"Natürlich handelt es sich nicht um Krieg. Wir haben noch nicht die richtige Begrifflichkeit dafür."
Eben diese Begriffsproblematik ist charakteristisch für den Afghanistandiskurs von 2001-2014, denn an Worte sind Handlungen und Entscheidungen geknüpft. Dabei ist eine linguistische Betrachtung der verwendeten Beschreibungen für den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan aufgrund der Aktualität und Brisanz hochinteressant.
Im Rahmen dieser Arbeit werden sechs Plenardebatten des Bundestages untersucht, um festzustellen welche Schlüsselbegriffe für das Finden der richtigen Begrifflichkeit relevant sind. Zudem soll eine Einteilung in Argumentationsmuster (Topoi) dem Analyseteil eine übersichtliche Struktur verleihen. Es wird stets die Frage gestellt, wie die Politiker mithilfe von Sprache einen möglichen Einsatz rechtfertigen bzw. kritisch betrachten. Die Analyse ist in zwei Zeitabschnitte unterteilt, wobei anfangs der Beginn des Diskurses und zuletzt das sich abzeichnende Ende des Unterfangens untersucht werden.
Ziel ist es, eine enge Verknüpfung von den vorherrschenden Denkmustern und den zugehörigen Schlüsselbegriffen herzustellen. Ähnliche Ansätze finden sich in der Literatur beispielsweise zur Nachrüstungsdiskussion in den frühen 1980er Jahren oder zum Golfkrieg 1991. Es wird nur auf die elementaren politischen und historischen Rahmenbedingungen eingegangen, denn der Fokus soll auf einer semantischen Analyse liegen, welche durch korpuslinguistische Methoden ergänzt wird. Auf diese Weise werden die Bedeutung, die Wirkung und die Macht von Wörtern offengelegt. Sie spielen eine tragende Rolle in dem Legitimationsdiskurs des Afghanistaneinsatzes, denn je nach Begriff werden unterschiedliche Bewertungen und Handlungsappelle auf den Zuhörer übertragen. Diese Strategien ausschnittsweise zu durchleuchten, eröffnet eine neue, sprachliche Perspektive auf einen höchst politischen Diskurs und es ist erstaunlich, wie viele Erkenntnisse in diesem Rahmen möglich sind.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- POLITOLINGUISTISCHE GRUNDLAGEN
- Sprachverwendung in der Politik
- Methodik der Politolinguistik
- Begrifflichkeit von Begriffen
- Schlagwörter
- Subkategorien von Schlagwörtern
- KORPUSLINGUISTISCHE GRUNDLAGEN
- Die Zusammenstellung des Korpus
- Korpuslinguistische Operatoren
- ARGUMENTATIONSMUSTER
- ANALYSETEIL
- Die Legitimationsphase
- Der Bündnis-Topos
- Der Sicherheits-Topos
- Der Humanitäts-Topos
- Die Realitätsphase und der Realitäts-Topos
- SCHLUSS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht den Afghanistankonflikt von 2001 bis 2014 aus linguistischer Perspektive, indem sie die Sprache in fünf Plenardebatten des Bundestages analysiert. Das Ziel ist es, die Schlüsselbegriffe zu identifizieren, die für die Legitimation des Bundeswehreinsatzes verwendet wurden, und diese in Argumentationsmuster (Topoi) einzuteilen. Die Arbeit betrachtet dabei die Verwendung von Sprache durch Politiker, um einen Einsatz zu rechtfertigen oder zu kritisieren.
- Die Bedeutung und Verwendung von Sprache in der Legitimation politischer Entscheidungen
- Die Analyse von Argumentationsmustern (Topoi) im Kontext des Afghanistankonflikts
- Die Untersuchung der sprachlichen Strategien zur Rechtfertigung und Kritik des Bundeswehreinsatzes
- Die Rolle von Schlüsselbegriffen in der öffentlichen Debatte über den Afghanistankonflikt
- Die Korpuslinguistik als Methode zur Analyse politischer Diskurse
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Ausgangslage dar und führt in die Thematik ein. Das zweite Kapitel behandelt die politolinguistischen Grundlagen und die Bedeutung von Sprache in der Politik. Im dritten Kapitel werden die korpuslinguistischen Grundlagen der Arbeit erläutert. Das vierte Kapitel widmet sich der Analyse von Argumentationsmustern im Kontext des Afghanistankonflikts. Das fünfte Kapitel untersucht die Legitimationsphase des Afghanistandiskurses und die verschiedenen Topoi, die in diesem Zusammenhang verwendet wurden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die semantische Analyse des Afghanistankonflikts und verwendet Methoden der Korpuslinguistik. Schlüsselbegriffe sind: Politolinguistik, Argumentationsmuster, Topoi, Legitimation, Bundeswehreinsatz, Afghanistan, Sprache, Diskurs, Schlüsselbegriffe.
- Arbeit zitieren
- N. Felicissimus (Autor:in), 2015, Die Semantik des Krieges. Eine linguistische Betrachtung des Afghanistankonflikts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/377803