Vergleich von Werteorientierungen, Deutungen und Wertungen jugendlicher Subkulturen anhand der Techno- sowie der (rechten) Skinhead-Subkultur


Term Paper, 2013

16 Pages, Grade: 2,3


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsbestimmungen
2.1 Jugend
2.2 Kultur
2.2.1 Subkultur
2.2.2 Jugendkultur
2.2.3 Jugendsubkultur

3 Techno-Subkultur
3.1 Werteorientierung
3.2 Deutungen und Wertungen

4 Rechte Skinhead-Subkultur
4.1 Werteorientierung
4.2 Deutungen und Wertungen

5 Vergleich
5.1 Gemeinsamkeiten
5.2 Unterschiede

6 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Seit vielen Jahrzehnten entwickeln sich jugendliche Subkulturen und verschwinden oftmals wieder nach einiger Zeit. So erging es beispielsweise den jugendlichen Halbstarken in den 50er Jahren und den Hippies der 60er Jahre. Jugendlichen Subkulturen wird sich auch in dieser Hausarbeit gewidmet. Im Folgenden wird ein Vergleich von Werteorientierungen, Deutungen und Wertungen jugendlicher Subkulturen der Techno- sowie der rechten Skinhead- Subkultur angestrebt. Diese beiden Subkulturen sind bewusst ausgewählt worden, weil diese laut Kandlbinder zu den jugendlichen Subkulturen unserer Gegenwart gehören. Zur Auswahl standen zwar noch andere Jugendsubkulturen wie die Rap-Subkultur, die aktuell ist und polarisiert, jedoch würden mehr als zwei jugendliche Subkulturen aller Voraussicht nach den Rahmen dieser Seminararbeit überschreiten. Bei der Literaturrecherche fiel bereits auf, dass die Subkultur der Skinheads sehr vielfältig ist und man diesen Begriff konkretisieren muss. Daher wurde an dieser Stelle entschieden, sich im Folgenden ausschließlich mit rechtsradikalen Skinheads zu beschäftigen, weil diese unter anderem oft in der öffentlichen Diskussion stehen. Daher wird bezüglich der Darstellung der rechten Skinhead-Subkultur insbesondere Literatur von Klaus Farin, Manfred Stock und Dieter Baacke genutzt. Zum Vergleich wird die Techno-Subkultur herangezogen, weil allein die Anzahl an Personen, die sich der Techno-Subkultur bisher angeschlossen haben, enorm ist. Dies wird deutlich, wenn man sich die Teilnehmerzahlen der Technoveranstaltung „Love Parade“ vor Augen führt: zu Anfang der Love Parade im Jahr 1989 waren es lediglich 100 Teilnehmer, nur ein Jahre später waren es bereits etwa 2000 Besucher (Heinrich 2009: 1). Um die Werteorientierungen, Deutungen und Wertungen der Techno-Subkultur darzustellen, wird unter anderem Literatur von Ronald Hitzler, Michaela Pfadenhauer, Dieter Baacke und Roland Eckert herangezogen. Letztlich ist es sowohl eine Politik als auch Soziologie übergreifende Thematik und eignet sich somit als Thema einer Hausarbeit im sozialwissenschaftlichen Studium. Das Erkenntnisinteresse liegt darin, die Werteorientierungen, Deutungen und Wertungen der Techno- sowie der Skinhead-Kultur zu beschreiben und zu erläutern und im Anschluss daran die Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten darzustellen und zu verdeutlichen.

2 Begriffsbestimmungen

Im Rahmen dieser Hausarbeit ist es notwendig, einige Begriffe zu definieren. Dies gilt insbesondere für Schlüsselbegriffe, die im unmittelbaren Zusammenhang zur angeführten Thematik stehen und somit oft in dieser Arbeit verwendet werden. Zudem sollen die Begriffsbestimmungen zum besseren Verständnis des Gesamtkontextes beitragen.

