Können Pferde einen Beitrag leisten um Lernen auszulösen? Gar dort, wo pädagogische Konzepte ins Leere laufen und nichtlernenden Lernenden Begriffe wie Mehrfachproblematiken, Bildungsresistenz oder fehlende betriebliche und schulische Sozialisation angehängt werden?
Von der Arbeit mit Tieren auf die mit Menschen zu schliessen, gruppendynamische Effekte mit Herden- und Gruppenverhalten gleichzuschalten kommt einem Vorprellen in eine pädagogische Tabuzone gleich. Beobachtung von tierischem Verhalten gehört in den Bereich der Verhaltensforschung, so sind wir es gewohnt.
Pferdearbeit ist eigentlich Menschenarbeit. Wo ich vor vier Jahren den Satz "Ich arbeite mit dem Pferd" sagte, und "ich" das Subjekt war, das Pferd das Objekt, verschob sich die Semantik des Satzes mehr und mehr zu "ich arbeite an mir, ich erlerne eine Sprache, ich verinnerliche mir mentale Konzepte und wirke über diesen Umweg indirekt auf das Pferd ein".
Pferdearbeit dient gewissermassen als Praxisfeld für Mentale Konzepte. Der Autor zeigt die Palette der Verfahren auf, wie beispielsweise Entspannungsübungen, Gelassenheitstraining, Meditation oder autosuggestive Verfahren. Die Mentalen Konzepte zielen auf eine innere Haltung, die - und dies ist eine zentrale Aussage der vorliegenden Schrift - gelernt und verändert werden können. Vor allem aber braucht es Übung und hier kommt wieder das Pferd ins Spiel. Die Würtemberger Stute Shiva Esmeralda zeigt sich als gestrenge Lehrmeisterin.
Im Text wird ein Verfahren vorgestellt, wie Pferdearbeit, bzw. die daraus gewonnenen Mentalen Konzepte in den schulischen Praxisalltag transferiert werden können. Auf der anderen Seite werden die Entwicklungen in der Pferdearbeit aufgezeigt. Wie mit den traditionellen Methoden und Trainings gebrochen wird und eine auf Kommunikation beruhende Beziehung zum Pferd geschaffen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Impressum
- Vorwort
- Pferde – der Beginn einer Beziehung
- Fazit
- Pferde und Menschen – eine Jahrtausende alte gemeinsame Geschichte
- Frühe Zeugnisse
- Pferde gefügig machen
- Mechanisierung
- Pferdesport
- Und heute?
- Horsemanship
- Eigene Schritte
- Greenhorn Level 2
- Der Weg
- Millimeterarbeit
- Mentale Konzepte in der praktischen Pferdearbeit
- Pferdegestützte Arbeit
- Wie ist ein typisches Führungskräfte-Seminar aufgebaut?
- Fazit und kritische Betrachtung
- Pferd und Wissenschaft
- Pferde-Mensch-Kommunikation
- Innere Haltung
- Zusammenfassung
- Mentale Konzepte – Hintergrund und Tradition
- Begriffsklärung
- Traditionelle Denkschulen
- Mentale Konzepte – die Palette
- Autosuggestion
- Affirmationen und Visualisierungen
- Entspannungsübungen, Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation
- Hypnose
- Was ist Trance?
- Mentaltraining – Bewegungskoordination
- Visualisierung
- Gewaltfreie Kommunikation GFK
- Introvision
- Ein didaktisches Konzept – Transfer auf Unterrichtssituationen
- Das Transfermodell
- Transfermodell, Phase A
- Transfermodell, Phase B
- Transfermodell, Phase C
- Anwendung bei gefährdeten Jugendlichen
- Das Transfermodell
- Anhang
- Umsetzung im Unterricht – erste Erfahrungen
- Durchführung
- Arbeitsblatt Lernen – der Schlüssel dazu
- Arbeitsblatt «Das Motivations-ABCD»
- AB Wissensstruktur Ursachenzuordnung
- Bildtafeln
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Anwendung mentaler Konzepte in der Pferdearbeit und deren Übertragbarkeit auf pädagogische Kontexte, insbesondere im Umgang mit gefährdeten Jugendlichen. Sie befasst sich mit der Frage, wie alternative Methoden der Kommunikation und des Lernens eingesetzt werden können, um Bildungsinhalte effektiv zu vermitteln und die Motivation der Schüler zu steigern.
