Integrationsmaßnahmen für erwachsene russlanddeutsche Spätaussiedler in Deutschland. Erwachsenen- und Weiterbildung


Dossier / Travail, 2017

19 Pages, Note: 1,7


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Geschichtliche Aspekte zur Migration der Spätaussiedler
2.1 Einwanderungsgeschichte der Russlanddeutschen
2.2 Migrationsmotive russlanddeutscher Spätaussiedler

3 Integrationsmaßnahmen im Erwachsenenbereich
3.1 Staatliche Maßnahmen zur Integration und deren Nutzen
3.2 Sprache als wichtigster Bestandteil einer gelungenen Integration
3.3 Zusätzliche Erwachsenen- und Weiterbildungsmöglichkeiten

4 Probleme der Erwachsenenbildung einer Einwanderungsgesellschaft
4.1 Institutionelle Defizite
4.2 Persönliche Integrationsbarrieren der Zielgruppe
4.3 Aktuelle Situation der Weiterbildungs- und Integrationsmaßnahmen

5 Fazit

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Zu Beginn meiner Arbeit über Integrationsmaßnahmen für erwachsene russlanddeutsche Spätaussiedler möchte ich erklären, warum ich ein persönliches Interesse an dem Thema habe. Ich bin mit einer Familie befreundet, die 1997 von Kasachstan nach Deutschland eingewandert ist und hatte daher auch Zugang zu Quellen aus erster Hand. Ein weiterer Punkt ist für mich die Aktualität des Themas, da wir in den letzten 5 Jahren eine erneute Einwanderungswelle in Deutschland erleben. Diese Personengruppe der Flüchtlinge unterscheidet sich zwar sowohl in ihren Motiven zur Auswanderung -in diesem Fall sogar Flucht- als auch in ihrer Herkunft und somit kulturellem Hintergrund von den Russlanddeutschen. Trotzdem kann die aktuelle Situation in gewisser Weise mit der Situation zwischen 1990 und 2005 verglichen und somit Parallelen gefunden werden. Ein ähnlicher Tatbestand ist beispielsweise, dass innerhalb weniger Jahre eine enorm hohe Anzahl an Immigrationen zu verzeichnen war, die Deutschland vor eine kaum regulierbare Herausforderung stellte. Ebenso lässt sich sagen, dass sich die zugezogenen Personen in ähnlich schlechten Ausgangssituationen befanden. So sind es meist Herkunftsländer mit wirtschaftlich schlechter Lage, oft herrschen sogar Hungersnöte. Die Eingewöhnung in Deutschland ist deswegen zusätzlich erschwert, da vielen Einwanderern die hier vorherrschende Demokratie unbekannt ist, ebenso die freie Marktwirtschaft. So ist die Darstellung der in der Vergangenheit getroffenen Integrationsmaßnahmen auch aus heutiger Sicht noch relevant. Vor allem aufgrund der Tatsache, dass viele der Eingliederungshilfen bis heute beibehalten und auf die Gruppe der Flüchtlinge ausgeweitet wurden. Im Folgenden werde ich einen Einblick geben, was Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion zur Immigration bewegte, wie ihre Integration in Deutschland verlief und welche unterstützenden Maßnahmen hierzu festgelegt wurden.

2 Geschichtliche Aspekte zur Migration der Spätaussiedler

Um einen Einblick in die Geschichte der russlanddeutschen Spätaussiedler zu bekommen, bedarf es zunächst einer Begriffsbestimmung der Personengruppe. Unter Spätaussiedlern versteht man „[...] Vertriebene deutscher Volkszugehörigkeit oder [...] dessen Ehegatte oder Abkömmling [die] in dem Gebiet des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden [...] [haben].“ (Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Art 116) Diese Arbeit wird sich auf die Gruppe der Russlanddeutschen beschränken. Darunter fallen Einwanderer aus unterschiedlichen Gebieten des ehemaligen russischen Reichs und später der Sowjetunion.

