Die wissenschaftliche Arbeit nimmt sich unter der theoretischen Grundlage des Modells eines rapiden Politikwechsels nach Friedbert Rüb der Betrachtung der deutschen Außenpolitik vor, während und nach dem Kosovo-Konflikt und der Operation Allied Forces an und stellt die Forschungsfrage, ob die Entscheidung für die aktive Beteiligung am bewaffneten NATO-Einsatz einen rapiden Politikwechsel in der deutschen Außenpolitik bedeutet.
Ausgehend von der Erörterung der theoretischen Grundzüge des o.g. Modells sowie grundlegenden Ergänzungen durch das Advocacy Coalition Framework (ACF) nach Paul A. Sabatier, schließt der theoretische Teil mit der Betrachtung des Multiple Streams Frameworks (MSF) von John W. Kingdon (und in Weiterentwicklung von Nikolaos Zahariadis). Für alle Theorien und Modelle werden die elementaren Begriffe und Aussagen erarbeitet, wobei der Fokus hierbei für das Politikwechselmodell auf dem „Unmöglichkeitstheorem“, den verschiedenen Modi der Politikwechsel und den beiden wichtigsten Variablen Zeit und Komplexität/Umfang für einen rapiden Politikwechsel liegt. Abschließend wird der Faktor Zufall kurz diskutiert. Für das MSF werden zunächst die drei Ströme innerhalb einer Policy und die Begriffe des policy windows und des policy entrepreneurs erarbeitet. Für alle Theorien erfolgt jeweils auch die Auseinandersetzung mit kritischen Anmerkungen und möglichen Problemen, um ein differenziertes Bild zu ermöglichen.
Im empirischen Teil der Arbeit werden die theoretischen Überlegungen mit dem Fallbeispiel der Teilnahme Deutschlands am Kosovo-Konflikt zusammengeführt. Nach der Erarbeitung der Leitlinien der deutschen Außenpolitik werden die für die Arbeit entscheidenden Faktoren Zeit und Umfang ausführlich analysiert.Anhand der Struktur der Handlungsmuster der Policy-Eliten werden die belief systems der einzelnen Parteien vor und nach dem Kosovo-Konflikt verglichen, um abschließend die Forschungsfrage beantworten zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Modell rapider Politikwechsel
- Grundzüge
- Advocacy Coalition Framework
- Modi von Policy-Variationen und Fokus auf dem rapiden Politikwechsel
- Multiple Streams Framework
- Grundzüge
- Policy Entrepreneur und Policy Window
- Zusammentreffen der Modelle
- Kritik an den Modellen
- Zwischenfazit I
- Modell rapider Politikwechsel
- Fallbeispiel: Teilnahme der Bundesrepublik Deutschland am Kosovo-Konflikt
- Grundsätze der deutschen Außenpolitik
- Aspekt der Zeit
- Zeitraum um das „out-of-area\" Urteil vom 12. Juli 1994
- Zeitraum des Regierungswechsels 1998
- Zeitraum bis zur Entscheidung im Bundestag am 16. Oktober 1998
- Zeitraum bis zum Beginn der Luftangriffe am 24. März 1999
- Zwischenfazit II
- Exkurs: Historischer Hintergrund und Verlauf der Luftangriffe
- Aspekt des Umfangs
- Parteigrundsätze vor dem Kosovo-Konflikt
- Ebene der deep core beliefs
- Ebene der policy beliefs
- Ebene der secondary aspects
- Parteigrundsätze nach dem Kosovo-Konflikt
- Ebene der secondary aspects
- Ebene der policy beliefs
- Ebene der deep core beliefs
- Parteigrundsätze vor dem Kosovo-Konflikt
- Zwischenfazit III
- Öffnen des Policy Windows und entscheidende Policy Entrepreneurs
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende wissenschaftliche Arbeit untersucht, ob die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Kosovo-Konflikt einen rapiden Politikwechsel der deutschen Außenpolitik darstellte. Hierfür werden die theoretischen Modelle des rapiden Politikwechsels, das Advocacy Coalition Framework und das Multiple Streams Framework herangezogen.
- Analyse der deutschen Außenpolitik im Kontext des Kosovo-Konflikts
- Anwendung der Modelle des rapiden Politikwechsels, des Advocacy Coalition Framework und des Multiple Streams Framework
- Beurteilung des Einflusses des Kosovo-Konflikts auf die deutsche Außenpolitik
- Identifizierung von policy windows und policy entrepreneurs im Zusammenhang mit dem Kosovo-Konflikt
- Untersuchung der zeitlichen und inhaltlichen Dimensionen eines möglichen rapiden Politikwechsels
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit der Einführung in die Forschungsfrage und der Darstellung der relevanten theoretischen Modelle des rapiden Politikwechsels, darunter das Advocacy Coalition Framework und das Multiple Streams Framework. Anschließend analysiert das Fallbeispiel des Kosovo-Konflikts die deutschen außenpolitischen Grundzüge und die zeitlichen und inhaltlichen Dimensionen der deutschen Beteiligung. Dabei werden die deutschen Parteigrundsätze vor und nach dem Konflikt untersucht, um die Auswirkungen auf die deutsche Außenpolitik zu beleuchten. Abschließend zieht die Arbeit ein Fazit und beantwortet die Forschungsfrage, ob der Kosovo-Konflikt einen rapiden Politikwechsel in der deutschen Außenpolitik bewirkte.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind der rapide Politikwechsel, die deutsche Außenpolitik, der Kosovo-Konflikt, das Advocacy Coalition Framework, das Multiple Streams Framework, policy window, policy entrepreneur, Parteigrundsätze, deep core beliefs, policy beliefs, secondary aspects und die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Kosovo-Konflikt.
- Quote paper
- Florian Zweigle (Author), 2015, Die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland am Kosovo-Konflikt. Ein rapider Politikwechsel der deutschen Außenpolitik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/385752