Kinder in Regenbogenfamilien


Dossier / Travail, 2011

13 Pages, Note: 1,3


Extrait

1 Einleitung

2 Die Rolle des Vaters

2.1 Groß-Britannien und die Notwendigkeit eines Vaters für das Kind

2.2 Das Interesse an der biologischen Herkunft

2.3 Die Rolle des Vaters in der Psychologie

3 Regenbogenfamilien

3.1 Das Interesse an der biologischen Herkunft bei Kindern mit gleichgeschlechtlichen Eltern

3.2 Die Wichtigkeit des Vaters

3.3 Die Entwicklung der Kinder in Regenbogenfamilien im Vergleich

3 Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis


1 Einleitung

 

Vater, Mutter, Kind, Kind: So sieht man das Bild der typischen Familie und so wünscht es sich meist auch der Staat. Die heterosexuelle Beziehung steht normalerweise im Mittelpunkt der Familienpolitik mit der Hoffnung auf möglichst viele Kinder. Homosexuelle Partnerschaften können deswegen oft von weniger staatlichen Unterstützungen profitieren. Die Adoption von Kindern bleibt ihnen teilweise oder ganz versperrt. Oftmals begründet man dies auch mit dem Wohl der Kinder. Kinder bräuchten Vater und Mutter um sich voll entwickeln zu können.

 

Diese Arbeit will sich mit den wissenschaftlichen Ergebnissen der Bedeutung der Vater- und Mutterrolle, sowie mit den Ergebnissen der Erforschung sogenannter ‚Regenbogenkinder’, also Kinder, die teilweise oder ganz bei gleichgeschlechtlich orientierten Eltern aufwachsen, beschäftigen. Die Arbeit dreht sich dabei um die Frage, ob und inwiefern sich die psychische, soziale, sexuelle und geschlechtsrollenkonforme Entwicklung von Kindern bei gleichgeschlechtlichen Eltern von denen, die bei heterosexuellen Eltern aufwachsen, unterscheidet. Da die meisten Kinder in Regenbogenfamilien bei zwei Müttern aufwachsen, konzentriert sich die Arbeit am Anfang vor allem auf die Rolle des Vaters. Anschließend wird untersucht, wie diese Kinder ihren Alltag erleben, wie sich dieser von dem anderer Kinder unterscheidet und welche Differenzen, falls es sie gibt, in ihrer Entwicklung vorhanden sind.

 

Interessant ist, dass manche Biologen, wie zum Beispiel Wilson, die Homosexualität als nützlich für den Menschen, bzw. die Tierwelt ansehen, da sie mit altruistischem Verhalten verknüpft sei (Wilson 1975). Somit versuchen sie die Homosexualität im Lichte der Evolutionstheorie zu betrachten. Demnach könnten sich homosexuelle Individuen um die Nachkommen besonders fruchtbarer Weibchen im nahen Verwandtenkreis kümmern, so dass diese mehr Nachkommen zur Welt bringen können. Durch die Verwandtenselektion (‚kin selection’) würde somit auch die Verbreitung des eigenen Erbguts sichergestellt werden.

 

Als Literatur für diese Arbeit dienten unter anderem Quellen zur Untersuchung der Rolle des Vaters und der Mutter aus der Psychologie und der Soziologie, sowie wissenschaftliche Untersuchungen und weitere Quellen zur Situation von Kindern bei gleichgeschlechtlichen Eltern.