2.1 Einwanderungsgeschichte der Russlanddeutschen

Um die Hintergründe der Einwanderung russlanddeutscher Spätaussiedler zu verstehen, muss man auf deren Geschichte zurückblicken. Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert gab es große Auswanderungswellen deutscher Bevölkerung ins russische Zarenreich. Angetrieben wurden diese durch ein Versprechen der russischen Regierung auf Land und Selbstständigkeit sowie der starken Bevölkerungsdichte in den deutschen Landen. Deutsche Auswanderer ließen sich vor allem im Schwarzmeergebiet und dem Kaukasus nieder, um diese entvölkerten Gebiete zu bewirtschaften(vgl. Dalos 2015, S.12-33). Aufgrund der mangelnden russischen Bevölkerung in diesem Raum wurden die Deutschen kaum in die Kultur des Zarenreiches integriert. Dies führte zum Beibehalten des Deutschen als Erstsprache als auch zum Erhalt der deutschen Kultur unter den Siedlern. Diese fehlende Integration führte zur Distanzierung von der russischen Bevölkerung. Unter anderem war das ein Grund für Diskriminierung und Enteignung, während des zweiten Weltkriegs kam es sogar zu Zwangsdeportation und Ermordung (vgl. Dalos 2015,S. 50-71). Nachdem die russlanddeutsche Bevölkerung in viele Gebiete der Sowjetunion verteilt wurde, kam es zu einer Assimilation an die russische Kultur. Dies bedeutete auch die Annahme des Russischen als Muttersprache. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage kurz vor und nach dem Zerfall der Sowjetunion, kam es ab 1987 zu enormen Einwanderungswellen in die Bundesrepublik. Begünstigt wurde dies durch das Bundesvertriebenengesetz, welches Spätaussiedlern bei Immigration die deutsche Staatsbürgerschaft garantierte sowie durch die Öffnung der sowjetischen Grenzen. Darauffolgende Einwanderungswellen erreichten 1990 ihren Höhepunkt und gingen ab Mitte der 90er Jahre stetig zurück.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Zuzug von (Spät)Aussiedlern nach Herkunftsländern (aus: Migrationsbericht 2006, BAMF)

Der Grafik ist zu entnehmen, dass es sich hierbei nicht um die normale Anzahl an Zuzügen handelt, die jährlich stattfinden, sondern um immense Einwanderungswellen, die im Durchschnitt an die 200.000 Menschen mit sich brachten.

2.2 Migrationsmotive russlanddeutscher Spätaussiedler

Bei der Betrachtung der historischen Ereignisse der letzten 200 Jahre wird klar, dass es gute Gründe dafür gibt, warum wir in Deutschland eine so hohe Migrationsanzahl von Spätaussiedlern aus der ehemaligen Sowjetunion haben. Einer der Hauptgründe für eine Zurücksiedlung nach Deutschland sind wirtschaftliche Interessen, impliziert wird damit auch die Sicherung eines höheren Lebensstandards, da diesbezüglich kaum Perspektiven in der damaligen Sowjetunion vorhanden waren (vgl. Baumeister 1991, S.115). Durch die erste große Einreisewelle zwischen 1988 und 1990 wurde der Weg für die darauf folgenden Einwanderungen vorbereitet, da nun die Hemmschwelle zur Ausreise geringer war. Daraus entstand auch der Wunsch der Familienzusammenführung, der zu weiteren Immigrationen in die Bundesrepublik führte, die erst ab 2005 wieder zurückgingen. Dass dies ein Grund von zentraler Bedeutung ist, zeigt auch die Zahl der Sekundär-Imigrationen, die 1996 in etwa 70% der Ankünfte betrug (vgl. Hamburger/Badawia/Hummrich 2005, S.83). Einhergehend mit dem Zerfall der Sowjetunion brach Anfang der 90er Jahre eine Hungersnot aus. Begleitet wurde dies von mangelnder staatlicher Organisation und einer schlechten wirtschaftlichen Lage, wodurch viele Menschen ihren Beruf verloren. Das Fehlen einer Bleibeperspektive, steigerte zudem den Wunsch als Deutsche unter Deutschen leben zu wollen und veranlasste vor allem junge Familien zur Ausreise (vgl. APuZ, 2013 S.53) Ein weiterer Punkt, der sicherlich die Migration begünstigte, waren die im Bundesvertriebenengesetz verankerten Leistungen für russlanddeutsche Spätaussiedler, diese werden in Kapitel 3.1 näher dargestellt.

3 Integrationsmaßnahmen im Erwachsenenbereich

Um über den Begriff Integrationsmaßnahmen schreiben zu können, muss definiert werden, was darunter zu verstehen ist.

