Insider und Outsider des Arbeitsmarktes

Eine vergleichende Analyse der Wahlbeteiligung, der Parteiidentifikation und der Policy-Präferenzen zu Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitsmarktpolitik


Seminar Paper, 2017

39 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: ... 3
2. Theoretische Vorbemerkungen und Hypothesen ... 6
2.1.
Differenzierung zwischen Insider und Outsider ... 6
2.2.
Herleitung der Eigenschaften und Policy-Präferenzen... 7
3. Operationalisierung ... 10
4. Empirischer Teil: Analyse und Ergebnisse ... 12
4.1.
Insider/Outsider-Status und Wahlbeteiligung ... 13
4.2.
Insider/Outsider-Status und Parteiidentifikation ... 17
4.3.
Insider/Outsider-Status und Arbeitsplatzsicherheit ... 22
4.4.
Insider/Outsider-Status und Arbeitsmarktpolitik ... 24
5. Konklusion ... 28

3
1. Einleitung:
Über die letzten Jahrzehnte hinweg hat sich ein Phänomen bei der Entwicklung des Ar-
beitsmarktes in Demokratien mit (liberal-)kapitalistischer Marktwirtschaft durchgesetzt.
Dieses Phänomen ist die Dualisierung des Arbeitsmarktes in einerseits Insider, Menschen
mit traditionell als ,,regulär" bezeichnete unbefristete Arbeitsverhältnisse und stark aus-
geprägtem Kündigungsschutz und auf der anderen Seite ,,nicht-regulär" beschäftigte
Outsider, die (unfreiwillig) in Teilzeit arbeiten oder nur über befristete Verträge angestellt
sind. Ein Auslöser für diese Veränderungen der arbeitsmarktlichen Struktur ist unter an-
derem die Globalisierung, die Arbeitgeber und Regierungen dem Druck aussetzt ihre tra-
ditionellen Beschäftigungsstrukturen zu überdenken und zu liberalisieren. Ein weiterer
beschleunigender Faktor ist die andauernde Deindustrialisierung vor allem in den westli-
chen Industriestaaten, sowie die Öffnung des Arbeitsmarktes und der Vernetzung der
Wirtschaft mit freiem Welthandel als Folge der Globalisierung, die zur Ausgliederung
ganzer Industriezweige ins Ausland führten bspw. in der Fertigungsindustrie (vgl. Tal-
geri: 2014: 2). Im gleichen Maße vergrößerte sich der Dienstleistungssektor in den Staa-
ten mit einem hohen Maß an Deindustrialisierung, wodurch zusehends auch Frauen eine
Arbeitsstelle finden konnten. Diese grundlegend positive Entwicklung wird jedoch
dadurch geschwächt, dass weibliche Arbeitnehmer immer noch seltener in Vollzeit ange-
stellt sind als Männer. So waren in der Europäischen Union (EU-28) im Jahr 2015 im
Gegensatz zu 27,5 Prozent der Frauen nur 8,5 Prozent der männlichen Beschäftigten, ge-
messen am Anteil an der gesamten Beschäftigung, in Teilzeit angestellt (vgl. OECD
2017). Dieser Bias wurde bereits in der ursprünglichen Formulierung der Insider-Outsi-
der-Theorie von Lindbeck und Snower (1989) aufgezeigt. Neben dem Geschlecht ist auch
das Alter ein Faktor, der zur atypischen Beschäftigung führen kann. Besonders in der
Altersgruppe von 15-29 Jahren ist es besonders verbreitet unter einem befristeten Arbeits-
vertrag ein Beschäftigungsverhältnis einzugehen (vgl. Schulze Buschoff 2016: 18).
Die Dualisierung des Arbeitsmarktes und die Verbreitung von flexibilisierten Be-
schäftigungsverhältnissen ist jedoch nicht allein ein Phänomen westlicher Demokratien,
sondern zeigt sich auch in anderen Teile der Erde. Als ostasiatische Beispiele sind beson-
ders Japan und Südkorea von der sich verändernden Beschäftigungslage durch die Glo-
balisierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes betroffen. Über den Zeitraum von
1986 bis 2010 stieg der Anteil nicht-regulärer Arbeitsverhältnisse in Japan von knapp
über 15 Prozent auf über 33 Prozent (vgl. Pohl 2014: 271). Eine ähnliche Entwicklung
zeigt sich auch in Südkorea. Dort betrugt der Anteil nicht-regulär Beschäftigter im März

