Die Sozialismuskonzeption deutscher Sozialdemokraten und schwedischer Sozialisten

Eine Studie der Vor- und Zwischenkriegszeit anhand der Konzepte des Organisierten Kapitalismus, der Wirtschaftsdemokratie und des Volksheims hinsichtlich des Einflusses deutscher Theorien auf schwedische Sozialisten


Thèse de Master, 2017

108 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Ausgangssituation
2.1. Allgemein
2.2. Deutschland
2.3. Schweden

3. Persönlichkeiten
3.1. Deutschland
3.1.1. Rudolf Hilferding
3.1.2 Fritz Naphtali
3.1.2. Karl Kautsky
3.1.3. Otto Bauer
3.1.4. Max Adler
3.2. Schweden
3.2.1. Gunnar Myrdal
3.2.2. Ernst Wigforss
3.2.3. Per Albin Hansson
3.2.4. Gustav Möller
3.2.5. Hjalmar Branting

4. Ausgewählte Konzepte der Vor- und Zwischenkriegszeit
4.1. Organisierter Kapitalismus
4.2. Wirtschaftsdemokratie
4.3. Volksheim
4.4. Vergleich

5. Deutsche Konzeptionen in der schwedischen Politik
5.1. Sozialpolitik
5.2. Wohnungsbaupolitik
5.3. Familienpolitik

6. Schlussbetrachtung

7. Literaturverzeichnis

8. Quellenverzeichnis
8.1. Internetquellen

9. Personenregister

10. Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

Von Philosophen wird oft als Menschen gesprochen, die vornehmlich ältere Herren mit grauen Haaren in schlecht sitzenden Anzügen sind, die sich damit beschäftigen, Probleme zu lösen, die es ohne sie gar nicht gäbe. Wenngleich dieser scherzhafte Ausspruch die Gruppe der Philosophen in unzulänglicher Weise charakterisiert, beinhaltetet er ein Körnchen Wahrheit, indem die Menschheit seit ihrer Entstehung vor der Aufgabe gestanden hat, sich mit Problemen zu beschäftigen und diese zu lösen, welche sie selbst geschaffen hat.

Die Einführung der industrialisierten Produktion und einer kapitalistischen Wirtschaft, so effizient diese in ökonomischer Hinsicht waren und sind, brachte jedoch auch Probleme mit sich, die politisch adressiert werden mussten. Dies geschah lange Zeit nicht, weil die politischen Systeme der betreffenden Länder noch nicht oder nicht ausreichend daraufhin ausgelegt waren, dass die hauptsächlich betroffenen Arbeiter und Bauern ihre Interessen hätten nachhaltig und wirkmächtig artikulieren können. Einen Hauptgrund für die politische Unmündigkeit der Arbeiterschaft sahen sozialistische Theoretiker in der ungerechten und zunehmend ungerechter werdenden Verteilung wirtschaftlicher Mittel, aus denen in kapitalistischen Systemen ökonomische und politische Macht erwächst.[1] Demzufolge musste die Arbeiterklasse darauf hinwirken, eine Alternative zum bestehenden System zu entwickeln und anzubieten. In großen Teilen sah sie diese im Sozialismus. Auf dem Weg hin zu diesem Fernziel brachen jedoch Meinungs- und Richtungsstreitigkeiten aus, welche die Arbeiterbewegung und deren Wirkung verlangsamte und spaltete.

Ob eine Veränderung mittels einer Revolution, durch viele kleine Verbesserungen und Justierungen zugunsten der Arbeiter (und einer Mehrheit in der Bevölkerung) in Form des Reformismus oder gar anhand einer Preisgabe des Ziels im Revisionismus eingeleitet werden sollte, war seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stark umstritten. Die deutsche Sozialdemokratie, die damals als ein Motor der europäischen Arbeiterbewegung angesehen werden kann, entwickelte bemerkenswerte Konzepte, um sowohl eine gerechtere Gesellschaft als auch eine stärkere Demokratie zu erkämpfen. Jedoch gab es auch in anderen Ländern solche Bestrebungen.

In vielen Forschungsgebieten beklagen Wissenschaftler die Auswirkungen von Sprachbarrieren. Themen, denen man sich in der eigenen Muttersprache oder in der Lingua franca der heutigen Welt, Englisch, nähern kann, sind oftmals viel besser bearbeitet als Themen, die durch den Schleier einer Sprache, die von einer relativ kleinen Gruppe von Menschen gesprochen wird, verdeckt werden. Für die skandinavischen Anrainerstaaten gilt dies leider auch. In dieser Arbeit soll der Versuch unternommen werden, diese Forschungslücke ein wenig zu verkleinern, sofern es um den schwedischen Wohlfahrtsstaat und das Konzept des Volksheims geht.

Vergleichend werden hierzu zwei entscheidende Konzepte deutscher Sozialdemokraten herangezogen, die in etwa zur gleichen Zeit entstanden sind. Zum einen handelt es sich dabei um den Organisierten Kapitalismus von Rudolf Hilferding und zum anderen um die Wirtschaftsdemokratie von Fritz Naphtali. Das Ziel dieser Studie ist, herauszuarbeiten, wie die Sozialismuskonzeptionen der deutschen und schwedischen Sozialisten in der Vor- und Zwischenkriegszeit aussahen, worin sie übereinstimmten, worin sie sich unterschieden, ob die deutschen die schwedischen Konzepte beeinflusst haben und falls ja, wie groß dieser Einfluss war und woran er festgemacht werden kann. Natürlich unterschieden sich Voraussetzungen und Gegebenheiten in Deutschland und Schweden, weswegen eine Ceteris-paribus-Situation zu keiner Zeit gegeben war. Um aber einen zu vertretenden Vergleich anstellen zu können, erachte ich die Gegebenheiten als hinreichend.

Im Folgenden werde ich zunächst die historische Situation in den beiden Ländern, insbesondere hinsichtlich der Lage der jeweiligen Arbeiterbewegung, darstellen und die Strategien und Handlungen ihrer parlamentarischen Vertretung in den politischen Systemen aufzeigen. Das nächste Kapitel widmet sich den politischen und theoretischen Führungspersönlichkeiten aus Deutschland und Österreich, denen ich in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle und enorme Bedeutung beimesse. Im Übrigen befinden sich in der Gruppe der Deutschen zwei Österreicher, die jedoch in dieser Arbeit wegen ihrer deutschen Muttersprache und der kulturellen Verbundenheit der beiden Völker unter dem Oberbegriff deutsch subsumiert werden.

Im Anschluss sollen explizit die drei Konzepte inhaltlich kurz zusammengefasst, dargestellt und in Relation zueinander gebracht werden. Im darauffolgenden Teil habe ich fünf, meines Erachtens nach, charakteristische Punkte aufgeführt, die stellvertretend aber expressis verbis exemplarisch für das schwedische Volksheim stehen. Auf den Gebieten der Sozial-, Wohnungs-, Familien-, Bildungs- und Agrarpolitik sollen die Maßnahmen, welche die schwedische Arbeiterpartei bei der Errichtung des Wohlfahrtstaates ergriffen hat, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu den deutschen Konzepten mittels konkreter politischer Direktiven aufgezeigt werden.

Durch diese Vorgehensweise und diese Punkte gilt es, die Verbindungen zwischen den Parteien der Arbeiterbewegung in Deutschland und Schweden auszuloten. Nicht nur anhand ähnlicher Gedankenmuster, vergleichbarer politischer Maßnahmen oder persönlicher Kontakte und Erfahrungen des Führungspersonals. Die Raison d' Ê tre der Studie wird hoffentlich im besseren Verständnis der internen Beziehungen der sozialistischen Bewegung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und in der Erweiterung der Perspektive auf die Erfindung und Entwicklung des schwedischen Wohlfahrtsstaates liegen.

2. Ausgangssituation

2.1. Allgemein

Bereits im 18. Jahrhundert begann sich in England eine neue Art der Produktion von Waren auszubreiten. Sie sollte sich im darauffolgenden Jahrhundert entfalten und auf den Kontinent übergreifen. Die Industrielle Revolution veränderte schlagartig die Lebenssituation von Millionen von Menschen. Traditionsreiche Berufe verschwanden von einem Tag auf den anderen. Von Menschen erlernte und lange ausgeführte Tätigkeiten wurden nun von Maschinen verrichtet. Heinrich Heine hat bspw. das Leid der Weber hinlänglich thematisiert. Sich an diese veränderte Situation anpassend, wandelte sich auch die Art zu wirtschaften und eine neue Form des Waren- und Geldaustausches entstand, namentlich der Manchesterkapitalismus.

In den aus dem Boden sprießenden Fabriken entstand nun ein erheblicher Bedarf an Arbeitskräften. Deren Einsatz hatte einen enormen Anteil an der Schaffung des Mehrwertes, wenngleich sie in keinster Weise an den Gewinnen beteiligt wurden, weil ihnen sowohl der Besitz an Boden als auch und im Besonderen der Besitz an Produktionsmitteln fehlte. Darüber hinaus waren sie unorganisiert und es mangelte ihnen an politischen Druckmitteln, da sich oftmals jemand finden ließ, der sich aus ohnehin schon bestehender ökonomischer Not bereit fand, dieselbe Arbeit zu verrichten wie sein Vorgänger. Daher waren die Lebensverhältnisse der Arbeiterschaft sehr schlecht. Die Lebenserwartung war gering, es bestand keine Sozialvorsorge wie etwa bei Krankheit oder Arbeitslosigkeit und die Wohnsituation in den Mietskasernen der großen industriellen Zentren war katastrophal.

Vor diesem Hintergrund war die Evolution der Arbeiterbewegung eine Frage der Zeit. Gestützt auf die Theorien von Marx und Engels breiteten sich sozialistische Ideen aus. Ein Gespenst ging um in Europa, wie es schon im Kommunistischen Manifest hieß.[2] Dennoch unterschied sich die Ausgangslage der Arbeiterbewegung in Frankreich von der in Russland, die in Italien von der in Großbritannien und auch die in Deutschland von der in Schweden, was in diesem Zusammenhang von gesteigertem Interesse ist.

