Wie viel vom Buch des Hiob steckt tatsächlich in Johann Wolfgang Goethes "Faust. Der Tragödie Erster Teil"?

Ein Vergleich


Term Paper, 2017

16 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Inhalt

1. Einleitung

2. Faust. Der Tragödie Erster Teil
2.1. Prolog im Himmel

3. Das Buch Hiob (Ijob)

4. Vergleich: Buch Hiob - Gothes Faust. Der Tragödie erster Teil
4.1. Figurenkonstellation
4.2. Hiob - Faust
4.3. Satan - Mephistopheles
4.4. Die Überlegenheit des Herrn - Das Lob der Erzengel

5. Zusammenfassung und Ausblick

6. Literatur

1. Einleitung

„Hat daher auch die Exposition meines Faust mit der des Hiob eine Ähnlichkeit, so ist das wiederum ganz recht und ich bin deswegen eher zu loben als zu tadeln.“1 Dieses Zitat äußerte Goethe gegenüber Eckermann, beiläufig, im Jahr 1825.

Hat sich Goethe also wirklich am Buch Hiob orientiert? Wie viel Hiob steckt im Faust?

Diese Arbeiten soll daher die Fragestellung bearbeiten: Wie viel des BUCH HIOBS steckt tatsächlich in Johann Wolfgang Goethes FAUST. DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL?

Gegenstand dieser Arbeit sind daher sowohl Johann Wolfgang Goethes FAUST. DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL, sowie das BUCH HIOB aus dem Alten Testament der Bibel. Methodisch wird eine intertextuelle Untersuchung der beiden Texte erfolgen. Aufgrund der Kürze dieser Arbeit wird sich die Untersuchung auf den Inhalt, sowie bestimmten Personenkonstellationen stützen. Die Textstruktur, sowie der Aufbau der einzelnen Verse wird bewusst ausgeklammert.

Zunächst wird in knapper Form Goethes Drama FAUST vorgestellt und literarisch der Gattung, ebenso der Epoche zugeordnet. Die Szene Prolog im Himmel, wird aufgrund der Bedeutsamkeit für diese Arbeit gesondert dargestellt. Im Anschluss daran wird auch in Kürze auf das BUCH HIOB eingegangen.

Der eigentliche Hauptteil bezieht sich dann auf den Vergleich der beiden Werke. Um diesen besser zu strukturieren, werden prägnante Figuren der beiden Texte mit- einander verglichen. Im Anschluss daran soll in einem Fazit die eingangs gestellte Frage, anhand der Ergebnisse dieser Arbeit, bestmöglich beantwortet werden.

Ziel soll es sein, nicht nur Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, sondern auch einen kritischen Vergleich an Stellen zu wagen, die beim erstmaligen Lesen vielleicht nicht gleich auf einen intertextuellen Bezug schließen lassen.2

2. Faust. Der Tragödie Erster Teil

FAUST stellt Johann Wolfgang Goethes größtes Drama dar.3 FAUST I und II beglei- teten nahezu Goethes ganzes schriftstellerisches Leben. Die erste Beschäftigung mit dem literarischen Stoff kann auf den Zeitraum zwischen 1773-1775 datiert wer- den. Aus dieser Zeit stammt eine fragmentale Fassung, der sogenannte URFAUST. Nach einer größeren Pause nahm Goethe die Arbeit am Faust wieder auf. 1806 wurde erstmals FAUST. DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL aufgeführt, 1806 gedruckt.4 „Erst in den letzten Jahren seines Lebens (1827-31) stellte Goethe diesen Teil [FAUST II] fertig.“5 Der Ursprung, des behandelten Stoffes, geht auf die 1587 er- schiene HISTORIA VON D. JOHANN FAUSTEN zurück. Er soll zwischen 1480 und 1540 in Mitteldeutschland, als Schwarzkünstler und Teufelsbündler, sein Unwesen getrieben haben.6 Der eigentlichen Dramenhandlung des FAUST I, sind drei Texte vorgeschaltet: Die Zueignung, Das Vorspiel auf dem Theater, sowie der Prolog im Himmel.7

Die Genreneinordung des FAUST kann als schwierig beschrieben werden. Der Titel des Dramas enthält zwar einen Verweis auf die Gattung der Tragödie, Goethe jedoch bediente sich an gesamteuropäischen Genres.8 Jeßing (2014) weist auf komödienartige Szenen wie Auerbachs Keller hin, oder aber auch auf die Maga- reten-Handlung. Laut Jeßing (2015) stellt diese ein fast geschlossenes bürgerliches Trauerspiel dar. Es können derweilen auch Bauformen des spanischen Barockthea- ters9 nachgewiesen werden.

Goethes FAUST. DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL weißt keinerlei Aktgliederung auf.

