Mit der Perforation des Eisernen Vorhangs Ende der 1980er Jahre begann für die Länder Osteuropas und der Balkanhalbinsel wirtschaftlich ein neuer Prozess. Zentralgesteuerte Wirtschaftsordnungen hatten abgewirtschaftet und die neue Zauberformel hieß von nun an: Marktwirtschaft. Vom westlichen Standpunkt betrachtet, sieht die Rezeptur einfach aus. Schnell die Betriebe privatisieren, den unbändigen Bürokratismus abbauen und ordentlich Geld reinschießen.
Dieses Allheilmittel soll die „Patienten“ Kroatien und Bosnien-Herzegowina von ihren Symptomen kurieren. Häufig bedenken Berater internationaler Institutionen nicht, dass eine Ökonomie nur unter Berücksichtigung kultureller Eigenarten zu transformieren ist. Vielmehr gilt: die Wirtschaftsordnung muss im Zusammenhang mit der Politik, der Kultur und der Religion gesehen werden. Feinfühligkeit und Empathie für die komplexen Strukturen auf dem Balkan sind der Schlüssel zum Erfolg. Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Implementierung marktwirtschaftlicher Strukturen ist also eine Analyse der kulturspezifischen Einflussfaktoren einer Ökonomie. In Kroatien und Bosnien-Herzegowina ist zu prüfen, inwieweit verschiedene Ethnien, unterschiedliche Religionen und das Zusammenleben nach dem Bürgerkrieg ökonomische Fragestellungen beeinflussen.
Ziel unserer Abhandlung ist eine tentative Annäherung an die Wirtschaftskultur beider Länder. Wobei wir untersuchen, ob es sich tatsächlich um Wirtschaftsstile oder doch eher um Wirtschaftssysteme handelt?
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Das Jugoslawische Modell
- Wirtschaftssystem oder Wirtschaftsstil? Versuch einer Analyse
- Definition
- Geografische und historische Einflüsse
- Politische Momentaufnahme Bosnien-Herzegowinas
- Der Wirtschaftscharakter – an wen ist die Ökonomie ausgerichtet?
- Politik im Zeichen des Transformationsprozesses
- Das Individuum und die Alltagskultur
- Religiosität, Ethnien und Kirche
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abhandlung untersucht die Wirtschaftskultur in Kroatien und Bosnien-Herzegowina und versucht, die spezifischen Einflussfaktoren auf die jeweilige Wirtschaftsordnung zu analysieren. Sie will klären, ob es sich dabei tatsächlich um Wirtschaftsstile oder eher um Wirtschaftssysteme handelt.
- Einfluss des jugoslawischen Modells auf die heutige Wirtschaftskultur
- Analyse der Definition von Wirtschaftsstil und Wirtschaftssystem
- Bedeutung geografischer, historischer und politischer Faktoren
- Rolle von Ethnien, Religion und dem Zusammenleben nach dem Bürgerkrieg
- Untersuchung des individuellen und kulturellen Einflusses auf die Wirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet das jugoslawische Modell der Arbeiterselbstverwaltung, das als Ausgangspunkt für die Analyse der Wirtschaftskultur in Kroatien und Bosnien-Herzegowina dient.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Definition von Wirtschaftsstil und Wirtschaftssystem und versucht, diese Begriffe in Bezug auf die Wirtschaftsordnungen Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas zu klären.
Das dritte Kapitel beleuchtet die geografischen, historischen und politischen Einflüsse auf die Wirtschaftskultur der beiden Länder, einschließlich der politischen Momentaufnahme Bosnien-Herzegowinas.
Das vierte Kapitel widmet sich dem Wirtschaftscharakter Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas, untersucht die Ausrichtung der Ökonomie und den Einfluss von Politik, Kultur und Religion auf den Transformationsprozess.
Schlüsselwörter
Jugoslawisches Modell, Arbeiterselbstverwaltung, Wirtschaftsstil, Wirtschaftssystem, Wirtschaftsstilzone, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Transformationsprozess, Ethnien, Religion, Kultur, Politik, Ökonomie.
- Quote paper
- Dennis Vilovic (Author), Ingo Rudolf (Author), 2003, Wirtschaftsstile in Europa - Kroatien und Bosnien-Herzegovina, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38269