Aufbauend auf empirischen und theoretischen Befunden zu positiven Intergruppenprozessen aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen sowie der Persönlichkeitsforschung, untersucht die vorliegende, als Online-Fragebogenerhebung konzipierte, Studie anhand einer Stichprobe von 172 erwachsenen weiblichen heterosexuellen Personen, ob positive Einstellungen und die Kontaktbereitschaft gegenüber homosexuellen Frauen (erfasst durch drei verschiedene Kriterien) durch interindividuelle Unterschiede in den Ausprägungen bestimmter Persönlichkeitseigenschaften im Sinne des HEXACO-Modells (z. B. Ashton & Lee, 2007) vorausgesagt werden können.
Durch Korrelations- und Regressionsanalysen konnte ermittelt werden, dass ausgeprägte endeavor-related traits (besonders Offenheit für Erfahrungen, weniger konsistent Extraversion), unabhängig von Prädiktoren homonegativer Einstellungen sowie unabhängig von persönlichem Kontakt und freundschaftlichen Beziehungen zu homosexuellen Frauen, positive Zusammenhänge mit den Kriterien aufweisen. Im Rahmen von hierarchischen Regressionsanalysen wurde bestätigt, dass individuelle Unterschiede in den Ausprägungen der endeavor-related traits (Offenheit für Erfahrungen, Extraversion, Gewissenhaftigkeit) signifikant Varianz in den Kriterien aufklären können, während altruism/cooperation-related traits (Ehrlichkeit-Bescheidenheit, Emotionalität, Verträglichkeit) dabei eine weniger bedeutende Rolle spielen.
Weiterhin konnte durch Moderationsanalysen festgestellt werden, dass die ermittelten Zusammenhänge nicht durch einen Migrationshintergrund der Probanden moderiert wurden. Durch die Überprüfung von sozialer Erwünschtheit konnte gezeigt werden, dass die Befunde in der vorliegenden Stichprobe nicht durch Antworttendenzen verzerrt wurden. Theoretische und praktische Implikationen der Ergebnisse, mögliche Veränderungen des Untersuchungsdesigns sowie zukünftige Forschungsbereiche werden diskutiert.
Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Abstract
1. Einleitiiiig
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Die Personlichkeit
2.2 Personlichkeitstheorien- und Modelle
2.2.1 Big Five Modell
2.2.2 HEXACO-Modell
2.2.2.1 Endeavor-related vs. altruism/cooperation-relatedtraits
2.3 Positive Intergruppenprozesse
2.3.1 Allophilie
2.3.2 Xenophilie
2.3.3 Personlichkeitseigenschaften als Pradiktoren positiver Intergruppenprozesse
2.4 Homosexualitat
2.4.1 Einstellungen gegenuber Homosexualitat
2.4.2 Korrelate der Einstellungen gegenuber Homosexualitat
2.5 Soziale Erwunschtheit
3. Hypothesen
3.1 Hypothese 1
3.2 Hypothese 2
3.3 Hypothese 3a/3b
3.4 Hypothese 4
3.5 Hypothese 5
3.6 Hypothese 6
4. Methode
4.1 Stichprobe
4.2 Versuchsdurchfuhrung
4.3 Variablen und Messinstrumente
4.3.1 Unabhangige Variablen
4.3.2 Kontroll- und Moderatorvariablen
4.3.2.1 Pradiktoren homonegativer Einstellungen
4.3.2.2 Pradiktoren homopositiver Einstellungen
4.3.2.3 Soziale Erwunschtheit
4.3.3 Abhangige Variablen
5. Ergebnisse
5.1 Uberprufung der Voraussetzungen fur die Datenanalyse
5.2 Zusammenhange zwischen Personlichkeitseigenschaften und den Kriterien
5.3 Zusammenhange zwischen Personlichkeitseigenschaften und den Kriterien unter Kontrolle von SDO, Identifikation und MTCP
5.4 Zusammenhange zwischen Personlichkeitseigenschaften und den Kriterien unter Kontrolle von personlichem Kontakt
5.5 Zusammenhange zwischen Personlichkeitseigenschaften und den Kriterien unter Kontrolle von freundschaftlichen Beziehungen
5.6 Varianzaufklarung in den Kriterien
5.7 Einfluss eines Migrationshintergrundes
5.8 Uberprufung der sozialen Erwunschtheit
6. Diskussion
6.1 Zusammenfassung der Fragestellungen und der Ergebnisse
6.2 Interpretation der Ergebnisse
6.2.1 Die Bedeutung ausgepragter Offenheit fur Erfahrungen
6.2.2 Die Bedeutung ausgepragter eXtraversion
6.2.3 Die Bedeutung ausgepragter Gewissenhaftigkeit
6.2.4 Die Bedeutung ausgepragter endeavor-related traits vs. ausgepragter altruism/cooperation-related traits
6.2.5 Die Bedeutung eines Migrationshintergrundes
6.2.6 Die Bedeutung der sozialen Erwunschtheit
6.3 Kritische Reflexion und Vorschlage fur methodische Veranderungen
6.4 Theoretische und praktische Implikationen
Literaturverzeichnis
Anhang
Teil A - Fragebogen aus der Untersuchung
Teil B - Tabellen
Danksagung
An dieser Stelle mochte ich mich zunachst bei alien Personen, die an der Untersuchung fur diese Arbeit teilgenommen haben, ganz herzlich bedanken. Ohne engagierte Probanden, die sich fur diese Studie Zeit genommen haben, ware das vorliegende Forschungsprojekt uberhaupt nicht realisierbar gewesen. Weiterer Dank geht an meinen Betreuer Prof. Dr. Sturmer, der stets fur Ruckfragen aller Art erreichbar war.
Ganz besonders hervorheben mochte ich meine wichtigsten Unterstutzer - meine Lebensgefahrtin und beste Freundin Simona sowie meinen Vater Winni. Ihr steht immer und in alien Belangen mit Rat und Tat zu mir und auf euch kann ich mich immer verlassen, komme was wolle. Ohne euch zwei ware die Fertigstellung dieser Arbeit nur schwer vorstellbar gewesen. Ich weiB es sehr zu schatzen eine wundervolle und liebenswerte Freundin und den besten Papa, den man sich wunschen kann, an meiner Seite zu haben.
SchlieBlich widme ich diese Arbeit meiner lieben Mutter, Petra Flach, die ganz bestimmt sehr stolz auf mich ist. Du warst immer fur mich da und ich bin sehr dankbar fur unsere gemeinsame Zeit.