 

2 Die Rolle des Vaters

 

Vaterschaft ist ein immer wieder gern diskutiertes Thema. Bei Trennungen der Eltern, bei alleinerziehenden Müttern und eben auch bei zwei homosexuellen Müttern wird immer wieder nach der Wichtigkeit eines Vaters für das Kind gefragt. So fand eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend heraus, dass vor allem Söhne den Vater bevorzugen, wenn es zum Beispiel um Rat zum Thema Berufswahl geht (vgl. Fthenakis 2002, S. 253)

 

2.1 Groß-Britannien und die Notwendigkeit eines Vaters für das Kind

 

Als in Groß-Britannien auch Frauen außerhalb einer heterosexuellen Beziehung Zugang zu medizinisch assistierter Fortpflanzung erhielten – zumindest vom Gesetz her – löste dies eine politisch-gesellschaftlich stark geführte Debatte aus. So zeigten sich auch viele Reproduktionsmediziner zu Anfang eher zurückhaltend, was ihre Entscheidung, welchen Frauen sie einer Behandlung zustimmen wollten, anbelangte, sobald diese nicht in einer heterosexuellen Beziehung lebten. Die Folge war eine Regelung durch die britische Regierung, wonach ein Krankenhaus die „Notwendigkeit einer Vaters für das Kind“ berücksichtigen müsse (§ 15 Abs. 5 Human Fertilisation and Embryology Act 1990), ehe es einer Frau die medizinisch assistierte Fortpflanzung anbieten durfte. Dies erschwerte alleinerziehenden, sowie homosexuellen Frauen den Zugang zu dieser Möglichkeit einer Elternschaft bis 2008. Neben Gründen der Anonymität der Samenspender oder des Mangels an empirischen Untersuchungen der Verhinderung oder Auslösung von Schaden durch diese Klausel, waren viele Leute auch für deren Beibehaltung aus Gründen des symbolischen Wert der Wichtigkeit eines Vaters zur Zeugung und im Leben eines Kindes. Außerdem würde die Streichung der Klausel nicht im Einklang stehen mit der allgemeinen Familienpolitik der Regierung, die die Bedeutung des Vaters betont (vgl. Blyth in: Funcke, Thorn (Hrsg.) 2010, S. 209 – 218).

 

 Doch was sagt die wissenschaftliche Untersuchung zum Thema vaterlose Kinder? Während sich die Forschung eher auf das Bild des Vaters in traditionellen Familien konzentriert, bzw. auf Familien, in denen der Vater im Laufe der Kindheit verschwand oder verstarb, ist die Auswahl an Studien mit von Geburt an vaterlosen Kindern noch sehr gering.

 

2.2 Das Interesse an der biologischen Herkunft

 

Einer Studie zufolge zeigen Kinder mit zwei Müttern, die durch Samenspende schwanger wurden, ein starkes positives Interesse am Kennenlernen ihres leiblichen Vaters. Allerdings ist dieses Interesse nicht mehr oder weniger ausgeprägt als bei Samenspender-Kindern, die bei Mann und Frau aufwachsen (vgl. Scheib, Riordan & Rabin 2004 in: Human Reproduction, 20(1), S. 239-252). Es scheint also, als würde das Geschlecht der Eltern wenig bis gar keinen Einfluss darauf nehmen, wie stark Kinder an ihrem leiblichen Vater interessiert sind. Wichtiger schien der offene Umgang mit dem Thema zu sein. In allen Fällen, ob heterosexuelle oder homosexuelle Eltern, schien sich nur die Verheimlichung des biologischen Ursprungs negativ auf die Entwicklung der Kinder auszuwirken.

 

2.3 Die Rolle des Vaters in der Psychologie

 

Die Psychologie hingegen beschäftigt sich tiefer mit der Rolle des Vaters. Bereits Sigmund Freud sah in der Vaterrolle die Bedeutung einer tiefen sozioemotionalen Bindung, die für die kindliche Entwicklung wichtig sei. Für Freud sei der Vater vor allem wichtig um sich aus der Fixierung seiner Mutter zu lösen, etwas, das tatsächlich ab einem gewissen Alter zu beobachten ist. Es wäre also durchaus berechtigt zu fragen, ob und wie dieses Problem bei zwei homosexuellen Müttern gelöst wird.