Bei der Betrachtung von internationaler Politik ist es eminent wichtig zu begreifen, dass nicht alle Akteure gleich sind. Manche haben mehr Macht und Einfluss (auf politischem, ökonomischem, diplomatischem und militärischem Gebiet), andere weniger. Selbst bei den Vereinten Nationen gibt es noch im dritten Jahrtausend den Primus inter Pares, die fünf Ersteren oder Gleicheren unter den Gleichen – die ständigen Mitglieder des Weltsicherheitsrates. Demnach wäre es möglich, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass bestimmte Entwicklungen, sofern sie sich in einem, auf den vorher erwähnten Gebieten, mächtigen Land vollziehen, von größerer Wirkmächtigkeit sind und mehr Beachtung erfahren. Darüber hinaus könnte es in einem in diesem Sinne großen Land problematischer sein, revolutionäre Entwicklungen anzustoßen, da die Widerstände vermutlich stärker sind. Auch die geografische Lage eines Landes kann ein Faktor sein. Ein Akteur im Zentrum (Deutschland), mit langen Grenzen und vielen Nachbarn hat mit seinen Aktionen viel schneller und viel größeren Einfluss auf die Handlungen seiner Nachbarn und kann demnach lawinenartige Interaktionen hervorrufen. Ein Akteur an der Peripherie (Schweden) hingegen spielt eine andere Rolle. Sein Wirken hat weniger Gewicht, wird womöglich auch weniger beachtet. Es könnte einfacher sein, eine völlige politische Kehrtwende zu vollziehen. Die wenigen Nachbarn werden vermutlich auch nicht so stark von neuen Entwicklungen und Ideen beeinflusst.[3]

2.2. Deutschland

Nach der gescheiterten Revolution von 1848/49 war es im Schatten des Wiener Kongresses von 1815 den Kräften der Restauration gelungen, die monarchistischen Machtstrukturen in den deutschen Gebieten zu festigen. Sowohl die Einzelstaaten des Deutschen Bundes als auch später des Norddeutschen Bundes, mit Preußen an dessen Spitze, waren in der alten Ordnung verhaftet. Hinzu kam, dass diese Gebiete in der Mitte des 19. Jahrhunderts immer noch stark agrarisch geprägt waren. Dies sollte sich erst mit der einsetzenden Hochindustrialisierung, zusammenfallend mit der Reichseinigung im Spiegelsaal von Versailles, ändern. Die Bildung von industriellen Zentren beschleunigte sich und die Bevölkerungsentwicklung explodierte geradezu. Die Einwohnerzahl des Reiches hatte sich von 1850 bis zum Kriegsausbruch 1914 fast verdoppelt, obwohl es einen großen Strom von Auswanderern, vornehmlich in die Vereinigten Staaten von Amerika, gab.[4]

Hierin ist sicherlich einer der Hauptgründe zu sehen, warum sich in den deutschsprachigen Gebieten, sowohl im deutschen Kaiserreich, als auch in den deutschsprachigen Gebieten des cisleithanischen Landesteils der Donaumonarchie, eine starke Arbeiterbewegung entwickeln konnte. Deutschland stieg in wenigen Jahrzehnten zu einer ökonomischen Großmacht auf. In den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts bildeten sich viele Arbeitervereine und -organisationen, welche in der Gründung der SPD kulminierten. Der stetige und rasche Zuwachs an Mitgliedern, Unterstützern und Sympathisanten zeitigte Reaktionen seitens der Staatsmacht, das bismarcksche Sozialistengesetz war die Folge. Allerdings verfehlte eben dieses seine Wirkung, die Stärke der Arbeiterbewegung wuchs weiter an und es wurde ob seiner Wirkungslosigkeit wieder aufgehoben. Neben diesen Aspekten kam den sozialistischen Publikationen eine immense Bedeutung zu, waren sie doch das Hauptmedium zur Verbreitung, Vermittlung und Erklärung sozialistischer Theorien. In Deutschland (und Österreich) sind hierfür beispielhaft Die Neue Zeit, Die Gesellschaft, Die Freiheit, Kampf und der Vorwärts zu nennen, in denen Hilferding, Naphtali, Kautsky, Bauer und Adler viele Artikel veröffentlichten.

Kurz vor der Jahrhundertwende eskalierte ein bereits länger schwelender Richtungsstreit über den Königsweg zum Sozialismus und spaltete die Arbeiterbewegung. Neben der latenten Auseinandersetzung zwischen revolutionären und reformistischen Kräften kamen nun noch Verfechter des bernsteinschen Revisionismus (oder Materialismus)[5] hinzu. Darüber hinaus sollte die von den führenden Sozialdemokraten zu Beginn des Ersten Weltkrieges propagierte Burgfriedenpolitik das Fass für die pazifistischen und internationalistisch orientierten Mitglieder der Arbeiterbewegung zum Überlaufen bringen.[6] Hinzu kam noch eine unterschiedliche Bewertung der Oktoberrevolution in Russland, wodurch eine Spaltung in Sozialdemokraten bzw. Sozialisten und Kommunisten nicht mehr abzuwenden war.

In den Zwischenkriegsjahren lastete das Erbe des verlorenen Weltkriegs schwer auf der ersten deutschen Demokratie. Nach der Überwindung der durch die Reparationszahlungen aufgebauten Hürden entwickelte sich in den goldenen 20er Jahren eine blühende Wirtschaft, deren Erträge jedoch hauptsächlich in den Taschen oder auf den Konten der führenden Industriekapitäne verschwanden. Hinzu kam durch das Kartell- und Trustwesen zusehends eine Verbindung von Industrie- und Bankkapital, auf welche mit neuen Konzepten reagiert werden musste. Rudolf Hilferding sah im "Organisierten Kapitalismus" die Chance, vonseiten des Staates nun lenkend einzugreifen, weil wegen der monopolartigen Strukturen in manchen Wirtschaftszweigen Impulse nunmehr lediglich von einer Stelle aus gegeben werden konnten. Etwas weniger drastisch dachte sich Fritz Naphtali sein Konzept der Wirtschaftsdemokratie, in der durch mehr Partizipation der Arbeiter, bessere Versorgung und starke gewerkschaftliche Organisation die Lebensverhältnisse und die gesellschaftliche Stellung der Arbeiter peu a peu verbessert werden sollten.

Die Weltwirtschaftskrise machte eine etwaige Umsetzung dieser Konzepte unmöglich, zumal die Sozialdemokratie gegen Ende der Weimarer Republik nicht mehr in Regierungsverantwortung gelangte. Die konservativ-nationalistischen Kabinette und deren Reichskanzler, die fortan lediglich per Notverordnung regierten, waren den an sie gestellten Anforderungen nicht gewachsen und über die brüningsche Deflationspolitik, den Preußenschalg, den Tag von Potsdam und das Ermächtigungsgesetz avancierten sie zum Steigbügelhalter der Nationalsozialisten.

Allerdings trug die von den Kommunisten propagierte Sozialfaschismusthese erheblich dazu bei, eine Einheitsfront der Arbeiterbewegung unmöglich werden zu lassen. Selbst Wilhelm Pieck teilte bereits 1950 die Auffassung, dass die Sozialfaschismusthese der größte strategische Fehler der KPD gewesen sei.[7] Mikael Argenziano bescheinigte ihr, in zwei Ausprägungen zu existieren. Nach der einen wurde die Bourgeoisie gegen die Arbeiterklasse ausgespielt, nach der anderen hatte die Sozialdemokratie die Initiative bei der Unterdrückung der Arbeiterklasse von der Bourgeoisie übernommen. In beiden Fällen würde ein gemeinsames Vorgehen mit den Sozialdemokraten verhindert.[8] Das Ende der mit so vielen Geburtsfehlern und doch als demokratischer Hoffnungsschimmer gestarteten Weimarer Republik markierte eine Zeitenwende. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten trieb viele Sozialisten und Kommunisten in die Emigration, viele wurden in Gefängnisse oder gar Konzentrationslager gebracht, verfolgt und ermordet. Die Chance der Implementierung einer Wirtschaftsdemokratie oder eines Organisierten Kapitalismus in Deutschland war vertan.

2.3. Schweden

Zunächst sei eine Komponente vorangestellt, welche gerade von kontinentaleuropäischen Forschern in Bezug zu Schweden oder ganz Skandinavien oftmals unterschätzt wird, nämlich der Einfluss der schwedischen Gesellschaft und der Landeskultur auf gesellschaftspolitische Entscheidungen. Gunnar Myrdal beschrieb ihn einst so: Die schwedische Kultur hat im Ganzen eine stark rationalistische und technische Neigung. Die Bevölkerung hat trotz eines hoch entwickelten Individualismus vielleicht einen stärkeren Sinn für die kollektive Teilnahme an sozialen Angelegenheiten und ein größeres Gefühl der Verantwortung für das Wohlsein des ganzen Landes als Bevölkerungen anderer Länder besitzen.[9],[10],[11] Dahinter steht eine korporatistische Tradition, welche sich über die Jahrhunderte entwickelte.

