Gründe für ein Christentum ohne Kirche


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2005

16 Pages, Note: 3+


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Zur aktuellen Situation: 4. EKD-Erhebung zur Kirchenmitgliedschaft

3 Gründe für ein Christentum ohne Kirche
3.1 Ein Erbe der Aufklärung - Trutz Rendtorff
3.2 Wesen des Christentums - Gotthold Hasenhüttl
3.3 Geburtsfehler des Protestantismus - Günter Kegel
3.4 Schlussfolgerungen

4 Schluss

Literaturliste

1 Einleitung

Viele Christen scheinen mit der Kirche nicht viel anfangen zu können. Bei den Gottesdiensten trifft man meist nur wenige Gemeindemitglieder an und ein relativ hoher Anteil der Mitglieder der evangelischen Kirche fühlt sich mit eben dieser Kirche kaum oder gar nicht verbunden.

Wo liegen die Gründe für ein nichtkirchliches Christentum und wie wird es bewertet? Diese Hausarbeit möchte sich mit diesen Fragen beschäftigen. Dazu soll zunächst anhand der Kirchenmitgliedschaftserhebung der Evangelischen Kirche in Deutschland die aktuelle Situation betrachtet werden. Im Anschluss daran werde ich einige Positionen zum Thema Christentum ohne Kirche vorstellen, um dann eine abschließende Schlussfolgerung zu ziehen.

2 Zur aktuellen Situation: 4. EKD-Erhebung zur Kirchenmitgliedschaft

Betrachtet man die Statistik bezüglich des Verbundenheitsgefühls mit der evangelischen Kirche, so kann man mit der grundsätzlichen Entwicklung innerhalb der letzten 30 Jahre zufrieden sein. Die Anzahl derer, die sich mit der Kirche eher nicht verbunden fühlen, ist geringer geworden.[1]

Trotzdem ist es 2002 noch über ein Viertel der Kirchenmitglieder, die mit ihrer Kirche keine oder nur etwas Verbundenheit empfinden. Die Kirchgangshäufigkeit scheint dies zu spiegeln: über 40 Prozent aller Kirchenmitglieder gehen selten bis nie in die Kirche. Ob es das fehlende Verbundenheitsgefühl ist, welches sich in dem seltenen Kirchgang äußert, vermag die Erhebung nicht sagen, aber die Annahme liegt nahe. Was aber ist der Grund dafür, dass es an Verbundenheit fehlt? Kann die Kirche die Erwartungen nicht erfüllen, die an sie gestellt werden? Der Befragung nach sollte das stärkste Engagement der Kirche darin liegen, sich um Alte, Kranke, Behinderte oder in irgendeiner Art sozial Schwache zu kümmern und die „Menschen durch Taufe, Konfirmation, Hochzeit und Beerdigung an den Wendepunkten des Lebens [zu ] begleiten“[2]. Die Veranstaltung von Gottesdiensten und die Verkündigung der christlichen Botschaft werden ebenfalls stark gewünscht, diese Erwartungen stehen prozentual aber erst an zweiter Stelle. Alle diese Punkte stehen in enger Verbindung mit den Mitgliedschaftsmotiven: Hauptgründe sind in dieser Reihenfolge die kirchliche Begleitung an Wendepunkten des Lebens, der christliche Glaube und das Engagement der Kirche für sozial Schwache. Wenn dies aber die Motive für die Mitgliedschaft sind, kann man vermuten, dass die Kirche die Haupterwartungen anscheinend recht gut erfüllt. Wäre dies nicht so, müssten an dieser Stelle andere Gründe für die Kirchenmitgliedschaft auftauchen. Es gibt allerdings eine Forderung an die Kirche, nämlich die der zeitnahen und modernen Verkündigung der christlichen Botschaft, die nicht als Mitgliedschaftsmotiv auftaucht. Die Bedeutung des christlichen Glaubens und die Zustimmung zur christlichen Lehre werden zwar als Gründe erwähnt, aber nicht, inwieweit die Kirche daran aktiven Anteil hat. Falls also wirklich ein Mangel an einer modernen Verkündigung besteht, muss im Weiteren zu fragen sein, ob dies ein Grund für die Abkehr von der Kirche ist.