- Die Entwicklung einer gewaltfreien und auf Vertrauen basierenden Kommunikation zwischen Mensch und Pferd.
- Der Transfer von Erkenntnissen aus der Pferdearbeit auf pädagogische Methoden.
- Die Anwendung mentaler Konzepte zur Verbesserung der Lernmotivation und -leistung bei Jugendlichen.
- Die Analyse von Führungsstrukturen und -verhalten bei Pferden und deren Parallelen zum menschlichen Verhalten.
- Die kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Trainingsmethoden im Umgang mit Pferden.
Zusammenfassung der Kapitel
Pferde – der Beginn einer Beziehung: Der Text schildert den unerwarteten Beginn der Beziehung des Autors zu seinem Pferd, Shiva Esmeralda. Der anfängliche Mangel an Erfahrung und das zunächst distanzierte Verhalten des Pferdes werden beschrieben. Ein Schlüsselerlebnis – ein synchrones Laufen/Traben mit dem Pferd – verdeutlicht das Potenzial einer nonverbalen Kommunikation über die Artgrenze hinweg. Die anschließende Beobachtung des Pferdes in der Herde auf der Allmende enthüllt ein komplexeres Verständnis von Pferde-Hierarchien als das üblicherweise angenommene Alpha-Modell. Der Autor beginnt, die subtilen Nuancen des Pferdevelhaltens zu beobachten, was die Grundlage für seine weiteren Erfahrungen und Reflexionen bildet.
Pferde und Menschen – eine Jahrtausende alte gemeinsame Geschichte: Dieses Kapitel beleuchtet die lange Geschichte der Mensch-Pferd-Beziehung, beginnend mit frühen Zeugnissen und der Domestizierung von Pferden. Es werden die Rollen des Pferdes im Krieg, in der Landwirtschaft und im Pferdesport beschrieben, wobei auch die Kehrseite dieser Nutzung – der Leidensdruck und Ausbeutung der Tiere – deutlich herausgestellt wird. Der Text endet mit der Frage nach einer neuen Ära der Mensch-Pferd-Beziehung, die über den bisherigen instrumentellen Gebrauch hinausgeht.
Horsemanship: Dieses Kapitel befasst sich mit verschiedenen modernen Ansätzen im Umgang mit Pferden, zusammengefasst unter dem Begriff "Horsemanship". Die Methoden von Pat Parelli und Monty Roberts werden verglichen. Während Parelli auf einen systematischen Aufbau von Übungen setzt, betont Roberts die gewaltfreie "Join-up"-Methode, die auf der Beobachtung des natürlichen Verhaltens von Mustangs basiert. Der Autor reflektiert seine eigenen Erfahrungen mit diesen Methoden und deren Grenzen, wobei er die potenzielle Gefahr von psychischem Druck auf die Tiere hervorhebt.
Eigene Schritte: Dieses Kapitel beschreibt die persönlichen Erfahrungen des Autors mit der Arbeit an seiner Beziehung zu seinem Pferd, einschließlich der Herausforderungen und Rückschläge, die er erlebt. Ein Verletzungsfall des Pferdes und daraus resultierende Vertrauensprobleme führen zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den Grenzen von traditionellen Trainingsmethoden. Die Suche nach alternativen Wegen, die auf Kommunikation und gegenseitigem Respekt beruhen, wird eingeleitet.
Der Weg: Der Autor beschreibt seine Suche nach alternativen, gewaltfreien Trainingsmethoden und präsentiert die Ansätze von Stormy May, Klaus Ferdinand Hempfling und Alexander Nevzorov. Er betont die Bedeutung der inneren Haltung des Menschen, der mit Pferden arbeitet, und die Notwendigkeit einer authentischen Kommunikation. Die kritische Auseinandersetzung mit der Haute Ecole und deren Auswirkungen auf die Gesundheit der Pferde wird ebenfalls behandelt.
