In der vorliegenden Arbeit wird der Blick auf den Politiker und späteren Staatspräsidenten Frankreichs Charles de Gaulle und auf die Elemente charismatischer Führung im Gaullismus der V. Republik gerichtet werden. Charismatische Herrschaft, als eine der drei reinen Herrschaftsformen, die Max Weber in seiner Herrschaftssoziologie entwickelt, basiert auf einer besonderen Machtlegitimation durch eben besondere charismatische Eigenheiten eines Führers. Daher soll in einem ersten Schritt diese Herrschaftstheorie nach Weber mit besonderem Blick auf die charismatische Herrschaft erläutert und eine theoriegestützte Analyse des Begriffs des ‚Charismas‘ geleistet werden. Danach wird der Fokus vertieft auf die charismatische Führerpersönlichkeit de Gaulles und sein politisches Handeln gerichtet werden. Da zwischen letzterem und den jeweiligen zeitlichen Umständen ein fast zwingender Zusammenhang dadurch erkennbar ist, dass de Gaulle in außergewöhnlich problematischen Situationen vor Entschlossenheit, Seelengröße und Trotz gegenüber seinen Kontrahenten strotzte, soll als Leitfaden dieser Arbeit die Geschichte Frankreichs zwischen 1945 und 1970 dienen, die de Gaulle die Ausgangssituation verschaffte, die er benötigte, um einer für sein Charisma anfälligen Gesellschaft entgegenzustehen. Die geschichtlichen Umstände erwiesen sich für de Gaulle als Basis für seinen sicherlich verdienten Ruf des Befreiers der Nation und Gründers der Republik, den er sich durch eine gekonnte Selbstinszenierung erschuf. Daher soll chronologisch ein Gesamtüberblick über die Faktoren gegeben werden, die zur Entwicklung der charismatischen Situation bei de Gaulle beitrugen und dessen politisches Vorgehen auf seine charismatischen Eigenschaften untersucht werden. Es wird sich zeigen, dass es immer wieder Situationen gab, die de Gaulles Legitimierung zum Präsidenten und charismatischen Führer favorisierten und letztendlich dazu führten, dass de Gaulle zur Widerstandslegende und zum Symbol für ein freies und mit neuem Selbstbewusstsein versehenes Frankreichs werden konnte und auch noch heutzutage in den Köpfen und Herzen der Franzosen seinen Platz hält.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Max Weber und die drei reinen Typen der Herrschaft
- Begriffliche Erläuterung von Charisma
- Historisch-politische und soziokulturelle Voraussetzungen in Frankreich für das Entstehen einer charismatischen Situation zu Zeiten de Gaulles
- Das Ende des 2. Weltkriegs und die Besatzung Frankreichs durch die Deutschen
- Der 18. Juni 1940 und seine Bedeutung
- Die politisch instabile IV. Republik in Frankreich
- Die Auswirkungen des Algerienkrieges und der Inflation
- Beurteilung der Ausgangslage für das Aufkommen einer charismatischen Führerschaft
- De Gaulle und die V. Republik: das Charisma qua Amt und die dominierende Stellung des Präsidenten in der Verfassung der V. Republik
- Das politische Führungsinstrumentarium des Staatspräsidenten: Referenden, Medien, Reden und Provinzreisen
- De Gaulle und die plebiszitäre Führerdemokratie
- De Gaulles Konzept des charismatischen Führers
- Die Lösung des Konfliktes in Algerien
- Die Verfassungsänderung von 1962 und Neuwahlen im Jahre 1965
- Die Krise von 1968 und das Ende der Herrschaft de Gaulles
- Ausblick: Kontinuität und Omnipräsenz: Das Weiterleben des Präsidenten Charles de Gaulle nach seinem Tod
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Elemente charismatischer Führung im Gaullismus der V. Republik. Dazu wird zunächst die Herrschaftstheorie von Max Weber mit besonderem Blick auf die charismatische Herrschaft erläutert und der Begriff des „Charismas“ theoriegestützt betrachtet. Anschließend wird der Fokus auf die charismatische Führerpersönlichkeit de Gaulles und sein politisches Handeln gerichtet. Die historische Entwicklung Frankreichs zwischen 1945 und 1970 wird als Leitfaden genutzt, um den Zusammenhang zwischen den außergewöhnlichen Umständen und dem Auftreten des Charismas de Gaulles aufzuzeigen. Die Arbeit untersucht, wie historische Ereignisse zu de Gaulles Legitimierung als charismatischer Führer und zur Entstehung eines neuen Selbstbewusstseins in Frankreich beitrugen.