Da sich die EKD-Erhebung nur auf Kirchenmitglieder in Westdeutschland bezieht, muss bedacht werden, dass die Zahlen für den gesamtdeutschen Raum variieren können. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass diese Erhebung die Christen nicht erfasst, die keine Kirchenmitglieder sind und deren Anteil im nichtkirchlichen Christentum[3] vermutlich einen hohen Prozentsatz ausmacht.

3 Gründe für ein Christentum ohne Kirche

Nachfolgend möchte ich auf einige Ansichten eingehen, die sich mit den Gründen für nichtkirchliches Christentum befassen. Die drei Autoren, auf die ich mich stützen werde, bieten jeweils verschiedene Gründe für dieses Sachverhalt an. Nachdem ich die drei Grundgedanken vorgestellt habe, möchte ich sie abschließend beurteilen.

3.1 Ein Erbe der Aufklärung - Trutz Rendtorff

In seinem Buch „Christentum ohne Kirche - Konkretionen der Aufklärung“ legt Rendtorff dar, dass das nichtkirchliche Christentum aus der Aufklärung hervorgegangen ist und als eigene Form des Christentums Geltung erhalten muss.

Als die zwei Hauptargumente der christlichen Aufklärung erwähnt Rendtorff folgende: Zunächst kam in der Aufklärung der Protest gegen all jene kirchlichen Lehren auf, die der Mensch nicht nachvollziehen kann, weil sie mit den eigenen Erfahrungen nicht erklärbar sind. Wer in seinem Leben nie eine Jungfrau hat gebären sehen, der kann nicht verstehen, dass die Geburt Jesu eine Jungfrauengeburt war. Zwar ging es auch nicht darum, „alles dem absoluten Gesetz der Vernunft zu unterwerfen“[4], aber solche Lehren sollten - bei Unverständnis - nicht einfach nur hingenommen werden. Indem man versuchte, die christlichen Überlieferungen auf neue Art wahrzunehmen, konnten einem auch solche unglaublichen Geschichten einsichtig werden. So soll die Jungfrauengeburt in erster Linie keine wundersame Begebenheit erzählen, sondern verdeutlichen, dass Jesus mit keinerlei Erbsünde belastet war - eine Aussage, deren Einsicht und Annahme viel leichter fällt.

Rendtorff erwähnt weiterhin, dass nur durch die kritische Betrachtung der kirchlichen Lehre diese „angemessen bewahrt und fortgeführt werden“[5] kann. Das Christentum sei nur deshalb noch in unserer Gesellschaft präsent, weil die Aufklärung die Einheit von Christentum und Annahme aller kirchlichen Lehre aufgehoben hat. Wer heute wegen naturwissenschaftlichen und biologischen Entdeckungen dem Schöpfungsbericht keinen Glauben mehr schenkt, muss deshalb nicht seinen gesamten Glauben aufgeben. Man kann auch ein guter Christ sein, ohne der Kirche und der Überlieferung in jedem Punkt Recht zu geben. Das nichtkirchliche Christentum von heute geht aus eben jener Überlegung hervor. Die Kritik und damit die Distanzierung von der Kirche unter Beibehalt des Glaubens ist durch die Aufklärung möglich geworden und kann heutzutage nur deshalb geschehen.

[...]


[1] Alle Aussagen in diesem Kapitel sich auf die Ergebnisse der 4. EKD-Erhebung. Vgl. EKD, Kirche: Horizont und Lebensrahmen, S. 14, S. 16, S. 23, S. 26.

[2] EKD, Kirche: Horizont und Lebensrahmen, S. 26 (Tabelle 9).

[3] Unter nichtkirchlichem Christentum verstehe ich sämtliche Christen, die zur Kirche keinen oder nur sehr wenig Bezug haben - unabhängig davon, ob sie Kirchenmitglied sind oder nicht.

[4] Rendtorff, Christentum außerhalb der Kirche, S. 14.

[5] Ebd., S. 15.

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Gründe für ein Christentum ohne Kirche
Université
Dresden Technical University
Cours
Kirchenreform zwischen Folkloreverin und heiligem Rest
Note
3+
Auteur
Année
2005
Pages
16
N° de catalogue
V37147
ISBN (ebook)
9783638365765
Taille d'un fichier
473 KB
Langue
allemand
Mots clés
Gründe, Christentum, Kirche, Kirchenreform, Folkloreverin, Rest
Citation du texte
Caroline Dorn (Auteur), 2005, Gründe für ein Christentum ohne Kirche, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37147

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