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Interkorrelationen, Mittelwerte und Standardabweichungen aller Untersuchungsvariablen
Tabelle 2 Standardisierte direkte Effekte der endeavor-related traits auf die
Kriterien sowie die aufgeklarte Gesamtvarianz
Tabelle 3 Standardisierte direkte Effekte der Kontrollvariablen SDO, Identifikation, MTCP und Personlichkeitseigenschaften sowie die aufgeklarte Gesamtvarianz
Tabelle 4 Standardisierte direkte Effekte der Kontrollvariable personlicher Kontakt und Personlichkeitseigenschaften sowie die aufgeklarte Gesamtvarianz
Tabelle 5 Standardisierte direkte Effekte der Kontrollvariable Freundschaft und Personlichkeitseigenschaften sowie die aufgeklarte Gesamtvarianz
Tabelle 6 Eigenstandiger Anted der endeavor-related traits und der altruism/cooperation-related traits an der erklarten Gesamtvarianz sowie Effektstarken
Tabelle 7 Anted der endeavor-related traits und der altruism/cooperation- related traits an der erklarten Gesamtvarianz sowie Effektstarken
Tabelle 8 Bedingter Haupteffekt des Pradiktors eXtraversion und des Moderators Migrationshintergrund sowie der Interaktionseffekt bezuglich des Kriteriums FSII
Tabelle 9 Bedingter Haupteffekt des Pradiktors Offenheit fur Erfahrungen und des Moderators Migrationshintergrund sowie der Interaktionseffekt bezuglich des Kriteriums FSII
Tabelle 10 Bedingter Haupteffekt des Pradiktors Offenheit fur Erfahrungen und des Moderators Migrationshintergrund sowie der Interaktionseffekt bezuglich des Kriteriums Allophilia
Tabelle 11 Bedingter Haupteffekt des Pradiktors Offenheit fur Erfahrungen und des Moderators Migrationshintergrund sowie der Interaktionseffekt bezuglich des Kriteriums Aktivitaten Summenscore
Zusammenfassung
Aufbauend auf empirischen und theoretischen Befunden zu positiven Intergruppenprozessen aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen sowie der Personlichkeitsforschung, untersucht die vorliegende, als Online- Fragebogenerhebung konzipierte, Studie anhand einer Stichprobe von 172 erwachsenen weiblichen heterosexuellen Personen, ob positive Einstellungen und die Kontaktbereitschaft gegenuber homosexuellen Frauen (erfasst durch drei verschiedene Kriterien) durch interindividuelle Unterschiede in den Auspragungen bestimmter Personlichkeitseigenschaften im Sinne des HEXACO-Modells (z. B. Ashton & Lee, 2007) vorausgesagt werden konnen. Durch Korrelations- und Regressionsanalysen konnte ermittelt werden, dass ausgepragte endeavor-related traits (besonders Offenheit fur Erfahrungen, weniger konsistent Extraversion), unabhangig von Pradiktoren homonegativer Einstellungen sowie unabhangig von personlichem Kontakt und freundschaftlichen Beziehungen zu homosexuellen Frauen, positive Zusammenhange mit den Kriterien aufweisen. Im Rahmen von hierarchischen Regressionsanalysen wurde bestatigt, dass individuelle Unterschiede in den Auspragungen der endeavor-related traits (Offenheit fur Erfahrungen, Extraversion, Gewissenhaftigkeit) signifikant Varianz in den Kriterien aufklaren konnen, wahrend altruism/cooperation-related traits (Ehrlichkeit- Bescheidenheit, Emotionalitat, Vertraglichkeit) dabei eine weniger bedeutende Rolle spielen. Weiterhin konnte durch Moderationsanalysen festgestellt werden, dass die ermittelten Zusammenhange nicht durch einen Migrationshintergrund der Probanden moderiert wurden. Durch die Uberprufung von sozialer Erwunschtheit konnte gezeigt werden, dass die Befunde in der vorliegenden Stichprobe nicht durch Antworttendenzen verzerrt wurden. Theoretische und praktische Implikationen der Ergebnisse, mogliche Veranderungen des Untersuchungsdesigns sowie zukunftige Forschungsbereiche werden diskutiert.
Schlusselworter. positive Intergruppenprozesse, Einstellungen zu
Homosexuellen, Personlichkeit, Intergruppenkontakt, HEXACO-Modell
Abstract
Based on empirical and theoretical findings on positive intergroup processes from various scientific fields as well as research on the personality structure, the present study, which was designed as an online survey and included a sample of 172 adult female heterosexual persons, investigated the question, if positive attitudes and willingness to contact toward homosexual females (measured by three different criteria) can be predicted by interindividual differences in the manifestations of major personality traits based on the HEXACO framework (e.g., Ashton & Lee, 2007). Correlation and regression analyses demonstrated that distinct endeavor-related traits (especially Openness and less consistently Extraversion) showed positive relations to the criteria that were independent of predictors of homonegative attitudes as well as independent of personal contact and friendly relationships to homosexual women. Hierarchical regression analyses corroborated that individual differences in the levels of endeavor-related traits (Extraversion, Openness, Conscientiousness) were able to explain unique proportions of variance in the criteria whereas individual differences in the levels of altruism/cooperation- related traits (Honesty-Humility, Emotionality, Agreeableness) were less relevant in this respect. Furthermore moderation analyses have shown that a migration background of the participants did not moderate the relationships found here. By examining social desirability, it was found that the findings were not distorted by response tendencies in the present sample. Theoretical and practical implications of these findings, possible changes in the research design and possibilities for future research are discussed.
Keywords: positive intergroup processes, attitudes toward homosexuality, personality, intergroup contact, HEXACO personality framework
1. Einleitung
Sowohl in den Geschichtsbuchern als auch in den taglichen Nachrichten finden sich viele Beispiele fur zwischenmenschliche Feindseligkeiten, die sich nicht selten in Konflikten, Aggressionen und gewalttatigen Auseinandersetzungen manifestieren. Eine andere Seite der menschlichen Natur gerat dabei oft in Vergessenheit—positive Intergruppenprozesse, die sich unter anderem in positiven Einstellungen, kontaktsuchenden Verhaltensweisen, Hilfeverhalten oder Neugier gegenuber Mitgliedern anderer sozialer Gruppen auBern konnen (z. B. Siem, Sturmer & Pittinsky, 2016; Barbarino & Sturmer, 2016).
Auch die psychologische Forschung konzentrierte sich bislang eher auf die Determinanten und Entstehungsprozesse von negativen Phanomenen, wie Vorurteile oder Diskriminierung. Den psychologischen, sozialen und kontextuellen Ursachen positiver Einstellungen und Verhaltensweisen wurde weitaus weniger Aufmerksamkeit gewidmet (Sturmer, Benbow, Siem, Barth, Bodansky & Lotz-Schmitt, 2013). Dies wird unter anderem daran deutlich, dass negative Intergruppenprozesse in der Literatur mit zahlreichen Begriffen umschrieben werden (z. B. Xenophobie, Sexismus, Rassismus, Homophobie), wahrend fur gegenteilige Prozesse uberraschend wenige Termini existieren.
In den letzten Jahren zeichnet sich jedoch ein steigendes wissenschaftliches Interesse bei der Erforschung von positiven Intergruppenprozessen ab (z. B. Siem etal., 2016), da diese nicht einfach durch die Abwesenheit von Mechanismen, die negativen Phanomenen zugrunde liegen, erklart werden konnen (Pittinsky, Rosenthal & Montoya, 2011a). So wurde unter anderem die Rolle von Personlichkeitseigenschaften bei der Vorhersage von positiven Intergruppeneinstellungen bezuglich interkultureller Beziehungen (z. B. Barbarino & Sturmer, 2016; Benet-Martinez & Haritatos, 2005) in der sozialpsychologischen Forschung untersucht.