Diese Form der Gesellschaftsorganisation wird oftmals als Mittelweg zwischen den Extremen beschrieben. Schon 1936 bescheinigte der Amerikaner Marquis Childs Schweden, auf einem "fairly well-designed middle course" [12] zu sein. Diese Kombination von Faktoren führt zu einer Melange, die Åke Daun "Swedish Mentality" [13] nennt. Jeanne Marie O'Toole charakterisiert diese durch die Herausstellung einiger Merkmale. Es gäbe eine schwedische Bereitschaft zum Kompromiss. Darüber hinaus existiert eine Abneigung, die Sorgen einer Minderheit zu einer Obsession der Mehrheit werden zu lassen. Unumstößliche Grundsätze wären in der schwedischen Politik eher eingeschränkt, ihr würde ein aufrichtiger Idealismus innewohnen.[14],[15]

Neben dem bekannten Amerikaner Marquis Child bereisten etwa zur selben Zeit auch der schwedische Literaturkritiker Fredrik Böök und der in Skandinavien hinlänglich bekannte Reporter Ludvig "Lubbe" Nordström das Land. Die Impressionen, welche sie auf ihren Reisen sammelten, kulminierten in zwei äußerst populären Büchern – Det rika och fattiga Sverige (Das reiche und arme Schweden [Ü.d.V.]) und Lort-Sverige (Schmutziges Schweden [Ü.d.V.]) –, in denen die Zustände im Königreich sowohl eindrucksvoll als auch eloquent beschrieben wurden und als eine Art Sozialreportage angesehen werden konnten.[16]

Die Situation im nordeuropäischen Königreich stellte sich Mitte des 19. Jahrhunderts dagegen anders dar. Während der Stern des verspäteten Nationalstaates aufzugehen und ein deutsches Jahrhundert bevorzustehen schien, befand sich Schweden eher im Abschwung. Die "Stormaktstiden" (Großmachtszeit [Ü.d.V.]) war lange vorbei und im Konzert der europäischen Mächte spielte Schweden keine entscheidende Rolle. Obwohl Schweden, ähnlich wie Deutschland, im 19. Jahrhundert noch agrarisch geprägt war, gab es große Unterschiede, sowohl in der Frage der Landwirtschafts- als auch der Industrieentwicklung. Die meisten Bauern lebten zwar auch in ärmlichen Verhältnissen, aber ihre rechtliche und auch gesellschaftliche Position war gegenüber der Situation in Deutschland erheblich besser. Die in Kontinentaleuropa lange praktizierte Leibeigenschaft war in Schweden längst nicht mehr gebräuchlich, bildeten doch die schwedischen Bauern seit dem Mittelalter den vierten Stand.[17],[18]

Allerdings litten auch sie unter den großen Hungersnöten, denen sich das Königreich im ganzen 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts ausgesetzt sah. Von 1850 bis etwa 1930 hatte Schweden ein enormes Auswanderungssaldo und es gab in diesem Zeitraum mindestens fünf signifikante Auswanderungswellen, die das Land hart trafen, wenngleich die Bevölkerung aufgrund der hohen Geburtenrate weiterhin stetig wuchs. Etwa ein Fünftel der Bevölkerung verließ Schweden, was auch im Vergleich mit anderen europäischen Ländern extrem viel war und selbst bei Konservativen und Liberalen Sorge bezüglich eines potenziellen zukünftigen Arbeitskräftemangels auslöste.[19] Dieser Entwicklung sollten erst die Weltwirtschaftskrise und der damit verbundene Einbruch der Geburtenrate ein Ende setzen. Zu jener Zeit entwickelte sich die sozialdemokratische Bevölkerungspolitik des Volksheims myrdalscher Prägung, insbesondere unter der Berücksichtigung der von den Myrdals in deren Buch Kris i befolkningsfrågan [20] von 1934 aufgeworfenen Fragen. [21]

Zuvor war Schweden jedoch in eine isolationistische Phase verfallen. Im Gegensatz zur stark hugenottisch geprägten Einwanderungsphase erreichten neue, fortschrittliche Ideen und Techniken das Land mit Verzögerung. Dies führte unter anderem zu einer verspäteten Industrialisierung (ab 1890), ähnlich wie in der Donaumonarchie, wenngleich die Bodenschätze (Erz und Kohle) im Übermaß zur Verfügung standen. Von Vorteil war dagegen, dass sich der Urbanisierungsprozess in Schweden, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Staaten, geordneter und geräuschloser vollzog, da sich gewisse Zivilisationsprobleme in Schweden nicht stellten. Jeanne Marie O'Toole machte in ihrer Dissertation an der Universität Chicago folgende fünf Faktoren dafür verantwortlich. In Schweden herrschte eine ungewöhnliche Homogenität in Gesellschaft, Kultur, Sprache, ethnischer Zusammensetzung der Bevölkerung und Religionszugehörigkeit vor.[22],[23] Helga Schultz erklärt dies so:

"Schwedische Forscher heben begünstigende historische Bedingungen hervor, die den nationalen Integrations-Diskurs bestärkt haben: Das traditionelle Bündnis der Krone mit der Bauernschaft gegen die Aristokratie, die Selbstverwaltungstradition, die Schwäche des Großbürgertums, die lutherische Volkskirche und die Freikirchen." [24]

Gegen Ende der 1880er Jahre änderten sich die gesellschaftlichen Voraussetzungen. Die schwedischen Sozialisten organisierten sich, gründeten Vereine, Parteien und Zeitungen. Mittels des damals wirkmächtigsten Massenmediums wurde die politische Agitation durchgeführt. In- und ausländische Sozialisten veröffentlichten Artikel, vornehmlich in den einschlägigen Presseorganen Social-Demokraten (Sozialdemokrat, [Ü.d.V.]), Tiden (Zeit, [Ü.d.V.]), Fram (Vorwärts, [Ü.d.V.]) und Stormklockan (Sturmglocke, [Ü.d.V.]). Nachdem 1905 die erzwungene Union mit Norwegen friedlich aufgelöst wurde, 1909 ein schwerer Generalstreik die Wirtschaft des Landes zum Stillstand brachte und 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, wuchs der Reformdruck auch im neutralen Schweden immens.

1917 sollte zum Schicksalsjahr der schwedischen Sozialdemokratie werden. Im Februar spaltete sich die SAP, im März brach in Russland die Revolution aus, Hungersnöte und Lebensmittelverknappungen trafen das Land, Hungeraufstände und Meutereien entflammten, zwei konservative Regierungen brachen zusammen, eine Neuwahl der zweiten Kammer des Reichstages fand statt und schließlich vollzog sich die Bildung einer liberal-sozialdemokratischen Regierungskoalition im Oktober, welcher die Aufgabe zufallen sollte, die parlamentarische Demokratie in Schweden zu etablieren.[25] Diese acht zusammenfallenden Ereignisse in lediglich einem Jahr waren der Wendepunkt für die schwedische Arbeiterpartei. Der seit mehreren Jahren schwelende Streit zwischen Revolutionären und Reformisten verursachte ein Schisma in der Führung der SAP, welches unweigerlich zu Machtkämpfen führte. Der revolutionäre Flügel war im Aufwind, der Zeitgeist schien mit ihm zu sein, doch vermochte er es nicht, eigene Vertreter in Führungspositionen zu bringen. Zeth Höglund, Fredrik Ström und Karl Kilbom waren stark von den revolutionären Sozialisten in Deutschland beeinflusst und standen darüber hinaus in direktem Kontakt mit Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Des Weiteren nahmen Zeth Höglund und Ture Nerman an der Zimmerwald-Zusammenkunft, einem klandestinen konspirativen Treffen revolutionärer Sozialisten ganz Europas, teil, um ihre Optionen zu diskutieren und das weitere Vorgehen möglichst europaweit zu koordinieren. Dennoch sollte auch der schwedischen revolutionären Fraktion kein Glück bei der Herbeiführung einer Revolution beschieden sein. Sie vermochte es weder, den langjährigen Parteiführer zu stürzen, noch den Aufstieg der zweiten sozialistischen (und reformistischen) Generation, namentlich Per Albin Hansson und Gustav Möller, abzuwenden.[26] Fredrik Ström fasste die Lage der revolutionären Linken im Herbst 1915 dahingehend zusammen:

"The struggle between left and right within socialism is not simply a Swedish occurrence but an international one. It comes driven by the world war, in nearly all the world's socialist parties." [27],[28]

Nach dem Verlust vieler revolutionärer Mitstreiter aber gleichzeitig befreit von dem Ballast des parteiinternen Richtungsstreits war es den nun dominierenden reformistischen Kräften möglich, die SAP an die Macht zu bringen. Sie stellte in den 1920er Jahren mehrfach den Ministerpräsidenten und war an einigen Koalitionen beteiligt. In dieser Zeit brachte die Volksheim-Rhetorik Hanssons, der nach dem Tod Brantings 1927 zum Wortführer der SAP-Reichstagsfraktion und 1928 zum Wortführer der ganzen Partei wurde, den entscheidenden Vorteil gegenüber den deutschen Genossen. Während sich die Rhetorik in Deutschland permanent rassistisch, nationalistisch und völkisch auflud, gelang es in Schweden, sie mit sozialen und demokratischen Inhalten zu belegen. So entriss Hansson den Konservativen den Volksheim-Begriff. "Die Sozialdemokraten wurden Nationalisten, und die Nation wurde sozialdemokratisch" [29], weil die Verbesserung der Lebensumstände des ganzen schwedischen Volkes, nicht länger nur der Arbeiterklasse, zum primären Ziel erklärt wurde. Ein archimedischer Punkt für die schwedische Sozialdemokratie.[30]

Dauerhaft an die Macht sollte die SAP jedoch erst ab 1932 gelangen. Den Ausgangspunkt hierfür bildete ein bedauerliches Ereignis, die Schüsse von Ådalen. Nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, mit den verheerenden Folgen auch für Schweden (Zusammenbruch von Schlüsselindustrien, Banken und Handelsnetzwerken), kam es zu einer Massenarbeitslosigkeit.[31] Der Streik wurde in Arbeitskämpfen immer öfter zum Einsatz gebracht, wobei die schwedischen Arbeiter im europäischen Vergleich dieses Mittel bereits in den 1920er Jahren deutlich öfter anwandten als ihre europäischen Pendants und schon 1902 nahm ein Demonstrationsstreik wegen einer Reichstagsdebatte einen Umfang von 120.000 Arbeitern an.[32] Im Mai 1931 brachte die konservative Regierung Militär gegen 3.000 bis 4.000 Demonstranten zum Einsatz, von den Schusswaffen wurde Gebrauch gemacht, fünf Arbeiter starben und die Stimmung kippte.[33]

1932 gelang es Hansson, ein stabiles Bündnis mit der Bauernpartei zu schließen. So wurden die schwedischen Bauern nicht nur zu einem Koalitionspartner ad interim, sondern auch zu einem verlässlichen Partner beim Aufbau des Volksheims, wenngleich sich die Zusammenarbeit auf einen Kuhhandel gründete. Der Bauernpartei wurden umfassende und langjährige Preisgarantien für landwirtschaftliche Erzeugnisse zugesichert, im Gegenzug gelang es in Schweden, eine wirksame Arbeitslosenversicherung zu implementieren. Darüber hinaus wurde die öffentliche Hand befugt, eigenständig Arbeitsprogramme aufzulegen, wodurch die Folgen eines Arbeitsplatzverlustes drastisch abgemildert werden konnten. Hinzu kam, dass in einem einzigartigen Modell den Gewerkschaften die Aufgabe überantwortet wurde, die Verwaltung der Arbeitslosenversicherung zu übernehmen. Diese Machtverschiebung ermöglichte es den schwedischen Gewerkschaften, einen außerordentlich hohen Organisationsgrad zu erlangen. Den Schlussstein bei der Errichtung der "solidarischen Lohnpolitik" legten der Zentralverband der Gewerkschaften (LO) und der Arbeitnehmerverband (SAF) 1938 im Kurort Saltsjöbad, indem einerseits zugesichert wurde, den Arbeitsfrieden zu wahren, und andererseits ausgemacht wurde, Tarifvereinbarungen an der Obergrenze der Marktlöhne auszurichten.[34],[35] Bo Stråth bezeichnete, ein wenig germanozentrisch und anachronistisch, die 1930er Jahre als "eine Stunde Bad Godesberg in Skandinavien".[36]

Die "Bad Godesberger-Stunde" leitete eine Phase vierzigjähriger Regierungsverantwortung für die schwedische Sozialdemokratie ein, in der sie ihre gesellschaftlichen Vorstellungen in der Praxis entwickeln konnte. Nicht, indem sie als Interessenvertreterin der Arbeiterklasse dem schwedischen Volk das Volksheim oktroyierte, sondern indem sie mit temporären Alliierten in demokratischer Weise und unter Vermittlung der eigenen Vorstellung die schwedische Gesellschaft reformierte und das skandinavische Land zu einem der am weitesten ausgebauten Wohlfahrtsstaaten der Welt machte.

