Arbeitslosigkeit und mögliche psychische Folgen


Term Paper, 2017

16 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Strukturbegriff Arbeitslosigkeit
2.1 Definition Arbeitslosigkeit
2.2 Geschichtlicher Rückblick zur Arbeitslosigkeit
2.3 Statistik zur Arbeitslosigkeit in Deutschland

3. Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und mögliche psychische Folgen
3.1 Ausblick in drei Theorien zur Aufdeckung von möglichen psychischen Folgen der Arbeitslosigkeit
3.1.1 Deprivationstheorie nach Jahoda
3.1.2 Das Vitaminmodell nach Warr
3.1.3 Der Handlungsrestriktionsansatz nach Fryer

4. Entstehung von psychischen Folgen
4.1 Erste Phase: Optimismus, Motivation und Aktionismus
4.2 Zweite Phase: Pessimismus, Angst und Stress
4.3 Dritte Phase: Resignation

5. Prävention

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Die Gesundheit der Menschen wird stark durch ihre Lebensweise und

durch die Bedingungen, unter denen sie leben, beeinflusst.“

(Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2004, S. 8)

Arbeit steht unter anderem für ein wichtiges soziales und physisches Gehäuse für den Menschen selbst. Die Tatsache Arbeit zu haben, befriedigt die materiellen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse eines jeden Menschen und stellt eine fundamentale Bedingung der menschlichen Existenz dar (vgl. Kadler-Neuhausen 2012, S. 8).

Doch was, wenn die Arbeit wegfällt und dieses Gehäuse zusammenbricht? In meiner Hausarbeit möchte ich auf den Diskurs Arbeitslosigkeit und Gesundheit eingehen, mögliche psychische Folgen, deren Entstehung und sich daraus ergebende präventive Maßnahmen für ein gesundes Erleben dieser Phase der Arbeitslosigkeit näher untersuchen und analysieren.

Einleitend sei betont, dass die Arbeitslosigkeit kein „Fluch der Moderne“ (Paul, Moser 2015, S. 264) schildert, sondern seit Jahrhunderten ein bekanntes gesellschaftliches Thema darstellt. Waren es früher die Armen und Bettler, die am Wegesrand um Nahrung und Kleidung baten, so ist die Arbeitslosigkeit heute ein zentrales Thema unseres Sozialstaates.

Bereits in der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ von Jahoda, Lazarsfeld und Zeisel aus dem Jahr 1933, wurde sehr deutlich, wie die Arbeitslosigkeit in der sogenannten Weltwirtschaftsdepression Auswirkungen auf die Psyche des Menschen hatte (vgl. Hollederer 2011, S. 26).

Umso zentraler und eingehender die Thematik der Arbeitslosigkeit in Deutschland wird, so werden auch die Untersuchungen und psychologischen Gesichtspunkte dieser Problematik vielfältiger und ausdrucksstärker. Aus zahlreichen Studien und Untersuchungen ist bekannt, dass die Arbeitslosigkeit für zahllose Betroffene eine bedrückende und gesundheitsschädigende Lebensphase ist. Unterschiedliche psychische Beeinträchtigungen bei erwerbslosen Menschen konnten bereits in Untersuchungen nachgewiesen werden.

2. Strukturbegriff Arbeitslosigkeit

Möchte ich über die Theorien der Auswirkung von Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit von Arbeitslosen berichten und diese näher analysieren, so ist es mein Anliegen, zunächst über den Strukturbegriff Arbeitslosigkeit näheres zu schreiben. Hier beziehe ich mich auf die Definition des Begriffes, einen kurzen geschichtlichen Rückblick und auf aktuelle statistisch belegte Zahlen von Arbeitslosigkeit in Deutschland.

2.1 Definition Arbeitslosigkeit

„Von Arbeitslosigkeit spricht man umgangssprachlich erst dann,

wenn sie unfreiwillig ist und die betroffenen Personen entsprechend bereit sind,

Arbeit aufzunehmen bzw. ihre Arbeitskraft anbieten.“

(Bundesagentur für Arbeit 2016)

Laut SGB III § 16 Absatz 1 sind Arbeitslose Personen, die wie beim Anspruch auf Arbeitslosengeld

1. vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen,

2. eine versicherungspflichtige Beschäftigung suchen und dabei den Vermittlungs-bemühungen der Agentur für Arbeit zur Verfügung stehen und

3. sich bei der Agentur für Arbeit arbeitslos gemeldet haben (vgl. NomosGesetze, S. 1356).