In diesem Zusammenhang spielen Personlichkeitsmodelle, wie das HEXACO-Modell (Ashton & Lee, 2007), in dem die Representation der menschlichen Personlichkeit durch sechs grundlegende Eigenschaften postuliert wird, eine wichtige Rolle. In Studien von Sturmer et al. (2013) sowie von Barbarino und Sturmer (2016) konnte gezeigt werden, dass Auspragungen bestimmter Personlichkeitseigenschaften im Sinne des HEXACO-Modells
1 (eXtraversion, Offenheit fur Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit) positive Einstellungen und Kontaktbereitschaft gegenuber kulturellen Fremdgruppen vorhersagen konnen, wahrend Auspragungen anderer Personlichkeitseigenschaften (Ehrlichkeit-Bescheidenheit, Emotionalitat, Vertraglichkeit) in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle spielen.
Um zu prufen, ob die Ergebnisse der Studien von Barbarino und Sturmer (2016) sowie von Sturmer et al. (2013) auch bei einer weiteren Fremdgruppe nachgewiesen werden konnen, werden in der vorliegenden Arbeit Zusammenhange zwischen Personlichkeitseigenschaften des HEXACO- Modells (Ashton & Lee, 2007) und positiven Einstellungen sowie der Kontaktbereitschaft heterosexueller Frauen gegenuber homosexuellen Frauen untersucht. Es soil dadurch zum einen bei einer schrittweisen Generalisierung und Validierung der oben genannten Befunde mitgewirkt und zum anderen ein weiterer Beitrag zur Erforschung des Zusammenhangs zwischen der menschlichen Personlichkeit und positiven Einstellungen sowie Kontaktbereitschaft gegenuber Fremdgruppen geleistet werden.
Daruber hinaus ist ein Verstandnis der psychologischen Determinanten von Einstellungen gegenuber Homosexuellen (bzw. Fremdgruppen im Allgemeinen) von groBer gesellschaftlicher Bedeutung, da diese Einstellungen und die daraus resultierenden Verhaltensweisen einen Einfluss auf zwischenmenschliche Beziehungen sowie auf das individuelle und kollektive Wohlbefinden haben konnen (Moradi, van den Berg & Epting, 2006). Besonders im Hinblick auf die Konstruktion von Interventionskonzepten zur Verbesserung von Intergruppenbeziehungen sind die Dispositionen und Mechanismen, die positiven Intergruppenprozessen zugrunde liegen oder diese stimulieren konnen, von praktischer Relevanz.
In den folgenden Kapiteln werden zunachst die fur die Fragestellung relevanten theoretischen Konstrukte definiert, bedeutsame Modelle vorgestellt sowie aktuelle empirische Befunde prasentiert. Danach werden die zu prufenden Hypothesen hergeleitet und naher spezifiziert. Im methodischen Teil der Arbeit werden Merkmale der Stichprobe, des Versuchsdesigns und der verwendeten Instrumente vorgestellt. Darauf folgt die Prufung der Hypothesen anhand von Korrelationsanalysen sowie multipler, hierarchischer und moderierter Regressionsanalysen. Nach der Presentation der Ergebnisse erfolgen die kritische Diskussion der Befunde sowie deren theoretische und praktische Implikationen. Die Reflektion des methodischen Vorgehens sowie Anregungen fur zukunftige Forschungsbereiche bilden den Abschluss dieser Arbeit.
Theoretische Grundlagen
Die Personlichkeit
In der Literatur existieren viele Definitionen des Konstruktes der menschlichen Personlichkeit. Beispielsweise definieren Gerrig und Zimbardo (2008) die Personlichkeit als eine komplexe Menge von einzigartigen psychischen Eigenschaften, welche die fur ein Individuum charakteristischen Verhaltensmuster in verschiedenen Situationen und uber einen langeren Zeitraum hinweg beeinflussen. Die Personlichkeit eines Menschen kann also als eine relativ stabile Gesamtheit von Mustem des Erlebens, Verhaltens und Denkens, durch die sich Individuen voneinander unterscheiden, verstanden werden.
Merkmale der Personlichkeit konnen sowohl durch stabile Eigenschaften (traits) als auch durch momentane Zustande (states) gekennzeichnet sein. Traits werden definiert als uberdauernde Merkmale, die ein Individuum pradisponieren, sich uber verschiedene Situationen hinweg konsistent zu verhalten (Gerrig & Zimbardo, 2008). Somit liegen die wesentlichen Funktionen von Eigenschaften zum einen in der Beschreibung von Personen und zum anderen in der Vorhersage ihrer Verhaltensweisen in bestimmten Situationen (Rauthmann, 2015). States hingegen werden als zeitlich wechselhafte und situationsspezifische Befindlichkeiten einer Person aufgefasst (Schmitt, 2014).
Personlichkeitstheorien- und Modelle
Personlichkeitstheorien werden als hypothetische Aussagen uber die Struktur und die Funktionsweise individueller Personlichkeiten verstanden (Gerrig & Zimbardo, 2008). Versuche, die menschliche Personlichkeit entweder durch multidimensionale Beschreibungen oder durch Zuordnungen zu bestimmten Kategorien systematisch und kommunizierbar darzustellen, reichen bis in das letzte Jahrhundert zuruck (z. B. Eysenck, 1963). Costa und McCrae (2006) vermuten, dass die Beschreibung interindividueller Unterschiede durch Theorien und Modelle die historisch altesten Ansatze zum Verstandnis der menschlichen Personlichkeit sind.
Ein fruher Ansatz zur Erhebung von Personlichkeitseigenschaften basiert auf psycholexikalischen Arbeiten von Allport und Odbert (1936), die aus Webster‘s New International Dictionary (Harris, 1909) eine groBe Anzahl eigenschaftskennzeichnender Begriffe herausgefiltert hatten. Die Annahme, dass sich personlichkeitsbeschreibende Worter im Wortschatz von Sprachen manifestiert haben, liegt wiederum dem lexikalischen Ansatz (Allport & Odbert, 1936) zugrunde. Dieser geht davon aus, dass durch die Analyse von Sprachen wertvolle Erkenntnisse uber die Personlichkeitsstruktur gewonnen werden konnen (Rauthmann, 2016). Cattell, Eber und Tatsuoka (1970) entwickelten, aufbauend auf diesen Uberlegungen, einen Fragebogen, der Personlichkeitsunterschiede auf 16 verschiedenen Dimensionen erfasst, der sogenannte 16-Persdnlichkeits-Faktoren-Test (16 PF).
