Case Management. Eine Methode der Berufseinstiegsbegleitung?


Hausarbeit, 2015

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition Case Management

3. Ziele und Zielgruppen des Case Managements und der Vergleich zur Berufseinstiegsbegleitung

4. Konzeption und Funktion von Case Management und der Vergleich zur Berufseinstiegsbegleitung

5. Verfahren und Methoden von Case Management und der Vergleich zur Berufseinstiegsbegleitung
5.1 Access, Case Finding, Intaking (Klärungsphase)
5.2 Assessment (Einschätzung, Abklärung)
5.3 Planing (Planung)
5.4 Intervention (Durchführung)
5.5 Montoring (Kontrolle)
5.6. Evaluation (Bewertung)

6. Fazit

Literatur- und Quellenverzeichnis:

1. Einleitung

Übergänge- von der Schule in eine Ausbildung, von der Ausbildung in den Beruf oder in die verschiedenen Maßnahmen, die dazwischen liegen können – gelingen für die Mehrheit der Jugendlichen gut. Hier öffnen sich ihnen Wege in die Zukunft. Laut den Befunden des DJI-Übergangspanel 2004, eine Längsschnittuntersuchung des deutschen Jugendinstituts, sind die Wege Jugendlicher mit Hauptschulabschluss und insbesondere Jugendlicher ohne Hauptschabschluss in die Berufsausbildung aber komplizierter und vielfältiger geworden. Um zu anerkannten Ausbildungsabschlüssen und zu marktfähigen Qualifikationen zu gelangen, müssen diese Jugendlichen vor dem Beginn einer Berufsausbildung längere Abfolgen von Qualifizierungsschritten absolvieren. Oft müssen sie dabei mehrfach und unter unklaren Rahmenbedingungen Entscheidungen über ihre nächsten Schritte treffen. Hierbei kann das Gelingen der beruflichen Integration durch Umwege, Abbrüche und Sackgassen enorm gefährdet werden. Dies tritt ein, wenn es den Jugendlichen nicht gelingt, in diesem konfusen System von Bildungsinstitutionen und –angeboten, passende, an ihren Voraussetzungen, Zielen und Lebenslagen anknüpfende Anschlüsse zu finden (vgl. Lex u.a. 2006, S.9ff.).

Die Ergebnisse des DJI – Übergangspanels belegen, dass Jugendliche, die eine besondere Unterstützung benötigen, bereits innerhalb der Schule identifiziert werden müssen, damit Hilfe nicht erst einsetzt, wenn es zu spät ist. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde 2009 das Programm der „Berufseinstiegsbegleitung“ initiiert. Zuerst mit einer Erprobung im Rahmen des alten Dritten Sozialgesetzbuches (§ 421s, SGB III), seit 2012 jedoch als ein Regelinstrument (§49, Drittes Sozialgesetzbuch) und somit ein zentrales Begleitinstrument für den Übergang von Schüler/innen mit besonderem Unterstützungsbedarf. Diese Schüler benötigen je nach ihrer persönlichen und familiären Situation, ihrer ethnischen Herkunft oder ihren schulischen Leistungen, unterschiedliche Arten von Unterstützung. Als Metapher für die Berufseinstiegsbegleiter, also die Personen, die die Schüler in dieser schwierigen Phase des Übergangs begleiten, bietet sich das Bild des Lotsen bzw. der Lotsin an, indem sie die Schüler/innen auf das Verlassen der Schule vorbereiten und ihnen Orientierung vermitteln.

Der methodische und konzeptionelle Rahmen für solch eine Lotsenfunktion kann das Case Management sein, was für Maßnahmen im Übergangsmanagement genutzt wird und zu denen auch die Berufseinstiegsbegleitung zählt. Ist aber ein Berufseinstiegsbegleiter ein Case Manager und wird in der Berufseinstiegsbegleitung die Methode des Case Managements genutzt? Dies soll in dieser Hausarbeit untersucht werden.

Zuerst wird der Begriff Case Management kurz erläutert. In den danach folgenden Kapiteln wird ein Vergleich zu den Zielen und Zielgruppen, den Konzeptionen und Funktionen und den Verfahren und Methoden zwischen Case Management und der Berufseinstiegsbegleitung gezogen. Für den Berufseinstiegsbegleiter oder die Berufseinstiegsbegleiterin wird zur Vereinfachung in dieser Arbeit die Abkürzung Bereb benutzt.