„Es ist also festzuhalten, dass Integration nicht eine völlige Anpassung, in diesem Falle der Zuwanderer an die bundesdeutsche Gesellschaft, vorsieht, sondern vielmehr ein friedliches Zusammenleben unter Berücksichtigung der kulturellen, religiösen oder politischen Divergenzen, so dass sich daraus eine Gemeinschaft und Einheit entwickeln kann.“(Fath 2009, S. 38)

Also bezeichnen Integrationsmaßnahmen die vom Staat festgelegten Richtlinien, um eine gelungene Integration zu ermöglichen. Im Laufe meiner Arbeit werden sich die Begriffe Migranten, Immigranten, (Spät)Aussiedler, und Russlanddeutsche alle auf die im Kapitel 2 definierte Personengruppe beziehen. Dabei ist nicht auszuschließen, dass viele der dargestellten Punkte für andere Aussiedler-, oder Flüchtlingsgruppen gleichermaßen gelten. Im Folgenden wird dabei ausschließlich über den Erwachsenenbereich gesprochen.

3.1 Staatliche Maßnahmen zur Integration und deren Nutzen

Bereits um 1960 gab es in der Bundesrepublik vereinzelte Angebote von Sprachkursen unter dem Motto Deutsch als Fremdsprache, welche aber das Ziel verfolgten, Angebote für zugezogene Arbeitsmigranten aus Europa zu schaffen. Diese hatten nur eine befristete Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland und unterscheiden sich hierhingehend von der Gruppe der Russlanddeutschen. Auch über den Spracherwerb hinausgehende Angebote für Politik, Kunst und Kultur für Migranten etablierten sich langsam ab 1970. So zeigt eine Befragung zum Programmangebot für Ausländer (durchgeführt von der Pädagogischen Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul­Verbands), dass der Anteil an Angeboten für Migranten etwa 4% des Gesamtprogramms an Volkshochschulen ausmacht. Zwischen 1970 und 1980 beginnen sich erste eigenständige Organisationen wie die Zentralstelle für ausländische Arbeitnehmer oder dem Sprachverband Deutsch für ausländische Arbeitnehmer zu etablieren. Das Programm der Bundesregierung für die Eingliederung von Aussiedlern und Zuwanderern, welches 1976 in Kraft trat, setzt sich für grundlegende Maßnahmen wie die Schaffung von Wohnraum, Sprachförderungsmaßnahmen und Hilfe zur Gründung einer selbstständigen Existenz, ein. Ebenfalls im Programm enthaltene Hilfen sind beispielsweise qualifikationsgerechte Vermittlung von Arbeit, Beratung durch Fachkräfte, Verstärkung individueller Betreuung durch Patenschaften sowie die Anerkennung von Ausbildungen (vgl. Sachstand Deutscher Bundestag 2016). Nachdem seit etwa 1970 durch den Strukturplan des Dt. Bildungsrats „Weiterbildung als vierte Säule des öffentlichen Bildungswesen gefasst [wird] [...], kommt es zu einem quantitativen Ausbau öffentlich verantworteter Erwachsenenbildung.“(Ruhlandt 2016 S.31). Als in Deutschland die Einreisewelle aus der ehemaligen Sowjetunion ankam, gab es bereits etablierte Maßnahmen zur Integration dieser Spätaussiedler. So sahen diese einen zwölfmonatigen verpflichtenden Sprachkurs vor sowie eine lohnbezogene Arbeitslosenunterstützung für die ersten neun Monate. Aufgrund der enormen Einwanderungszahlen reagierte die Bundesrepublik mit der Einführung einiger Gesetzte, die den Migrantenstrom besser koordinieren -später sogar eindämmen- sollte.

[...]

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Integrationsmaßnahmen für erwachsene russlanddeutsche Spätaussiedler in Deutschland. Erwachsenen- und Weiterbildung
Université
University of Augsburg
Note
1,7
Auteur
Année
2017
Pages
19
N° de catalogue
V383110
ISBN (ebook)
9783668588103
Taille d'un fichier
630 KB
Langue
allemand
Mots clés
Russlanddeutsche, Spätaussiedler, Integrationsmaßnahmen, Erwachsenenbildung
Citation du texte
Angelika Bals (Auteur), 2017, Integrationsmaßnahmen für erwachsene russlanddeutsche Spätaussiedler in Deutschland. Erwachsenen- und Weiterbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383110

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