Klaus Moser definiert Arbeitslosigkeit in seinem Buch „Wirtschaftspsychologie“ wie folgt:

„Drei Merkmale von Arbeitslosigkeit sind essenziell und tauchen in jedem ernstzunehmenden Definitionsversuch auf (ILO, 2000):

1. Nichtvorhandensein einer Erwerbsarbeit

2. Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt

3. Suche nach Erwerbsarbeit“ (Paul, Moser 2015, S. 264).

2.2 Geschichtlicher Rückblick zur Arbeitslosigkeit

Der Begriff der Arbeitslosigkeit existiert erst seit Ende des 19. Jahrhunderts. In den Jahren zuvor, fand eine Pauschalisierung gegenüber den Bettlern und Armen statt und die Menschen nannten sie „die Armen“. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts ist die Betitelung „Arbeitslose“ gebräuchlich. So errichteten die Menschen im Deutschen Reich nach 1882 zahlreiche Arbeiterkolonien, in denen es den Arbeitslosen möglich war, sich eine Arbeit zu beschaffen. Im 19. Jahrhundert wurden immer häufiger sogenannte Arbeitsvermittlungsstellen errichtet, um die Arbeitslosenzahl zu verringern und den Betroffenen Arbeit zu vermitteln (vgl. Paul, Moser 2015, S. 264f).

Im Wandel der ökonomischen Entwicklung der Arbeitergesellschaft im 19. Jahrhundert, war ein Strukturwandel zu verzeichnen. Daraus entstand unter anderem im 20. Jahrhundert eine Flexibilität der Arbeitsgesellschaft. Diese flexible Arbeitsgesellschaft beeinflusste die Marktwirtschaft nun maßgeblich. Im Weiteren ist es auf Grund der steigenden Arbeitsloszahlen zu einem Umbruch der Modelle der Arbeitsverhältnisse, wie dem Normalarbeitsverhältnisses und der Vollbeschäftigung, gekommen. Grund hierfür ist unter anderem die dauerhafte Problematik und steigende Zahl von Arbeitslosigkeit (vgl. Kadler-Neuhausen 2012, S. 17 ff).

„Zwischen 1970 und 1995 stieg die Zahl der (offiziell) arbeitslosen Erwerbspersonen in den Ländern der OECD von 10,3 auf 35 Millionen an.“ (Kadler-Neuhausen 2012, S. 25)

Im Zuge dessen hat sich die Arbeitslosigkeit vom „Fremden“ zum „Bekannten“ entwickelt und ist aus kaum einer beruflichen Biographie wegzudenken. Im Gegenteil, denn die Arbeitslosigkeit ist zu einem normalen Bestandteil in der beruflichen Laufbahn geworden und fest einzuplanen (vgl. Kadler-Neuhausen 2012, S. 25).

2.3 Statistik zur Arbeitslosigkeit in Deutschland

Laut der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) beziffert sich die Zahl von Erwerbslosen im Dezember 2016 in Deutschland auf 1,54 Millionen (3,5 Prozent) – ausgehend von 43,59 Millionen Erwerbspersonen insgesamt. Im Dezember 2015 waren es zum Vergleich bei 42,42 Millionen Erwerbspersonen 1,90 Millionen (4,5 Prozent) Erwerbslose in Deutschland. Daraus ergibt sich ein Abstieg von einem Prozent (vgl. Statisches Bundesamt (Destatis) 2017).

Die Bundesagentur für Arbeit gibt aktuelle Zahlen zur Arbeitslosenquote aus dem Jahr 2017 öffentlich bekannt. Hier heißt es, dass sich die aktuelle Arbeitslosenzahl auf 2,78 Millionen beziffert. Dies macht prozentual gesehen 6,3 Prozent der Erwerbsquote von allen zivilen Erwerbspersonen in Deutschland aus (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2017).

3. Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und mögliche psychische Folgen

Zahlreiche Theorien untersuchten in der Vergangenheit den Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und deren möglichen psychischen Folgen. Hier gehen die Wissenschaftler weitestgehend davon aus, dass Arbeitslose unter dem Zustand der Arbeitslosigkeit zu leiden haben und dies nicht selten psychische Folgen mit sich bringt.

