Alltagskleidung vs. Festtagskleidung. Zeit- und Anlass-Spezifik des Sich-Kleidens


Seminararbeit, 2017

30 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Fragestellung

Methodisches Vorgehen
Qualitative Sozialforschung
Datenerhebung anhand qualitativer Interviews
Auswahl der Interviewpartner
Datenerhebung - Durchführung der Interviews
Datenaufbereitung
Datenauswertung anhand der qualitativen Inhaltsanalyse

Darstellung der Untersuchungsergebnisse/Auswertung der Interviews
Vorstellung der Interviewpartner
Überblick über die Ergebnisse und deren Interpretationen
Begriffsbestimmungen „Alltag“
Begriffsbestimmung Festtag
Alltagskleidung
Festtagskleidung
Kleidungsverhalten
Gefühl in Festtagskleidung
Historischer Wandel der Kleidung am Sonntag
Gründe für differenzierte Kleidung

Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang
Mind-Map mit ersten Assoziationen zur Erstellung des Leitfadens
Interviewleitfaden
Bilder der Interviewpartner in ihrer Alltagskleidung
Bilder der Bekleidung sonntags um 1970

Einleitung

In der alltäglichen Praxis werden die Begriffe der Alltagskleidung und der Festtagskleidung häufig verwendet. Ohne bewusst darüber nachzudenken wissen wir, welche Kleidungsstücke sich für welchen Anlass am besten eignen. Weniger Gedanken machen wir uns jedoch darüber, warum wir unterschiedliche Kleidung anziehen und uns an manchen Tagen „schicker“ kleiden. Mein Erkenntnisinteresse richtete sich innerhalb dieses Feldes insbesondere der Charakterisie- rung und der Differenzierung von Alltags- und Festtagskleidung. Genauso interessierten mich aber auch die Gründe für die jeweilige Kleidungsauswahl. Um den Untersuchungsgegenstand „Alltagskleidung vs. Festtagskleidung“ näher zu durchleuchten führte ich im Rahmen des Se- minars „Verhüllen und entblößen - Kleidungsforschung im kulturellen Diskurs“ eine qualita- tive empirische Forschung durch.

Zunächst wird die Fragestellung der Untersuchung geschildert. Anschließend wird das metho- dische Vorgehen der Forschung skizziert, wobei die qualitative Forschung im Allgemeinen, das Forschungsdesign, die Auswahl der Interviewpartner, die Datenerhebung und ihre Aufberei- tung sowie die verwendete Methode der Datenauswertung erläutert werden. Daraufhin folgt die Darstellung der Untersuchungsergebnisse und deren Interpretation. Das Fazit bildet den Ab- schluss dieser Arbeit.

Fragestellung

Kleidung stellt einen wichtigen Bestandteil des alltäglichen Lebens und des Zusammenlebens der Menschen dar. Kleidung wird dabei definiert als „die Gesamtheit der fremden Objekte [...], die im engen Kontakt mit dem Körper zur Konstruktion der äußerlichen Erscheinung der Men- schen beitragen [...].“1 Durch eine bestimmte Bekleidung gelingt es Menschen, ihre „eigene Identität [zu] gestalten“2 und sich selbst darzustellen, damit andere sie bestimmten Gruppen zuordnen können.3

Ich persönlich habe mich schon immer gerne mit Kleidung beschäftigt und stehe gerne vor meinem Kleiderschrank, wo ich überlege, welches Outfit ich anziehen möchte. Außerdem emp- finde ich Freude daran, mich an Festtagen „herauszuputzen“ und schick zu kleiden. Nicht jeder versteht unter Alltags- und Festtagskleidung dasselbe. Manche Menschen tragen täglich ein Hemd, für andere wiederum ist dies ein typisches Feiertagskleidungsstück. An dem Punkt möchte ich anknüpfen und herausfinden, welche Sachen Menschen jeweils mit Alltags- kleidung und Festtagskleidung assoziieren und inwiefern sie diese differenzieren. Die Grund- lage hierfür bilden die Begriffsbestimmung des Alltags und des Fests sowie deren Abgrenzung. Ebenso frage ich mich gerne und oft, warum bestimmte Sachverhalte so sind wie sie sind. Der Frage nach dem wissenschaftlichen „warum“4 werde ich auch hier nachgehen und mich insbe- sondere der Fragestellung widmen, weshalb sich Menschen an Festtagen anders beziehungs- weise „schicker“ anziehen als im Alltag. So lautet meine Forschungsfrage:

Weshalb kleiden sich Leute an Festtagen anders beziehungsweise „ schicker “ als im allt ä gli chen Leben?

Im Anhang befindet sich eine Mind-Map, die meine ersten Gedanken zum Untersuchungsgegenstand beinhaltet und mir bei der Formulierung diverser Fragen im Leitfaden half.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Methodisches Vorgehen

Um der oben genannten Fragestellung nachzugehen, werden in der vorliegenden Arbeit qualitative Forschungsmethoden verwendet. Im Folgenden wird der Forschungsprozess beschrieben, wobei zu beachten ist, dass dieser keinen linearen Abfolge unterliegt, sondern mehrmals modifiziert und neuen Erkenntnissen angepasst wurde.