2. Definition Case Management

Case Management ist ein Verfahren, das einzelfallorientiertes Vorgehen mit sozialer Netzwerkarbeit vereint (vgl. Neuffer 1998, S.17). Case Management umfasst dabei neben der Beziehungsarbeit mit dem Klienten, die bekanntlich bei der klassischen Einzelfallhilfe eine große Rolle spielt, immer auch die einzelfallbezogene Mobilisierung, Organisation und Koordination von formellen und informellen Ressourcen, damit sind die Sach- und Dienstleistungen gemeint, und die Gründung und Aufrechterhaltung eines hieraus resultierenden Unterstützungsnetzwerkes für den Klienten. Case Management bedeutet, „ein zielgerichtetes System von Zusammenarbeit zu organisieren, zu kontrollieren und auszuwerten, das am konkreten Unterstützungsbedarf der einzelnen Person ausgerichtet ist und an dessen Herstellung die betroffene Person konkret beteiligt ist“ (Löcherbaum 2000, S.3). Bezieht man sich herauf, bestehen die allgemeinen Aufgaben des Case Managements im Folgenden aus

- dem Identifizieren und Erreichen der Klienten
- der Einschätzung des Bedarf an Diensten und Ressourcen
- der Entwicklung einer darauf bezogenen Dienstleistungsstrategie
- der Verbindung der Klienten mit den Diensten und Ressourcen
- der Koordination und Überwachung der Umsetzung der Dienstleistungsstrategie (vgl. Raiff u.a. 1997, S.16f.).

Speziell auf den Bereich der Jugendberufshilfe, dem die Berufseinstiegsbegleitung zuzuordnen ist, zugeschnittene Definition von Case Management gibt es bislang nur in Ansätzen. Zwei wesentliche Bestandteile einer solchen Definition lassen sich in Umrissen aber schon abzeichnen (vgl. Dellorie u.a. 2004, S.26):

Im Rahmen der Jugendberufshilfe sollte Case Management zum einen als ein Prozess der beständigen Beratung und Begleitung der Jugendlichen durch eine fallverantwortliche Bezugsperson über den gesamten Integrationszeitraum von der Schule bis zum Beruf verstanden werden, denn nur so kann Case Management der längerfristigen und prozessualen Form persönlicher Integrationsverläufe entsprechen (vgl. ebd.). Zum anderen sollte Case Management als ein Prozess gesehen werden, bei dem die Bezugsperson die Aufgabe hat, situations- und problembezogen die Leistungen und die Ressourcen anderer Akteure und Dienstleister zu rekrutieren, abzustimmen und einzubeziehen. Diese beiden Definitions-bestandteile sind für die Begriffsbestimmung von Bildungsbegleitern maßgeblich, die im Rahmen einer Modellversuchsreihe „Entwicklungsinitiative: Neue Förderstruktur für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf“ entwickelt wurde und eine beständige Förderung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf, wie dies auch bei der Berufseinstiegsbegleitung der Fall ist, vorsieht (vgl. Bundesanstalt für Arbeit 2003, S.7).

3. Ziele und Zielgruppen des Case Managements und der Vergleich zur Berufseinstiegsbegleitung

Grundsätzlich hat das Case Management das Ziel, Menschen die Hilfe von außen brauchen, Zugang zu einem auf sie zugeschnittenen Angebot an Dienstleistungen und Ressourcen zu verhelfen und für den Hilfebedürftigen zur Verfügung zu stellen (vgl. ebd., S.16). Indem die Klienten aktiv in die Planung und Organisation der Hilfeleistung mit einbezogen werden, soll Case Management, unter dem Gesichtspunkt des Nutzer-Empowerment, die Selbstbestimmung und Problemlösefähigkeit der Klienten fördern und ihnen helfen, ihr eigenes Leben zu verbessern (vgl. Dellori u.a. 2004, S.24). Ebenso zielt Case Management, unter dem Gesichtspunkt eines Unterstützungsnetzwerkes für die einzelnen Klienten, darauf ab, die Wirksamkeit sozialer Netzwerke und wichtiger sozialer Dienstleister zu entfalten und das Befinden der Klienten zu begünstigen (vgl. Wendt 1995, S. 23). Dies stellt die operative Ebene, also die konkrete Arbeit mit dem Klienten, dar. Weil in Theorie und Praxis heutzutage mit dem Konzept Case Management unterschiedliche Begrifflichkeiten verknüpft sind, ist es erforderlich, zwischen Case Management als einem methodischen Konzept auf der personalen Handlungsebene und Case Management als einem Organisations- oder Systemkonzept in administrativer Funktion (vgl. Wendt 2009, S.14f.) zu unterscheiden.

Entwickelt wurde das Case Management vor allem mit Blick auf eine Klientengruppe, deren Hilfebedarf durch die geläufigen, an spezifischen Problemen ansetzenden Hilfeangebote im Rahmen der gegebenen Versorgungsstrukturen nicht oder nur wenig gedeckt werden konnte. Deshalb gilt prinzipiell, dass im Case Management nur Personen in Betracht kommen, bei denen eine komplexe Problematik oder Kontinuitätsproblematik besteht. Case Management ist dann zweckmäßig, wenn das Hilfeanliegen eines Klienten von unterschiedlichen Organisationen oder Disziplinen erfüllt werden muss oder wenn absehbar ist, dass die Hilfeleistung sich über einen längeren Zeitraum erstrecken wird (vgl. van Riet u.a. 2008, S44).

