Er ist der Albtraum eines jeden Schülers und einer jeden Schülerin im Französischunterricht, mit dem sie dennoch bereits im ersten Lehrjahr konfrontiert werden: le complément objet indirect. Anders als im Deutschen wird dieser nicht mit einem Kasus, dem Dativ, wiedergegeben, sondern mit der Präposition à und dem darauffolgenden Objekt. Deshalb ist es nötig, bei jedem Verb dazuzulernen, wie das nachfolgende Komplement konstruiert wird. Zu dieser Kategorie gehören viele Beispiele aus dem Bereich der Kommunikation und des Transfers: donner qc à qn, demander qc à qn, dire qc à qn, envoyer qc à qn, écrire qc à qn etc. Die Liste dieser Verben ist lang und bereitet der Mehrheit der deutschen Muttersprachler zumindest zu Beginn ihrer französischen Sprachkarriere Schwierigkeiten.
Diese Tatsache ist der historischen Entwicklung des Romanischen zu verdanken. Denn wenn man zu dessen lateinischen Ursprüngen, der Wurzel des Französischen, zurückgeht, bildete eine Anzahl an Kasus, von denen jeder einzelne bestimmte grammatische Funktionen übernahm, einen erheblichen Teil der Syntax. Doch gab es in diesem System eine entscheidende Schwachstelle. Viele Fälle besaßen je nach Deklinationsart die gleiche Endung. So kam es, dass die Funktion von Endungen allmählich von Präpositionen übernommen wurde, um dadurch größere Klarheit zu schaffen und eventuelle Missverständnisse zu vermeiden.
Der Wechsel zwischen dem Kasus und ad mit Akkusativ ist durchaus kein Phänomen, was sich erst vermehrt in der nachklassischen Zeit finden lässt. Es dient eine Korpusanalyse der epistulae ad Atticum von Cicero als Datengrundlage. Die Verben dare, mittere und scribere stehen im Mittelpunkt der Betrachtungen. Normalerweise vom Dativ gefolgt, bezeichnen sie einen Akt des Übergebens und des Transfers, ähnlich wie die Verben im Französischen, die mit dem complément objet indirect gebildet werden. Somit sind sie gut für diese Studie geeignet, denn sie repräsentieren sozusagen die Basis für die Entwicklung eines wichtigen Aspekts der französischen Grammatik.
Inhaltsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 ad mit Akkusativ statt Dativ - ein Phänomen des Spätlateins?
2 Kasus und Präposition im Vergleich
2.1 Lateinischer Dativ
2.2 Präposition ad
2.3 Fazit
3 Semasiologische Kategorisierungen
3.1 Nominales und pronominales Komplement
3.2 Finite oder infinite Verbform
3.3 Mündliche oder übertragene Lesart
3.4 Fazit
4 Theorie der Absenz oder Präsenz des Empfängers
4.1 Ausgangsposition
4.2 Hypothese
4.3 Überprüfen der Hypothese an den Belegen aus ad Atticum
4.3.1 dare
4.3.2 mittere
4.3.3 scribere
4.4 Fazit
5 Theorie der Konkretheit oder Abstraktheit der Handlung
5.1 Hypothese
5.2 Differenz zwischen Konkretheit und Abstraktheit
5.2.1 scribere
5.2.2 mittere
5.3 Differenz zwischen Belebtheit oder Unbelebtheit
5.4 Fazit
6 Theorie der Zugehörigkeit des gesendeten Objekts
6.1 Ausgangsposition und Hypothese
6.1.1 mittere
6.1.2 scribere
6.2 Fazit
7 Resümee
Literatur
Primärliteratur
Sekundärliteratur
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