In der Literatur von Klaus Moser ist festgehalten, dass anhand der Ergebnisse der gegenwärtigen Metaanalyse ein Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und der psychischen Gesundheit eines Menschen ohne Zweifel nachzuweisen ist. Demnach haben durchschnittlich 34 Prozent der Arbeitslosen unter wesentlichen psychischen Folgen der Arbeitslosigkeit zu leiden. Dem gegenüber stehen gerade einmal 16 Prozent Anteil an psychischen Problemen von Erwerbstätigen (vgl. Paul, Moser 2015, S. 265).

Unterschiedliche mögliche Folgen einer Arbeitslosigkeit konnten bei den betroffenen Personen selektiert werden. Beeinträchtigungen der Psyche bei Arbeitslosen könnten sich auf unspezifische Störungssymptome, Depressionssymptome, Angstsymptome, die Lebenszufriedenheit bzw. das emotionale Wohlbefinden sowie das Selbstwertgefühl beziehen (vgl. Paul, Moser 2015, S. 265).

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und ihre einst gegründete Kommission „Soziale Determinanten von Gesundheit“ weisen auf der Grundlage von Untersuchungen nach, dass die Arbeitslosigkeit einen Einfluss auf den Gesundheitszustand der Menschen hat. In Orten, in denen eine hohe Anzahl von Arbeitslosigkeit vorherrscht, wurde festgestellt, dass die Gesundheit der Bevölkerung höher gefährdet ist und die Wahrscheinlichkeit unter einer psychischen Erkrankung zu leiden größer ist (vgl. WHO 2004, S. 24). „Arbeitslosigkeit beeinträchtigt die Gesundheit, weil sie psychische Folgen hat, aber auch finanzielle Probleme, vor allem Verschuldung, nach sich zieht.“ (WHO 2004, S. 24)

Erste psychische Symptome, wie Angst und Depressionen, sind bereits vor dem Verlust der Arbeit bei einigen Menschen spür- und beobachtbar. Die Unsicherheit seinen Arbeitsplatz zu verlieren, kann zu einem Angstzustand führen und sich gesundheitsschädigend auf den Körper auswirken (vgl. WHO 2004, S. 24).

Die empirische Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ von Jahoda, Lazarzsfeld und Zeisel aus dem Jahr 1933 zeigte eindringlich die Auswirkung von Arbeitslosigkeit auf die Psyche des Menschen. Ziel dieser empirischen Studie war es, ein Ort der von Arbeitslosigkeit geprägt war, unter sozialpsychologischen Aspekten ausgedehnt und vielfältig näher zu beleuchten und zu untersuchen. Ergebnis der Studie war unter anderem, dass der überwiegende Teil der Arbeitslosen unter Resignation, Aktivitätsunfähigkeit und Überforderung durch erzwungenes Nichtstun zu leiden hatten (vgl. Müller 2012).

Aus der Marienthal-Studie entstand eine Typisierung von vier Haltungsgruppen der Arbeitslosen:

1. die Ungebrochenen,

2. die Resignierenden,

3. die Verzweifelten und

4. die Apathischen (vgl. Holloderer 2011, S. 26).

3.1 Ausblick in drei Theorien zur Aufdeckung von möglichen psychischen Folgen der Arbeitslosigkeit

Aus wissenschaftlichen Texten zu der Thematik Arbeitslosigkeit und ihre möglichen psychischen Folgen ist zu entnehmen, dass sich die Wissenschaft immer häufiger auf drei wesentliche Theorien fokussiert. So ist die Theorie von Jahoda (1983), die von Warr (1987) und die Theorie von Fryer (1986) bei der Fragestellung, inwieweit die Psyche eines Menschen und die Arbeitslosigkeit miteinander in möglicher negativer Verbindung zueinanderstehen könnten, unabdinglich (vgl. Paul, Moser 2015, S. 270).

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Excerpt out of 16 pages

Details

Title
Arbeitslosigkeit und mögliche psychische Folgen
College
University of Applied Sciences Potsdam
Grade
1,0
Author
Year
2017
Pages
16
Catalog Number
V381349
ISBN (eBook)
9783668578487
ISBN (Book)
9783668578494
File size
888 KB
Language
German
Keywords
Arbeitslosigkeit, psychische Folgen
Quote paper
Josefin Kratz (Author), 2017, Arbeitslosigkeit und mögliche psychische Folgen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/381349

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