Millimeterarbeit: Dieses Kapitel beschreibt die detaillierten und mühsamen Schritte, die der Autor unternimmt, um das verloren gegangene Vertrauen seines Pferdes wiederzugewinnen. Es wird ein neuer Ansatz vorgestellt, der sich auf feinste Signale und die bewusste Gestaltung der eigenen inneren Haltung konzentriert. Die Anwendung mentaler Konzepte wird als zentraler Bestandteil dieses Prozesses dargestellt.
Mentale Konzepte in der praktischen Pferdearbeit: Hier werden verschiedene mentale Konzepte, die der Autor in seiner Arbeit mit Pferden einsetzt, beschrieben und erläutert. Dazu gehören "Das Pferd hat immer Recht", Zeit- statt Zielorientierung, weiche und fließende Bewegungen, Umgang mit Angst, der persönliche Individualraum. Die Bedeutung dieser Konzepte für den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung wird hervorgehoben.
Pferdegestützte Arbeit: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über den Einsatz von Pferden in der Arbeit mit Menschen, insbesondere im Bereich der Führungskräfteentwicklung. Die Autorin beschreibt den Aufbau eines typischen Führungskräfteseminars mit Pferden und diskutiert die Vor- und Nachteile dieser Methode.
Pferd und Wissenschaft: Der Text präsentiert aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über das Verhalten und die Kognition von Pferden und diskutiert Studien, die sich mit verschiedenen Trainingsmethoden befassen. Der Fokus liegt auf dem Vergleich von positiven und negativen Verstärkungsmethoden und deren Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Tiere.
Pferde-Mensch-Kommunikation: Dieses Kapitel befasst sich mit dem komplexen Prozess der Kommunikation zwischen Mensch und Pferd und betont die Bedeutung der nonverbalen Kommunikation und einer auf Vertrauen basierenden Beziehung. Der Autor vergleicht Methoden, die auf klaren Handlungsanweisungen beruhen, mit offenen und flexiblen Kommunikationsansätzen.
Mentale Konzepte – Hintergrund und Tradition: Hier wird der historische und theoretische Hintergrund mentaler Konzepte erläutert, wobei der Einfluss von Milton Erickson und traditionellen Denkschulen aus Ost und West hervorgehoben wird. Der Begriff des "Unbewussten" wird im Kontext der Arbeit mit mentalen Konzepten definiert.
Mentale Konzepte – die Palette: Dieses Kapitel stellt eine Auswahl von Methoden und Techniken vor, die zur Anwendung mentaler Konzepte beitragen, darunter Autosuggestion, Affirmationen, Visualisierung, Entspannungstechniken, Hypnose, Mentaltraining, Gewaltfreie Kommunikation und Introvision. Der Text betont, dass die Auswahl der Methoden von den persönlichen Erfahrungen des Anwenders abhängt.
Ein didaktisches Konzept – Transfer auf Unterrichtssituationen: Das Kapitel beschreibt ein Transfermodell, das die Übertragung von Erkenntnissen aus der Pferdearbeit auf pädagogische Kontexte ermöglicht. Es werden die Phasen der Modellanwendung beschrieben und die Bedeutung von Glaubhaftigkeit und Sinnzuschreibung der Methoden für die Lernenden hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Mentale Konzepte, Pferdearbeit, gewaltfreie Kommunikation, Jugendliche, Lernmotivation, Pädagogik, Transfermodell, Hypnose, Autosuggestion, Vertrauen, Kommunikation, Tiergestützte Interventionen, Führungskräftetraining, Selbstwirksamkeit, Inner Haltung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Mentale Konzepte in der Pferdearbeit und deren Transfer auf pädagogische Kontexte"
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Anwendung mentaler Konzepte in der Pferdearbeit und deren Übertragbarkeit auf pädagogische Kontexte, insbesondere im Umgang mit gefährdeten Jugendlichen. Es geht darum, wie alternative Methoden der Kommunikation und des Lernens eingesetzt werden können, um Bildungsinhalte effektiv zu vermitteln und die Motivation der Schüler zu steigern.
