Chinas Rolle in Afrika. Heilsbringer oder neuer Kolonialherr?


Dossier / Travail, 2016

23 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Derzeitige entwicklungspolitische Situation Afrikas
2.1 Basale Lebensbedingungen insbesondere in Afrika südlich der Sahara
2.2 Politische und wirtschaftliche Situation in Afrika

3. Chinas Ambitionen in ausgewählten afrikanischen Staaten

4. Chinesische Projekte und die Frage nach der Nachhaltigkeit

5. Einfluss auf die betroffene Bevölkerung

6. Probleme westlicher Entwicklungspolitik und Handlungsempfehlungen für die Zukunft

7. Fazit und Ausblick

1. Einleitung

Bereits zwischen den 1960er und 1980er Jahren gab es ein ausgesprochenes Engagement Chinas in Afrika, welches sich auf beiderseitiger Verachtung der Kolonialherrschaft durch die Europäer begründet1. So wurden afrikanische Länder bei ihren Unabhängigkeitsbestrebungen durch Waffenlieferungen, Nahrungslieferungen etc. unterstützt. Doch bereits hier spielten auch andere politische Interessen Chinas eine Rolle. So nutzte China die afrikanischen Länder in der UNO um ihre Position gegen Taiwan zu stärken, oder den Einfluss der Sowjetunion einzudämmen2. Diese Zeit, also die Zeit in der die Ideologie noch eine weit größere Rolle im Umgang mit Afrika gespielt hat, endete mit dem Tod von Mao 1979. In den folgenden 10 Jahren hat sich das Engagement Chinas in Afrika drastisch reduziert, von etwa 1,28 Milliarden Dollar jährlich bis auf nur noch 200 Millionen 19803. Erst Anfang der 1990er stieg das Engagement Chinas in Afrika wieder stark, was natürlich die Frage aufwirft, welche Interessen dahinter liegen und welche Auswirkungen dies auf den afrikanischen Kontinent bzw. auf afrikanische Staaten haben wird. Es wird daher das Ziel dieser Arbeit sein, zu untersuchen, welche Ziele China seit den 1990er bis heute mit seiner „Entwicklungspolitik“ verfolgt. China, als neuer Heilsbringer neben der oft zu schwerfälligen und inflexiblen europäischen Entwicklungshilfe oder sind Tendenzen hin zu einem neuen Kolonialherren in Afrika erkennbar? Um diese Frage zu beantworten wird sich die Arbeit zunächst mit der allgemeinen entwicklungspolitischen Ausgangslage des Kontinents Afrika im allgemeinen beschäftigen, bevor der Fokus auf Staaten gelenkt wird, in denen China besonders aktiv ist. Hier kann möglicherweise ein erster Hinweis gefunden werden, welche Kriterien für China wichtig sind, um in einem afrikanischen Land aktiv zu werden. Dann wird der Frage nach der Nachhaltigkeit chinesischer Hilfsprojekte in ausgewählten afrikanischen Staaten nachgegangen. Werden die Projekte nur fertig gestellt oder wird die Bevölkerung gleichzeitig geschult und ausgebildet?

Im Weiteren soll untersucht werden, welchen Einfluss das chinesische Engagement in besagten Staaten auf die Bevölkerung hat. Wie empfindet die afrikanische Bevölkerung das Investitionstreiben der Volksrepublik Chinas? Dieser und weiteren Fragen soll hier nachgegangen werden, bevor der Einfluss der chinesischen Entwicklungspolitik auf die europäische untersucht wird. Abschließend soll im Fazit ein möglicher Ausblick auf die Auswirkungen auf afrikanische Länder mit starkem chinesischen Engagement gewagt werden.