3. Persönlichkeiten

Eine Auswahl von prägenden und beachteten Politikern, Wissenschaftlern oder Schriftstellern, die in gesellschaftspolitischen Debatten große Wirkmächtigkeit erlangt haben, ist aus mannigfaltigen Gründen oftmals kompliziert, schwer durchzuführen und bietet stets Angriffspunkte für Kritiker. Egal wie sehr die Thematik durchdrungen wurde und wie groß der Radius des Personenkreises war, welcher in Betracht gezogen wurde, besteht die Gefahr, Menschen unbeachtet zu lassen oder sich ihnen nicht hinreichend zu widmen, die von anderer Seite bei der Beschreibung eines Vorgangs als essenziell erachtet werden. Darüber hinaus ist jede von Menschen vorgenommene Einteilung, auch bei großem und umfänglichem Wissensstand, letztendlich meinungsgetränkt.

Ich werde im Folgenden die von mir getroffene Auswahl begründen und aufzeigen, warum ich sie in dieser Form vorgenommen habe. Sowohl auf deutscher als auch auf schwedischer Seite gibt es mehrere entscheidende Wortführer sozialdemokratischer bzw. sozialistischer Gruppierungen, deren Hauptanliegen eine Neuordnung der Wirtschaftspolitik und eine Reorganisation bestehender Besitz- und Eigentumsverhältnisse war.

Von zentraler Bedeutung im deutschsprachigem Raum sind meines Erachtens Rudolf Hilferding, Fritz Naphtali, Karl Kautsky, Otto Bauer und Max Adler. Rudolf Hilferding analysierte in dem bereits 1910 herausgegebenen Werk Das Finanzkapital[37] die permanent ansteigende Akkumulation und Verflechtung von Finanz- und Industriekapital. Auf dem richtungsweisenden Kieler Parteitag der SPD 1927 erläuterte er den anwesenden Genossen seine Vorstellungen eines Organisierten Kapitalismus, in welchem politische Entscheidungsträger Einfluss auf ökonomische Weichenstellungen durch Kartelle und Trusts in monopolistischen Strukturen erhalten sollten. Fritz Naphtali sekundierte 1928 mit seinem Buch Wirtschaftsdemokratie[38], in welchem er demokratische Elemente in Unternehmen implementieren wollte, um auch in einer kapitalistischen Wirtschaft den reformistischen Kräften Erfolge im Kampf für die Interessen der Arbeiterklasse – wie etwa in Form des Betriebsrätegesetzes – in Aussicht zu stellen. Diese Theorie wurde sogleich von August Thalheimer, aufseiten der revolutionären Kräfte positioniert, einer scharfen Kritik unterzogen.[39] Eine herausragende Stellung in der Theorieentwicklung- und popularisierung hatte zu jener Zeit sicherlich Karl Kautsky inne, wenngleich sein Wirken oft auf die Kontroverse mit Eduard Bernstein reduziert wird. Von immenser Bedeutung war sein Handeln in der von ihm gegründeten Wochenzeitschrift Die Neue Zeit, in welcher er und andere Autoren theoretische Überlegungen über die Entwicklung hin und zum Sozialismus anstellten und gleichzeitig den einfachen Arbeitern ein gedankliches, theoretisch-sozialistisches Grundgerüst an die Hand gaben. Die Historikerin Helga Schultz nennt ihn den "Lehrer des Marxismus".[40] Darüber hinaus hatten austromarxistische Strömungen beachtliche Auswirkungen auf die deutsche Sozialdemokratie. Wenngleich das deutschsprachige Österreich weder vor dem Ersten Weltkrieg (als Teil der K.-u.-k.-Doppelmonarchie) noch danach (als Deutschösterreich/Republik Österreich) ein Teil des Deutschen Reiches war, sollen deren wichtigste Vertreter auf diesem Gebiet einbezogen werden. Deutsch wird hierbei ganz in der Verfahrensweise des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation als Lingua franca benutzt. Demnach ist das verbindende Element nicht die Staatlichkeit, sondern die deutsche Sprache. Zu bedenken sind an dieser Stelle auch die historischen Verbindungen von Sozialdemokraten und Sozialisten seit den Anfängen der Entwicklung der Arbeiterbewegung. Maßgeblich für die Geschicke der österreichischen Sozialdemokratie verantwortlich zeichneten Otto Bauer und sein Adept Max Adler. In diesem Zusammenhang von besonderem Interesse sind deren Einlassungen zur arbeits-, bildungs-, sozial- und wohnungspolitischen Ausrichtung austromarxistischer Prägung.

Auf schwedischer Seite sind aus meiner Warte Gunnar Myrdal, Ernst Wigforss, Per Albin Hansson, Gustav Möller und Hjalmar Branting von Relevanz. Insbesondere die für die Volksheim-Politik verantwortlich zeichnende Trias hatte auf die Sozialisten Schwedens großen Einfluss. Hansson auf politischem Feld, indem er den Volksheim-Begriff den konservativ-nationalistischen Kreisen entriss und ihn als integralen Bestandteil der Rhetorik der SAP installierte. Wigforss kam die wirtschaftspolitische Umsetzung des neuen Konzepts zu, weil er nach der Übernahme der Regierungsverantwortung durch die SAP die Geschicke in Sachen Wirtschaftspolitik leitete. Myrdal, dessen Name vielleicht am stärksten mit dem Volksheim-Begriff assoziiert wird, konzentrierte seine Anstrengungen, gemeinsam mit seiner Frau, auf sozial- und familienpolitische Maßnahmen und leitete hier bahnbrechende Veränderungen ein, wenngleich seine wirtschaftlichen Analysen und Theorien als promovierter Ökonom weiterhin unter schwedischen Sozialisten enorme Beachtung erfuhren. Hinzu kommen noch Gustav Möller, langjähriger schwedischer Handels- und mehrfach Sozialminister und Hjalmar Branting, der Doyen der SAP, der eben diese in den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts politisch salonfähig und demokratisch mehrheitsfähig gemacht hat. Im Nachfolgenden werden die einzelnen Personen, ihre Leistungen und ihre Positionen kurz erläutert.

3.1. Deutschland

3.1.1. Rudolf Hilferding

Rudolf Hilferding wurde 1877 in Wien geboren, studierte an der dortigen Universität Medizin, promovierte im Jahre 1901 und arbeitete zunächst einige Jahre als Kinderarzt. Trotzdem zeigte der vielseitig begabte Hilferding bereits in seiner Jugend reges Interesse an sozialistischen Ideen. An der Universität war der renommierte Staatsrechtswissenschaftler und Soziologe Carl Grünberg, damals außerordentlicher Professor für politische Ökonomie und Mitbegründer der "Frankfurter Schule", einer seiner Lehrer.[41] Der Freundeskreis Hilferdings (Otto Bauer, Karl Renner, Max Adler und Gustav Eckstein) und er selbst kristallisierten sich schnell als führende Persönlichkeiten der austromarxistischen Strömung heraus. Karl Kautsky protegierte ihn, ließ frühe Texte in Die Neue Zeit drucken und avancierte zum Mentor Hilferdings, was einem Ritterschlag gleichkam. Darüber hinaus verteidigte er die Marxsche Werttheorie gegen die gängige akademische Marx-Kritik, pikanterweise hier vorgebracht von einem seiner früheren Lehrer, Eugen Böhm Ritter von Bawerk.[42],[43]

Seine Texte wurden nun auch schnell in der deutschen Sozialdemokratie rezipiert und popularisiert, weswegen Hilferding im Jahre 1906 seinen Wohnsitz von Wien nach Berlin verlegte. An der Parteischule der SPD lehrte er Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte, schrieb für den Vorwärts und gab weiterhin die Marx-Studien mit heraus.[44] Kautsky und Bebel hatten sich dafür verwendet, dass Hilferding seine Lehrtätigkeit aufnehmen konnte, welcher jedoch keine lange Dauer beschieden sein sollte. "Seine Lehrtätigkeit wurde bald von der Ausländerpolizei unterbrochen, die es zu Recht als politische Tätigkeit betrachtete, wenn ein Marxist nicht studierten Arbeitern die Marxsche Kritik der Politischen Ökonomie beibringen wollte; Rosa Luxemburg wurde seine Nachfolgerin." [45]

"Hilferding war ein sehr politischer Ökonom. Für ihn stand der notwendige Zusammenhang von ökonomischer (privater) und politischer (auch staatlicher) Macht im Zentrum jeder Analyse kapitalistischer Entwicklung." [46] 1910 legte er sein Hauptwerk, Das Finanzkapital - Eine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus, vor. In ihm "hatte er die Tendenz zur Überwindung der Anarchie der kapitalistischen Marktökonomie analysiert, die durch Aktiengesellschaften und deren Verflechtungen, durch Kartellierung, Konzernbildung und durch die Organisierung der Finanzmärkte unter der Vorherrschaft (internationaler) Großbanken bestimmt wurden." [47] "Karl Kautsky [...] nannte Hilferdings bedeutendste theoretische Arbeit >>Das Finanzkapital<< eine Erweiterung des zweiten und dritten Bandes des >>Kapital<< von Karl Marx". [48]