2.1 Jugend

Bei dem Versuch, „Jugend“ bzw. „Jugendliche“ zu definieren, treten einige Probleme auf. Dies stellt auch Jakob Kandlbinder fest. Er sagt, es gebe keine Prototypen von Jugendlichen, zudem seien sie Teil sozialer Netzwerke und es bestehe die Möglichkeit, sie beispielsweise nach Alter, Reife oder Persönlichkeit einzuteilen. Jedoch sei jeder einzelne Jugendliche ein einmaliges Individuum und es lasse sich nicht verhindern, diese starr einzuteilen, wenn man über sie schreibt. „Die Jugend“ gibt es also nicht, denn dazu ist dieser Begriff zu vielförmig. Man versuche aber einen größtmöglichen gemeinsamen Nenner als Basis zu finden (Kandlbinder 2010: 11). Das Bundesministerium für Justiz definiert laut Jugendgerichtsgesetz eine Person als jugendlich, die […] vierzehn, aber noch nicht achtzehn ist. Als Heranwachsender wird bezeichnet, wer […] achtzehn, aber noch nicht einundzwanzig Jahre alt ist. Als junger Volljähriger zählt eine Person, die 18, aber noch nicht 27 Jahre alt sind und als junger Mensch wird man eingestuft, solange das 27. Lebensjahr noch nicht erreicht ist. Zuletzt schlägt Kandlbinder als weitere Möglichkeit zur Begriffsbestimmung vor, Jugend als Lebensphase anzusehen sodass der Begriff „Jugend“ nicht durch eine Festlegung einer Altersspanne bestimmt wird. Somit sei Jugend also eine Übergangsphase, in der man nicht mehr Kind, aber auch noch nicht als Erwachsener gilt. Die Übergangsphasen beschreibt er als zwei Übergänge. Zum einen den Übergang vom Kind zum Jugendlichen, der sich beim Eintreten der Geschlechtsreife abzeichnet und zum anderen den Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen, der von der Aufnahme einer dauerhaften Berufstätigkeit und der Heirat gekennzeichnet ist. Da der Eintritt in das Berufsleben und Heirat zeitlich auseinanderfallen können, wird mit jungen Erwachsenen für die unverheirateten Berufstätigen eine neue Kategorie eingeführt (Kandlbinder 2010:12). Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass die eben beschriebene Übergangsphase gemeint ist, wenn im Folgenden das Wort Jugend verwendet wird.

2.2 Kultur

Um den Begriff Kultur zu beschreiben, wird folgende Darstellung des Soziologen Laszlo A. Vaskovics herangezogen:

„[…] die Summe gesellschaftlicher Regelsysteme in ihrer Verwobenheit, inklusive der darin enthaltenen Normen und Werte, versteht die Soziologie unter dem Begriff ´Kultur´. Oder anders ausgedrückt: ´Kultur´ lässt sich definieren als gesamte Konfiguration von Verhaltensmustern, Rollen, Institutionen, die den Angehörigen einer Gesellschaft gemeinsam sind.“ (Vaskovics 1994: 12)

Es ist anzumerken, dass es unzählige Versuche von Definitionen über Kultur gibt, allerdings sind diese so vielzählig, dass es den Rahmen dieser Arbeit exorbitant überschreiten würde, noch mehr Beschreibungen anzugeben, um eine vollständige Begriffserklärung zu erzielen.

2.2.1 Subkultur

Da dies ein wichtiger Begriff der Seminararbeit ist, gilt es, diesen ausführlich zu beschreiben. Allerdings ist er auch sehr vielfältig und daher bedarf es mehreren Darstellungen, um diesen Begriff zu verstehen zu können und nachzuvollziehen, warum dieser so vielschichtig ist. Viele Fachbücher geben unterschiedliche Definitionen von Subkultur an. Robert Bell versteht darunter relativ kohärente Systeme, welche innerhalb des gesamten Systems unserer nationalen Kultur eine Welt für sich darstellen. In einem bestimmten Grad unterscheiden sich die Mitglieder einer Subkultur vom Rest der Gesellschaft, weil sie eigene strukturelle und funktionale Eigenheiten entwickeln (in Roth/Rucht 2000:41).

