Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsbestimmung: E-Learning – Blended Learning
3 Kommunikation und Kommunikationsmodelle
3.1 Definition
3.2 Kommunikationsmodelle
4 Computervermittelte Kommunikation (cvK)
4.1 Vorteile von computervermittelter Kommunikation
4.2 Nachteile von computervermittelter Kommunikation
5 Besonderheiten medienvermittelter Kommunikation
5.1 Reichhaltigkeit und Passung
5.2 Synchronizität
5.3 Kosten und Nutzen
6 Voraussetzungen für virtuelle Lehr-Lern-Szenarien
6.1 Konzeption virtueller Lehr-Lern-Szenarien
6.2 Beschreibung des Lernszenarios
6.3 Vergleich von Theorie und Konzept
7 Rahmenbedingungen für erfolgreichen Wissenstransfer
7.1 Die Rolle des Lehrenden
7.2 Die Lernenden
7.3 Der Bildungsträger
8 Lösungsansätze und Strategien
9 Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
E-Learning durchläuft momentan eine Hochphase, weil damit die Hoffnung verbunden wird, „Wissen zielgerichteter und vor allem kostengünstiger zu vermitteln“. Viele Überlegungen zum E-Learning im 21. Jahrhundert gehen davon aus, dass schulisches Lernen wesentlich anders sein könnte als in der Vergangenheit und dass ein Wandel der Rahmenbedingungen in diesem Zusammenhang notwendig sein wird (Stangl, 2013, S. 1). Die Prognosen über die Entwicklung des E-Learning und des Blended Learning driften weit auseinander. Von Euphorie bis zu hoher Ernüchterung finden sich alle Vorhersagen. Sie werden aber mit hoher Wahrscheinlichkeit in Zukunft eine immer wichtigere Rolle spielen, weil immer mehr internet- und intranetbasierte Systeme nutzen und sich Wissensmanagementsysteme nach und nach durchsetzen werden. Blended Learning Konzepte werden ihre Stärke letztendlich dann voll zutage bringen können, wenn sie in ganzheitliche Organisations- und Personalentwicklungskonzepte eingebettet werden. Die Zeit der standardisierten Qualifizierungslösungen in reiner Präsenzform neigt sich dem Ende zu. Es wird immer mehr differenzierte Lernlösungen geben, die die Lerner nach ihren individuellen Bedürfnissen dann nutzen, wenn sie einen Qualifizierungsbedarf haben. Damit verändern sich die Anforderungen an die Lerner, die Entwickler und Begleiter von Lernsystemen fundamental. Diese Veränderungsprozesse benötigen aber Zeit, umso wichtiger ist, rasch damit zu beginnen (Bastiaens, 2013, S. 68). Ziel dieser Hausarbeit ist es, anhand relevanter theoretischer Ansätze die notwendigen Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz eines virtuellen Lehr-Lern-Szenarios zu beschreiben. Dazu werden am Anfang der Arbeit die Begriffe E-Learning und Blended Learning erläutert und anschließend die verschiedenen Kommunikationsmodelle präsentiert. Im Kapitel vier werden die Besonderheiten computervermittelter Kommunikation (cvK) erklärt und deren Vor- und Nachteile erläutert. Im nächsten Kapitel werden die Besonderheiten medienvermittelter Kommunikation besprochen, anschließend werden Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz von virtuellen Lehr-Lern-Szenarien dargestellt. Im folgenden Kapitel werden die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Wissenstransfer auf Seiten der Lehrenden, der Lernenden und der Bildungsträger dargestellt, anschließend werden Lösungsansätze und Strategien angedacht, bevor die Arbeit mit dem Fazit beendet wird.
2 Begriffsbestimmung: E-Learning – Blended Learning
Mit dem Einsatz digitaler Medien entsteht eine Lernkultur, die auf selbstverantwortlichem Lernen und kooperativen Problemlösen gründet und damit zu umfangreichen Änderungen in Organisationen führt. Da es keine einheitliche Meinung darüber gibt, was man unter E-Learning versteht, kann man E-Learning als elektronisches Lernen bezeichnen, also Lernen mit digitalen Medien, das „auf der Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien basiert“ (de Witt, 2005, S. 1). Mit dem in dieser Arbeit verwendeten Begriff virtuelles Lehr-Lern-Szenario ist eine E-Learning-Umgebung gemeint. Mit Blended Learning meint man eine Mischung von Online-Lernen und traditionellen Präsenzveranstaltungen (de Witt, 2005, S. 2). Nach Bleed (2001) reicht diese Definition nicht, vielmehr sollte Blended Learning als eine Möglichkeit gesehen werden, Kurse als eine Kombination von physikalischer und virtueller Instruktion zu planen und zu entwickeln (Vaughan, 2007, S. 82). Ein Blick auf die unterschiedlichen Lehrformen zeigt, dass Blended Learning als Methode betrachtet werden kann, in der die Vorteile von Online-Learning, wie Flexibilität, mit den Vorteilen von Präsenzveranstaltungen, wie soziale Eingebundenheit, verbunden werden (Hinze & Blakowski, 2003).