Mit Ausbruch des Weltenbrandes, oder "der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" [49], wie George F. Kennan den Ersten Weltkrieg nannte, war er einer der wenigen Sozialdemokraten, die nicht in falscher Nibelungentreue für Kaiser und Vaterland ins Feld ziehen wollten. Folgerichtig setzte er sich vehement gegen die Kriegskredite und deren Bewilligung (und der damit einhergehenden Legitimierung der Kriegsanstrengungen des kaiserlichen Deutschlands) ein, wurde jedoch selbst 1915 als Feldarzt in die K.-u.-k.-Armee eingezogen und diente mit seinen medizinischen Fachkenntnissen bis Kriegsende in einem Lazarett an der italienischen Front. Die Kriegserfahrungen und Enttäuschungen bezüglich der Politik der sozialdemokratischen Führung trugen ihn in die USPD, in welcher er Anfang der 1920er Jahre auch Kontakt zu Hugo Haase bekam und Chefredakteur der Zeitung Die Freiheit wurde.[50]

Wenngleich Hilferding sich zeitweilig von der SPD/MSPD abwandte, sah er die Notwendigkeit, die Spaltung der Arbeiterbewegung zu stoppen, umzukehren und schlussendlich zu überwinden. Dies galt sowohl auf der Ebene der Parteien, der Staaten, der Gewerkschaften als auch der sozialistisch orientierten Publikationen.[51] Die Bündelung der Kräfte der Arbeiterklasse sei zwingend erforderlich, um den Kampf für eine demokratisch-sozialistische Gesellschaft erfolgreich fortzuführen. Eine solch klare Position exponierte ihn und er bot Kritikern aus allen Lagern eine Zielscheibe. Sowohl die Revisionisten (Bernstein), die Revolutionäre (Luxemburg) als auch die Bolschewisten (Sinowjew) arbeiteten sich an ihm und seinen Vorstellungen der Integration aller Flügel in einer "Einheitsfront" ab. Nach der weiteren Fragmentierung der USPD besann sich Hilferding seiner eigenen Vorstellungen, trat wieder in die SPD ein, gab Die Gesellschaft heraus und übernahm politische Ämter. Bereits 1918 war er durch seine Mitgliedschaft in der Sozialisierungskommission mit dem Konzept der Wirtschaftsdemokratie, später von Fritz Naphtali ausgebaut, systematisiert und popularisiert, in Kontakt gekommen. Als zweimaliger Reichsfinanzminister wandte er seine theoretischen Konzepte, soweit es ihm möglich war, in der praktischen Politik an (Einführung der Rentenmark), um die wirtschaftlichen Probleme der Weimarer Republik zu lösen.[52]

Zusätzlich zu seiner Abgeordneten- und Ministertätigkeit verfeinerte und aktualisierte er seine im Finanzkapital aufgestellten Theorien über die Verflechtung von Finanz- und Industriekapital, Kreditwesen und Monopolbildung. Hinzu kam die verstärkte Betrachtung des Trust- und Kartellwesens, was besonders durch die ökonomische Entwicklung dieser Organisationsformen in den "Goldenen Zwanzigern" der Weimarer Republik zwingend erforderlich wurde. Trusts wuchsen lawinenartig und katapultierten einige wenige Manager an die Spitze der Vermögensliste. Es kursierte bspw. in der Bevölkerung der Witz, dass Hugo Stinnes sofort zum Reichspräsidenten gemacht würde. Die einzige Bedingung dafür sei, dass er die ganze Reparationslast des Reiches alleine zu tragen habe. Aus ihnen destillierte er das Konzept des "Organisierten Kapitalismus", in dem ein demokratischer Staat in die Prozesse der Organisation, der Vergesellschaftung und der Planung einer durch und durch kapitalistischen Wirtschaft eingriffe. Seiner These nach bereiteten derlei Veränderungen der Machtorganisation und -mittel des Staates, bei korrekter und gut abgestimmter Anwendung, dem demokratischen Sozialismus den Boden. Spätestens seit dem Kieler Parteitag 1927, auf welchem das Konzept breit diskutiert wurde, wahrscheinlich aber schon seit dem Heidelberger Parteitag zwei Jahre zuvor, prägten diese und ähnliche Vorstellungen die sozialdemokratische Politik in der Weimarer Republik in erheblichem Maße.[53]

Hilferding selbst fasste diese Problematik in seiner Rede in Kiel folgendermaßen zusammen. "Wenn das so ist, dann treten sich klar gegenüber auf der einen Seite die kapitalistische Organisation der Wirtschaft, auf der anderen Seite die Staatsorganisation, und das Problem ist, wie wir ihre gegenseitige Durchdringung gestalten wollen. Das heißt nichts anderes, als daß unserer Generation das Problem gestellt ist, mit Hilfe des Staates, mit Hilfe der bewußten gesellschaftlichen Regelung diese von den Kapitalisten organisierte und geleitete Wirtschaft in eine durch den demokratischen Staat geleitete Wirtschaft umzuwandeln. Daraus folgt, daß das Problem, das unserer Generation gestellt ist, nichts anderes sein kann als der Sozialismus." [54]

3.1.2 Fritz Naphtali

Zeit seines Lebens schlugen zwei Herzen in der Brust Fritz Naphtalis, ein sozialistisches und ein zionistisches. Für jemanden, der wie er im wilhelminischen Deutschland preußischer Prägung geboren wurde (im Dreikaiserjahr 1888), konnte die Tatsache, als Sprössling einer jüdischen Kaufmannsfamilie sozialisiert zu werden, immer wieder (negativ) auf die persönliche Entwicklung Einfluss nehmen. Naphtali arrangierte sich früh mit seiner Herkunft. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre als Kaufmann, besuchte die Berliner Handelshochschule (hörte unter anderem bei Sombart und Jastrow) und schloss seine Studien 1911 als examinierter Diplomkaufmann ab.[55] Im selben Jahr trat er in die SPD ein.[56]

Kurz darauf nahm er nun eine journalistische Tätigkeit auf. Als Wirtschaftsredakteur schrieb er sowohl für die Berliner Morgenpost als auch die Vossische Zeitung, lediglich unterbrochen von seiner Einberufung in die kaiserliche Armee und dem folgenden Einsatz an der Westfront.[57] Von 1921 bis 1926 bekleidete er die gleiche Position auch bei der Frankfurter Zeitung und gab darüber hinaus noch mit Ernst Kahn Die Wirtschaftskurve heraus. Hernach wirkte er an der Berliner Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik als Stellvertreter bzw. Nachfolger des Reichswirtschaftsministers Rudolf Hilferding im Vorläufigen Reichswirtschaftsrat und als Direktoriumsmitglied der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten.[58],[59] Stellungen, die er in seinem zweiten Leben in Israel in ähnlicher Form ebenfalls innehaben sollte. "Naphtalis Tätigkeitsgebiet war dabei vor allem die industrielle Wirtschaft und das Banken- und Geldwesen. Weitgehend auf seine Initiative und seinen Rat zurückzuführen sind die Vorschläge der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften zur Reform des Aktienrechts, insbesondere zur Reform des Kartellrechts und zur Ausbildung einer wirksamen Monopol- und Kartellkontrolle in Deutschland. Auch auf dem Gebiet der Bank-, Geld- und Währungspolitik kommen seine Ideen in vielen Aktionen, Eingaben und Entschließungen der sozialistischen Organisationen zum Ausdruck." [60]

Seit 1925 beeinflusste er die theoretische Debatte in der Sozialdemokratie stark, insbesondere durch das Konzept der Wirtschaftsdemokratie. Hierzu veröffentlichte er 1928 einen Sammelband, in dem er, auch dem Namen nach, ihr Wesen, ihren Weg und ihr Ziel zu beschreiben versuchte.[61] Hierfür nutzte er die Bühne, die ihm der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) bot, und hielt auf dessen Kongress in Hamburg ein viel beachtetes Referat.[62],[63]

So hieß es in der Resolution des ADGB-Kongresses über die Verwirklichung der Wirtschaftsdemokratie: "Die Demokratisierung der Wirtschaft führt zum Sozialismus. Diesen Weg deutlich zu zeigen und die ökonomische und gesellschaftliche Entwicklung auf diesem Wege zu führen, ist eine Aufgabe, die in erster Linie den Gewerkschaften zufällt. Nicht als fernes Zukunftsziel, sondern als täglich fortschreitender Entwicklungsprozeß stellt sich die Umwandlung des Wirtschaftssystems dar. In diesem Entwicklungsprozeß sind der organisierten Arbeiterschaft vielfältige Einzelaufgaben erwachsen. Die Demokratisierung der Wirtschaft bedeutet die schrittweise Beseitigung der Herrschaft, die sich auf dem Kapitalbesitz aufbaut, und die Umwandlung der leitenden Organe der Wirtschaft aus Organen der kapitalistischen Interessen in solche der Allgemeinheit. Die Demokratisierung der Wirtschaft erfolgt schrittweise mit der immer deutlicher sichtbaren Strukturwandlung des Kapitalismus. Deutlich führt die Entwicklung vom kapitalistischen Einzelbetrieb zum organisierten Monopol-Kapitalismus. Damit wurden auch die Gegenkräfte der organisierten Arbeiterschaft und der politisch-demokratisch organisierten Gesellschaft geweckt." [64]

Gekennzeichnet ist seine Vision einer Wirtschaftsdemokratie von reformistischen und in Teilen revisionistischen Vorstellung bezüglich des Sozialismus, den er sich nur als weit entferntes, heeres Ziel vorzustellen vermochte. Auch in der Zeit der Weltwirtschaftskrise hielt er an dieser Meinung fest und versuchte, durch kleine Veränderungen im gegebenen System Verbesserungen der Lebensumstände für viele Millionen Menschen zu erreichen. Die SPD dürfe nicht um jeden Preis an revolutionären Vorstellungen festhalten, sondern müsse sich auf Ideale wie Freiheit und Gerechtigkeit besinnen und durch eben diese den Weg zu vernünftigen Reformen zurückfinden.[65]

