Diese Hausarbeit zeigt die Subjektformierung der Protagonistin Sophie von Sternheim auf. Dabei wird deutlich, dass die bloße Etikettierung als moralisch-empfindsamer Roman diesem nicht gerecht wird. Als methodologischen Grundlagen werden die frühen, machtanalytischen Überlegungen Foucaults zur Entwicklung der Disziplinierungsgesellschaft ab dem späten 18. Jahrhundert eingesetzt, die dieser in seiner Studie 'Überwachen und Strafen' entfaltet. Ergänzend dazu werden als weitere methodologische Grundlagen Foucaults spätere Analysen zur Transformation des ästhetisch-existenziellen Subjektes durch eine Ethik der Selbstsorge herangezogen. Durch die Koppelung der beiden methodologischen Stränge soll im Fazit überprüft werden, ob und wie sich ein modernes Subjekt aufzeigen lässt, welches sich im Modus von Unterwerfung unter die Praktiken der Disziplin ebenso wie selbsterzeugend-frei konstituiert: das gedoppelte Subjekt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eine foucaultsche Funktionsmatrix: Mikrophysik-Disziplin-Selbstsorge
- Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim als foucaultsche Funktionsmatrix
- Das elterliche Landgut: das Bildungsprogramm des mikrophysikalischen Disziplinarsubjektes
- Der Fürstenhof in D.: Disziplinarsubjekt und absolutistische Repräsentationskultur - die Entwicklung zum gedoppelten Subjekt
- Im freien Raum: das gedoppelte Subjekt in der Erprobung
- Der Gasthof auf dem Land und in Vaels
- Im Haus von Madam Hills
- Das Landgut der Lady Summers in England – die,Bleygebürgen“ in Schottland - Seymourhouse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Subjektformierung im 18. Jahrhundert und analysiert Sophie von La Roches „Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim“ anhand foucaultscher Subjektkonzeptionen. Ziel ist es, die Entwicklung des Subjekts der Protagonistin Sophie von Sternheim durch den Prozess der Disziplinierung und Selbstsorge zu untersuchen und das „gedoppelte Subjekt“ aufzuzeigen, das sich im Modus von Unterwerfung und Selbsterzeugung konstituiert.
- Die Bedeutung von Bildung und Selbstbildung im 18. Jahrhundert
- Die Rolle der Disziplinierung in der Subjektformierung
- Die Funktionsweise von Macht und Wissen nach Foucault
- Die Bedeutung von Selbstsorge und Freiheit im Prozess der Subjektformierung
- Die Herausbildung des „gedoppelten Subjektes“ im Kontext von Disziplin und Selbstsorge
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Subjektformierung im 18. Jahrhundert und in den Bildungsroman ein und erläutert den Ansatz der Arbeit, der foucaultsche Subjektkonzeptionen verwendet. Kapitel 2 stellt die relevanten theoretischen Grundlagen von Foucaults Macht- und Wissensanalyse vor, wobei die zentralen Elemente der Disziplinierungsgesellschaft und die Bedeutung der Selbstsorge im Kontext der Subjektformierung beleuchtet werden. Kapitel 3 analysiert die einzelnen Räume, in denen Sophie von Sternheim sich aufhält, und untersucht, wie sie sich im Kontext von Disziplin und Selbstsorge als Subjekt konstituiert. Dabei werden die spezifischen Bildungsprogramme der einzelnen Orte sowie ihre Auswirkungen auf die Subjektformierung der Protagonistin beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die folgenden Schlüsselwörter: Subjektformierung, Disziplinierung, Selbstsorge, Bildung, Bildungsroman, Macht-Wissen-Komplex, „gedoppeltes Subjekt“, Foucaultsche Subjektkonzeptionen, „Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim“. Die Arbeit untersucht die Wechselwirkungen zwischen Disziplinierungsmechanismen und Selbstsorgepraktiken im Kontext der Subjektformierung und analysiert die Konstruktion des „gedoppelten Subjektes“ als eine komplexe und widersprüchliche Form von Individualität.
- Citar trabajo
- Sabine Gesinn (Autor), 2017, Subjektformierung im 18. Jahrhundert. Das gedoppelte Subjekt in Sophie von La Roches "Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374977