3 Kommunikation und Kommunikationsmodelle
Der Grundvorgang zwischenmenschlicher Kommunikation ist schnell erklärt. Ein Sender, der etwas mitteilen möchte, verschlüsselt sein Anliegen in erkennbare Zeichen, eine Nachricht. Der Empfänger versucht, diese Nachricht zu entschlüsseln. Im Normalfall stimmen gesendete und empfangene Nachricht überein, so dass eine Verständigung stattgefunden hat. Erfolgreiche Kommunikation und damit erfolgreicher Austausch von Wissen hängt maßgeblich von der richtigen Medienwahl ab. Daher ist für Lehrende genau zu überlegen, wann und in welchem Zusammenhang ein bestimmtes Medium geeignet ist, eine Mitteilung zu vermitteln und wann nicht (Nohr, 2002, S. 2).
3.1 Definition
Nach Boos versteht man unter Kommunikation wechselseitig aufeinander gerichtetes soziales Handeln. Kommunikation ist intentional, also Mittel zum Zweck und stets medienvermittelt. Kommunikatives Handeln bedarf einer Instanz, über die Kommunikation abläuft, der Fachbegriff für diese Instanz ist Medium. Dabei ist festzuhalten, dass es keine unvermittelte Kommunikation gibt, sondern dass jede Kommunikation eines Mediums bedarf, durch das eine Nachricht aufgenommen wird. (Boos, 2011, S. 15 f.).
3.2 Kommunikationsmodelle
Kommunikationsmodelle sind wissenschaftliche Erklärungsversuche, Kommunikation zu beschreiben. Sie erklären, was beim Austausch von Botschaften zwischen Menschen und Gruppen geschieht, wie es zu Missverständnissen oder Konfliktsituationen kommen kann und geben Hinweise, wie man diese vermeiden könnte (Stangl, 2009, S. 1).
Nach Claude E. Shannon und Warren E. Weaver, die mit ihrem linearen Kommunikationsmodell versucht haben, technisch-physikalische Probleme beim Telefonieren zu lösen, „ist Kommunikation umso wahrscheinlicher, je besser es gelingt, die betreffenden Kommunikationswege durchlässig zu gestalten“. Am Anfang des Kommunikationsvorgangs steht ein Sender, der eine Nachricht in Zeichen umwandelt, sie kodiert, damit sie dann durch ein Medium übertragen werden kann. Damit effektiv kommuniziert werden kann, muss der Sender alle Gedanken, Informationen und Absichten in Zeichen übersetzen. Der Empfänger kann mit diesen Zeichen nur etwas anfangen, wenn er diesen Zeichen eine Bedeutung entnehmen kann, er sie dekodieren kann. Während dieses Kommunikationsprozesses kann es zu Störungen kommen, wodurch der Inhalt der Nachricht verzerrt werden kann. Damit eine Nachricht ungestört übermittelt werden kann, ist es unbedingt notwendig, dass Sender und Empfänger über identische Codes verfügen (Görgen, 2010, S 2). Auch wenn es sich um ein technisches Modell handelt, ist es sehr gut geeignet, den Kommunikationsprozess der verbalen Kommunikation darzustellen, da es die wichtigsten Elemente des Kommunikationsprozesses, nämlich Sender, Empfänger, Botschaft und Medium enthält (Boos, 2001, S. 17).