 

Ferner haben Psychologen wie Freud und Bandura im Rahmen von psychoanalytischen Entwicklungsmodellen auch angenommen, dass sich Söhne eher an ihren Vätern und Töchter eher an ihren Müttern orientieren. Durch den sogenannten ödipalen Komplex versucht Freud die Wichtigkeit des Vaters für das Herausbilden einer männlichen Identität des Kindes zu erklären. Nach Freud empfindet das Kind den Vater als Bedrohung, sobald es erkennt, dass dieser eine bedeutsame Bindung zu seiner Mutter hat. Nach einer gewissen Zeit baut sich jedoch eine Bindung zwischen beiden auf, in dessen Zuge das Kind die Ähnlichkeit des Vaters erkennt. Dadurch löst sich der ödipale Komplex auf und das Kind kann sich mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil identifizieren und gegebenenfalls eine männliche Identität entwickeln. Durch das Fehlen des Vaters könne das Kind diesen Identifikationsprozess nicht vollführen und könne somit später, laut dieser Theorie, homosexuell werden (vgl. Brewaeys, Dufour, Kentenich in: Journal für Reproduktionsmedizin und Endokrinologie (2005) 2(1), S. 36). Allerdings muss dazu gesagt werden, dass dies lediglich eine Interpretation der Aussagen Freuds durch seine Kollegen und Nachfolger ist, die bereits stark kritisiert wurde. Andere sehen in Freuds Schriften in der Homosexualität nicht per se einen Grund psychischer Störungen, also auch nicht als Folge eines ödipalen Komplexes. Trotzdem geht die psychoanalytische Theorie oftmals davon aus, dass ein gestörtes Verhältnis zu einem Elternteil, bei dem die Identifizierung an einer gleichgeschlechtlichen Person fehlt, zu Störungen der sexuellen Orientierung führen kann.

 

In diesem Rahmen sieht auch die Objektbeziehungstheorie, eine frühe Form der psychoanalytischen Theorie, die Rolle des Vaters im Individuationsprozess des Kindes. Nur durch ihn kann das Kind sich aus der abhängigen Bindung zur Mutter lösen und sich als Individuum freier entwickeln.

 

Auch der Psychoanalytiker und Arzt Horst Petri (vgl. GeoWissen 46, 2010, S. 66-71) sieht die Komplementarität von Vater und Mutter als das Besondere der Elternschaft an und ist somit skeptisch gegenüber gleichgeschlechtlichen Eltern. So ergänzen sich, laut Petri, Mutter und Vater in einer idealen Art und Weise: Für die anfängliche emotionale Kindesentwicklung sei die Mutter mit ihrem liebevollen Körperkontakt äußerst wichtig. Später seien die Väter für die ‚Eroberung der Welt’ wichtig: „Die Mütter sitzen zusammen, kümmern sich um die Schrammen ihrer Kinder und ums Essen und Trinken, die Väter hocken mit ihren Kindern auf der Schaukel, spielen mit ihnen Fußball oder rutschen mit ihnen ins tiefe Wasser.“ (GeoWissen 46, S. 70)

 

So ist es auch naheliegend, dass Petri die Tatsache, nie einen Vater gehabt zu haben als schlimme Erfahrung für Kinder ansieht. Anthropologisch gesehen sieht Petri ein Bedürfnis von Kindern sich in einer Dreier-Konstellation mit Mutter und Vater zu entwickeln.

 

Fin de l'extrait de 13 pages

Résumé des informations

Titre
Kinder in Regenbogenfamilien
Université
University of Trier
Note
1,3
Auteur
Année
2011
Pages
13
N° de catalogue
V387083
ISBN (ebook)
9783668614369
ISBN (Livre)
9783668614376
Taille d'un fichier
562 KB
Langue
allemand
Mots clés
schwul, lesbisch, gay, lgbt, lgbtiq, queer, kinder, gender
Citation du texte
Jeff Mannes (Auteur), 2011, Kinder in Regenbogenfamilien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387083

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