"R.I.P. We regretfully announce the not unexpected passing away after a long illness of Bretton Woods … Bretton Woods was born in New Hampshire in 1944 and died a few days after his 27th birthday. Although abandoned by some of his parents in infancy, he was a sturdy lad and was expected to survive. …"
Mit diesen Worten nahm am 22. September 1971 die New York Times Abschied von Bretton Woods, “the most successful international monetary regime the world has ever seen” . Fast drei Jahrzehnte arbeitete das internationale Wirtschafts- und Währungssystem erfolgreich und mit beeindruckenden Wachstumsraten , bevor 1971 mit den festen Wechselkursen der Grundpfeiler aufgegeben wurde und das „System von Bretton Woods“ als gescheitert gelten musste.
Doch wie kam es zu diesem Scheitern? Liest man zwischen den Zeilen der Anzeige, war Bretton Woods offenbar ein System, das seine bekannten Schwächen hatte, aber eigentlich funktionieren sollte, und dessen Niedergang dennoch nicht überraschend kam – eine auf den ersten Blick merkwürdige Mischung der Erwartungen. Warum war es offenbar gleichzeitig 'expected to survive', sein Scheitern aber dennoch absehbar?
Die vorliegende Arbeit soll zeigen, dass das System von Bretton Woods aufgrund seiner Entstehungsbedingungen und seiner Regeln von Beginn an auf tönernen Füßen stand. Bereits bei der Konstruktion wurden Fehler gemacht, die früher oder später zum Scheitern führen mussten, das Scheitern war also konstitutionell angelegt.
Um diese These zu bestätigen, wird zunächst kurz gezeigt, weshalb es überhaupt zur Schaffung eines internationalen Systems gekommen ist. Im zweiten Teil soll geklärt werden, welche spezifische Ausgestaltung es erfuhr und wie diese aufgrund von Interessen und Machtverteilung zwischen den Verhandlungspartnern zu erklären ist. Im Anschluss daran sollen die drei wichtigsten Schwächen dieser Ausgestaltung genauer vorgestellt werden, bevor im fünften Abschnitt das Scheitern des Systems analysiert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehungshintergründe des Systems von Bretton Woods
- Historische Erfahrungen
- Beteiligte und deren gemeinsame Interessen
- Ausgestaltung des Systems von Bretton Woods
- Die Schaffung des Systems von Bretton Woods
- Ziele des Systems
- Feste Wechselkurse als tragende Säule
- Erklärungsansätze für spezifische Ausgestaltung
- Machtverhältnisse im internationalen System
- Verhalten während der Konferenz
- Tagespolitische Umstände und Rücksichtnahmen
- Schwächen des Systems von Bretton Woods
- Dollar-Stärke statt systemeigene Währung
- Mangelnde Autorität des IWF
- Zielkonflikte - Triffin-Dilemma
- Das Scheitern des Systems von Bretton Woods
- Chronologie des Scheiterns
- Gründe für das Scheitern
- Inflation des Dollar
- Rigide Wechselkursbreiten
- Verhalten der Bündnispartner
- Das Scheitern des Systems von Bretton Woods war konstitutionell angelegt und deshalb bedingt vorhersehbar
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, zu belegen, dass das Scheitern des Systems von Bretton Woods nicht überraschend kam, sondern bereits in seinen Entstehungsbedingungen und Regeln angelegt war. Es soll untersucht werden, wie die spezifische Ausgestaltung des Systems auf die Interessen und Machtverhältnisse der Verhandlungspartner zurückzuführen ist und welche Schwächen diese Ausgestaltung in sich barg. Abschließend wird analysiert, wie diese Schwächen zum Scheitern des Systems führten und ob das Ende der festen Wechselkurse somit vorhersehbar war.
- Entstehung und Ausgestaltung des Systems von Bretton Woods
- Interessen und Machtverhältnisse der Verhandlungspartner
- Schwächen des Systems von Bretton Woods
- Chronologie und Gründe für das Scheitern
- Die Vorhersehbarkeit des Scheiterns
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt mit einer kurzen Anekdote zur Thematik des Systems von Bretton Woods ein und skizziert den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die historischen Erfahrungen, die zur Schaffung des Systems führten, und die gemeinsamen Interessen der beteiligten Akteure. Kapitel 3 analysiert die Ausgestaltung des Systems und erklärt diese anhand der Machtverhältnisse, des Verhaltens der Verhandlungspartner und der tagespolitischen Umstände. Kapitel 4 identifiziert die drei wichtigsten Schwächen des Systems: die Dominanz des Dollars, die mangelnde Autorität des IWF und das Triffin-Dilemma. Kapitel 5 beschreibt die Chronologie des Scheiterns und analysiert die Gründe für den Niedergang des Systems, um schließlich die Frage zu beantworten, ob das Scheitern des Systems von Bretton Woods vorhersehbar war.
Schlüsselwörter
Das System von Bretton Woods, Internationale Währungsordnung, Feste Wechselkurse, Triffin-Dilemma, Dollar-Dominanz, Internationale Finanzkooperation, Weltwirtschaftskrisen, Nachkriegsordnung, Machtverhältnisse, Interessenkonflikte, Scheitern.
- Quote paper
- Simone Prühl (Author), 2004, Das Scheitern von Bretton Woods, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38536