Schulz von Thun unterscheidet vier Botschaften. Einen Sachinhalt, eine Beziehungsaussage zwischen Sender und Empfänger, eine Selbstoffenbarung des Senders und einen Appell an den Empfänger (Boos, 2011, S. 21). In einem alltäglichen Gespräch finden sich alle vier Aspekte dieses Modells in unterschiedlicher Stärke wieder (Mulzer, 2013, S. 1 f.). Wenn ein Zuhörer nur auf einem Ohr eine Nachricht empfängt, kann das entscheidende Auswirkungen auf den Kommunikationsverlauf haben (Görgen, 2010, S. 5). Zu Störungen in der Kommunikation kann es kommen, wenn unter den Partnern einseitig kommuniziert wird, oder wenn die Interpretationen nicht kongruent sind (Boos, 2011, S. 22). Aber auch, wenn unter Partnern permanent halluzinatorische Interpretationen von Aussagen des Gegenübers hinzugefügt werden, kann das zu Kommunikationsstörungen führen (Mulzer, 2013, S. 1 f.).
4 Computervermittelte Kommunikation (cvK)
Die rasche Entwicklung der Computertechnologie und die zunehmende Vernetzung von Computern hat neue Kommunikationsformen und – anwendungen hervorgebracht, die sich von traditioneller interpersonellen Face-to-Face-Kommunikationen deutlich unterscheiden (Hartmann, 2003, S. 674). Boos, Jonas & Sassenberg (2000) definieren computervermittelte Kommunikation (cvK) wie folgt: „Unter cvK soll […] jene Kommunikation zusammengefasst werden, bei der auf Seiten des Senders und des Empfängers einer Botschaft ein Computer zur En- und Dekodierung zum Einsatz kommt“ (Boos et al., zitiert nach Hartmann, 2012, S. 674). CvK kann nach unterschiedlichen Kriterien differenziert werden Die Anzahl und Güte der beteiligten Sinneskanäle beschreibt, ob es sich um textbasierte, auditive oder visuelle Kommunikation handelt. Synchrone und asynchrone Kommunikation bedeutet, einerseits simultane Übermittlung der Kommunikationsinhalte wie im Chat, andererseits zeitversetzt zwischen dem Senden und dem Empfangen einer Nachricht wie etwa beim E-Mail. Die Anzahl der Empfänger gibt an, ob zwei Nutzer miteinander kommunizieren, wie in privaten Chaträumen, oder ob eine Nachricht an viele Nutzer geschickt wird, wie bei öffentlichen Chats oder in Foren (TU-Chemnitz, 2013). Während sich cvK ursprünglich eher auf schriftlicher Basis wie E-Mail oder Newsgroups bewegte, ist in der Zwischenzeit auch die Übertragung von Ton und bewegten Bildern wie Podcasts und Videos möglich und wird auch immer mehr verwendet (Ebner, Schön, Bäuml-Westebbe, Buchem, Lehr & Egloffstein, 2013, S 2 f.).
4.1 Vorteile von computervermittelter Kommunikation
In virtuellen Seminaren ist es möglich, dass Teilnehmer räumlich und zeitlich voneinander unabhängig mit Hilfe asynchroner cvK gemeinsam ein Thema bearbeiten. Damit werden Grenzen herkömmlicher Seminare überwunden, da Kooperation über verschiedene Orte hinweg möglich wird. So ist es möglich, dass spezielle Lehrinhalte, die nur an bestimmten Standorten angeboten werden, für eine größere Anzahl von Studierenden zugänglich wird (Universität Göttingen, 2013). CvK bietet Lernern in virtuellen Lernumgebungen die Möglichkeit zum selbstgesteuerten Lernen, wobei die Lernprozesse vom Lernenden selbstständig geplant und gestaltet werden. Dieses selbst gesteuerte Lernen kann zeit- und ortsunabhängig organisiert werden, die Lerninhalte können individuell ausgesucht werden. Da die Lernenden oftmals räumlich getrennt sind, können sie sich verschiedener Informations- und Kommunikationstechniken bedienen, um orts- und zeitunabhängig zusammenzuarbeiten. Diese Kommunikation kann sowohl synchron als auch asynchron stattfinden. Dabei sind die Inhalte nicht linear stark strukturiert aufgebaut, sondern schwach strukturiert und können vernetzt aufbereitet werden (Narosy & Riedler, 2010, S. 222 f.).
Ein hoher Grad an Anonymität in der cvK wird von manchen Lernenden als positiv empfunden, da er vor Vorurteilsbildung und Etikettierungen schützt (Apel & Kraft, 2003, S. 119). Durch diese Möglichkeit zu anonymem Verhalten fühlen sich die Lerner freier und sind emotional ehrlicher. Probleme, die mit der Abwesenheit von sozialen Hinweisen und sozialer Präsenz zusammenhängen, können leichter überwunden werden. Lerner können mit ihrer Selbstpräsentation online strategischer sein (Eichberger, 2011, S. 8 f.).
