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Gliederung
1. Vita und Bedeutung Ludwik Flecks
2. Entstehung und Entwicklung wissenschaftlicher Tatsachen
1. Wissenschaftskonzept nach Fleck
2. Denkkollektiv
3. Denkstil
3. Czachur: „Ludwik Flecks Denkstilansatz als Inspiration für die Diskurslinguistik“
4. Vom „Gastrecht“ und „Sahra Croft“ - Sahra Wagenknechts Äußerungen im Flüchtlingsdiskurs im Spiegel des Denkstil- und Denkkollektivansatzes
1. Die Äußerungen Sahra Wagenknechts im Flüchtlingsdiskurs
2. Reaktionen auf die Äußerungen Wagenknechts
3. Versuch einer Skizzierung der Denkkollektive und -stile
5. Quellen- und Literaturangaben
1 Vita und Bedeutung Ludwik Flecks
„In den zwanziger und dreißiger Jahren widmete er die Abendstunden regelmäßig der Lektüre philosophischer, soziologischer und wissenschaftsgeschichtlicher Literatur.“
Fleck 1980, XVII
„Fleck und seinen Mitgefangenen gelang es, unbemerkt von der SS, lediglich wirkungslosen Impfstoff [gegen Typhus] herzustellen, der in hohen Mengen an die SS geliefert wurde, die geringen Mengen der Produktion wirksamen Impfstoffes wurden für Mithäftlinge im Lager verwandt.“
FLECK 1980, XIII
„Die im wahrsten Sinne des Wortes externen Bedingungen der Wissenschaft, die Fleck in seinem Buch erörtert hatte, ließen eine Rezeption kaum zu. Der polnische Jude konnte im Deutschland der Nazis kein Interesse finden. […] Die deutschsprachigen Zentren der Wissenschaftstheorie […] lösten sich [während des Nationalsozialismus] auf. Carnap, Popper […] gingen in die Emigration. Flecks Buch gehörte jedoch nicht zu jenem Ideengut, das auf diesem Weg in die angelsächsischen Länder exportiert und weiterentwickelt wurde.“
Fleck 1980, VIII f.
„Thomas S. Kuhn bemerkt im Vorwort zu The Structure of Scientific Revolutions (1962), da[ss] er in Flecks Buch viele seiner Ideen vorweggenommen fände und die wissenssoziologische Wende seiner Studien auf die Lektüre Flecks zurückgehe.“
Fleck 1980, IX
2 Entstehung und Entwicklung wissenschaftlicher Tatsachen
2.1 Wissenschaftskonzept nach Fleck
„Wissenschaft ist für ihn kein formales Konstrukt, sondern eine Tätigkeit, veranstaltet von Forschungsgemeinschaften.“
Fleck 1980, VIII
2.1 Wissenschaftskonzept nach Fleck
- Wissen / Wissenschaft
- unterliegt externen Faktoren
- Geschichte, Politik, …
- soziologisch und kulturell bedingt
- nicht durch Logik beschreibbar
- nichts Statisches - Aspekt der Fortführung & Entwicklung
- nichts Individuelles Æ Ergebnis eines Kollektivs Æ Denkkollektiv
2 Entstehung und Entwicklung wissenschaftlicher Tatsachen
- Erkenntnis Æ soziales Phänomen
- Keine Zweiseitigkeit in Relation Subjekt-Objekt
- ‚X erkennt Y‘ - nicht ausreichend, verlangt „Zusatz“ (Fleck, 54)
- dritte Größe: Denkkollektiv
2.2 Denkkollektiv
„Definieren wir ‚Denkkollektiv‘ als Gemeinschaft der Menschen, die im Gedankenaustausch oder in gedanklicher Wechselwirkung stehen, so besitzen wir in ihm den Träger geschichtlicher Entwicklung eines Denkgebietes, eines bestimmten Wissensbestandes und Kulturstandes, also eines besonderen Denkstiles.“
Fleck 1980, 54f.
- Aspekt der Zugehörigkeit - Eingeweihte
- Austausch - Wechselwirkung
- kein Austausch Æ keine Erkenntnis Æ keine wiss. Tatsache
- Erkenntnis = sozial bedingt
- Kollektivvorstellungen wichtig für wiss. Erkenntnis, NICHT individuelle Vorstellungen
- Gedankenaustausch durch Sprache
Sprache im Denkkollektiv
„Worte, früher schlichte Benennungen, werden Schlagworte; Sätze, früher schlichte Feststellungen, werden Kampfrufe. Dies ändert vollständig ihren denksozialen Wert: sie erwerben magische Kraft, denn sie wirken geistig nicht mehr durch ihren logischen Sinn - […]
sondern durch ihre bloße Gegenwart.“
Fleck 1980, 59
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- Quote paper
- Florian Leiffheidt (Author), 2017, Denkstil und Diskurs. Ludwik Flecks "Entdeckung und Entstehung einer wissenschaftlichen Tatsache" und deren Bedeutung für die Diskurslinguistik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/376443
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