Mit dem Beitritt zur Europäischen Union (EU) im Jahr 1995 veränderte die schwedische Regierung die Auslegung der Neutralitätspolitik, die der schwedischen Bevölkerung bis dahin fast 200 Jahre Frieden und Wohlstand gesichert hatte. Zwar handelt es sich bei der EU um kein militärisches Bündnis, dennoch schränkt sie durch die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GASP) die Souveränität auch nachfolgender schwedischer Regierungen ein.
Doch schon in den Jahrzehnten vor dem EU-Beitritt passte Schweden die Auslegung und Interpretation der Neutralitätspolitik an die zeitlichen Umstände und Gegebenheiten an. Die Schweden selbst halten sich nach wie vor für einen neutralen Staat, obwohl besonders in den Jahren nach dem Kalten Krieg die Zusammenarbeit, beispielsweise mit der North Atlantic Treaty Organisation (NATO), stetig ausgebaut wurde und noch weiter verstärkt wird. So engagiert sich Schweden innerhalb des Partnership for Peace (PfP) Programm, der Kosovo Force (KFOR) und der International Security Assistance Force (ISAF), was während der im Kalten Krieg betriebenen Neutralitätspolitik undenkbar gewesen wäre. Kann Schweden also weiterhin als neutral gelten, obwohl es international zunehmend an militärischen Einsätzen beteiligt ist?
Das Konzept der Sicherheits- und Außenpolitik Schwedens zur Zeit des Kalten Krieges war darauf ausgerichtet, eine drohende Invasion selbstständig abwehren zu können. Um dies zu gewährleisten, war der Aufbau einer technologisch und international konkurrenzfähigen Waffen- und Rüstungsindustrie eine Voraussetzung. Seit den 1990er Jahren änderte sich diese Verteidigungsstrategie radikal und das schwedische Militär richtete sich zunehmend auf Internationale Friedensmissionen und Anti-Terror Missionen aus. Damit brach für die zunehmend privatisierte Rüstungsindustrie ein Großabnehmer weg. In Folge dessen richtete sich die Produktion der in Schweden ansässigen Unternehmen zunehmend auf den Export von Rüstungsgütern aus. Doch ist es mit der Neutralität eines Staates vereinbar, große Mengen an technologisch hoch entwickeltem Kriegsmaterial zu exportieren, ohne damit international Position zu beziehen?
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- Gliederung
- 1. Schwedens Teilhabe an Internationalen Friedensmissionen
- 2. Schwedischer Waffenexport
- 2.1. Kontrolle des Waffenexports
- 2.2. Die sicherheitspolitische Rolle der schwedischen Rüstungsindustrie
- 3. Transformation der schwedischen Streitkräfte
- 4. Fazit und Perspektiven für die Zukunft
- II. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Entwicklung der schwedischen Neutralitätspolitik im Kontext des EU-Beitritts und der internationalen Sicherheitslage. Sie untersucht die Partizipation Schwedens an internationalen Friedensmissionen, die Rolle der schwedischen Rüstungsindustrie und deren Waffenexporte sowie die Transformation der schwedischen Streitkräfte.
- Entwicklung der schwedischen Neutralitätspolitik im Kontext der EU-Mitgliedschaft
- Schwedische Beteiligung an internationalen Friedensmissionen und deren Auswirkungen auf die Neutralität
- Bedeutung der schwedischen Rüstungsindustrie und Waffenexporte für die schwedische Sicherheitspolitik
- Transformation der schwedischen Streitkräfte und Anpassung an neue Sicherheitsbedrohungen
- Analyse der Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die Frage der schwedischen Neutralität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die historische Entwicklung der schwedischen Neutralitätspolitik und skizziert die Herausforderungen, die sich aus der EU-Mitgliedschaft und den internationalen Sicherheitsentwicklungen ergeben.
Das erste Kapitel analysiert die schwedische Partizipation an internationalen Friedensmissionen und untersucht die Gründe und Ziele dieses Engagements. Es zeigt auf, wie sich die schwedische Außenpolitik in den Kontext der europäischen Sicherheitsarchitektur einordnet und wie sie die Herausforderungen der Globalisierung adressiert.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem schwedischen Waffenexport und der Rolle der Rüstungsindustrie in der schwedischen Sicherheitspolitik. Es beleuchtet die kontroversen Aspekte des Waffengeschäfts im Hinblick auf die Neutralität Schwedens und diskutiert die politischen und ethischen Herausforderungen, die mit dem Export von Rüstungsgütern verbunden sind.
Das dritte Kapitel widmet sich der Transformation der schwedischen Streitkräfte und deren Anpassung an die neuen Sicherheitsbedürfnisse. Es untersucht die Veränderungen in der Ausrichtung des Militärs, die stärkere Betonung von internationalen Friedensmissionen und die Auswirkungen auf die Rolle der schwedischen Streitkräfte in der globalisierten Welt.
Schlüsselwörter
Schwedische Neutralitätspolitik, EU-Mitgliedschaft, Internationale Friedensmissionen, Waffenexport, Rüstungsindustrie, Transformation der Streitkräfte, Sicherheitspolitik, Globalisierung, Europäische Integration, Nordische Zusammenarbeit.
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- Anonym (Autor), 2012, Aktuelle Tendenzen der schwedischen Neutralitätspolitik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/387613