Naphtali selbst schloss sein Hauptwerk mit einer Einlassung zu dieser Problematik: "Der Ruf nach Wirtschaftsdemokratie, dessen Begründung in all seinem vielfältigen Inhalt die Aufgabe dieses Buches war, bedeutet keine Änderung in den Zielen der modernen Arbeiterbewegung. [...] Die Klarheit über die nächsten Etappen des Kampfes, die Beleuchtung der neuen Kampffronten, vor die die wirtschaftliche Entwicklung die Gewerkschaften stellt, ist vielmehr das vornehmste Mittel zur Belebung des Kampfwillens der Arbeiterschaft. Die Einsicht, dass jeder kleine Fortschritt zur Demokratisierung der Wirtschaft zugleich ein Baustein ist für die Verwirklichung des grossen Ideals der Zukunft, adelt den Kampf der Gegenwart." [66]

3.1.2. Karl Kautsky

Die Biografie Karl Kautskys kann an dieser Stelle als stellvertretend für die Multinationalität und Internationalität der sozialistischen Bewegungen Europas angesehen werden. Der deutsch-tschechische Kautsky wurde in Prag geboren, hatte eine österreichisch-stämmige Mutter und einen tschechischen Vater. In Prag geboren, alsbald nach Wien verzogen, genoss er eine schulische Ausbildung in der Hauptstadt des, wie Max Adler die K.-u.-k.-Doppelmonarchie Österreich-Ungarn später nennen sollte, "Vielvölkergefängnisses"[67] (auch "Völkerkerker"[68] ), in dem nach der Kritik vieler Zeitgenossen nichts funktionierte, aber irgendwie doch alles funktionierte. Dennoch durchdrang, wie in Robert Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften literarisch perfekt beschrieben, der papierweiße Ärmel der Verwaltung das gesamte Kaiserreich und ermöglichte es auch Kautsky, sich in Schul- und Studienzeit umfassend zu bilden. Im Zuge dieser Studien und seines Interesses an der Pariser Kommune engagierte er sich alsbald in der Sozialdemokratie, insbesondere durch das ver- und abfassen sozialistischer Texte. Hierfür weilte er in der Schweiz (Zürich), wodurch er erste Kontakte zu Wilhelm Liebknecht, August Bebel und Eduard Bernstein knüpfen konnte.[69],[70]

In Die Neue Zeit, dem späteren "Medium seiner Macht"[71], wirkte er in einem weiten Spektrum darauf hin, die klassischen Arbeiter und Sozialdemokraten anzusprechen und sich gleichzeitig von Literaten und Studenten abzusetzen, weil er in der facettenreichen, komplizierten, vielschichtigen und zerfaserten theoretisch-intellektuellen Debatte die Ursache der Spaltung der Arbeiterbewegung ausmachte. Nach Helga Schultz distanzierte er sich expressis verbis von führenden Nationalökonomen, namentlich Gustav Schmoller und Lujo Brentano, welche er despektierlich aber auch absichtlich als Kathedersozialisten titulierte. Darüber hinaus zeichnete er maßgeblich für die theoretisch-grundlegenden Teile des revolutionären neuen Parteiprogramms der SPD von 1891, erarbeitet auf dem Erfurter Parteitag, verantwortlich.[72] Damals noch in enger Kooperation mit Eduard Bernstein, welcher sich eher auf praktisch-taktische Aspekte konzentrierte. Nach dem Ende des bismarckschen Sozialistengesetzes, welches seine Intention völlig verfehlte, und im Fahrwasser des beständigen Anwachsens der Mitglieder- und Anhängerschaft der organisierten Sozialdemokratie schufen sie, unter geschickter Lenkung durch Friedrich Engels, eines der wegweisendsten Programme in der Geschichte der SPD.[73],[74]

Nachdem sich jedoch Bernstein 1898 mittels zweier Artikel in Die Neue Zeit[75] vom ideologischen Endziel des Sozialismus lossagte und der revisionistischen Strömung, unter starkem Einfluss des englischen Fabier-Sozialismus, begann das Wort zu reden bzw. zu führen, fing Kautsky an, stark gegen Bernstein zu argumentieren.[76],[77]

Weder in der reinen öffentlichen Daseinsvorsorge (Munizipalsozialismus) noch in den neu entstehenden Aktiengesellschaften und Trusts sah er eine Vorform sozialistischer Vergesellschaftung, sondern lediglich eine neue Form kapitalistischer Machtakkumulation durch die Verflechtung von Industrie- und Bankkapital, womit er schon ganz nahe an der Argumentationslinie Rudolf Hilferdings sein sollte, der diesen Gedanken zu einem elementaren Bestandteil seines Werkes Das Finanzkapital erhob. Paradoxerweise vermochte er nach erheblichen Lohnsteigerungen, einer starken Arbeitsschutzgesetzgebung, einer Arbeitszeitverkürzung und einer deutlichen Produktionssteigerung bei gleichzeitiger Selbstverwaltung der Arbeiter in demokratischer Selbstorganisation, in Trusts Rationalisierungs- und Konzentrationsvorgänge zu erkennen, die durch planmäßige Produktion (nach Bedarf, nicht nach Gewinn) Vorbildcharakter annehmen könnten.[78]

Interessanterweise geriet Kautsky auf zwei weiteren relevanten Gebieten in einen Richtungsstreit mit den Austromarxisten. Zum einen hielt er, als Gralshüter der marxistischen Lehre, die Verknüpfung von Marxismus und Neukantianismus[79] für abwegig. Heruntergebrochen bedeutete dies, dass er es nicht für nötig erachtete, neben dem historisch determinierten Sozialismus eine weitere Notwenigkeit in Form eines moralischen Gebots aufzubauen. Hierüber entbrannte mit Kurt Eisner und vor allem Max Adler ein Richtungsstreit.[80] Zum anderen führte seine Abneigung gegen den Kommunismus und besonders den Bolschewismus, die ihm Lenins Missgunst und eben durch den russischen Revolutionsführer den Beinamen "Renegat Kautsky" einbrachten, dazu, die faschistische Gefahr zu spät zu erkennen. Die von Otto Bauer, Victor und Friedrich Adler massiv beworbene Einheitsfront gegen diese Bedrohung, wollte oder konnte er nicht unterstützen, da er so sicher davon überzeugt war, dass die Arbeiterbewegung die Oberhand gewinnen würde.[81]

3.1.3. Otto Bauer

Der spätere Führer der österreichischen Sozialdemokratie und Architekt des "Roten Wiens", Otto Bauer, gehörte neben Rudolf Hilferding und Max Adler zu den führenden Austromarxisten. Er wurde 1881 in Wien geboren, verbrachte einen Großteil seiner Jugend in Meran und kehrte nach Beendigung seiner Schullaufbahn zu Studienzwecken nach Wien zurück. An der Universität kam er mit verschiedenen Denkrichtungen in den Fachbereichen Politik, Wissenschaft und Philosophie in Kontakt. Kommilitonen von Bauer waren unter anderem Joseph Alois Schumpeter, Ludwig von Mises und Rudolf Hilferding, Unterricht genoss er darüber hinaus bei Eugen Böhm Ritter von Bawerk, wenngleich er auch familiär bereits in der Pubertät mit sozialistischen Ideen in Kontakt kam.[82]

Vor dem Hintergrund der komplizierten politischen Verfasstheit des habsburgischen Reiches ist auch sein Hauptwerk Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie[83], welches als zweiter Band der Marx-Studien erschien, zu verstehen.[84] Die Marx-Studien gab er mit Karl Renner, Rudolf Hilferding, Max Adler und Gustav Eckstein heraus.[85],[86] Neben den zwei Säulen, der österreichischen und der ungarischen, schien eine Adaption des Systems unabdingbar, sofern man ein Interesse daran hatte, dieses Reich zu erhalten. Eine mögliche Lösung wäre die Konstruktion einer weiteren, dritten, slawischen Säule gewesen. Diese Option verschwand ob des Attentats auf den Erzherzog Franz Ferdinand, der ein Modernisierer war, in Sarajevo und der Erfolg der kriegstreiberischen Bestrebungen Franz Conrad von Hötzendorfs sollten letztendlich das Kaiserreich in Weltkrieg und Untergang führen.

In eben diesen Krieg musste auch Otto Bauer ziehen. Er wurde in Galizien eingesetzt. Die österreichische Sozialdemokratie verfolgte zu Kriegsbeginn mit der Burgfriedenpolitik eine ähnliche Strategie wie die deutsche, wenngleich die Stimmung wegen der katastrophalen militärischen Leistungen der habsburgischen Armee schneller kippte. Drastisch illustriert wurde dieser Stimmungswandel durch das von Friedrich Adler verübte Attentat auf den damaligen Ministerpräsidenten Karl Graf Stürgkh. Otto Bauer befand sich von 1914 bis 1917 in russischer Kriegsgefangenschaft.[87] Um dessen Befreiung durchzusetzen, reiste der schwedische Parteiführer Hjalmar Branting auf Bitten von Victor Adler nach Petrograd, um sich direkt bei der Regierung Kerenski und vermutlich auch bei der dänischen Kommission für die Freilassung Bauers zu verwenden. Während der Zeit bis zur Überführung kam er sowohl mit menschewistischen wie auch bolschewistischen Politikern zusammen, was ihn fortan prägen sollte. So brachte er später mehr Verständnis für die Situation Russlands und das Wirken der Bolschewiki auf, als viele andere westeuropäische Sozialisten und Sozialdemokraten.[88]

In der schwierigen Nachkriegs- und Umbruchszeit übernahmen generell die österreichische Sozialdemokratie und persönlich auch Otto Bauer Verantwortung. Als Vorsitzender der Sozialisierungskommission versuchte er, unter anderem mit Schumpeter, der auch schon mit Hilferding und Kautsky in der deutschen Sozialisierungskommission tätig geworden war, eine vom Gildensozialismus inspirierte Wirtschaftsorganisation einzurichten.[89] "Schließlich erschöpfte sich die Sozialisierungsaktion in der Deklamation, durch den Betrieb gemeinwirtschaftlicher Unternehmen die Konkurrenzfähigkeit einer vergesellschafteten Industrie unter Beweis stellen, ihre Effektivität testen und im >>zweiten Anlauf<< den Wirkungsbereich dieser Wirtschaftsform ausweiten zu wollen. Nach forschem Beginn geriet die Sozialisierung alsbald ins Stocken, kam zum Stillstand und blieb ein Torso." [90]

