Seit der Jahrtausendwende sind die Finanzmärkte in umfangreichem Rahmen reguliert worden. Nach der Finanzkrise 2007/ 2008 fand eine weitere Verschärfung der regulatorischen Maßnahmen statt. Derzeit befinden sich innerhalb der Versicherungsbranche drei richtungsweisende Initiativen auf Basis europäischer Gesetzgebung in der Umsetzungsphase. Die Implementierung dieser Initiativen stellt die Versicherungsbranche vor komplexe Herausforderungen. Neben der Durchsetzung der Maßnahmen belastet die Branche derzeit auch die Verzögerung der Umsetzung. Hierdurch bedingt sieht sich die Versicherungsbranche derzeit gezwungen mit reinen Hypothesen arbeiten zu müssen, da teilweise konkrete finalisierte Anforderungen fehlen. Resultierend daraus agieren einige Marktteilnehmer lediglich mit der Zielsetzung einer Mindestumsetzung.
Schließlich fordern die Regulierungen nicht nur die Versicherungsbranche, sondern schaden auch den eigentlichen Profiteuren der Regulierungsinitiativen – den Kunden der Branche. Es konnte bspw. nachgeweisen werden, dass sich die Interessenkonflikte aus Beratersicht, bedingt durch die hohen Anforderungen der Europäischen Union, verstärken. Aufgrund der steigenden Betriebsaufwendungen entwickelt sich ein Verkaufsdruck in der Versicherungsbranche, damit auch zukünftig die operativ erwirtschafteten Erträge konstant gehalten oder ausgebaut werden können. Dies führt zu einer subjektiven Beratungsleistung. Diese Entwicklung stellt einen sich wiederholenden Kreislauf dar.
In Anbetracht der zwiespältigen Diskussion um die Intensität der Finanzmarktregulation kann diese Erkenntnis eine zentrale Stellung einnehmen. Es ist von großer Bedeutung, dass die Regulierung der Europäischen Union die Verstärkung der Interessenkonflikte als Ziel ausgibt. Dies kann lediglich durch eine geminderte Anzahl an Initiativen und Vorhaben gelingen. Sofern sie diesen Ansatz nicht umsetzt, wird die Beratungsleistung keineswegs objektiver werden. Die Europäische Union verschlechtert auf diese Weise die Ist-Situation, so dass es erneut einer weiteren Regulierung ergibt. Langfristig kann diese fehlgeleitete Entwicklung Marktteilnehmer verdrängen bzw. eine Unterversorgung der Gesellschaft an Versicherungsprodukten zur Folge haben.
Die zukünftig verabschiedeten Initiativen der gesetzgebenden Institutionen stellen weiteren Forschungsbedarf dar.
Inhaltsverzeichnis
- Kurzfassung
- Abstract
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Problemstellung
- 1.1 Zielsetzung und Forschungsfrage
- 1.2 Vorgehensweise
- 2 Gesetzgebungsverfahren innerhalb der Europäischen Union
- 3 Methoden des Staates zur Steuerung des Versicherungsmarktes
- 4 Durchgeführte Regulierungsmaßnahmen in der Versicherungsbranche
- 4.1 Markets in Financial Instruments Directive I
- 4.1.1 Zusammenfassung der Richtlinie
- 4.1.2 Nationale Umsetzung
- 4.1.3 Wirkungen auf die Versicherungsbranche
- 4.2 Insurance Mediation Directive
- 4.2.1 Zusammenfassung der Richtlinie
- 4.2.2 Nationale Umsetzung
- 4.2.3 Wirkungen auf die Versicherungsbranche
- 4.3 Das Aufwands-/ Ertragsverhältnis verschlechtert sich
- 5 Geplante Regulierungsmaßnahmen für die Versicherungsbranche
- 5.1 Markets in Financial Instruments Directive II
- 5.1.1 Zielsetzungen der Richtlinie
- 5.1.2 Nationale Umsetzung
- 5.1.3 Mögliche Auswirkungen
- 5.1.4 Integration in die bestehenden Geschäftsmodelle
- 5.1.5 Chancen bei einer frühzeitigen Implementierung
- 5.2 Packaged retail insurance-based investment products
- 5.2.1 Zielsetzungen der Verordnung
- 5.2.2 Nationale Umsetzung
- 5.2.3 Mögliche Auswirkungen
- 5.2.4 Integration in die bestehenden Geschäftsmodelle
- 5.2.5 Chancen bei einer frühzeitigen Implementierung
- 5.3 Insurance Distribution Directive
- 5.3.1 Zielsetzungen der Richtlinie