Big Five Modell. In dem vorletzten Jahrzehnt hat sich ein Konsens etabliert, dass besonders funf Globalfaktoren mit jeweils sechs Facetten zur Charakterisierung der Personlichkeitsstruktur besonders geeignet sind (Gerrig & Zimbardo, 2008). Das in der empirischen Forschung weit verbreitete Big- Five Personlichkeitsmodell (Costa & McCrae, 1992; Goldberg, 1993) basiert ebenso wie die 16 Personlichkeitsfaktoren (z.B. Cattell et al., 1970; Cattell, 1972) auf dem lexikalischen Ansatz und beinhaltet funf bipolare Eigenschaftsdimensionen, auf denen Personen unterschiedliche Auspragungen aufweisen konnen: eXtraversion, Neurotizismus, Vertraglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit fur Erfahrungen.
eXtraversion stellt ein MaB fur die Quantitat zwischenmenschlicher Beziehungen dar und beschreibt Personen, die warmherzig, gesellig, optimistisch, durchsetzungsfahig, aktiv und frohsinnig sind, wahrend der Gegenpol Introversion eine eher nach innen gewandte Haltung kennzeichnet. Menschen mit starken Auspragungen auf dem Faktor Neurotizismus neigen verstarkt dazu angstlich, nervos, betrubt, reizbar, emotional labil oder unsicher zu sein. Weiterhin weisen Personen mit hohen Neurotizismuswerten oft ein eher geringes Selbstwertgefuhl auf und haben Schwierigkeiten, sich an ihre Umwelt anzupassen. Der Gegenpol dieses Faktors ist die emotionale Stabilitat.
Vertragliche Personen sind definiert als freimutig, entgegenkommend, vertrauensvoll, bescheiden und altruistisch. Dieses Konstrukt beschreibt unter anderem die Qualitat zwischenmenschlicher Beziehungen. Der Faktor Gewissenhaftigkeit kennzeichnet zuverlassige, ordentliche und pflichtbewusste Personen, fur die Leistungsstreben und Selbstdisziplin einen vergleichsweise hohen Stellenwert hat. Die Eigenschaft Offenheit fur Erfahrungen beschreibt Menschen, die groBes Interesse an neuen Erlebnissen und Eindrucken haben und eher kreativ und phantasievoll sind. Starke Auspragungen auf dieser Dimension weisen auf besonders experimentierfreudige Personen hin, die oftmals Wertvorstellungen und Normen hinterfragen (z. B. Borkenau & Ostendorf, 1993; Costa & McCrae, 1992).
Das Big-Five-Modell ist in der empirischen Forschung trotz einiger Kritikpunkte weit verbreitet und es existieren verschiedene standardisierte Instrumente zur Operationalisierung (Weller & Matiaske, 2009). Die Erfassung der funf Faktoren kann beispielsweise durch das Big-Five-Inventory (BFI; Goldberg, 1992) erfolgen. Lang, Ludtke und Asendorpf (2001) konnten nachweisen, dass die deutsche Version dieses Inventars als ein reliables und effizientes Instrument zur Erfassung der funf Eigenschaftsdimensionen angesehen werden kann.
Sollen neben den Dimensionen auch die einzelnen Facetten erfasst werden, kann auf das revidierte NEO-Personlichkeitsinventar (NEO-PI-R; Costa & McCrae, 1992) zuruckgegriffen werden. Nach Andresen und Beauducel (2008) handelt es sich bei diesem Inventar um ein gut konstruiertes Verfahren zur differenzierten Personlichkeitsdiagnostik im Sinne des Big-Five-Modells. Es erfasst die funf Faktoren vollstandig, mit guten psychometrischen Eigenschaften (Costa & McCrae, 2008), und wird sowohl in der Forschung als auch in der klinischen Praxis haufig eingesetzt (Muck, 2004).
HEXACO-Modell. Ungeachtet der Popularity des Big-Five-Modells wurden, unter Zuhilfenahme groBerer Itempools, starkerer Rechenleistungen sowie besserer Auswertungsmethoden in den letzten Jahrzehnten weitere sprach- und kulturubergreifende lexikalische Untersuchungen durchgefuhrt. Letztlich konnten so sechs anstelle von funf Personlichkeitseigenschaften identifiziert und in dem HEXACO-Personlichkeitsmodell (z. B. Ashton & Lee, 2007; Lee & Ashton, 2008) integriert werden. Das HEXACO-Modell gilt als Erweiterung des bzw. als Alternative zum Big-Five-Modell (Moshagen, Hilbig und Zettler, 2014). Nach Ashton et al. (2006) tragt das Modell die Bezeichnung „HEXACO“ zum einen aufgrund der postulierten Faktorenzahl („hexa“ als altgriechische Vorsilbe fur die Zahl sechs) und zum anderen weil HEXACO das Akronym der englischsprachigen Faktorenbezeichnung darstellt: Honesty- Humility (H); Emotionality (E); eXtraversion (X); Agreeableness (A); Conscientiousness (C); Openess to Experience (O).
Eine deutsche Ubersetzung der sechs Faktoren mit ihren jeweils vier Facetten findet sich bei Moshagen et al. (2014). Demnach lassen sich die Eigenschaftsdimensionen Ehrlichkeit-Bescheidenheit (Aufrichtigkeit, Fairness, materielle Genugsamkeit, Selbstbescheidung), Emotionalitat (Furchtsamkeit, Angstlichkeit, Abhangigkeit, Sentimentalitat), eXtraversion (soziales Selbstvertrauen, soziale Kuhnheit, Geselligkeit, Lebhaftigkeit), Vertraglichkeit (Nachsichtigkeit, Sanftmut, Kompromissbereitschaft, Geduld), Gewissenhaftigkeit (Organisiertheit, FleiB, Perfektionismus, Besonnenheit) sowie Offenheit fur Erfahrung (Sinn fur Asthetik, Wissbegierigkeit, Kreativitat, Unkonventionalitat) unterscheiden.
Bei Betrachtung der teilweise analogen Benennung der Hauptfaktoren fallt nach Moshagen et al. (2014) eine grundsatzliche Ahnlichkeit zum Big-Five- Modell auf. Die Faktoren eXtraversion, Gewissenhaftigkeit sowie Offenheit fur Erfahrungen sind in beiden Modellen inhaltlich nahezu identisch. Unterschiede bestehen jedoch bei den Eigenschaften Neurotizismus, Vertraglichkeit und Emotionalitat. Die HEXACO-Faktoren Vertraglichkeit und Emotionalitat stellen rotierte Versionen der Big-Five-Faktoren Vertraglichkeit und Neurotizismus dar. Wahrend im HEXACO-Modell Vertraglichkeit eher als sozialer Faktor und Emotionalitat eher als individueller Faktor konzeptualisiert wird, sind diese Aspekte im Big-Five-Modell vorwiegend gemischt auf die Faktoren Vertraglichkeit und Neurotizismus verteilt.
Der bedeutsamste Unterschied zwischen dem HEXACO-Modell und dem Big-Five-Modell besteht jedoch in der Aufnahme eines sechsten Faktors— Ehrlichkeit-Bescheidenheit (Moshagen et al., 2014). Dieser Faktor beschreibt die Tendenz, sich in sozialen Situationen und gegenuber anderen Personen kooperativ, fair und aufrichtig zu verhalten, selbst wenn man die Moglichkeit hatte, Personen zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen (z. B. Ashton & Lee, 2005).