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2014 45,5 Prozent (vgl. Chi et al. 2015: 23). Gerade in Japan und Südkorea ist traditio-
nellerweise die Sichtweise auf eine ,,lebenslange" Anstellung in der gleichen Firma als
Norm angesehen. Der Arbeitgeber und die Kollegen verstehen sich untereinander als eine
,,Unternehmensfamilie", die nicht auf einen häufigen Wechsel des Personals ausgelegt
und nach dem Senioritätsprinzip aufgebaut ist. Einmal ausgeschieden hat ein ehemalig
Festangestellter kaum mehr eine Chance einen ähnlichen Arbeitsplatz in einer anderen
Firma zu finden (vgl. Pohl 2014: 271).
Abbildung 1:
Prozentanteil der Beschäftigten in Teilzeit an den gesamten Be-
schäftigten in ausgewählten OECD-Staaten von 1995 bis 2015
Quelle: OECD (2017), Part-time employment rate (indicator).
Abbildung 1 zeigt die Entwicklung des Anteils der Beschäftigten in Teilzeit in
ausgewählten OECD-Staaten und den Mittelwert über alle OECD-Staaten von 1995 bis
2015. Die beiden englischsprachigen Ländern Großbritannien und Kanada zeichnen sich
durch eine über die Zeit weitgehend stabile Entwicklung aus, die jedoch überdurch-
schnittlich hoch erscheint. Deutschland und Japan habe einen ähnlich ansteigenden Ver-
lauf und erreichten 2015 ein fast identisches Niveau der Teilzeitbeschäftigten. Im Gegen-
satz dazu zeigen sich die Niederlande ein über die Zeit sehr hohes Niveau, das 2015 fast
39 Prozent erreicht und mit Abstand den höchsten Wert darstellt. Als Gegenbeispiel sind
Polen und Lettland aufgeführt, die ein sinkendes Niveau der Teilzeitbeschäftigung auf-
weisen und sich bei etwa sechs Prozent im Jahr 2015 einpendelten. Ein derart niedriges
Niveau an Teilzeitbeschäftigung ist ein gemeinsames Merkmal der Staaten der ehemali-
gen Sowjetunion. Der allgemeine Trend in den Staaten der OECD ist jedoch im Ausbau
1
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2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Kanada
Vereinigtes Königreich
Deutschland
Polen
Lettland
Japan
OECD-Mittelwert
Niederlande

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der Teilzeitbeschäftigung zu sehen, da sich der OECD-Mittelwert um etwa drei Prozent-
punkte auf 16,8 Prozent erhöht hat. In Europa und Japan arbeiten derweil über ein Drittel
aller Beschäftigten in einer atypischen Beschäftigung (vgl. Schulze Buschoff 2016: 2;
Pohl 2014: 271). Es ist fraglich, ob im Lichte einer solchen Ausweitung in manchen Län-
dern noch von der nicht-Regularität einer atypischen Beschäftigung gesprochen werden
kann, oder ob sie sich in Bälde zur Norm erheben wird.
Die oberhalb stattfindende Differenzierung in Insider und Outsider am Arbeits-
markt bekräftigt womöglich jedoch auch die Bildung von zwei distinkten Wählergruppen,
die Parteien mit neuen Herausforderungen für die Ansprache und den Umgang mit ihnen
konfrontiert. Diese Ausarbeitung soll sich jedoch nicht mit der parteipolitischen Seite be-
schäftigen, sondern sie legt den empirischen Fokus auf die Insider- und Outsidergruppen,
deren Eigenschaften was Wahlbeteiligung und Parteiidentifikation anbetrifft respektive
ihren Einstellungen zu bestimmen Policies, die in Kontakt mit dem Arbeitsmarkt stehen
(Arbeitsplatzsicherheit und aktive und passive Arbeitsmarktpolitiken). Die beiden grund-
legenden Forschungsfragen lauten:
a. Wie unterscheiden sich Arbeitsmarktoutsider von Arbeitsmarktinsidern in ihrer
Wahlbeteiligung, ihrer Parteiidentifikation und ihren Policy-Präferenzen zu rele-
vanten Themen des Arbeitsmarkts und zur Arbeitslosigkeit?
b. Bestehen Unterschiede innerhalb der Insider- und Outsidergruppen in den unter-
suchten Variablen?
In den nachfolgenden Kapiteln wird zuerst ein kurzer Überblick über den Forschungs-
stand zum Thema gegeben, woraus dann die spezifischen Hypothesen zu den Forschungs-
fragen abgeleitet werden. Deren empirische Überprüfung findet anhand der Daten aus der
Umfrage zur Role of Government IV des International Social Survey Programme (ISSP)
aus dem Jahr 2006 statt.
1
Das in die Analyse einfließende Sample besteht aus Befragten
aus 25 Mitgliedsländer der OECD
2
, die im Datensatz vorzufinden sind. Ein abschließen-
des Fazit bilden den Schluss.
1
Zum ursprünglichen Datensatz wurden noch weitere unabhängige Variablen hinzugefügt (siehe Anhang).
Die neusten Daten der fünften Welle zur Role of Government aus dem Jahr 2016 sind zum Zeitpunkt der
Erarbeitung dieser Arbeit leider noch nicht verfügbar.
2
Die Befragten stammen aus den Ländern Australien, Chile, Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich,
das Vereinigte Königreich, Irland, Israel, Japan, Kanada, Lettland, Neuseeland, Niederlande, Norwegen,
Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowenien, Spanien, Südkorea, Tschechien, Ungarn und die USA.