Der eben genannte Grad der Abweichung reicht dabei von bloßen Modifikationen bis zur strikten Gegenposition (Stimmer 1998:502).

Werner Fuchs-Heinritz´ Definition ergänzt, dass sich Subkulturen auch durch ihre Ehrvorstellungen von Kriminellen, die Lebensstile und Wertvorstellungen von Schichten, Klassen und ethnischen Gruppen sowie die Gesellungsformen und expressiven Eigenheiten von Jugendkulturen die Lebensstile und gesellschaftspolitischen Zielvorstellungen von Protestbewegungen auszeichnet (Fuchs-Heinritz 1995:655).

Ergänzend hierzu bietet sich Rolf Schwendters systematischer Zugang zur Beschreibung von Subkultur „Theorie der Subkultur“ (Erstauflage 1971; seitdem einige Bearbeitungen) an.

2.2.2 Jugendkultur

Der Begriff Jugendkultur ist in dieser Hausarbeit ein zentraler Begriff, weswegen besonderer Wert auf diese Begriffsbestimmung gelegt wird. Gerd Reinhold beschreibt Jugendkultur als einen Begriff für Jugendliche, die ihre eigenen Werte, Rituale, Kulturmuster und Lebensstile entwickeln und sich somit von der mittleren und älteren Generation abgrenzen. Im Laufe der Zeit entwickeln die jeweiligen Jugendkulturen neue Stile und Muster. Weiterhin weist Reinhold explizit darauf hin, dass die Entwicklung von Jugendkulturen von sozialer Schicht, Bildung und Interessenlage unterschiedlicher Jugendkulturen abhängen, welche entweder befeindet sind oder sich gleichgültig gegenüber stehen (Reinhold 1992, S.408). Eine Beschreibung von Jugendkultur des Dudens fügt hinzu, dass Jugendkulturen anhand bestimmter Einstellungen, Verhaltensweisen, Lebensentwürfe, Kommunikationsformen, Symbolbildungen, Selbstdarstellungen und Konfliktpotenziale in Abgrenzung von älteren Generationen charakterisiert werden können. Oft spielen hierbei bestimmte Musikformen (z.B. Rock, Pop, Techno) und/oder der Favorisierung bestimmter Markenprodukte (Duden 2006,61f).

2.2.3 Jugendsubkultur

Da dieser Begriff aus Teilen der –wie oben bereits festgestellt- eher schwer definierbaren Begriffe „Jugend“, „Subkultur“ und „Kultur“ besteht, gilt es zu einem Konsens zu kommen, den Baacke und Ferchhoff als die Betonung des Unterschiedes der herrschenden Kultur und jenen jugendkulturellen Richtungen, die sich ausdrücklich von der Normalität abgrenzen und abweichend verhalten sowie von ´unten´ her Widerstand und Veränderung teilweise zulassen und die jeweiligen Stile aus immer unterschiedlichen Elementen zusammengesetzt werden, wird das ´sub´ von den meisten Autoren nicht mehr verwendet, formulieren. (Baacke/Ferchhoff in Schröder/Leonhardt 1998:17)

3 Techno-Subkultur

„6000 Raver können sich nicht irren, höchstens zu wenig Spaß haben.“ Taz, 15.07.1996)