Auf einem anderen Feld errangen Bauer und die Sozialdemokratie größere Erfolge. In Kooperation mit den Betriebsräten und den Arbeiterkammern gelang es innerhalb kürzester Zeit, unter revolutionärem Druck den Achtstundentag, Mindestlöhne und Arbeitslosen- und Sozialversicherung für die österreichischen Arbeiter zu erkämpfen.[91] "Die [...] durchgeführten Reformprojekte machten Österreich in ganz kurzer Zeit zum fortschrittlichsten Staat der Welt auf diesem Gebiet, wenn man von der Sowjetunion absieht." [92] Kritiker warfen Bauer jedoch vor, mit diesen, in jedem Fall erforderlichen, Reformen ein kapitalistisches Österreich stabilisiert und lediglich ein Minimum anstelle eines möglichen Maximums erreicht zu haben. So sei durch kleinste Zugeständnisse der Monopolkapitalisten der revolutionäre Wille der Arbeiterklasse mindestens beschwichtigt wenn nicht gar gebrochen worden.[93]

Nach dem Ausscheiden aus der Regierung verstärkte Bauer seinen Blick auf programmatische Fragen. Das Parteiprogramm der SDAP, welches 1926 auf dem Linzer Parteitag, noch ein Jahr vor dem Kieler Parteitag der SPD, beschlossen wurde, sollte sich als maßgeblich für die kommenden Jahre erweisen. Es trug klar die Handschrift Otto Bauers, ließ an einem determinierten historischen Weg zum Sozialismus keinen Zweifel und war geprägt von der Auffassung, dass der Staat entsprechend dem Kräfteverhältnis der herrschenden Klassen ein Instrument von Klasseninteressen war.[94] Eine Regierungsbeteiligung der SDAP war für ihn dementsprechend nur dann sinnvoll, wenn ein ungefähres Gleichgewicht der Klassenkräfte – Max Adler teilt seine Vorstellung eines Gleichgewichts an dieser Stelle ausdrücklich nicht, sondern plädiert dafür, von einer gleichen Spannung der Klassenkräfte zu sprechen –[95],[96] herrsche, denn lediglich dann wäre die Sozialdemokratie auch in der Lage, die Interessen der Arbeiterklasse in hinreichendem Maße zu vertreten. Wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt sei, müsse die SDAP Koalitionsangebote ausschlagen, um nicht zum Steigbügelhalter und zum legitimierenden Feigenblatt konservativer und bourgeoiser Politik zu avancieren. Diese Problematik beschäftigte reformorientierte Sozialisten spätestens seit Bernsteins Thesen, den Vorwurf des Revisionismus permanent subkutan vorhaltend. Otto Bauer selbst resümierte hierzu:

"Die Arbeiterklasse unterschätzt die Resultate ihrer eigenen Klassenkämpfe in einer ganzen Geschichtsperiode, wenn sie diese Errungenschaften der reformistischen Arbeiterbewegung auf dem Boden der Demokratie verkleinert. [...] All das, was die reformistische Arbeiterbewegung mittels der Demokratie dem Kapital abringen konnte, hat freilich den Kapitalismus nicht aufgehoben. Aber es hat den Kapitalismus auf eine höhere Stufe seiner Entwicklung gehoben." [97]

Wenngleich die Sozialdemokratie in der Ersten Republik auf nationaler Ebene, nach der revolutionären Phase, in Opposition konservativen Regierungen gegenüberstand, gelang es ihr, auf kommunaler Ebene, ihre gesellschaftlichen Vorstellungen in Realpolitik umzusetzen. Ein leuchtendes Beispiel war das "Rote Wien", in welchem die SDAPÖ mehrfach die absolute Mehrheit errang. Auf diversen Feldern – Bildungspolitik (Arbeiter-Abendschulwesen, Bildungszugang für Frauen und Mädchen, Einheitsschule, Säkularisierung etc.), Finanzpolitik (Luxussteuern, progressive Wohn- und Einkommenssteuer, etc.) Gesundheitspolitik (Gesundheitsfürsorge in Schulen, Mütterberatung, öffentliche Hygieneeinrichtungen, Pflichtuntersuchungen), Sozialpolitik (Kindergärten, Kulturstätten, Vereinswesen), Wohnungsbaupolitik (Zehntausende Wohnungen mit modernen Anschlüssen [Gas, Wasser, Elektro]) – erreichte die Partei entscheidende Verbesserungen für die Lebenssituation zahlreicher Menschen.[98],[99]

[...]


[1] Vgl. Hilferding, Rudolf: Aus der Vorgeschichte der Marxschen Ökonomie, in: Die neue Zeit – Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie. 1911-1912, 1. Band, Heft 10, Stuttgart, 1912, S. 346 u. 351.

[2] Vgl. Marx, Karl; Engels, Friedrich: Manifest der Kommunistischen Partei, Berlin, 1953, S. 5.

[3] Vgl. Münkler, Herfried: Der große Krieg – Die Welt 1914 bis 1918, Berlin, 2013, Die Last der geopolitischen Mitte, S. 688f.

[4] Vgl. Tenfelde, Klaus: Arbeiter im Deutschen Kaiserreich. 1871 bis 1914., Bonn, 1991, S. 18-30.

[5] Vgl. Plechanow, Georgi: Bernstein und der Materialismus, in: Die Neue Zeit, 1897/1898, 2. Band, Heft 44, Stuttgart, 1898, S. 545-555.

[6] Vgl. Bauer, Otto: Integraler Sozialismus, in: Franzke, Michael; Rempe, Uwe (Hrsg.): Linkssozialismus, Texte zur Theorie und Praxis zwischen Stalinismus und Sozialreformismus, Leipzig, 1998, S. 291.

[7] Vgl. Bracher, Karl Dietrich; Funke, Manfred; Jacobsen, Hans-Adolf (Hrsg.): Die Weimarer Republik 1918-1933, Düsseldorf, 1987, S. 525.

[8] Vgl. Argenziano, Mikael: Klasskamp och kulturell "immunitet". Svenska socialisters reaktion inför den italienska facismen 1919-1929., in: Scandia, 61:2, Lund, 1995, S. 200.

[9] Vgl. Helwing, Marcus: Volksheim und Wohlfahrtsstaat Schweden. Das Sozialismuskonzept von Gunnar Myrdal, München, 2016, S. 6.

[10] Vgl. O'Toole, Jeanne Marie: An Analysis of Gunnar Myrdal's Social and Educational Theory, Dissertation, Loyola University Chicago, Chicago, 1972, S. 4.

[11] Vgl. Kaufmann, Franz-Xaver: Variations of the Welfare State Great Britain, Sweden, France and Germany – Between Capitalism and Socialism, Heidelberg, New York Dordrecht & London, 2013, S. 120f.

[12] Etzemüller, Thomas: >>Swedish Modern<<, in: Mittelweg 36 – Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, 6/2009, Hamburg, 2009, S. 49.

[13] Daun, Åke: Swedish Mentality, Pennsylvania, 1996.

[14] Vgl. Helwing, Volksheim und Wohlfahrtsstaat Schweden, S. 7.

[15] Vgl. O'Toole, S. 16.

[16] Vgl. Ottosson, Sten: Sverige som förebild – En diskussion om svenska självbilder med utgångspunkt från tre reseberättelser/reportage från andra hälften av 1930-talet., in: Scandia, 68:1, Lund, 2002, S. 110.

[17] Vgl. Helwing, Volksheim und Wohlfahrtsstaat Schweden, S. 6.

[18] Vgl. Branting, Hjalmar: Die Arbeiterbewegung in Schweden, in: Die neue Zeit – Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. – Nr. 11, 1892-1893, 2. Band, Heft 50, Stuttgart, 1893, S. 709.

[19] Vgl. Schultz, Helga: Transformation – Das schwedische Modell und die Krise des europäischen Sozialstaats, Berlin, 2014, S. 2.

[20] Vgl. Myrdal, Alva; Myrdal, Gunnar: Kris i befolkningsfrågan, Stockholm, 1934.

[21] Vgl. Henze, Valeska: Der schwedische Wohlfahrtsstaat. Zur Struktur und Funktion eines politischen Ordnungsmodells., Arbeitspapiere "Gemeinschaften" des Nordeuropainstituts der Humboldt-Universität zu Berlin, Nr. 19, Berlin, 1999, S. 2.

[22] Vgl. O'Toole, S. 4.

[23] Vgl. Kaufmann, S. 115ff.

[24] Schultz, Transformation, S. 2.

[25] Vgl. Koblik, Steven: Between Reform and Revolution, in: Scandia, 42:2, Lund, 1976, S. 116.

[26] Vgl. Koblik, S. 119f.

[27] Ebenda, S. 120f.

[28] Vgl. Edenman, Ragnar: Socialdemokratiska riksdagsgruppen, 1903-1920, En studie i den svenska riksdagens partiväsen, Uppsala, 1946, S. 165.

[29] Rosenberg, Göran: Volksheim Schweden – Vom Modellstaat des Fortschritts zur verunsicherten Nation, in: Lettre International, Nr. 101, Berlin, 2013, S. 36.

[30] Vgl. Schultz, Helga: Europäischer Sozialismus – immer anders – Karl Kautsky – George Bernard Shaw - Jean Jaurès - Józef Pilsudski - Alexander Stambolijski - Wladimir Medem - Leo Trotzki - Otto Bauer - Andreu Nin - Josip Broz Tito - Herbert Marcuse - Alva und Gunnar Myrdal, Berlin, 2014, S. 454f.

[31] Vgl. Embäck, Theodor: En uppgörelse mellan tradition och modernitet? – Förändringar i den politiska argumentationen från Allmänna valmansförbundets respektive Nya Dagligt Allehandas och Socialdemokraternas respektive Social-Demokratens sida mellan andrakammarvalen 1928-1932., Lunds universitet, Lund, 2012, S. 11.

[32] Vgl. Branting, Hjalmar: Die schwedischen Reichstagswahlen, in: Die neue Zeit – Wochenschrift der deutschen Sozialdemokratie. – Nr. 21, 1902-1903, 1. Band, Heft 2, Stuttgart, 1903, S. 54.

[33] Vgl. Embäck, S. 12.