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2.
Theoretische Vorbemerkungen und Hypothesen
Bei dem Versuch der Analyse der Beziehung zwischen Insider und Outsider des Arbeits-
marktes begegnet man frühzeitig dem Problem der Differenzierbarkeit der beiden unter-
schiedlichen Gruppen. Seit der ersten Formulierung der Insider-Outsider-Theorie Ende
der 1980er-Jahre (Lindbeck & Snower 1989) gab es eine Vielzahl an Beiträgen, die die
Unterschiede zwischen Insidern und Outsidern anhand von verschiedenen Kriterien zu
erfassen versuchten. Was macht nun aber Insider zu Insider und Outsider zu Outsider?
Eine grundlegende Differenzierung betrachtet die Sicherheit und Stabilität des Arbeits-
verhältnisses. Diejenigen Personen, die dies besitzen, sind Insider und die restlichen sind
Outsider (vgl. Rueda 2005: 63).
2.1.
Differenzierung zwischen Insider und Outsider
In einer kürzlich veröffentlichten Studie von Rovny & Rovny (2017) gehen die Autoren
genau dieser Schwierigkeit auf die Spur und identifizieren in der Literatur zwei Katego-
risierungsansätze, die jeweils zwei Modelle mit sich bringen (vgl. Rovny & Rovny 2017:
163­167). Die erste Kategorisierungsmethode nimmt den aktuellen Beschäftigungsstatus
als bestimmende Dimension bei der Einteilung in Insider und Outsider als Ausgangspunkt.
Das Resultat sind zwei dichotome Kategorien: Insider, die eine sichere und stabile Be-
schäftigung haben und Outsider, denen eben genau diese fehlt. Diese Unterscheidung fin-
det sich bei beispielsweise bei Rueda (2005, 2007).
Eine weitere Operationalisierung, die auf dem aktuellen Beschäftigungsstatus ba-
siert, bietet Emmenegger (2009). Diese bietet jedoch eine Erweiterung im Vergleich zu
Ruedas in dem Sinne, dass eine akkuratere Unterscheidung innerhalb Outsider-Kategorie
stattfindet. Insgesamt definiert Emmenegger fünf Kategorien 1) Arbeitsmartkinsider; 2)
Outsider, die a) in Teilzeit (oder darunter) beschäftigt sind, b) einen zeitlichen begrenzten
Arbeitsvertrag besitzen oder c) zurzeit Arbeitslos sind. Darüber hinaus definiert er noch
die Kategorien der 3) Upscales, die einen Stelle im Management haben, oder hoch aus-
gebildet sind; 4) Selbstständige und zuletzt 5) nicht Beschäftigte (z. B. Studenten, Haus-
frauen/männer und Rentner). Durch die feinere Untergliederung der Outsider, können de-
ren spezifischen Eigenschaften und Präferenzen tendenziell genauer erfasst werden, an-
statt in einer rein dichotomen Anordnung wie bei Rueda.
In Gegensatz dazu stehen die nächsten beiden Methoden zwischen Insidern und
Outsidern zu unterschieden, denn sie stützen sich auf das potenzielle Risiko eines Arbeit-
nehmers in Niedrigarbeit oder Arbeitslosigkeit zu gelangen bzw. das bestehende Risiko,