In den letzten Jahren erfuhr das HEXACO-Modell in der psychologischen Forschung ein reges Interesse. Sowohl in der sozialpsychologischen Erforschung von Vorurteilen, politischen und gesellschaftlichen Uberzeugungen (Sibley, Harding, Perry, Asbrock & Duckitt, 2010), Intergruppenkonflikten und prosozialen Verhaltensweisen (Thielmann & Bohm, 2016) als auch im Zusammenhang mit der sexuellen Orientierung (Bogaert, Ashton & Lee, 2017) wurde das HEXACO-Modell zur Beschreibung und Operationalisierung der Personlichkeit eingesetzt.
Zur Operationalisierung der sechs HEXACO-Personlichkeitsfaktoren steht unter anderem das HEXACO Personality Inventrory-Revised (HEXACO-PI-R; Ashton & Lee, 2009; Lee & Ashton, 2004) in verschiedenen Sprachen (z. B. DeVries, Lee & Ashton, 2008) und Versionen zur Verfugung. Die Langversion dieses Instrumentes (HEXACO-192) erfasst jeden der sechs Faktoren mit 32 Items (acht Items pro Facette). Eine kurzere Version dieses Inventars (HEXACO-96) erfasst die Faktoren mit jeweils 16 Items (acht Items pro Facette). Daruber hinaus existiert noch eine weiter gekurzte Version (HEXACO-60), die jeden Faktor anhand von zehn Items (zwei bis drei Items pro Facette) operationalisiert.
Nach Moshagen et al. (2014) ist die deutschsprachige Version des HEXACO-60 Personlichkeitsinventars ein reliables, valides und zudem okonomisches Instrument zur Erfassung der sechs Faktoren des HEXACO- Modells. Gegenuber der 96-Item Version konnten die Autoren keine bedeutsamen Informationsverluste feststellen. Zudem eignet sich diese Version aufgrund der kurzen Bearbeitungsdauer von ca. zehn Minuten besonders im Rahmen von zeitlich begrenzten Forschungskontexten, in denen neben Personlichkeitsvariablen noch weitere Konstrukte erhoben werden (Ashton & Lee, 2009).
Endeavor-related vs. altruism/cooperation-related traits. In Anlehnung an Ashton und Lee (2007) lassen sich die sechs Faktoren des HEXACO-Modells in zwei ubergeordnete Kategorien gruppieren. Die Eigenschaften eXtraversion, Offenheit fur Erfahrungen und Gewissenhaftigkeit konnen als endeavor-related traits bezeichnet und als konzeptuell ahnliche Dimensionen, die jeweils mit Engagement, Einsatz und Bemuhungen in verschiedenen Bereichen im Zusammenhang stehen, definiert werden. Die Eigenschaft eXtraversion wird dabei mit einem Bestreben zu sozialen und gesellschaftlichen Bemuhungen in Verbindung gebracht (unter anderem Geselligkeit, Unterhaltsamkeit, Fuhrungsverhalten). Daher sind extrovertierte Personen besonders in der Lage Zugewinne auf sozialer Ebene (z. B. Freunde, Partner, Bekanntschaften) zu erzielen. Eine ausgepragte Offenheit fur Erfahrungen geht mit Neugierde und starkem Vorstellungs- und Denkvermogen einher, was in explorativem Verhalten munden kann. Dies kann den Autoren zufolge zu besonderem Engagement und Zugewinnen auf ideeller Ebene fuhren. Eine ausgepragte Gewissenhaftigkeit zeigt sich eher in aufgabenbezogenem Engagement (z. B. Planen und Organisieren) und kann sich in besonderem MaBe in materiellen Errungenschaften manifestieren.
Die Eigenschaften Ehrlichkeit-Bescheidenheit, Vertraglichkeit und Emotionalitat konnen in Anlehnung an Ashton und Lee (2007) als altruism/cooperation-related traits bezeichnet und im Sinne von Konstrukten der theoretischen Biologie, wie dem wechselseitigen Altruismus (Trivers, 1971) und dem verwandtschaftlichen Altruismus (Hamilton, 1964), verstanden werden. Personen mit ausgepragter Ehrlichkeit-Bescheidenheit zeigen Parallelen zum wechselseitigen Altruismus, die sich in aufrichtigem, fairem und selbstlosem Verhalten niederschlagen konnen. Sie haben meist geringe Anspruche und sind besonders kooperationsbereit. Ebenso zeigen auch Personen mit ausgepragter Vertraglichkeit Parallelen zum wechselseitigen Altruismus und konnen von ihrer Uneigennutzigkeit und Kompromissbereitschaft im Umgang mit anderen Personen profitieren. Daruber hinaus zeigen diese Personen meist tolerantes, nachsichtiges und versohnliches Verhalten.
Wahrend Vertraglichkeit auf eine interpersonelle Komponente, also wie auf das Verhalten anderer Personen reagiert wird, abzielt, beschreibt Ehrlichkeit-Bescheidenheit eher, wie mit anderen Personen umgegangen wird. Eine ausgepragte Emotionalitat weist den Autoren zufolge Parallelen zum verwandtschaftlichen Altruismus auf und geht vor allem mit einer Tendenz zu emotionaler Verbundenheit, selbstschutzendem Verhalten und fremdschutzendem Verhalten gegenuber nahestehenden Personen einher.
Demzufolge haben Personen mit stark ausgepragter Emotionalitat geringere Chancen auf potentielle Zugewinne, sobald diese Zugewinne mit personlichen Risiken oder Risiken fur nahestehende Personen einhergehen konnten. In verschiedenen Fragebogenuntersuchungen konnte gezeigt werden, dass anhand von ausgepragten endeavor-related traits eher positive Einstellungen und Verhaltensweisen gegenuber kulturellen Fremdgruppen vorhergesagt werden konnen als anhand von altruism/cooperation-related traits (z. B. Barbarino & Sturmer, 2016; Sturmer et al., 2013).
In erster Linie beschaftigt sich die vorliegende Arbeit mit der Untersuchung von Personlichkeitseigenschaften als potentielle Pradiktoren von Intergruppeneinstellungen- und Beziehungen. Zu diesem Zweck wird ein neueres Personlichkeitsmodell zugrunde gelegt, welches besonders in den letzten Jahren ein wachsendes Interesse seitens der psychologischen Forschung erfahren hat—das HEXACO-Modell. Speziell wird dabei der Frage nachgegangen, ob die Differenzierung zwischen endeavor-related traits und altruism/cooperation-related traits bei der Vorhersage von positiven Einstellungen und Kontaktbereitschaft gegenuber Mitgliedern einer sozialen Minoritat eine bedeutsame Rolle spielt.
Positive Intergruppenprozesse
Lange Zeit hat sich die sozialpsychologische Forschung verstarkt mit der Untersuchung der Ursachen von negativen Intergruppenphanomenen, wie Vorurteile, Diskriminierung, Eigengruppenbevorzugung und Konflikten, beschaftigt (z. B. Herek & McLemore, 2013; Petersen & Six, 2008). Erklarungen fur diesen Fokus auf negative Prozesse finden sich in historischen, sozialen und politischen Ereignissen, wie dem zweiten Weltkrieg oder der Rassendiskriminierung in den USA, welche die Entwicklung der Sozialpsychologie in ihrer Entstehungsphase gepragt haben. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse entwickelte sich die Erforschung von Mechanismen, die Feindseligkeiten zwischen sozialen Gruppen zugrundeliegen genauso wie die Entdeckung von Moglichkeiten, diese zu reduzieren, zu Hauptthemen der sozialpsychologischen Forschung (Siem et al., 2016).
