In dieser Arbeit soll dargelegt werden, dass der Europäische Gerichtshof (EuGH) zwar als Motor der europäischen Integration gesehen werden kann, keinesfalls aber als der eigenständige Akteur gesehen werden kann, als der er in Forschung gelegentlich gilt. Die Frage dahinter lautet: Ist der EuGH ein selbstständiger supranationaler Akteur oder bloß Erfüllungsgehilfe intergouvernementalistischer Akteure?
Dabei wird die aktuelle Forschung im Vordergrund stehen, insbesondere die empirischen Studien Carrubas und anderer Autoren. Zur Beantwortung der Frage, wird ein kurzer Überblick über die in der politikwissenschaftlichen Debatte relevanten Konzepte des Neofunktionalismus und des Intergouvernementalismus gegeben werden und die Diskussion über Rolle und Einfluss des EuGH dargelegt.
Neben der durch die vorgestellten Debatten herrschenden politikwissenschaftlichen Relevanz der Arbeit ist auch die gesellschaftliche Bedeutung des Themas hervorzuheben. Die europakritische Haltung breiter Teile der Bevölkerung fußt im Wesentlichen auf dem Demokratiedefizit der Europäischen Union durch die schwache Legislative. Das systeminhärente horror vacui sozialer Ordnungen führte unter anderem zu der starken Judikative, die - neben anderen Institutionen wie etwa der EZB - quasi eine legislative Funktion über die Hinterhand übernimmt, um die integrative Schwäche des europäischen Parlaments (EP) auszugleichen. Die Frage, ob und inwieweit man also die demokratisch nicht ausreichend legitimierte Judikative des EuGH als Motor und Gestalter der europäischen Integration ansehen kann, ist daher von Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Hauptteil
- 2.1 Theoretisches Analyseraster:
- 2.2 Der EuGH:
- 2.3 Neue Diskussionen:
- 2.4 Beurteilung der Autonomie des EuGH und ihrer Grenzen
- 3 Zusammenfassung und Ausblick..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) in der europäischen Integration und analysiert, ob er als selbstständiger supranationaler Akteur oder als bloßer Erfüllungsgehilfe intergouvernementalistischer Akteure betrachtet werden kann. Die Arbeit fokussiert dabei auf die aktuelle Forschung, insbesondere die empirischen Studien Carrubas und anderer Autoren.
- Die Rolle des EuGH als Motor der europäischen Integration
- Die Autonomie des EuGH im Kontext der europäischen Integration
- Die Relevanz der „magischen Dreiecksbeziehung“ aus unmittelbarer Wirkung, Anwendungsvorrang und Vorabentscheidung
- Der Einfluss von EU-Mitgliedstaaten auf EuGH-Entscheidungen
- Die Grenzen des EuGH-Einflusses auf die europäische Integration
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit dar. Es skizziert die Forschungslücke und die Relevanz des Themas, sowohl für die Politikwissenschaft als auch für die Gesellschaft.
Kapitel 2: Hauptteil
Der Hauptteil der Arbeit gliedert sich in vier Unterkapitel. Kapitel 2.1 stellt das theoretische Analyseraster dar, das der Arbeit zugrunde liegt. Es werden die wichtigsten Konzepte des Neofunktionalismus und des Intergouvernementalismus erläutert. Kapitel 2.2 behandelt die Rolle des EuGH seit seiner Gründung und analysiert seine Entwicklung vom Hüter der Verträge zu einem Motor der Integration. Kapitel 2.3 befasst sich mit neuen Diskussionen über den Einfluss des EuGH und beleuchtet die empirischen Studien, die die Autonomie des Gerichtshofs in Frage stellen. Abschließend diskutiert Kapitel 2.4 die Grenzen des EuGH-Einflusses auf die europäische Integration und zeigt die Relevanz des Themas für die demokratische Legitimität der EU auf.
Schlüsselwörter
Europäische Gerichtshof, Europäische Integration, Neofunktionalismus, Intergouvernementalismus, Autonomie, unmittelbare Wirkung, Anwendungsvorrang, Vorabentscheidung, empirische Studien, Demokratiedefizit, EU-Mitgliedstaaten
- Citar trabajo
- Maximilian Hohenstedt (Autor), 2017, Der Europäische Gerichtshof als Prinzipal, Agent und Akteur, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385737