Qualitative Sozialforschung

Die Kulturanthropologie gilt als eine „Praxis des Verstehens“5. Die Alltagskultur, kulturelle und soziale Phänomene sowie deren dahinterliegenden Vorstellungen werden von Forschern6 mittels qualitativer und hermeneutischer, also sinnverstehender und deutender, Erhebungs- und Auswertungsmethoden empirisch erfahren.7 Der qualitative Ansatz orientiert sich an den Le- benswelten der beforschten Subjekte, woran die Forschenden während ihrer Untersuchung ak- tiv teilnehmen. Dies verweist auch auf das wesentliche Kennzeichen der Kommunikation.

Der Erkenntnisgewinn und die damit einhergehende Theoriegenerierung basiert auf den subjektiven Deutungen und Wahrnehmungen des Forschenden. Somit werden sowohl Forscher als auch Erforschter „zum Bestandteil des Forschungsprozesses“8. Dieser Prozess erfolgt induktiv, so wird von Einzelphänomenen auf allgemeine Regeln geschlossen.9

Ein besonderes Merkmal ist die Flexibilität der Methoden. Da während der Untersuchung immer wieder neue Fragen, Ergänzungen und Perspektivwechsel auf den Untersuchungsbereich fallen, muss der Forscher offen auf die theoretische Strukturierung des Gegenstands, der Hypothesen sowie der Auswahl der verwendeten Erhebungs- und Auswertungsverfahren reagieren und diese ständig anpassen.

In Anlehnung an Mayring (2002) lassen sich daraus fünf Forderungen ableiten:10

1) Der Mensch als erkennendes Subjekt ist immer Forschungsgegenstand, er soll in seiner Ganzheit erfasst und in die Forschung miteinbezogen.
2) Bevor das Untersuchungsthema analysiert und erläutert wird, sollte dies ausführlich be- schrieben werden (Deskription), um den Bezugsrahmen der Forschung darzustellen.
3) Die tiefere Bedeutung des Forschungsbereiches wird erst durch eine Interpretation, welche in engem Zusammenhang mit dem hermeneutischen Sinnverstehen steht, er- schlossen.
4) Um realitätsgetreue Informationen mittels der Befragungen und Beobachtungen zu sam- meln, sollten diese in der täglichen Lebenssituation der Beforschten, sprich in ihrem All- tag stattfinden.
5) Am Ende der Untersuchung wird von den gewonnenen subjektiven Materialien auf eine allgemeingültige Erkenntnis geschlossen (=Verallgemeinerungsprozess). Dabei muss jedoch argumentativ begründet werden, weshalb diese Ergebnisse auch für andere Situ- ationen gelten soll.

Datenerhebung anhand qualitativer Interviews

Die Wahl der geeigneten Methode stellt einen wichtigen Bestandteil der empirischen Forschung dar. Sie bestimmt was untersucht wird und ist damit ausschlaggebend für die Qualität der Er- gebnisse.

Da ich zu Alltag und Festtag sowie ihren jeweiligen typischen Kleidungsmustern kaum Litera- tur vorfinden konnte, werden zur Exploration dieses Bereiches sowie zur Generierung der zu erforschenden Theorie qualitative Interviews in Form von Einzelbefragungen herangezogen. Ein qualitatives Interview beschreibt ein „planmäßiges wissenschaftliches Vorgehen, bei dem Gesprächspartner durch Erzählstimuli oder gezielte Fragen zu verbalen Äußerungen veranlasst werden“.11 Damit der Gesprächspartner seine subjektiven Erfahrungen und Ansichten zum Thema versprachlicht, ist eine entspannte Erzählsituation unerlässlich.12 Im Gegensatz zu her- kömmlichen Interviews fehlt das typische Antwort-Frage-Muster, weshalb das Gespräch viel offener verläuft und mehr vom Interviewten als vom Interviewenden gesteuert wird.13

Anfänglich waren sogenannte narrative Interviews geplant. Hierbei erzählen die Interviewten vollkommen frei ihre Geschichte, die sie mit einem bestimmten Impuls assoziieren, den sie vom Forscher bekommen. Die Nennung des Forschungsthemas stellt zum Beispiel eine solche Anregung dar. Diese erzählerische Gesprächsform erwies sich während meiner Interviews al- lerdings als etwas mühsam, da meine Interviewpartner nicht in den erforderlichen „Erzählfluss“ gelangten. Glücklicherweise hatte ich einen Leitfaden mit formulierten Fragen, die sich an mei- ner Mind-Map orientierten, vorbereitet. Dieser wurde jedoch „so flexibel wie nötig gehandhabt und an die jeweilige Gesprächssituation [...] angepasst“.14 So kam es zu einer geringfügigen Modifikation meiner Forschungsmethode - anstatt narrativer Interviews führte ich leitfadenorientierte Interviews durch.