- Die Bedeutung der Herrschaftstheorie von Max Weber für die Analyse des Gaullismus
- Die Entstehung und Entwicklung des Charismas von Charles de Gaulle
- Der Einfluss der politischen und soziokulturellen Umstände in Frankreich auf das Auftreten des Charismas von Charles de Gaulle
- Das politische Führungsinstrumentarium des Staatspräsidenten und seine Rolle in der V. Republik
- Die Kontinuität und Omnipräsenz des Charismas von Charles de Gaulle in der französischen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert den Kontext, in dem sich das Charisma von Charles de Gaulle entwickelte. De Gaulles politische Karriere wird kurz zusammengefasst, wobei sein Engagement im Zweiten Weltkrieg, seine Rolle als Chef der Provisorischen Regierung und seine maßgebliche Rolle bei der Gründung der Fünften Republik hervorgehoben werden.
- Max Weber und die drei reinen Typen der Herrschaft: Dieses Kapitel präsentiert die Herrschaftstheorie von Max Weber und erklärt die drei reinen Typen der Herrschaft: legale Herrschaft, traditionelle Herrschaft und charismatische Herrschaft. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der charismatischen Herrschaft, die auf der besonderen Machtlegitimation durch charismatische Eigenheiten des Führers beruht.
- Begriffliche Erläuterung von Charisma: In diesem Kapitel wird der Begriff des „Charismas“ analysiert und theoriegestützt definiert. Es werden verschiedene Aspekte des Charismas, wie die besondere Ausstrahlung des Führers, die emotionale Bindung der Gefolgschaft und die Fähigkeit zur Mobilisierung der Massen, diskutiert.
- Historisch-politische und soziokulturelle Voraussetzungen in Frankreich für das Entstehen einer charismatischen Situation zu Zeiten de Gaulles: Dieses Kapitel analysiert die historischen und politischen Umstände in Frankreich, die die Entstehung einer charismatischen Situation zu Zeiten de Gaulles begünstigten. Dazu werden Ereignisse wie das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Besatzung Frankreichs durch die Deutschen, die politisch instabile IV. Republik, der Algerienkrieg und die Inflation betrachtet. Es wird gezeigt, wie diese Ereignisse de Gaulles Aufstieg zum charismatischen Führer förderten.
- De Gaulle und die V. Republik: das Charisma qua Amt und die dominierende Stellung des Präsidenten in der Verfassung der V. Republik: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle von Charles de Gaulle in der V. Republik und analysiert die Ausgestaltung des Präsidentenamts. Es werden die politischen Instrumente des Staatspräsidenten, wie Referenden, Medien, Reden und Provinzreisen, untersucht und ihre Bedeutung für die Durchsetzung der politischen Ziele de Gaulles hervorgehoben. Es wird auch auf die plebiszitäre Führerdemokratie und De Gaulles Konzept des charismatischen Führers eingegangen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der charismatischen Führung von Charles de Gaulle in der V. Republik. Wichtige Themen und Konzepte sind: Herrschaftstheorie von Max Weber, charismatische Herrschaft, Legitimität, politische Führung, Staatsform, V. Republik, politische Instrumente, Referenden, Medien, Reden, Provinzreisen, plebiszitäre Führerdemokratie, Algerienkrieg, Inflation, Frankreich, Geschichte, Geschichte des 20. Jahrhunderts.
- Citation du texte
- Katharina Kölbach (Auteur), 2014, Charles de Gaulle und seine charismatische Führung im Gaullismus der V. Republik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375947