In den letzten Jahren zeigt sich jedoch ein wachsendes Interesse an der Erforschung der Determinanten positiver Intergruppenprozesse (z. B. Jonas & Mummendey, 2008; Montoya & Pinter, 2016; Sturmer et al., 2013). Diese Prozesse konnen als individuelle und kollektive Phanomene angesehen werden, da sie nicht nur Motive und Aktivitaten des Individuums, sondem auch interpersonelle Kontakte sowie kulturelle und soziale Kontexte, in denen diese Kontakte stattfinden, beinhalten (Siem et al., 2016).
Dabei umfassen positive Intergruppenprozesse unter anderem positive Einstellungen gegenuber Fremdgruppen und deren Mitglieder. Eine Einstellung kann wiederum als eine aus der personlichen Erfahrung kommende Geneigtheit des Individuums auf Personen, soziale Gruppen, Gegenstande, Vorstellungen oder Situationen, mit einem bestimmten AusmaB an Zuneigung oder Ablehnung zu reagieren, verstanden werden (Six, 2001). Nach Rosenberg und Hovland (I960) setzt sich eine Einstellung aus einer kognitiven Komponente (Wissen und Informationen uber das Einstellungsobjekt), einer affektiven Komponente (subjektive Bewertung des Einstellungsobjekts) und einer konativen Komponente (Verhaltensabsicht sowie das gezeigte Verhalten gegenuber dem Einstellungsobjekt) zusammen.
Einstellungen konnen sich unter anderem auf die Qualitat von Intergruppenbegegnungen auswirken. Dovidio, Kawakami und Gaertner (2002) konnten in diesem Zusammenhang zeigen, dass Personen mit positiven Intergruppeneinstellungen eher positive Intergruppenbegegnungen haben als Personen, die negative Intergruppeneinstellungen aufweisen. Positive Intergruppenprozesse konnen sich aber auch in Neugier und Interesse an den Lebenswelten fremder Gruppen oder Personen sowie in bestimmten Verhaltensweisen, wie interkulturellem Austausch, der Erforschung fremder Kulturen, Gastfreundschaft und Kontaktbereitschaft gegenuber Fremdgruppenmitgliedern, manifestieren (Siem et al., 2016). Die Autoren verweisen in diesem Zusammenhang auch auf eine anthropologische Perspektive und betonen die Wichtigkeit positiver Intergruppenbegegnungen. Demnach sei die Erfolgsgeschichte der menschlichen Spezies unter anderem von der Fahigkeit gepragt, vorteilhafte Beziehungen zu Personen auBerhalb der Eigengruppe aufzubauen.
Pittinsky et al. (2011a) gehen davon aus, dass positive Einstellungen und Verhaltensweisen gegenuber Fremdgruppen nicht einfach durch eine Abwesenheit von Mechanismen, die negativen Intergruppenprozessen zugrunde liegen, erklart werden konnen. Beispielsweise kann zwar der personliche Kontakt zu Fremdgruppenmitgliedern Vorurteile und Diskriminierungstendenzen reduzieren (z. B. Pettigrew & Tropp, 2011),jedoch liefern solche Forschungsansatze nur begrenzte Antworten auf die Fragen, wann und warum Menschen Neugier, positive Einstellungen, aufsuchende Verhaltensweisen oder Kontaktwunsche gegenuber Mitgliedern anderer sozialer Gruppen entwickeln (Siem et al., 2016).
In einer online durchgefuhrten Fragebogenuntersuchung konnte zudem gezeigt werden, dass es bei der Vorhersage bestimmter Verhaltensweisen gegenuber Fremdgruppenmitgliedern wichtig ist, positive und negative Einstellungen als funktional voneinander getrennte Konstrukte aufzufassen (Pittinsky et al., 2011a). In verschiedenen Einzelstudien konnten die Autoren nachweisen, dass ausgepragte positive Einstellungen gegenuber einer Fremdgruppe bessere Pradiktoren bei der Vorhersage positiver Verhaltensweisen dieser Gruppe gegenuber sind als gering ausgepragte negative Einstellungen.
Allophilie. Wahrend in der Literatur zahlreiche Begriffe fur negative Einstellungen und Verhaltensweisen gegenuber verschiedenen sozialen Gruppen existieren (Rassismus, Sexismus, Homophobie, Diskriminierung), finden sich uberraschend wenige Umschreibungen fur gegenteilige Prozesse. Pittinsky (2005) konstatiert in diesem Zusammenhang, dass das Konstrukt der Toleranz oftmals falschlicherweise als das logische Gegenteil von Vorurteilen und negativen Einstellungen aufgefasst wird. Er betont dabei, dass Toleranz eher als Mittelpunkt zwischen negativen und positiven Einstellungen gegenuber Fremdgruppenmitgliedern angesehen werden sollte und fuhrt den Begriff Allophilie ein. Allophilie stammt aus dem Griechischen (allos-ein Anderer und philia-Freundschaft, Liebe) und beschreibt positive Einstellungen gegenuber Fremdgruppenmitgliedern. Dem Autor zufolge umfasst dieses Konstrukt funf Facetten: Zuneigung (affection), Zuspruch (comfort), Einsatz (engagement), Begeisterung (enthusiasm) und Verbundenheit (kinship).
Zur Operationalisierung dieses Konstrukts wurde von Pittinsky, Rosenthal und Montoya (2011b) die Allophilia Scale entwickelt. Die Autoren wiesen nach, dass es sich bei diesem Instrument um ein reliables und valides Verfahren zur Erfassung positiver Einstellungen gegenuber Fremdgruppen oder sozialen Minoritaten handelt. Entsprechend haufig wird die Allophilia Scale in Forschungskontexten verwendet (z. B. Pittinsky & Montoya, 2009; Fingerhut, 2011).
Xenophilie. Xenophilie (Antweiler, 2009) stellt eine weitere Bezeichnung fur individuelle oder kollektive Praferenzen bezuglich fremder oder unbekannter Dinge, Menschen oder Gruppen dar. Dieser Begriff stammt ebenfalls aus dem Griechischen (xenos-ein Fremder und philia-Freundschaft, Liebe). Der gegensatzliche Begriff Xenophobie bezeichnet misstrauische, ablehnende und feindselige Einstellungen und Verhaltensweisen gegenuber Fremden (z. B. Maletzke, 2013). Folgt man der Definition von Maletzke, beziehen sich xenophile Verhaltensweisen spezifisch auf kulturelle Fremdgruppen, wie fremde Stamme, Volker oder Nationen.
Anders als fur das Konstrukt Allophilie, existieren derzeit keine Instrumente, die eine direkte Erfassung von Xenophilie ermoglichen. Sturmer et al. (2013) zeigten jedoch eine Moglichkeit zur Operationalisierung dieses Konstrukts, indem einzelne kognitive, affektive und behaviorale Aspekte, wie positive Einstellungen, Kontaktbereitschaft und aufsuchende Verhaltensweisen, erhoben und im Rahmen einer Faktorenanalyse zu einem Gesamtfaktor zusammengefasst werden.