2. Derzeitige entwicklungspolitische Situation Afrikas

2.1 Basale Lebensbedingungen insbesondere in Afrika südlich der Sahara

Afrika, der Kontinent, der oft auch als das Land der sieben K`s bezeichnet wird4, hat sich in den letzten Jahren in vielfacher Hinsicht verändert. Nicht nur besteht ein historisch und klimatisch bedingter Unterschied zwischen afrikanischen Ländern nord- und südlich der Sahara, sondern auch innerhalb dieser Gebiete entwickeln sich die Länder recht unterschiedlich. Um die Kernsituation in Afrika greifbar zu machen, lohnt sich ein Blick auf den Bericht der UN über die Millenniums-Ziele. Hier wird unter anderem deutlich, dass zwar in allen Bereichen Fortschritte erzielt wurden (so zum Beispiel konnte die Anzahl der Menschen, die von unter 1,25 US Dollar/Tag leben von 1990 — 2015 in Südafrika von 57 auf 41% verringert werden, die Beschäftigungsquote stieg leicht von 63 auf 65% und die Anzahl der Menschen die unter Hunger leiden ist von 33 auf 23% seit 1990 gesunken5 ), jedoch Afrika, besonders Südafrika weiterhin am stärksten von hoher Kinder und Müttersterblichkeit und HIV Infektionen betroffen ist und hier die niedrigste Lebenserwartung vorherrscht6. Auch im Bereich der Bildung und Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männer konnten zwar Fortschritte gemacht werden, jedoch herrschen gerade im Bereich der tertiären Schulbildung weiterhin starke Unterschiede vor. Große Fortschritte hingegen konnten in der Alphabetisierung und der Grundschulbildung erreicht werden, hier besuchen mittlerweile 80% der Kinder zumindest die Grundschule. Hier eine grafische Übersicht über eine Auswahl von Millenniumsdaten von Afrika südlich der Sahara von 2015:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Aus den Grafiken ergibt sich, dass zumindest aus der Perspektive der UN und der Millenniumsziele der afrikanische Kontinent in allen relevanten Bereichen, von Bildung über HIV, Gleichberechtigung bis zur sanitären Versorgung zum Teil erhebliche Fortschritte machen konnte.7 Man kann natürlich berechtigte Kritik an den Daten, bzw. den Ergebnissen äußern, da diese natürlich örtliche Extremsituationen wie z.B. in Slums nicht in gebotenem Maße wiedergeben. Zudem geben die Daten dem Bereich der Nachhaltigkeit örtlicher Wirtschaft keine Bedeutung. Man kann aus diesen Daten nicht erschließen, inwieweit die afrikanische Bevölkerung selbst diese Ergebnisse erzeugt hat, oder dies in Folge von Maßnahmen von Hilfsorganisationen geschehen ist. Besonders kritisch hierbei ist, dass viele Organisationen nicht das Ziel haben, die Bevölkerung unabhängig und selbstständig zu machen (so zum Beispiel liefern einige Organisationen Nahrungsmittel, die die ortsansässige Nahrungsmittelproduktion unterläuft und somit diese schädigt, was die Abhängigkeit von dieser Art von Spenden erhöht8 ). Somit sind diese Daten nur mit Vorsicht zu genießen. Weiterhin werden die Bereiche Korruption und Rechtsstaatlichkeit nicht betrachtet, welche aber eine essentielle Rolle für die nachhaltige Entwicklung eines Staates spielen. Hiermit wird sich im folgenden Kapitel näher beschäftigt.

2.2 Politische und wirtschaftliche Situation in Afrika

Die politische und wirtschaftliche Situation der Länder auf dem Kontinent Afrika sind höchst unterschiedlich und schwierig zu beschreiben. Jedoch gibt es gerade aus politischer Sicht gewisse Tendenzen die sich abzeichnen. So gibt es in den letzten Jahrzehnten die zunehmende Etablierung der demokratischen Regierungsform. Erstmals werden in mehr als 40 Ländern südlich der Sahara Mehrparteienwahlen durchgeführt9. Natürlich laufen nicht alle dieser Wahlen nach europäischen Standards ab, jedoch wird eine demokratische Form der Regierungsbildung von weiten Teilen der Bevölkerung zumindest toleriert. Neben der Tolerierung der Regierungsform durch die Bevölkerung ist jedoch weit wichtiger, wie die Regierung regiert. Hierbei stößt man schnell auf den Begriff der „good governance“ — also eine gute Regierungsführung. Zur Bewertung, was eine gute Regierungsführung ist, werden zum Beispiel Kriterien wie die Korruptionsrate herangezogen. Auch wird darunter betrachtet inwieweit ein Staat den Wohlstand der gesamten Bevölkerung im Fokus hat und er legitime, stabile ausführende Verwaltungsorgane bereitstellen kann10. Jedoch ist die Situation Afrikas auch in diesem Bereich höchst diffizil. Besonders schwierig für eine positive Entwicklung gelten hierbei sogenannte fragile Staaten. Diese Staaten weisen oft kein legitimes Gewaltmonopol und ein kaum existierendes Rechtswesen auf. Es wundert daher kaum, dass diese Staaten meist das geringste Wachstum haben (in Afrika: Guinea, Kongo DRC, Liberia, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Tschad, Zentralafrikanische Republik Eritrea, Niger, Nigeria, Ruanda, Simbabwe, Togo, Angola, Burkina Faso, Guinea-Bissau, Komoren, Tansania, Dschibuti, Gambia, Kamerun, Kenia, Malawi, Mosambik, Sambia, Sao Tomé & Principe, Uganda11 ).

Die zuvor genannten Staaten zeichnen sich aus, dass diese durchaus instabil hinsichtlich mehrerer Kriterien sind. Daher ist es gerade hier schwer wirtschaftliche Investitionen aus dem Ausland für sich zu ergattern, was zu folgender wirtschaftlicher Situation führt:

