Chancen und Risiken von Bildquellen im Geschichtsunterricht anhand der Fotografie


Dossier / Travail de Séminaire, 2016

14 Pages, Note: 3,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Chancen und Risiken von Bildquellen im Geschichtsunterricht
2.1 Vorteile und Chancen
2.2 Nachteile und Risiken

3. Betrachtung eines Beispiels

4. Fazit

Einleitung:

Vor zehn Jahren tagte der Historikertag in Konstanz zum Thema „Geschichtsbilder“ und beschäftigte sich dabei auch vor allem mit dem Bereich der Bildquellen. Dieses Zusammentreffen wurde notwendig, nachdem sich fortwährend die Meinung etablierte, dass die Bildquelle in der Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik eine immer wichtigere Rolle spiele als es ihr bisher zugeschrieben wurde. Dienten Bilder früher maximal als ergänzendes Mittel zu einer Textarbeit und zur Veranschaulichung, so ist die Bildquelle heutzutage eins der Hauptmedien, die im Schulunterricht, aber auch in der Forschung genutzt werden. Interessant ist hier der Wandel, der sich nicht nur in der Geschichtsdidaktik und anderen Fachbereichen der Didaktik vollzieht. Es wird von einem ^visual Turn, bzw. von einem iconic turn gesprochen[1], also einem Wandel hin zum ikonographisch-ikonologischen Mittel. Dominierte noch der geschriebene Text als Hegemonialmacht in der Geschichtsdidaktik, so vollzog sich in den letzten Jahrzehnten ein Wandel hin zur Visualität, wodurch das Geschriebene in keinster Weise trivial wird, aber die Bildquelle an Einfluss gewinnt. Auch im Alltag ist die Bedeutung und der Wert von Bildern bekannt, kennt doch jeder das Sprichwort: ,Ein Bild sagt mehr aus als 1000 Worte‘.

Im Folgenden wird thematisiert, wie die Bildquelle im Unterricht wirken kann und wie sie tatsächlich in Schulbüchern genutzt wird, indem die Fotografie als Stellvertreter gewählt wird, da sie in sich viele Informationen bündelt, die jedoch nur mit dem entsprechenden Fachwissen und Werkzeug decodiert werden können. Wichtig zu klären ist zudem, wie der Sinn überhaupt in das Bild gelangt. Sind wir es als Betrachter, die einem Bild einen Inhalt zusprechen, ein Feld einräumen, dass es thematisiert oder hat es von alleine seine eigene Thematik die kaum beeinflusst werden kann?

Diese Frage beschreibt sehr gut, welches Problem mit einer Bildquellenanalyse einhergeht. Die Frage impliziert, dass der semantische Inhalt nicht von vornherein in einem Bild besteht, er dem Bild also vom Betrachter zugesprochen werden muss. In der aktuellen Geschichtsdidaktik ist die Bildquelle viel mehr als nur ein nützliches Hilfsmittel, um Schüler zu motivieren mitzuarbeiten, zumal die Begriffe der Medien- und Methodenkompetenz immer mehr Einzug erhalten. Die Bildquelle ist vielmehr ein Hilfsmittel geworden, den Schülern[2] zu zeigen, wie Geschichte an Hand von Bildern konstruiert, aber auch analysiert und interpretiert werden kann. So geht es im Geschichtsunterricht nicht mehr darum reines Faktenwissen für die Schüler vorzubereiten, sondern darum, sie mit methodischem Werkzeug auszustatten, durch das sie sich Inhalte selbst erarbeiten können und in der Lage sind Quellen zu hinterfragen. Auch lässt sich eine Art 'visual turn verzeichnen, der einen Wandel hin zur Nutzung visueller Medien beschreibt. Unter diesem Begriff lassen sich auch die Begriffe des iconic- und pictural turn finden.[3] Die Geschichtsdidaktik hat den ikonographischen Dreischritt als elementares Modell zur Beschreibung von Bildquellen elementarisiert. Dieser Dreischritt wird auch im Geschichtsunterricht gerne verwendet, durch die Phasen der Beschreibung, Analyse und Interpretation.

Im Folgenden liegt also der Hauptfokus auf den Fotografien. Ihr Wert und ihre Risiken werden dargestellt und im Anschluss an Hand von zwei Beispielen aus einem Geschichtsbuch angewendet und genauer erläutert.

2. Chancen und Risiken von Bildquellen im Geschichtsunterricht:

Generell umfasst die Bildquelle zahlreiche verschiedene Sorten von Quellen (Gemälde, Karikaturen, Fotografien..). Diese Bildquellen ermöglichen es, durch umfangreiche Analysen Rückschlüsse auf die Vergangenheit, bzw. Handlungen und Prozesse der Vergangenheit zu ziehen. Im Folgenden stehen hier jedoch nur die Vorteile und Nachteile von Fotografien im Blick, um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen. Viele der genannten Punkte sind aber auch auf die Allgemeinheit der Bildquellen übertragbar.

2.1 Vorteile und Chancen:

Wenn man eine Fotografie betrachtet, sieht man eine direkte Momentaufnahme eines vergangenen Augenblicks. Eine Fotografie bietet die Möglichkeit, eine Momentaufnahme ohne Manipulation abzubilden, wobei der Begriff der Manipulation im folgenden Kapitel 2.2 Nachteile vermehrt thematisiert wird. Jedoch muss dem Betrachter klar sein, dass eine Abbildung nie die direkte Realität abbildet, sondern die Wirklichkeit konstruiert und repräsentiert.

