370221
ISBN (ebook)
9783668474581
ISBN (Livre)
9783668474598
Taille d'un fichier
436 KB
Langue
allemand
Mots clés
Valle-Inclán, Bradomín, Don Juan, Satire und Ironie
Citation du texte
Anna Corcelli (Auteur), 2017, Der Marqués de Bradomín in der "Sonata de Primavera". Ein Don Juan voller Satire und Ironie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370221

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