Die Belle Époque als Phase des Umbruchs und der Erneuerung war mit bitteren Einsichten verbunden. In seinem Essay "Der Dichter und diese Zeit" stellte Hugo von Hofmannsthal 1907 fest: "Das Wesen unserer Epoche ist Vieldeutigkeit und Unbestimmtheit. Sie kann nur auf Gleitendem ausruhen und ist sich bewusst, dass es Gleitendes ist, wo andere Generationen an das Feste glaubten". Das Oeuvre von Hofmannsthals spiegelt ähnlich den Arbeiten zeitgenössischer Autoren des Fin de siècle die Auseinandersetzung mit sich in der Schwebe befindlichen Tendenzen und um Beantwortung ringenden Fragen wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Großtheorien wider.
Eine der bedeutendsten, zu den großen "Kränkungen der Menschheit" gehörenden Theorien ist die Psychoanalyse Sigmund Freuds. Die Zahl epischer, dramatischer und wissenschaftlicher Texte, die direkt oder indirekt auf Sigmund Freuds Deutungen menschlichen Denkens und Handelns fußen, ist nicht zu beziffern. Die pointiert ausgedrückte Annahme Freuds, dass der Mensch nicht weiß, warum er handelt, wie er handelt und kaum etwas von dem weiß, was er denkt, machte auch auf Hugo von Hofmannsthal Eindruck. So konventionell es mittlerweile auch erscheint, so wäre es doch fahrlässig, wenn in der Betrachtung eines Werkes, das in die Zeit des natürlich weitaus umfassenderen (z.B. auch industriellen, gesellschaftlichen und kulturellen) Umbruchs fällt, die psychoanalytische Deutungsebene keine Berücksichtigung fände.
Zwar werden in dieser Arbeit auch strukturelle und semantische Ansatzpunkte erwähnt werden, doch liegt das Hauptaugenmerk infolge des vorgegebenen Umfangs speziell auf signifikanten Momenten sexualpathologischer und ödipaler Motivik. Inwieweit ist die Reitergeschichte von psychologischen Merkmalen geprägt und wie lässt sich unter Berücksichtigung der Ergebnisse der bisherigen Forschung das Denken und Handeln des Hauptprotagonisten, des Wachtmeisters Lerch, erklären?
Inhaltsverzeichnis
- Intention der Arbeit
- Aufarbeitung und Inhalt
- Analyse konziser Elemente der Reitergeschichte unter besonderer Berücksichtigung psychoanalytischer Interpretationsmöglichkeiten.
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die Reitergeschichte von Hugo von Hofmannsthal im Kontext der Belle Époque und unter Berücksichtigung der psychoanalytischen Theorie Sigmund Freuds zu analysieren. Dabei soll untersucht werden, inwieweit die Geschichte von psychologischen Merkmalen geprägt ist und wie sich das Denken und Handeln des Hauptprotagonisten, Wachtmeister Lerch, unter Einbezug der bisherigen Forschung erklären lässt.
- Die Reitergeschichte als Beispiel für die literarische Auseinandersetzung mit der Belle Époque und ihren Umbrüchen.
- Die Bedeutung der Psychoanalyse für die Interpretation der Reitergeschichte.
- Die Analyse von sexualpathologischer und ödipaler Motivik in der Geschichte.
- Die Rolle des Traumes in der Reitergeschichte.
- Die Interpretation der Reitergeschichte im Kontext des Gesamtwerks von Hofmannsthals.
Zusammenfassung der Kapitel
Intention der Arbeit
Dieses Kapitel beleuchtet die Relevanz der Psychoanalyse für die Interpretation von Werken der Belle Époque am Beispiel der Reitergeschichte von Hugo von Hofmannsthal. Es wird argumentiert, dass die psychoanalytische Perspektive aufgrund der historischen und gesellschaftlichen Umstände der Zeit relevant ist.
Aufarbeitung und Inhalt
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Geschichte der Interpretation der Reitergeschichte und stellt verschiedene Interpretationsansätze vor. Es wird auf die stilistischen und inhaltlichen Besonderheiten der Geschichte eingegangen und deren Relevanz für die literarische Entwicklung des frühen 20. Jahrhunderts hervorgehoben.
Analyse konziser Elemente der Reitergeschichte unter besonderer Berücksichtigung psychoanalytischer Interpretationsmöglichkeiten
Dieses Kapitel analysiert zentrale Elemente der Reitergeschichte anhand psychoanalytischer Konzepte. Es werden die Motive und Handlungen der Figuren, insbesondere die des Wachtmeisters Lerch, im Lichte der psychoanalytischen Theorie untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Hugo von Hofmannsthal, Reitergeschichte, Belle Époque, Psychoanalyse, Sigmund Freud, Traum, Sexualpathologie, Ödipuskomplex, Interpretation, Literaturwissenschaft.
- Quote paper
- Niels Menzel (Author), 2015, Konzise Elemente der Reitergeschichte von Hugo von Hofmannsthal unter besonderer Berücksichtigung psychoanalytischer Interpretationsmöglichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383386