[34] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S. 454f.

[35] Vgl. Sjöberg, Stefan: Die Schwedische Erfahrung; Der Niedergang des "Volksheimes", Berlin, 2003, in: URL: http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Themen/leftparties/pdfs/Sjoeberg_Schweden_d
.pdf (Letzter Zugriff: 05.03.2017).

[36] Stråth, Bo: Sozialistische Strömungen in Europa nach dem 2. Weltkrieg. Das Beispiel Skandinavien, in: Dowe, Dieter (Hrsg.): Demokratischer Sozialismus in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg – Referate und Diskussionen einer internationalen Konferenz des Gesprächskreises Geschichte der Friedrich-Ebert-Stiftung und des Instituts für Soziale Bewegungen der Universität Bochum in Berlin am 2. Oktober 2000, Bonn, 2001, S. 128.

[37] Vgl. Hilferding, Rudolf: Das Finanzkapital. Eine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus, Nachdruck der Neuausgabe von 1947, unveränderte Wiedergabe der letzten vom Autor herausgegebenen Ausgabe, Wien 1923 – Berlin, 1955.

[38] Naphtali, Fritz (Hrsg.): Wirtschaftsdemokratie – Ihr Wesen, Weg und Ziel, Berlin, 1928.

[39] Vgl. Thalheimer, August: Über die sogenannte Wirtschaftsdemokratie, Berlin, 1928, S. 6.

[40] Schultz, Europäischer Sozialismus, S. 13.

[41] Vgl. Fromm, Eberhard: Rudolf Hilferding – Vom Kinderarzt zum Reichsfinanzminister. in: Berlinische Monatsschrift, 8/1997, Berlin, 1997, S. 65.

[42] Vgl. Krätke, Michael R.: Rudolf Hilferding und der "organisierte Kapitalismus", in: Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft, Heft 199, Dortmund, 2013, S.56f.

[43] Vgl. Smaldone, William: Rudolf Hilferding – Tragödie eines deutschen Sozialdemokraten, Bonn, 2000, S. 13-44.

[44] Vgl. Fromm, S. 66.

[45] Krätke, Rudolf Hilferding und der "organisierte Kapitalismus", S. 57.

[46] Ebenda.

[47] Ebenda.

[48] Fromm, S. 68.

[49] George F. Kennan zitiert nach: Winkler, Heinrich August: Der lange Weg nach Westen, Band 1, Deutsche Geschichte 1806-1933, Sonderausgabe für die Bundeszentrale und die Landeszentralen für politische Bildung, Bonn, 2006, S. 332.

[50] Vgl. Fromm, S. 66.

[51] Vgl. Smaldone, S. 45-81.

[52] Vgl. Fromm, S. 67.

[53] Vgl. Krätke, Rudolf Hilferding und der "organisierte Kapitalismus", S. 58.

[54] Protokoll des Sozialdemokratischer Parteitag 1927 in Kiel mit dem Bericht der Frauenkonferenz, Der Parteitag tagte vom 22. bis 27. Mai im Gewerkschaftshaus zu Kiel und die Frauenkonferenz fand vom 27. bis 29. Mai ebendort statt, Berlin, 1927, S. 168f.

[55] Vgl. zu Stolberg-Wernigerode, Otto: Fritz Naphtali, Neue deutsche Biographie, Band 18, Berlin, 1997, S. 730.

[56] Vgl. Baade, Fritz: in: Heyde, Ludwig (Hrsg.): Internationales Handwörterbuch des Gewerkschaftswesens., Band 2, Berlin, 1932, S. 1136.

[57] Vgl. Schneider, Michael: Fritz Naphtali, in: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Archiv für Sozialgeschichte, Band 34, Bonn, 1994, S. 548.

[58] Vgl. zu Stolberg-Wernigerode, Fritz Naphtali, S. 730.

[59] Vgl. Riemer, Jehuda: Fritz Perez Naphtali – Sozialdemokrat und Zionist., Schriftenreihe des Instituts für Deutsche Geschichte Universität Tel Aviv, Nr. 12, Gerlingen und Tel Aviv, 1991, S. 47.

[60] Baade, S. 1136.

[61] Vgl. Nemitz, Kurt: Die Schatten der Vergangenheit – Beiträge zur Lage der intellektuellen deutschen Juden in den 20er und 30er Jahren, Oldenburg, 2000, S. 133.

[62] Vgl. zu Stolberg-Wernigerode, Fritz Naphtali, S. 730.

[63] Vgl. Tenfelde, Klaus: Gewerkschaften, Wissenschaft, Mitbestimmung – 60 Jahre WSI - Vortrag gehalten auf dem WSI-Herbstforum 2006 – Frankfurt a. M., 2006, S. 7.

[64] Protokoll der Verhandlungen des 13. Kongresses der Gewerkschaften Deutschlands, Abgehalten in Hamburg vom 3. bis 7. September 1928, Berlin, 1928, S. 20ff.

[65] Vgl. zu Stolberg-Wernigerode, Fritz Naphtali, S. 730.

[66] Naphtali, S. 182.

[67] Adler, Max: Politische oder soziale Demokratie, Berlin, 1926, S. 20.

[68] Pfabigan, Alfred: Max Adler (1873-1937), in: Euchner, Walter(Hrsg.): Klassiker des Sozialismus II – Von Jaurès bis Herbert Marcuse, München, 1991, S. 86.

[69] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S. 18f.

[70] Vgl. Gilcher-Holtey, Ingrid: Karl Kautsky (1854-1938), in: Euchner, Walter (Hrsg.): Klassiker des Sozialismus I – Von Babeuf bis Plechanow, München, 1991, S. 233.

[71] Gilcher-Holtey, Karl Kautsky (1854-1938), S. 248.

[72] Vgl. Gilcher-Holtey, Ingrid: Das Mandat des Intellektuellen. – Karl Kautsky und die Sozialdemokratie., Berlin, 1986, S. 67-76.

[73] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S.22f.

[74] Vgl. Ruck, Michael; Dauderstädt, Michael: Zur Geschichte der Zukunft – Sozialdemokratische Utopien und ihre gesellschaftliche Relevanz, Archiv der sozialen Demokratie, Gesprächskreis Geschichte, Heft 90, Bonn, 2011, S. 14ff.

[75] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S.26.

[76] Vgl. Ebenda, S. 27 und Vgl. Gilcher-Holtey, Das Mandat des Intellektuellen., S. 159.

[77] Vgl. Krätke, Michael R.: Ein "unverbesserlicher Marxist". Karl Kautsky und die "Neue Zeit", in: Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft, Heft 196, Dortmund, 2013, S. 65.

[78] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S. 29f.

[79] Vgl. Bauer, Otto: Das Weltbild des Kapitalismus, Frankfurt a. M., 1971, S. 56.

[80] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S. 31

[81] Vgl. Ebenda, S. 43f.

[82] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S.292ff.

[83] Vgl. Bauer, Otto: Die Nationalitätenfrage und die Sozialdemokratie, Wien, 1907.

[84] Vgl. Krätke, Michael R.: Otto Bauer und der "integrale Sozialismus", in: Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft, Heft 198, Dortmund, 2013, S. 58.

[85] Vgl. Ebenda, S. 56.

[86] Vgl. Krätke, Michael R.: Otto Bauer (1881-1938) – Die Mühen des Dritten Wegs, in: Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft, Heft 97, Dortmund, 1997, S. 56.

[87] Vgl. zu Stolberg-Wernigerode, Otto: Otto Bauer, Neue deutsche Biographie, Band 1, Berlin, 1953, S. 645.

[88] Vgl. Saage, Richard: Otto Bauer (1881-1938), in: Euchner, Walter (Hrsg.): Klassiker des Sozialismus II – Von Jaurès bis Herbert Marcuse, München, 1991, S. 168.

[89] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S. 312ff.

[90] Butterwegge, Christoph: Austromarxismus und Staat – Politiktheorie und Praxis der österreichischen Sozialdemokratie zwischen den beiden Weltkriegen, Marburg, 1991, S. 248.

[91] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S. 311.

[92] Butterwegge, S. 248.

[93] Vgl. Butterwegge, S. 248f.

[94] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S. 314.

[95] Vgl. Adler, S. 112-131.

[96] Vgl. Helwing, Marcus: Max Adlers "Politische oder soziale Demokratie". Eine Quelleninterpretation, München, 2016, S. 10f.

[97] Bauer, Otto: Zwischen zwei Weltkriegen? Die Krise der Weltwirtschaft, der Demokratie und des Sozialismus, Prag, 1936, S.104f.

[98] Vgl. Schultz, Europäischer Sozialismus, S. 317ff.

[99] Vgl. Bauer, Zwischen zwei Weltkriegen?, S. 101.

Fin de l'extrait de 108 pages

Résumé des informations

Titre
Die Sozialismuskonzeption deutscher Sozialdemokraten und schwedischer Sozialisten
Sous-titre
Eine Studie der Vor- und Zwischenkriegszeit anhand der Konzepte des Organisierten Kapitalismus, der Wirtschaftsdemokratie und des Volksheims hinsichtlich des Einflusses deutscher Theorien auf schwedische Sozialisten
Université
Ernst Moritz Arndt University of Greifswald  (Politik- und Kommunikationswissenschaft)
Note
2,0
Auteur
Année
2017
Pages
108
N° de catalogue
V375951
ISBN (ebook)
9783668523531
ISBN (Livre)
9783668523548
Taille d'un fichier
1008 KB
Langue
allemand
Mots clés
Sozialismuskonzeption, Sozialdemokratie, Sozialdemokraten, Sozialisten, Organisierter Kapitalismus, Wirtschaftsdemokratie, Volksheim, Rudolf Hilferding, Fritz Naphtali, Karl Kautsky, Otto Bauer, Max Adler, Gunnar Myrdal, Ernst Wigforss, Per Albin Hansson, Gustav Möller, Hjalmar Branting, SPD, SAP, Austromarxismus, Sozialpolitik, Wohnungsbaupolitik, Familienpolitik, Bildungspolitik, Agrarpolitik, Schweden, Folkhemmet, Wohlfahrtsstaat
Citation du texte
M.A. Marcus Helwing (Auteur), 2017, Die Sozialismuskonzeption deutscher Sozialdemokraten und schwedischer Sozialisten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375951

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