Welche Themen werden im Buch behandelt?
Das Buch behandelt eine breite Palette an Themen, darunter die Mensch-Pferd-Beziehung im Laufe der Geschichte, verschiedene Ansätze des Horsemanship (z.B. Parelli, Roberts), die Entwicklung einer gewaltfreien Kommunikation mit Pferden, die persönlichen Erfahrungen des Autors mit seinem Pferd, die Anwendung verschiedener mentaler Konzepte (Autosuggestion, Affirmationen, Visualisierung, Hypnose etc.), wissenschaftliche Erkenntnisse zum Pferdeverhalten, und die Anwendung dieser Erkenntnisse im pädagogischen Kontext, insbesondere mit gefährdeten Jugendlichen. Es wird ein didaktisches Transfermodell vorgestellt, das die Übertragung von Lernerfahrungen aus der Pferdearbeit in den Unterricht erleichtern soll.
Welche mentalen Konzepte werden beschrieben?
Die Arbeit beschreibt eine Vielzahl von mentalen Konzepten, darunter Autosuggestion, Affirmationen und Visualisierungen, Entspannungsübungen (Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation), Hypnose, Mentaltraining (Bewegungskoordination), Visualisierung, Gewaltfreie Kommunikation (GFK) und Introvision. Diese werden im Kontext der Pferdearbeit und ihrer Anwendung in pädagogischen Settings erläutert.
Wie wird der Transfer von der Pferdearbeit auf pädagogische Kontexte dargestellt?
Der Transfer wird über ein detailliertes Transfermodell beschrieben, welches aus mehreren Phasen besteht. Die Arbeit betont die Bedeutung von Glaubhaftigkeit und Sinnzuschreibung der Methoden für die Lernenden und beschreibt die Anwendung des Modells insbesondere im Umgang mit gefährdeten Jugendlichen.
Welche Rolle spielt die Gewaltfreie Kommunikation?
Gewaltfreie Kommunikation ist ein zentrales Element der Arbeit. Es wird gezeigt, wie eine auf Vertrauen und Respekt basierende Kommunikation zwischen Mensch und Pferd aufgebaut werden kann und wie diese Prinzipien auf den pädagogischen Kontext übertragen werden können, um ein positives Lernklima zu schaffen.
Welche praktischen Beispiele werden genannt?
Die Arbeit stützt sich stark auf die persönlichen Erfahrungen des Autors mit seinem Pferd, welche detailliert beschrieben werden. Darüber hinaus werden Beispiele aus der Pferdegestützten Arbeit, insbesondere im Bereich des Führungskräftetrainings, gegeben. Praktische Arbeitsblätter und Bildtafeln im Anhang unterstützen die Umsetzung der beschriebenen Konzepte.
Welche wissenschaftlichen Aspekte werden berücksichtigt?
Das Buch bezieht aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse über das Verhalten und die Kognition von Pferden ein und diskutiert Studien, die sich mit verschiedenen Trainingsmethoden und deren Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Tiere befassen. Der Vergleich positiver und negativer Verstärkungsmethoden wird ebenfalls behandelt.
Für wen ist dieses Buch geeignet?
Das Buch richtet sich an alle, die sich für die Mensch-Pferd-Beziehung, gewaltfreie Kommunikation, pädagogische Methoden und den Einsatz mentaler Konzepte interessieren. Es ist insbesondere relevant für Pädagogen, die mit gefährdeten Jugendlichen arbeiten, sowie für Personen, die im Bereich der tiergestützten Interventionen tätig sind oder sich mit der Führungskräfteentwicklung befassen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Thematik am besten?
Mentale Konzepte, Pferdearbeit, gewaltfreie Kommunikation, Jugendliche, Lernmotivation, Pädagogik, Transfermodell, Hypnose, Autosuggestion, Vertrauen, Kommunikation, Tiergestützte Interventionen, Führungskräftetraining, Selbstwirksamkeit, Innere Haltung.
- Quote paper
- Alfred Cajacob (Author), 2017, Von der Pferdearbeit zu einem didaktischen Konzept, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379769