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welches durch seinen derzeitigen Status erzeugt wird, als Unterscheidungskriterium. Die
erste risikobasierte Einschätzung des Insider-Outsider-Status stammt von Schwander und
Häusermann (2013). Zur Bestimmung der Kategorisierung wird das berufsklassenspezi-
fische Risiko auf ein prekäres Beschäftigungsverhältnis als Kriterium herangenommen.
Dabei spielt die jeweilige Arbeitslosenrate bzw. der Prozentsatz von nicht-regulär Be-
schäftigten in der Berufsklasse die bestimmende Rolle. Anhand dieser Untersuchungs-
methode klassifizieren sie verschieden Insiderberufe und Outsiderberufe deren Risikoein-
schätzungen für alle Individuen innerhalb dieser Berufsklasse gelten. Zudem wird auch
dem Geschlecht und dem Alter des Arbeitnehmers Beachtung geschenkt. Da Frauen und
junge Menschen eher einer beruflichen Benachteiligung unterstehen als Männer und äl-
tere Menschen, erhöht sich ihr spezifisches Risiko und der allgemeine Insider-Outsider-
Effekt wird dadurch verstärkt (vgl. Emmenegger 2010: 98).
Der zweite Vertreter einer risikobasierten Klassifizierung ist Rehm (2009). In sei-
ner Analyse wird anhand der Berufskategorie bestimmt wie stark der betroffene Arbeit-
nehmer dem Risiko ausgesetzt ist arbeitslos zu werden. Dieses Risiko wird durch die je-
weilige berufsgruppenbedingte Arbeitslosenrate in einem bestimmten Land und Jahr ge-
schätzt. Daraus wurde dann die Wahrscheinlichkeit auf Arbeitslosigkeit für jede Berufs-
kategorie berechnet.
Die oberhalb beschriebenen Kategorisierungsmethoden sollen für die Operationa-
lisierung der hier vorliegenden Ausarbeitung als Anhaltspunkte dienen. Dabei ist jedoch
auch auf die Limitierung durch die verfügbaren Variablen des Datensatzes zu achten,
weshalb auf eine statusbasierte Klassifizierung zurückgegriffen wird. Im Gegensatz zu
den beiden oberhalb vorgestellten Studien, die sich dieser Methode bedienen, soll hier
auch eine Teilung der Insider in zwei Gruppen durchgeführt werden. Dadurch kommen
zwei Insider und zwei Outsiderkategorien (Kerninsider/Kernoutsider und reguläre Insi-
der/Outsider) zustande, die in die spätere Analyse einfließen werden. Kerninsider unter-
scheiden sich von regulären Insidern dadurch, dass sie Mitglied in einer Gewerkschaft
sind und dementsprechend mitunter einen erhöhten Kündigungsschutz genießen. Die Ka-
tegorie Kernoutsider wird wiederum durch Personen gebildet die arbeitslos sind ­ mehr
dazu im Kapitel zur eigentlichen Operationalisierung.
2.2.
Herleitung der Eigenschaften und Policy-Präferenzen
Die grundlegende Annahme dieser Arbeit besteht darin, dass durch den sich immer weiter
ausbauenden Arbeitsmarktdualismus und die demzufolge wachsende Differenzierbarkeit

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zwischen Insider und Outsider zwei (oder mehr) distinkte (Wähler-)Gruppen innerhalb
des Arbeitsmarkt entstanden sind, die sich in Sachen Wahlbeteiligung, Parteiidentifika-
tion und Policy-Präferenzen mitunter stark voneinander unterscheiden können (vgl. Chi
et al. 2015: 3). Die daraus abgeleiteten Hypothesen gehen dabei auch auf die oberhalb
bereits angesprochene Unterteilung der Insider und Outsider ein.
H1: Es bestehen Unterschiede in den betrachteten Variablen zu Eigenschaften und
Policy-Präferenzen zwischen Insidern und Outsidern.
H1a: Es bestehen zudem Unterschiede zwischen Insidern und Outsidern und ihren
jeweiligen Untergruppen Kerninsider und Kernoutsider.
Wahlbeteiligung:
Die Differenzierung in Insider und Outsider ist in Grunde genommen klassenbasiert.
Es ist daher davon auszugehen, dass Insider durch ihren berufsbedingt höheren sozialen
Status und dadurch bedingt höheres Einkommen, eine höhere Wahrscheinlichkeit haben
zur Wahl zu gehen. Im Gegensatz dazu ist bei Arbeitslosen (Kernoutsider) diese Wahr-
scheinlichkeit geringer. Ein weiterer Spielball, der die Wahlbeteiligung von Individuen
stark beeinflussen kann ist ihre political Efficacy. Dabei ist davon auszugehen, dass eine
geringere political Efficacy bei Outsidern zu einer niedrigeren Wahlwahrscheinlichkeit
führt als bei Insidern oder gar zu Protestwahl verleitet. Outsider sind ohnehin als politisch
weniger aktiv anzusehen und weniger responsiv als Insider (vgl. Chi et al. 2015: 3). Für
das Wahlverhalten ist zudem das länderspezifische Parteiensystem von Bedeutung, da ein
ideologisch wenig ausdifferenziertes Parteienspektrum Outsider zur Nichtwahl drängen
kann, da sich ihre speziellen Interessen nicht in den zur Wahl stehenden Parteien wider-
spiegeln (vgl. Emmenegger et al. 2015: 195). Die Hypothese zur Wahlbeteiligung von
Insidern und Outsidern lauten wie folgt:
H2: Outsider gehen weniger wahrscheinlich zur Wahl als Insider.
H2a: Ein ausdifferenzierteres Parteiensystem hat einen positiven Effekt auf die
Wahrscheinlichkeit der Outsider zur Wahl zu gehen.
H2b: Eine höhere political Efficacy hat einen positiven Effekt auf die Wahrschein-
lichkeit der Outsider zur Wahl zu gehen.
Parteiidentifikation:
Eine klare Parteiidentifikation (PID) für Insider und Outsider zu finden ist nur
schwer möglich. Ergebnisse aus vorhergegangenen Studien zeigen jedoch, dass Outsider