Personlichkeitseigenschaften als Pradiktoren positiver Intergruppenprozesse. Individuelle Unterschiede in den Einstellungen und Verhaltensweisen gegenuber Fremdgruppen werden durch ein komplexes Zusammenspiel von Personlichkeitseigenschaften, Erfahrungen sowie sozialen und kulturellen Werten beeinflusst (Sturmer et al., 2013). Wie auch bei der Erforschung von Intergruppenphanomenen im Allgemeinen, lasst sich auch bei der Vorhersage von Einstellungen und Verhaltensweisen gegenuber Fremdgruppen anhand von Personlichkeitseigenschaften eine Tendenz zur Erforschung der Determinanten negativer Prozesse erkennen (z. B. Ekehammar, Akrami, Gylje & Zakrisson, 2004; Parrot, Adams & Zeichner, 2002). So wiesen Ekehammar und Akrami (2003) nach, dass geringe Auspragungen der Big-Five Faktoren Offenheit fur Erfahrungen und Vertraglichkeit mit generalisierten Vorurteilen gegenuber Minderheiten in Verbindung stehen.
In den letzten Jahren beschaftigen sich jedoch immer mehr Forscher mit den Zusammenhangen von Personlichkeitseigenschaften und positiven Intergruppenprozessen (z. B. Barbarino & Sturmer, 2016; Sibley et al., 2010). In diesem Zusammenhang spielt die im vorigen Kapitel bereits erlauterte Unterscheidung zwischen endeavor-related traits und altruism-cooperation- related traits eine besondere Rolle. In einer kurzlich veroffentlichten Studie zeigten Barbarino und Sturmer (2016) an einer Stichprobe Jugendlicher, dass starke Auspragungen der endeavor-related traits (besonders Offenheit fur Erfahrungen und eXtraversion) besonders bedeutsam bei der Vorhersage xenophiler Orientierungen sind. Stark ausgepragte altruism-cooperation-related traits (Ehrlichkeit-Bescheidenheit, Vertraglichkeit, Emotionalitat) sind hingegen eher bei der Vorhersage xenophober Orientierungen von Bedeutung.
Eine mogliche Erklarung fur diese Befunde bezieht eine biologische Perspektive mit ein. Personen zeigen altruistisch motivierte und kooperative Verhaltensweisen, besonders innerhalb relativ sicherer und stabiler sozialer Beziehungen (z. B. innerhalb der Eigengruppe oder im familiaren Umfeld), um kollektive Vorteile zu erlangen und so fur das Uberleben bzw. Weiterbestehen der Eigengruppe bzw. der Familie zu sorgen (z. B. Axelrod, 1984). Da der Kontakt mit Fremdgruppenmitgliedern typischerweise ein Gefuhl der Unsicherheit mit sich bringt (Stephan & Stephan, 2000), zeigen sich Personen mit ausgepragten altruism/cooperation-related traits eher zuruckhaltender im Kontakt mit Mitgliedern einer Fremdgruppe (Barbarino & Sturmer, 2016). Individuen mit stark ausgepragten endeavor-related traits sind hingegen eher geneigt ihre Ressourcen in die Entdeckung neuer Moglichkeiten zu investieren, um soziale, ideelle oder materielle Fortschritte fur sich selbst zu machen. Demzufolge sind diese Personen eher an der Kontaktaufnahme mit Fremdgruppenmitgliedern interessiert (Ashton & Lee, 2007).
Welche Personlichkeitseigenschaften im Sinne des HEXACO-Modells bei der Vorhersage positiver Einstellungen und Verhaltensweisen gegenuber der Gruppe homosexueller Frauen eine bedeutsame Rolle spielen, wird in der vorliegenden Arbeit untersucht. Damit soil ein Beitrag zur Erforschung der Determinanten positiver Intergruppenprozesse, einem Forschungsfeld, welches sich derzeit einem wachsenden Interesse erfreut, geleistet werden. Homosexualitat Nach dem Modell der sexuellen Orientierung von Storms (1980) existieren zwei voneinander unabhangige Dimensionen sexueller Attraktivitat. Die heteroerotische Dimension umfasst die sexuelle Attraktivitat gegenuber Personen des anderen Geschlechts und die homoerotische Dimension bezieht sich auf eine sexuelle Attraktivitat gegenuber Personen des eigenen Geschlechts. Durch Kreuzung dieser Dimensionen konnen vier unterschiedliche sexuelle Orientierungen (Homosexualitat, Heterosexualitat, Bisexualitat, Asexualitat) unterschieden werden. Homosexualitat kann sich nach Savin-Williams (2006) in der sexuellen/romantischen Attraktivitat, dem sexuellen Verhalten und der sexuellen Identitat ausdrucken.
Wiesendanger (2001) definiert Homosexualitat als eine sexuelle Anziehung zwischen zwei Personen des gleichen Geschlechts. In der Umgangssprache bezeichnen sich homosexuelle Manner meist als Schwule und homosexuelle Frauen als Lesben (Rauchfleisch, 2011). Die Pravalenz von Homosexualitat variiert in verschiedenen Landern, unter anderem in Abhangigkeit der Ausdrucksweise sexueller Orientierung und liegt beispielsweise in den Vereinigten Staaten zwischen 1% und 13% (Savin- Williams, 2006). In Deutschland wird die Pravalenz von Homosexualitat von Rauchfleisch (2011) auf ca. 10% geschatzt.
Einstellungen gegenuber Homosexualitat. Obwohl innerhalb der letzten Jahrzehnte in Deutschland ein Wandel hin zu toleranteren Einstellungen gegenuber Homosexuellen stattgefunden hat und das Thema Homosexualitat in der Offentlichkeit starker prasent ist (Seise, Banse & Neyer, 2002), existieren in der Gesellschaft nach wie vor negative Einstellungen sowie Diskriminierung, Stigmatisierung und physische Gewalt gegenuber Lesben und Schwulen (Steffens & Wagner, 2009). Der Begriff Homophobie bezeichnet in diesem Zusammenhang individuelle antihomosexuelle Einstellungen und Verhaltensweisen (Herek, 2000), aber auch Angst und Abneigung, gegenuber Homosexualitat (Wiesendanger, 2002). Das Konstrukt der Homophobie wurde jedoch oft kritisiert, da Personen mit negativen Einstellungen gegenuber Homosexuellen nicht zwingend die fur Phobien typischen Reaktionen zeigen (z. B. Shields & Harriman, 1984).
Homonegativitat kann als weiterer Begriff, der negative Einstellungen und Vorurteile gegenuber Homosexuellen sowie die daraus resultierenden Wahrnehmungen und abwertenden Prozesse bezeichnet, verwendet werden (Schweer, Gerwinat & Petermann, 2011).