,,Versteht man Bilder als Konstrukte, wird ihre historische Analyse dekonstruktivistisch und muss versuchen, ihre technischen, politischen, ökonomischen, ästhetischen, diskursiven und sozialen Konstruktionsbedingungen zu rekonstruieren."[4]

Durch die Zuschreibung der Notwendigkeit einer dekonstruktivistischen Analyse drückt Brocks aus, dass Bildquellen nicht nur für den ersten Eindruck sowie die Aktivierung emotionaler Impulse beim Betrachter nützlich ist, sondern auch aus verschiedensten Blickwinkeln (technisch, politisch...) betrachtet werden können und müssen. Diese Vielfalt an Analysemöglichkeiten bietet vor allem in der Geschichte die Möglichkeit, den Schülern vor Augen zu halten, dass sie kritisch mit einem Bild umgehen müssen und sich auch in ihrem Alltag mit der Bilderflut, die auf sie einstürzt auseinanderzusetzen haben. Vor allem in der Zeit der digitalen Revolution und der Zeit des Internets, durch welches unzählige Bilder innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung stehen, wird es wichtiger für die Schüler sich kritisch mit der Bildfülle auseinandersetzen zu können.[5] [6]

Bilder aller Art muss man betrachten und lesen können. Es ist wichtig sich damit zu beschäftigen, welche Bedeutung das Abgebildete in der damaligen Zeit hatte. Hierbei ist es egal ob es sich um welche Art der Bildquelle es sich handelt. Betrachtet man z.B. ein Gemälde aus der Frühe Neuzeit, so gibt es Symbole die kaum fehlen dürfen, da sie für Reichtum, internationale Beziehungen oder ähnliches stehen, also den Dargestellten in ein ,gutes' Licht rücken. Hier kann z.B. eine schön verzierte Vase in unseren Augen ein einfaches Accessoire sein, zur Zeit der Entstehung des Bildes jedoch war es mit hohen Kosten verbunden, ein solches Stück zu bekommen.[5] [6] [7]

Einer der größten Vorteile, die das Arbeiten mit Bildquellen mit sich bringt ist, dass jeder Schüler etwas zur Analyse der Darstellung beitragen kann. Darüber hinaus geht mit der Ikonizität der Bildquellen meist eine Motivationssteigerung seitens der Schüler einher, wenn diese sich auf die visuelle Darstellung und die damit einhergehenden Eindrücke fixieren.[8]

Hinzu kommt, dass durch Bildquellen wie Fotografien Emotionen hervorgerufen werden können, die die Schüler zur Mitarbeit motivieren sich auch außerhalb des Unterrichts mit der behandelten Thematik auseinanderzusetzen. Obendrein bezieht der Einsatz von Bildern und die damit einhergehende emotionale Aktivierung den Betrachter stärker mit ein, sodass er quasi zum Beteiligten, statt nur zum Beobachter wird. Dies lässt sich vor allem in den Zusammenhang mit Kriegsbildem setzen, die oftmals eine solche Wirkung besitzen.[9]

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Bilder oftmals einprägsamer sind als Texte oder auch bewegte Bilder, da sie leichter abzuspeichern und besser abrufbar sind.

,,Im geschichtskulturellen Kontext sind diese Schlüsselbilder 'visuelle Stellvertreter erstens des historischen Ereignisses und werden zweitens in der Regel mit einer (kollektiv mehrheitsfähigen) Interpretation dieses Ereignisses 'verknüpft: Das Foto des Atompilzes 'von Hiroshima (1945) steht in Deutschland für die Gefahr der atomaren Apokalypse, das des Lagertors 'von Auschwitz-Birkenau (1945) für den Zivilisationsbruch des Holocaust, das der Berliner Rosinenbomber (1948) für den beginnenden Ost-West-Konflikt[10]

[...]


[1] Christoph Hamann: Zum Eigensinn der Fotografie, in: Saskia Handro, Bernd Schönemann (Hrsg.): Visualität undGeschichte. S.23-36.

[2] Hier und im Folgenden wird das generische Maskulin verwendet um den Lesefluss nicht zu beeinflussen.

[3] Mehr dazu: Christiane Brocks: Bildquellen der Neuzeit. Essen 2008. S.ll-13.

[4] Christiane Brocks: Bildquellen der Neuzeit. Essen 2008. S.10

[5] Christiane Brocks: Bildquellen der Neuzeit. Essen 2008. S.lOf

[6] Siehe auch: Dominik Pettko: Einführung in die Mediendidaktik. Weinheim 2014.

[7] Sauer, 2012. S.13 Michael Sauer: Bilder im Geschichtsunterricht. Seelze-Velber 2012.

[8] Christiane Brocks: Bildquellen der Neuzeit. Essen 2008. S.86

[9] Gerhard, Paul: Die (Zeit-)Historiker und die Bilder. In: Saskia Handro, Bernd Schönemann (Hrsg.): Visualität undGeschichte. 2011. S.7-22. S.7

[10] Burke, Peter: Augenzeugenschaft. Bilder als historische Quellen. Berlin 2003.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Chancen und Risiken von Bildquellen im Geschichtsunterricht anhand der Fotografie
Université
University of Münster
Note
3,0
Auteur
Année
2016
Pages
14
N° de catalogue
V385101
ISBN (ebook)
9783668599604
ISBN (Livre)
9783668599611
Taille d'un fichier
562 KB
Langue
allemand
Mots clés
Didaktik, Bildquellen, Geschichte, Geschichtsunterricht, Fotografie
Citation du texte
Fabian Niemeier (Auteur), 2016, Chancen und Risiken von Bildquellen im Geschichtsunterricht anhand der Fotografie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385101

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