Die jugendliche Techno-Subkultur erreichte Deutschland in den 90er Jahren. Sie ist auch die einzige Jugendsubkultur, an deren Entwicklung Deutschland maßgeblich teilnahm. So gibt es einige einschlägige Diskotheken in Deutschland, die einen hohen Bekanntheits- und Einflussgrad haben (Baacke 1999: 119). Bei dem Begriff Techno handelt es sich um repetitive, elektronisch erzeugte Musik und ist ein vielschichtig, ausdifferenzierter Musikstil (Krischke-Ramaswamy 2010: 189). Daher ist kritisch anzumerken, dass Techno als Oberbegriff wenig präzise ist, da es ein Musikstil mit vielfältigen Untergruppen ist. Es existieren beispielsweise die Musikrichtungen Acid, House, Trance oder Gabber, die sich unter anderem anhand der sogenannten beats per minute (bpM), des Grundschlages und der Soundeffekte unterscheiden (Rösing in Hitzler/Pfadenhauer 2001: 179). Die Anhänger der jugendlichen Techno-Subkultur werden Raver genannt. Deutschlandweit sind es anderthalb bis zwei Millionen, die in regelmäßigen Abständen an Techno-Veranstaltungen teilnehmen sowie zwei weitere Millionen, die Techno-Musik konsumieren (Hitzler/Pfadenhauer 2001: 11).

3.1 Werteorientierung

Die jugendliche Techno-Subkultur orientiert sich an vier zentralen Werten. Dazu zählen Liebe, Friede, Spaß und Einheit (Baacke 1999: 122). Diese Werte gehen Hand in Hand und kommen besonders dann zum Ausdruck, wenn sich Raver zu Tanz-Veranstaltungen in Clubs oder bei Paraden wie beispielsweise der Love Parade treffen. Oft sind diese Werte auch Bestandteil des Mottos der Love Parades, die von 1989-2006 in Berlin stattfanden. Das Motto der ersten Love Parade 1989 war „Friede, Freude, Eierkuchen“ (Heinrich 2009: 1). Die Raver äußern ihren möglichen Protest als verspielte und spaßgeladene Demonstration auf Veranstaltungen wie der Love-Parade und sind als Darstellung der eigenen Lebensgefühle zu verstehen (Kemper 2004: 213). Christine Steffen beschreibt die Atmosphäre auf Techno-Veranstaltungen als friedlich, freundlich und gewaltfrei. Dies ist unter anderem auch darauf zurückzuführen, dass diese Gewaltfreiheit zwar nicht eingefordert, angepriesen oder verteidigt wird (Steffen 1995: 179), sondern sozial kontrolliert und stabilisiert wird (Hitzler/Pfadenhauer 2001: 19). Raver nehmen an Techno-Veranstaltungen teil, weil sie die friedvolle Atmosphäre im Gegensatz zu beispielsweise der Skinhead-Subkultur oder der Punk-Subkultur als erheblich ansprechender und erlebenswerter beurteilen (Kemper 2004: 216). Körperliche Auseinandersetzungen sind meistens auf Drogenhandel oder übermäßigen Alkoholkonsum zurückzuführen. Da die Raver aber friedlich, gewaltfrei und möglichst lange feiern wollen, wird eher wenig Alkohol verzehrt. Eher konsumieren sie sogenannten Partydrogen, zu denen unter anderem Haschisch, Marihuana, psychoaktive Pilze und Ecstasy gehören. Diese wirken euphorisierend und harmoniefördernd (Kemper 2004: 215).

[...]

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Details

Title
Vergleich von Werteorientierungen, Deutungen und Wertungen jugendlicher Subkulturen anhand der Techno- sowie der (rechten) Skinhead-Subkultur
College
University of Göttingen
Grade
2,3
Author
Year
2013
Pages
16
Catalog Number
V372401
ISBN (eBook)
9783668501119
ISBN (Book)
9783668501126
File size
498 KB
Language
German
Keywords
Vergleich, Werte, Wertorientierungen, Deutungen, Techno, rechts, Nazi, Skinhead, Kultur, Subkultur
Quote paper
Johanna Günther (Author), 2013, Vergleich von Werteorientierungen, Deutungen und Wertungen jugendlicher Subkulturen anhand der Techno- sowie der (rechten) Skinhead-Subkultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/372401

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