Aufgrund der vielseitigen Nutzungs- und Interaktionsmöglichkeiten wie Interaktivität, Selbstbestimmung der Lernenden, Vernetzung und Kollaboration, Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden, kann erwartet werden, dass eine höhere Qualität im Lernprozess entsteht und dadurch die Motivation der Lernenden gesteigert wird. So sollen mit Hilfe interaktiver Medien, also synchroner und asynchroner Kommunikationsmittel, Lernende selbstgesteuert und entdeckend lernen. Interaktive Werkzeuge sollen die Beteiligung am Unterricht fördern, Lernende sollen neue Arbeits- und Lerntechniken erlernen, oder von der Möglichkeit profitieren, Medienprodukte zu gestalten. Aber auch die Sicherstellung der Unterrichtsqualität, die Vermittlung von Medienkompetenz oder demokratische Handlungskompetenzen werden als Vorteile von interaktiven Medien genannt (Baumgartner & Herber, 2013, S. 1 f.).
Ein großer Informationsbedarf und die einfache und schnelle Beschaffung von Informationen sind ein weiterer Vorteil der cvK. Außerdem haben die erhaltenen Informationen großen Neuigkeitswert und man ist auf seinem Gebiet immer auf dem Laufenden. Zudem wird der Informationsaustausch durch cvK beschleunigt und eignet sich auch aus diesem Grund sehr gut für einfache Formen der Zusammenarbeit (Boos, 2011, S. 26). Auch im sozialen Kontext spielt die computervermittelte Kommunikation eine bedeutende Rolle (Hartmann, 2012, S. 682). CvK bietet die Möglichkeit zu einer idealisierten Selbstdarstellung, wobei der Nutzer entscheidet, welche Eigenschaften er von sich im Internet preisgeben möchte. Durch die Anonymität der Kommunikation ist es risikolos, persönliche Details von sich preiszugeben. Die Beziehung wird dadurch sehr bald als vertraulich eingestuft, die typischen Stufen der Beziehungsentwicklung werden übersprungen (Meyer, 2013). In gemeinsamen Kommunikations- und Handlungsräumen können gemeinsame Interessen geteilt werden. Regelmäßiger und verbindlicher Informations-Austausch bei zeitlicher und örtlicher Trennung und das Knüpfen weltweiter Kontakte durch cvK ist ein wichtiger Faktor für den Aufbau sozio-emotionaler Beziehungen (Winkler & Mandl, 2004). Die Möglichkeit, sich hinter anderen Namen zu verstecken, eröffnet neue Handlungsspielräume in der Kommunikation mit anderen (Rothe, 2004, S. 376). Diese risikolose Selbstenthüllung dürfte sich auf den Beziehungsaufbau im Internet positiv auswirken. (Hartmann, 2012, S. 683).
Die Möglichkeit, rund um die Uhr miteinander in Kontakt zu treten, kann eine intime hochemotionale Situation schaffen. Speziell für schüchterne und einsame Menschen, die außerhalb des Netzes nur schwer sozialen Kontakt mit anderen aufnehmen können oder wollen, ist das eine ideale Kommunikationsmöglichkeit (Döring, 2003, S. 771).
4.2 Nachteile von computervermittelter Kommunikation
Untersuchungen zu cvK haben gezeigt, dass verschiedene Problembereiche abgeleitet werden können, wie fehlende Gruppenkoordination, fehlende Abstimmung über gemeinsamen Wissenshintergrund, Überangebot an Informationen und fehlende Nachrichtengebundenheit (Apel & Kraft, 2003, S. 119).