Während der Interviews wurden Fotografien herangezogen, die die Erinnerung an die Gescheh- nisse und Situationen der Befragten unterstützt, ergänzt und berichtigt.15 Generell entschied ich mich für Interviews, da diese den Zugang zu subjektiven Sichtweisen und Wahrnehmungen des Untersuchungsgegenstands „Alltagskleidung vs. Festtagskleidung“ ermöglichen. Ebenfalls erlauben es Forschungsgespräche dem Interviewten aufgrund der offe- nen und flexiblen Art seine Angaben bis in die Tiefe zu berichten und ergänzende Aspekte einzubringen (im Vergleich zu einem Fragebogen). Dem Forscher wird so die emische Per- spektive freigelegt, er erhält eine ganzheitliche Sicht auf sein Forschungsgebiet und kann die Erfahrungen sowie die Sinn- und Lebenskonstruktionen der Subjekte erschließen und verste- hen.16 Ferner besitzt die Methode des Leitfadeninterviews den Vorteil, dass ein Grundbau für die Datenerhebung und deren Analyse besteht, was die Einzelinterviews vergleichbar macht.17 Der Leitfaden findet sich im Anhang dieser Arbeit wieder.

[...]


1 Giannone, Antonella: Kleidung als Zeichen. Ihre Funktionen im Alltag und ihre Rolle im Film westlicher Gesellschaften. Eine kultursemiotische Abhandlung. Berlin 2005, S. 36.

2 Seifert, Manfred: Tracht im 21. Jahrhundert. Zum Metabolismus nonverbaler Kommunikation. In: Keller, Ines; Scholze-Irrlitz, Leonore (Hg.): Trachten als kulturelles Phänomen der Gegenwart. Bautzen 2009, S. 9-32, hier S. 9.

3 Giannone: Kleidung als Zeichen, S. 15.

4 Bischoff, Christine; Oehme-Jüngling, Karoline: Fragestellung entwickeln. In: Bischoff, Christine; Oehme- Jüngling, Karoline; Leimgruber, Walter (Hg.): Methoden der Kulturanthropologie. Bern 2014, S. 32-52.

5 Jeggle, Utz: Volkskunde. In: Flick, Uwe u.a.: Handbuch Qualitative Sozialforschung. Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. München 1991, S. 56-59, hier S. 56.

6 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beiderlei Geschlecht.

7 Kaschuba, Wolfgang: Einführung in die Europäische Ethnologie. München 1999, S. 99.

8 Flick, Uwe (u.a.): Handbuch Qualitative Sozialforschung: Grundlagen, Konzepte, Methoden und Anwendungen. Weinheim 3. Aufl. 2012, hier S. 29.

9 Bischoff, Christine: Empirie und Theorie. In: Bischoff, Christine; Oehme-Jüngling, Karoline; Leimgruber, Walter (Hg.): Methoden der Kulturanthropologie. Bern 2014, S. 14-31, hier S. 19.

10 Mayring, Philipp: Einführung in die qualitative Sozialforschung. Weinheim 2002, S. 20 ff.

11 Schmidt-Lauber: Das qualitative Interview oder: Die Kunst des Reden-Lassens, S. 173.

12 Ebd. S. 174.

13 Bortz, Jürgen; Döring, Nicola: Forschungsmethoden und Evaluation für Sozialwissenschaftler. Berlin Heidelberg 1995. S. 283.

14 Spiritova, Marketa: Narrative Interviews. In: Bischoff, Christine; Oehme-Jüngling, Karoline; Leimgruber, Walter (Hg.): Methoden der Kulturanthropologie. Bern 2014, S. 117-130, hier S. 124.

15 Buchner-Fuhs 1997, S.213, zitiert nach Schmidt-Lauber: Das qualitative Interview oder: Die Kunst des Reden- Lassens, S. 177.

16 Schmidt-Lauber: Das qualitative Interview oder: Die Kunst des Reden-Lassens, S. 183.

17 Bortz; Döring: Forschungsmethoden und Evaluation für Sozialwissenschaftler, S. 314.

Ende der Leseprobe aus 30 Seiten

Details

Titel
Alltagskleidung vs. Festtagskleidung. Zeit- und Anlass-Spezifik des Sich-Kleidens
Hochschule
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
30
Katalognummer
V383843
ISBN (eBook)
9783668596917
ISBN (Buch)
9783668596924
Dateigröße
820 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Weshalb kleiden sich Leute an Festtagen anders beziehungsweise „schicker“ als im alltäglichen Leben?
Schlagworte
alltagskleidung, festtagskleidung, zeit-, anlass-spezifik, sich-kleidens
Arbeit zitieren
Alexandra Schwarz (Autor:in), 2017, Alltagskleidung vs. Festtagskleidung. Zeit- und Anlass-Spezifik des Sich-Kleidens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/383843

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