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sich an Parteien orientierten, die sich für die Reduktion des Kündigungsschutzes einset-
zen (vgl. Rueda 2007: 40). Weiterhin sind Outsider eher für Parteien zugänglich, die eine
Ausweitung der Sozialpolitik, insbesondere der Arbeitslosenhilfe, in Betracht ziehen. Zu-
dem soll überprüft werden, ob Outsider eine Tendenz dafür haben eher eine PID am ext-
rem rechten oder linken Rand des Parteienspektrums zu besetzen und ob eine hohe Ar-
beitslosenrate diesen Radikalisierungseffekt verstärkt. Da Parteien am linken Spektrum
eher mit dieser Form von Politik in Verbindung stehen, lauten die Hypothesen folgender-
maßen:
H3: Outsider haben in Gegensatz zu Insidern eine höhere Wahrscheinlichkeit für
eine Parteiidentifikation im linken Parteienspektrum.
H3a: Outsider haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine Parteiidentifikation
im extremen linken und rechten Parteienspektrum als Insider.
H3b: Der Radikalisierungseffekt der Outsider wird durch eine hohe Arbeitslosen-
rate weiter verstärkt.
Arbeitsplatzsicherheit:
In diesem Policy-Bereich kann von klarer ausgebildeten Präferenzen ausgegangen
werden. Dabei haben Arbeitsmarktinsider eher die Präferenz für einen ausgeprägten Kün-
digungsschutz, um ihren Insiderstatus nicht so schnell zu verlieren. Im Gegensatz dazu
sind die Outsider eher für solche Policies empfänglich, die den Kündigungsschutz lockern
und fordern eine Deregulierung dieses Politikbereichs (vgl. Rueda 2007: 40; Guillaud &
Marx 2014: 1178). Daher lautet die Hypothese für diese Policy:
H4: Outsider haben eine geringere Wahrscheinlichkeit zu Policies der Verbesse-
rung der Arbeitsplatzsicherheit positiv eingestellt zu sein als Insider.
Aktive und passive Arbeitsmarktpolitik (ALMP/PLMP):
Die oberhalb beschriebene Logik lässt sich im Bereich der aktiven und passiven
Arbeitsmarktpolitiken umkehren. Da Outsider die am ehesten von Arbeitslosigkeit be-
troffene Gruppe sind (sie sind entweder bereits arbeitslos, oder haben nur einen geringen
Kündigungsschutz), sind sie auch am meisten an der Betonung dieses Politikbereichs in-
teressiert. Zusätzlich fühlen sie sich auch im ökonomischen Sinne eher unsicher als Insi-
der (vgl. Burgoon & Decker 2010: 127). Deshalb sind Outsider an Maßnahmen, die ihre
Chancen auf einen (besseren) Arbeitsplatz erhöhen und großzügigen Arbeitslosenunter-
stützungen positiv gegenübergestellt, wohingegen Insider aus ihrer, durch den erhöhten
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Details

Title
Insider und Outsider des Arbeitsmarktes
Subtitle
Eine vergleichende Analyse der Wahlbeteiligung, der Parteiidentifikation und der Policy-Präferenzen zu Arbeitsplatzsicherheit und Arbeitsmarktpolitik
College
University of Heidelberg  (Institut für Politikwissenschaft)
Course
Wähler, Parteien und Public Policies
Grade
1,0
Author
Year
2017
Pages
39
Catalog Number
V376231
ISBN (eBook)
9783668532472
ISBN (Book)
9783668532489
File size
1216 KB
Language
German
Keywords
Parteipräferenzen Insider Outsider Arbeitsmarkt OECD
Quote paper
Marc Baqué (Author), 2017, Insider und Outsider des Arbeitsmarktes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376231

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Title: Insider und Outsider des Arbeitsmarktes



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