Erlebte Stigmatisierung und Diskriminierung als mogliche Folge von homonegativen Einstellungen kann sich deutlich nachteilig auf die Gesundheit von Schwulen, Lesben und Bisexuellen auswirken. So stehen beispielweise Stressoren, wie die Angst vor Diskriminierung, tatsachliche Diskriminierungserfahrungen oder auch negative Einstellungen zur eigenen homosexuellen Identitat, mit psychischen Beeintrachtigungen, depressiven Symptomen und Suizidalitat in Verbindung (Steffens & Wagner, 2009). Auch die physische Gesundheit von Homosexuellen kann durch homonegative Tendenzen beeintrachtigt werden. In einer Studie von Stein-Hilbers et al. (1999) wurde durch qualitative Interviews festgestellt, dass jede vierte der befragten homosexuellen Frauen schon einmal korperlich attackiert oder bedroht wurde.
Die sozialwissenschaftliche und psychologische Forschung konzentrierte sich bislang stark auf die Untersuchung von homonegativen Einstellungen und Verhaltensweisen sowie deren Auswirkungen auf die betreffenden Personen (Morrison & Bearden, 2007). Zur Operationalisierung negativer Einstellungen gegenuber Homosexualitat bzw. Homosexuellen existieren zudem eine Reihe von Instrumenten (z. B. Rye & Meaney, 2010; Mayfield, 2001; Larsen, Reed & Hoffman, 1980).
Immer mehr Forscher widmen sich jedoch der Frage, wie und warum Menschen tolerante und sogar positive Einstellungen gegenuber Homosexuellen entwickeln bzw. wodurch interindividuelle Unterschiede in den Einstellungen und Verhaltensweisen gegenuber Homosexuellen zustande kommen (z. B. Steffens & Wagner, 2004; Seise et al., 2002). Ein weiteres Zeichen fur ein wachsendes Interesse an der Erforschung positiver Einstellungen gegenuber Homosexuellen ist die Entwicklung der Homopositivity Scale (Morrison & Bearden, 2007), einem Instrument zur Erfassung positiver Stereotype uber Homosexuelle.
Korrelate der Einstellungen gegenuber Homosexualitat. Ein Verstandnis uber die Grundlagen von positiven und negativen Einstellungen gegenuber Schwulen und Lesben ist von groBer Bedeutung, da diese Einstellungen und die daraus resultierenden Verhaltensweisen einen groBen Einfluss auf zwischenmenschliche Beziehungen sowie auf das individuelle und gesellschaftliche Wohlergehen haben konnen (Moradi et al., 2006). Es wurde bereits eine Reihe von Faktoren untersucht, die mit spezifischen Einstellungen gegenuber Homosexuellen in Verbindung stehen. Als Disposition im Sinne des Big-Five Modells (Goldberg, 1992) konnte beispielsweise eine ausgepragte Offenheit fur Erfahrung als Pradiktor fur tolerante Einstellungen gegenuber Homosexuellen identifiziert werden (Cullen, Wright & Alessandri, 2002; Shackelford & Besser, 2007).
Heterosexuelle Personen zeigen eher positive Einstellungen gegenuber Homosexuellen, wenn sie nichttraditionelle Geschlechterrollen praferieren, eine gering ausgepragte Religiositat aufweisen oder positive interpersonelle Erfahrungen mit Homosexuellen gemacht haben. Das Geschlecht beeinflusst ebenfalls die Einstellungen gegenuber Homosexuellen insofern, dass heterosexuelle Manner meist ein hoheres MaB an Vorurteilen gegenuber Homosexuellen haben als Frauen (z. B. Herek, 1984, 1991, 1994). Steffens und Wagner (2004) konnten nachweisen, dass jungere Erwachsene positivere Einstellungen aufweisen als altere, Frauen toleranter sind als Manner, oder dass ein hoher soziookonomischer Status mit mehr Toleranz einhergeht. Fur tolerante Einstellungen hat sich jedoch der personliche Kontakt bzw. die Bekanntschaft mit Lesben und Schwulen als einer der einflussreichsten Pradiktoren herausgestellt (Steffens & Wagner, 2004).
Ebenso existieren Konstrukte, die spezifisch mit homonegativen oder homophoben Einstellungen in Verbindung stehen. Die soziale Dominanzorientierung (SDO; Pratto, Sidanius, Stallworth & Malle, 1994) kann als generelle Praferenz fur die Bildung gruppenbasierter Hierarchien verstanden werden (Six, 2008). In einer Untersuchung von Licciardello, Castiglione, Rampullo und Scolla (2014) konnte eine positive Korrelation von ausgepragter SDO und negativen Einstellungen gegenuber Homosexuellen nachgewiesen werden.
Interindividuelle Unterschiede in den Einstellungen gegenuber Homosexuellen konnen auch durch das AusmaB der Identifikation mit der eigenen Heterosexualitat beeinflusst werden (Jellison, McConnell & Gabriel, 2004). Eine stark ausgepragte Identifikation mit der Gruppe der Heterosexuellen steht in positivem Zusammenhang mit Vorurteilen gegenuber Homosexuellen, wenn auch dieser Zusammenhang mit steigendem AusmaB des personlichen Kontaktes zu Homosexuellen geringer wird (Hodson, Harry & Mitchell, 2009).
Ein weiteres Konstrukt, welches mit Einstellungen gegenuber Homosexuellen zusammenhangt, ist die individuelle Motivation zu vorurteilsfreiem Verhalten (Motivation to control prejudice; MTCP). Darunter kann das AusmaB der Motivation eines Individuums zur Kontrolle von vorurteilsbehafteten Gedanken, Gefuhlen und Handlungen gegenuber Fremdgruppenmitgliedern verstanden werden (Dunton & Fazio, 1997). Banse, Seise und Zerbes (2001) konnten nachweisen, dass Einstellungen zur Homosexualitat in Abhangigkeit der MTCP unterschiedlich ausfallen konnen. Naughton und Vanable (2012) berichten in diesem Zusammenhang, dass eine stark ausgepragte MTCP mit einer groBeren Akzeptanz homosexueller Personen einhergeht.
Eine weitere Variable, die Einstellungen zu Homosexualitat beeinflussen kann, ist der Migrationshintergrund. Simon (2008) wies im Rahmen einer Fragebogenuntersuchung nach, dass Jugendliche mit Vorfahren aus einem Staat der ehemaligen UdSSR sowie Jugendliche mit turkischem Migrationshintergrund homosexuellenfeindlichere Einstellungen haben als Jugendliche ohne Migrationshintergrund.
Zur Operationalisierung eines Migrationshintergrundes werden in der Praxis haufig mehrere Indikatoren, wie das Geburtsland und die Staatsangehorigkeit, verwendet (z. B. Simon, 2008). Aber auch die Identifikation mit ethnischen oder kulturellen Gruppen kann zur Definition eines Migrationshintergrundes herangezogen werden. Dazu kann beispielsweise erhoben werden, zu welchem Kulturkreis ein Zugehorigkeitsgefuhl besteht (Diefenbach & WeiB, 2006).
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1 Die Schreibweise von eXtraversion folgt der Schreibweise von Ashton und Lee (2007).
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- Christian Flach (Author), 2017, Psychologische Determinanten positiver Intergruppenprozesse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/378850
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