Durch den Mangel an nonverbalen und paralinguistischen Elemente entsteht bei der cvK ein geringes Gefühl von sozialer Präsenz. Dadurch wird die Kommunikation unpersönlicher, was aggressives und ungehemmtes Verhalten begünstigen kann. Je besser ein Medium mehrdeutige Botschaften vermittelt, umso größer ist mediale Reichhaltigkeit. Face-to-Face-Kommunikation ist am reichhaltigsten, da sie viele Kanäle nutzt und ein direktes Feedback zulässt, während cvK diesbezüglich defizitär ist, da viele Kanäle fehlen (Eichberger, 2011, S. 8). Da im Vergleich zu anderen Kommunikationsmedien bei der cvK kaum Kommunikationskanäle zur Verfügung stehen, ist Informationsvermittlung über die cvK nur eingeschränkt möglich. Taddicken (2008) stellt fest, dass ein Vergleich der cvk mit anderen Kommunikationsmedien hinsichtlich der Möglichkeit, Vertrautheit oder Unmittelbarkeit bei den Kommunikatoren herzustellen gering zu bewerten ist. Aber auch die Informationsreichhaltigkeit der Kommunikation und damit die Möglichkeit, komplexe Aufgabenstellungen zu bewältigen, ist bei der cvK als vergleichsweise gering, daher ist die cvK ein reduziertes Kommunikationsmedium. Rein textbasierte computervermittelte Kommunikation erscheint aufgrund der wenigen angesprochenen Wahrnehmungskanäle im Vergleich zur Präsenzkommunikation als defizitär und unpersönlich. Dadurch ermöglicht cvK nur einen geringen Grad an sozialer Präsenz, weil soziale Hinweisreize wie Mimik, Gestik oder Intonation ausgefiltert werden (Ebner et al., 2013, S 2 f.). Ein weiterer Nachteil der cvK besteht in der Vernachlässigung sozialer Normen (Taddicken, 2008, S. 30 f.).
Aufgrund der mangelnden sozialen Präsenz kann es sein, dass sich nicht immer eine Gruppenstruktur herausbildet, in der sich die Lernenden verantwortlich fühlen. Die fehlende Gruppenkoordination bewirkt, dass grundlegende Koordinierungsmaßnahmen, wie die Organisation der Gruppenarbeit in Teilaufgaben vernachlässigt werden und die Zusammenarbeit aufgrund des hohen Zeitaufwandes und schlecht aufeinander abgestimmter Einzelarbeiten ineffizient wird (Hinze, 2003).
Für eine effektive Kommunikation ist eine gemeinsame Basis über einen gemeinsamen Wissenshintergrund notwendig. In der normalen Kommunikation wird die Verständigung, das sogenannte Grounding, verbal oder nonverbal und durch Initiieren eines Wechsels realisiert, was in der cvK aufgrund seiner Eigenarten schwer möglich ist. Das Grounding ist damit in der cvK schwieriger, was dazu führen kann, dass die Kommunikation als langwierig und unfruchtbar empfunden wird. Außerdem wird die Koordination der Arbeitsaktivitäten erschwert, wenn die eigenen Beiträge nicht mit dem Wissen des Empfängers abgestimmt werden können (Hinze, 2003). Jede Kommunikation erfolgt in Zyklen wie Erstellen, Übersenden, Empfangen einer Nachricht, den Empfang bestätigen und die Nachricht beantworten. Diese Zyklen greifen bei der cvK nur selten reibungslos, da die nonverbalen Signale fehlen. So kann es sein, dass ein neuer Zyklus beginnt, bevor ein anderer abgearbeitet ist. Durch diese fehlende Nachrichtenverbundenheit kann es zu ungenügenden inhaltlichen Bezügen von Nachrichten, zersplitterten Dialogen, zu zeitlichen Verzögerungen und insgesamt zu einer unzusammenhängenden Kommunikation kommen (Hinze, 2003). In manchen Applikationen werden Beiträge zeitlich und nicht inhaltlich geordnet. Das kann dazu führen, dass ein neues Thema begonnen wird, bevor eine Frage beantwortet wird und die Diskussion damit oberflächlich bleibt. In der asynchronen cvK ist es schwierig, die zeitliche Koordination zu beachten, was dazu führen kann, dass Beiträge von anderen Lernenden in der Gruppe überhaupt nicht registriert werden (Zumbach, 2003, S. 3.). Für Lerner, die nicht an das Arbeiten mit dem Computer gewöhnt sind, ist textbasierte Kommunikation gewöhnungsbedürftig. Sie erleben computerbasierte Kommunikation als technisch leblos. Emotionale Probleme, die durch physische Isolierung entstehen können, sind bei der Planung und Gestaltung zu berücksichtigen (Apel & Kraft, 2003, S. 119). Durch direkte Interaktion der Lernenden mit der Technik, können speziell bei Anfängern im Bereich der netzbasierten Aus- und Weiterbildung, Probleme mit Interfaces oder der Handhabung synchroner oder asynchroner Kommunikationstools entstehen.
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