Ziele der Berufseinstiegsbegleitung sind laut der Leistungsbeschreibung der Berufseinstiegsbegleitung- §49 SGB III – BerEb/2013, die individuelle Begleitung und Unterstützung von förderungsbedürftigen jungen Menschen durch die Berufseinstiegsbegleitung, um die Eingliederung in eine Berufsausbildung zu erreichen. Die Berufseinstiegsbegleitung soll dazu beisteuern, die Chancen der Schüler/innen auf einen erfolgreichen Übergang in eine Berufsausbildung drastisch zu verbessern und diese zu festigen. Es wird vorrangig der Übergang in eine betriebliche Berufsausbildung angestrebt, was für den Erfolg der Berufseinstiegsbegleitung maßgeblich ist. Die weiteren Ziele, wie ein erfolgreicher Schulabschluss, die Erzeugung der Ausbildungsreife und die Berufseignung sind vorgelagert und dienen eigentlich dem Ziel einer soliden beruflichen Eingliederung. Zu den wichtigsten Aufgaben der Berufseinstiegsbegleitung gehören, das Erreichen des Abschlusses einer allgemeinbildenden Schule, die Berufsorientierung und Berufswahl, die Ausbildungsplatzsuche, die Begleitung in der Übergangszeit zwischen Schule und Berufsausbildung und die Stabilisierung des Ausbildungsverhältnisses. Zu den Zielgruppen der Berufseinstiegsbegleitung gehören Schüler, die wahrscheinlich Schwierigkeiten haben werden, den Abschluss der allgemein bildenden Schule zu erlangen oder den Übergang in eine Berufsausbildung zu bewältigen (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2011, S.5). „Bei der Berufseinstiegsbegleitung handelt es sich um eine individuelle und kontinuierliche Unterstützung der einzelnen Teilnehmer, die sich an den konkreten Lebenssituationen und dem jeweiligen Unterstützungsbedarf ausrichten“ (ebd., S.10). D.h., dass hier mit Schülern gearbeitet wird, die fast ausschließlich komplexe Problemlagen mitbringen. Wenn ein Schüler gefährdet ist, den Abschluss an einer allgemein bildenden Schule nicht zu schaffen, sind meist multiple Hemmnisse im Spiel. Meist treffen mehrere dieser Hemmnisse zusammen auf. Diese können sein,

- Verhaltensauffälligkeiten oder psychische Störungen
- kaum soziale Kompetenzen
- Suchtprobleme
- gesundheitliche Einschränkungen
- -Teilleistungsstörungen und geistige Einschränkungen
- keine altersgerechte Entwicklung
- häusliche Probleme
- kaum bis keine Unterstützung durch das Elternhaus

Die Klientengruppe entspricht also genau der Personengruppe, für die auch Case Management in Betracht kommt, denn die Problemlagen sind komplex und es braucht verschiedene Disziplinen, um die Problemlösefähigkeit der Schüler zu fördern und ihnen zu helfen, ihr eigenes Leben zu verbessern. Auch ist absehbar, dass die Hilfeleistung sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, da die Förderdauer in der Vorabgangsklasse (i.d.R. 8. Klasse) beginnt und erst nach dem ersten Zeitraum nach Beginn einer Berufsausbildung endet. Somit kann die Hilfeleistung ca. 3 Jahre in Anspruch genommen werden (vgl. ebd., S.6).

4. Konzeption und Funktion von Case Management und der Vergleich zur Berufseinstiegsbegleitung

Ganz gleich, ob eher der einzelfallbezogene oder eher der systemorientierte Ansatz im Case Management verfolgt wird, es gilt immer Versorgungsprobleme zu lösen, die Grenzen zwischen verschiedenen Versorgungssystemen zu verbinden und zwischen unterschiedlichen Leistungsanbietern zu vermitteln. Dabei werden dem Case Management drei Kernfunktionen zugeschrieben (vgl. Lex u.a. 2006, S. 50):

[...]

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Case Management. Eine Methode der Berufseinstiegsbegleitung?
Hochschule
Hochschule Koblenz (ehem. FH Koblenz)
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
15
Katalognummer
V377431
ISBN (eBook)
9783668553958
ISBN (Buch)
9783668553965
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Case-Management
Arbeit zitieren
Heike Lechner-Jermann (Autor:in), 2015, Case Management. Eine Methode der Berufseinstiegsbegleitung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377431

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