Gerade afrikanische Länder südlich der Sahara haben in den letzten Jahrzehnten ein überdurchschnittliches Wachstum (gemessen am BIP) erlebt, wovon selbst die fragilen Staaten profitiert haben12. Wenn man jedoch die wirtschaftliche Entwicklung näher betrachtet wird deutlich, dass das BIP alleine hier nur unzureichende Antworten liefert. Ein hoher Anteil des wirtschaftlichen Wachstums liegt nicht vorwiegend bei der fortschreitenden Industrialisierung afrikanischer Länder, sondern v.a. bei gestiegenen Rohstoffpreisen aufgrund steigender Nachfragen insbesondere der BIC Staaten13. Dies kann im Nachhinein sogar negative Konsequenzen für weite Teile der Bevölkerung haben, denn mit gesteigerten Rohstoffpreisen und hoher Nachfrage von Ländern wie China und Brasilien werden Investitionen, die das verarbeitende Gewerbe und damit die industrielle Entwicklung Afrikas vorantreiben würden eher unwahrscheinlich. Somit bliebe Afrika vorwiegend ein Rohstoffexporteur, wobei die Endverarbeitung inklusive technologisch anspruchsvollerer Verarbeitungsprozesse in den Industrieländer verbliebe. Damit würden die afrikanischen Länder weiterhin sehr stark abhängig von Weltmarktschwankungen, da ihre Exportprodukte wenig diversifiziert sind (vorwiegend Öl und Nahrungsmittel). Zumal ist der prozentuale Anteil exportierter Fertigwaren von 1980-2010 sogar von 1,6% auf 0,8% gesunken14. Weitere Punkte, die das wirtschaftliche Wachstum gemessen am BIP relativieren sind die zum Teil sehr stark ausgeprägte Korruption und die damit eingehend sehr ungleiche Verteilung des Wachstums. Dies spiegelt sich auch in folgenden Grafiken wieder, während das BIP in den folgenden Ländern fast überall gewachsen ist, ist das Pro- Kopf Einkommen nicht im gleichen Maße mitgewachsen:

[...]


1 Vgl. Quaas, Anna (2005): Chinas Geschichte in Afrika. Handel, Hilfe und Diplomatie. Online unter: http://www.der- ueberblick.de/ueberblick.archiv/one.ueberblick.article/ueberblick6091.html?entry=page.200504.033. Letzter Zugriff: 25.04.2016.

2 Vgl. ebd.

3 Vgl. ebd.

4 Konflikte, Korruption, Kriminalität, Kapitalflucht, Krankheiten, Natur- und Hungerkatastrophen Vgl: Bösel, Anton (2007): Thesenpapier. Zur Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika. Online unter: http://www.kas.de/wf/doc/kas_10723-544-1-30.pdf?091110132756. Letzter Zugriff: 27.04.2016. S. 5.

5 Vgl. UN (2015): Milleniums-Entwicklungsziele. Bericht 2015. Online unter: http://www.un.org/depts/german/millennium/MDG%20Report%202015%20German.pdf. Letzter Zugriff: 27.04.2016.

6 Ebd.

7 Grafiken aus: UN (2015): Millenniums-Entwicklungsziele. Bericht 2015. Online unter: http://www.un.org/depts/german/millennium/MDG%20Report%202015%20German.pdf. Letzter Zugriff: 27.04.2016.

8 Vgl. Göbel, Heike (2008): Warum schadet Entwicklungshilfe? Online unter: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/erklaer-mir-die-welt-97-warum-schadet- entwicklungshilfe-1543009.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2. Letzter Zugriff: 17.05.2016.

9 Vgl. Mills, Greg (2007): Demokratie, Wachstum und Entwicklung in Afrika. In: Konrad-Adenauer-Stiftung (hrsg). Afrikas. Veröffentlichungen der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Afrika 2006-2007. S. 70f.

10 Vgl: Bösel, Anton (2007): Thesenpapier. Zur Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika. Online unter: http://www.kas.de/wf/doc/kas_10723-544-1-30.pdf?091110132756. Letzter Zugriff: 27.04.2016. S. 6.

11 Bei der Aufführungen wurden verschiedene Definitionen von fragiler Staatlichkeit miteinbezogen, zur genauern Darstellung vgl: Schneckener, Ulrich (2007): Rankings und Indizes: Welche Staaten gelten als fragil? Online unter: http://www.swp- berlin.org/fileadmin/contents/products/arbeitspapiere/DiskP2007_03_skr_ks.pdf. Letzter Zugriff: 17.05.2016. S. 2ff.

12 Kappel, Robert (2011): Afrika vor dem wirtschaftlichen Durchbruch? In: GIGA Focus. Online unter: https://www.giga-hamburg.de/de/system/files/publications/gf_afrika_1111.pdf. Letzter Zugriff: 28.05.2016. S. 4f.

13 Ebd. S2f.

14 Ebd. S.3.

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Chinas Rolle in Afrika. Heilsbringer oder neuer Kolonialherr?
Université
University of Trier
Note
2,0
Auteurs
Année
2016
Pages
23
N° de catalogue
V380839
ISBN (ebook)
9783668575363
ISBN (Livre)
9783668575370
Taille d'un fichier
10859 KB
Langue
allemand
Mots clés
chinas, rolle, afrika, heilsbringer, kolonialherr
Citation du texte
M.Ed. Alex Begoll (Auteur)Mark Maurer (Auteur), 2016, Chinas Rolle in Afrika. Heilsbringer oder neuer Kolonialherr?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/380839

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