- 5.3.2 Nationale Umsetzung
- 5.3.3 Mögliche Auswirkungen
- 5.3.4 Integration in die bestehenden Geschäftsmodelle
- 5.3.5 Integration in neue Geschäftsmodelle
- 5.3.6 Chancen bei einer frühzeitigen Implementierung
- 5.4 Das Aufwands-/ Ertragsverhältnis verschlechtert sich
- 6 Überprüfung der Akzeptanz in der Bevölkerung für die Inanspruchnahme einer Honorarberatung - Empirischer Teil
- 6.1 Quantitative versus qualitative Sozialforschung
- 6.2 Auswirkungen von Vergütungsstrukturen im Nachfrageverhalten nach Finanzdienstleistungen
- 6.2.1 Untersuchungsdesign der quantitativen Forschung
- 6.2.2 Durchführung der Untersuchung
- 6.2.3 Ergebnis
- 6.2.4 Analyse der Ergebnisse
- 6.3 Die Versicherungsbranche bewegt sich in dynamischen Märkten und evaluiert ihre Geschäftsmodelle
- 6.3.1 Untersuchungsdesign der qualitativen Forschung
- 6.3.2 Durchführung des Interviews
- 6.3.3 Ergebnis
- 7 Ableitung von zukünftigen Potenzialen der Versicherungsbranche an der Kundenschnittstelle
- 8 Zusammenfassung
- 9 Handlungsempfehlungen
- 10 Fazit
- Darstellungsverzeichnis
- Anhangsverzeichnis
- Anhang A - Ergebnisse der quantitativen Forschung
- Anhang B - Statistische Auswertung der quantitativen Forschungsergebnisse
- Anhang C - Ergebnisse der qualitativen Forschung
- Inhaltsverzeichnis
- Internetquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht die Auswirkungen aktueller, sektorübergreifender Regulierungsmaßnahmen auf bestehende Geschäftsmodelle in der Versicherungsbranche. Dabei fokussiert die Arbeit auf die Analyse der Implikationen der Maßnahmen und die Ableitung von zukünftigen Potenzialen an der Kundenschnittstelle.
- Analyse der Auswirkungen aktueller Regulierungsmaßnahmen auf Geschäftsmodelle in der Versicherungsbranche
- Bewertung der Implikationen der Regulierungsmaßnahmen für die Kundenschnittstelle
- Ableitung von zukünftigen Potenzialen für die Versicherungsbranche
- Untersuchung der Akzeptanz von Honorarberatungen in der Bevölkerung
- Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Versicherungsbranche
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit sowie die Forschungsfrage definiert. Im Anschluss werden die Gesetzgebungsverfahren innerhalb der Europäischen Union und die Methoden des Staates zur Steuerung des Versicherungsmarktes vorgestellt. In Kapitel 4 werden die durchgeführten Regulierungsmaßnahmen in der Versicherungsbranche, wie z.B. die Markets in Financial Instruments Directive I und die Insurance Mediation Directive, näher beleuchtet. Kapitel 5 befasst sich mit geplanten Regulierungsmaßnahmen, die einen Einfluss auf die Versicherungsbranche haben könnten, wie z.B. die Markets in Financial Instruments Directive II und die Insurance Distribution Directive.
Kapitel 6 widmet sich der Überprüfung der Akzeptanz von Honorarberatungen in der Bevölkerung. Hierzu wird sowohl eine quantitative als auch eine qualitative Forschungsmethode eingesetzt, um die Auswirkungen von Vergütungsstrukturen im Nachfrageverhalten nach Finanzdienstleistungen zu analysieren. Schließlich werden in Kapitel 7 zukünftige Potenziale der Versicherungsbranche an der Kundenschnittstelle abgeleitet. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und Handlungsempfehlungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den folgenden Schlüsselwörtern: Versicherungsbranche, Regulierung, Geschäftsmodelle, Kundenschnittstelle, Honorarberatung, Finanzdienstleistungen, Marktforschung, quantitative und qualitative Forschung.
- Quote paper
- Tobias Schmidt (Author), 2017, Implikationen der aktuellen sektorübergreifenden regulatorischen Maßnahmen auf bestehende Geschäftsmodelle in der Versicherungsbranche und Ableitung von zukünftigen Potenzialen an der Kundenschnittstelle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379350