Auch die drei Einheiten der Regelpoetik des geschlossenen Dramas, Einheit der Handlung, des Ortes und der Zeit10 finden in Goethes FAUST I keinerlei Beachtung. Die dramatische erzählte Zeit kann auf 10-12 Monate beschrieben werden.11 Sie entfernt sich dabei deutlich von der empfohlenen Zeit durch Artistoteles. Diese um- fasst in einem geschlossenen Drama einen Sonnenumlauf. Auch die Einheit der Handlung, die zur Geschlossenheit und Einfachheit der Handlung führen soll, wird von Goethe gebrochen. Mindestens zwei Handlungsstränge, die Gelehrten-, sowie die Gretchen-Handlung lassen das Schema des geschlossenen Dramas durchbre- chen.12

Besonders die kritische Auflehnung gegen die aufgeklärte Regelpoetik und die damit verbundene Auflösung der drei Einheiten lassen FAUST I der Strömung des Sturm und Drang zuordnen.13 Ein weiteres Merkmal stellt der oft vorzufindende Knittelvers14 dar (Beispiel: Szene Nacht), er symbolisiert ebenfalls einen deutlichen Bezug zur Strömung des Sturm und Drang. Besonders in den früh entstandenen Szenen sind viele verschiedene Metren vorzufinden, diese können ein weiteres Merkmal des Sturm und Drang darstellen. Wie schon weiter oben beschrieben stellte sich Goethe deutlich gegen die Regelpoetik, dies kann auch in diesem Be- reich beobachtet werden. Goethe verwendet meist das Versmaß, was seiner Mei- nung nach, die gegenwärtige Stimmung seiner Figur am besten wiedergibt.15

Goethe durchlief mit seinem Drama, durch die lange Arbeitsphase (1772- 1832), jedoch auch andere Strömungen.16 Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Faust auch anderen Strömungen, zumindest in Teilen, zugesprochen werden kann. Ähnlich wie bei der Genreneinordnung, kann auch hier keine trenngenaue Zuord- nung erfolgen. Die klassische Handlung, nicht zu verwechseln mit der klassischen Gestaltung, kann einen Hinweis auf die Weimarer Klassik (1786-1805) darstellen.

Des Weiteren kann Mephistopheles17 als Aufklärer verstanden werden. Die damit

verbundenen Gottes-, Menschen- und Weltbilder geben einen Hinweis auf die Epoche der Aufklärung (1720-1785).

Johann Wolfgang Goethes Faust kann als Fusion verschiedener Gattungen, sowie Strömungen verstanden werden.

2.1. Prolog im Himmel

In der Szene Prolog im Himmel rechtfertigt Goethe sich für seinen Stoff. Er führt den Leser thematisch in die Handlung ein.18 Im URFAUST fehlte diese Szene komplett. Erst im Jahre 1797 begab sich Goethe an eine thematische Schließung der Lücken zwischen dem Wagner-Gespräch in Nacht und dem Studierzimmer II. Mephisto wird thematisch in Fausts Leben eingeführt.19 Der Prolog erfüllt die Funktion das irdische Spiel in einen metaphysischen Rahmen zu stellen.20

Sowohl Goethe selbst als auch eine Reihe von Literaturforschern21 sprechen vor allem dem Prolog im Himmel intertextuelle Bezüge zum Buch Hiob zu. Es befinden sich jeweilige Hinweise in ihren Büchern. Es sind eine Reihe von intertextuellen Bezügen zum BUCH HIOB vorzufinden.22 23

3. Das Buch Hiob (Ijob)

Das BUCH HIOB gilt als eines der Hauptwerke unserer überlieferten Weltliteratur. Es ist nach seiner zentralen Gestalt benannt. Der Verfasser dieses Werkes gilt als unbekannt. Inhaltlich beschäftigt sich das Buch mit dem Vergeltungsglauben. Dem- nach geht es den wirklich guten Menschen gut im Leben, die Sünder dagegen erle- ben Leid, es geht ihnen schlecht im Leben.24 Satan möchte herausfinden, ob Hiob, ein vorbildlicher, gottesfürchtiger, gerechter und frommer Mann ist, noch immer am Glauben zu Gott festhält, wenn ihm sein Wohlstand genommen wird und er Leid erfährt. Hierzu wird Hiob vor viele Prüfungen gestellt. Zum einen verliert er sein Vieh und seine Söhne, zum anderen wird er selbst von schwerer Krankheit heimgesucht. Hiob bleibt Gott treu und erhält am Ende doppelten Reichtum, neue Kinder und ein langes gesundes Leben (Hiob 1-42).

Die Rahmenerzählung ist in Prosa gehalten (1,1- 2,10 und 42,7-17). Der Hauptteil der Rahmenerzählung wird in dichterischer Form übermittelt.25

4. Vergleich: BUCH HIOB - Gothes FAUST. DER TRAGÖDIE ERS- TER TEIL

4.1. Figurenkonstellation

Die Figurenkonstellationen im Prolog im Himmel, sowie im Buch Hiob weisen Ähnlichkeiten auf. Im Buch Hiob erscheint der Herr, seine Söhne sowie der Satan. Dieser gehört zu den Gottessöhnen. Im Faust erscheinen ebenfalls der Herr, seine Erzengel sowie Mephisto. Dieser zählt im Kontext zu den auftretenden himmli- schen Heerscharen.26

Im Folgenden werden nun ähnliche Personen einem inhaltlichen Vergleich unterzogen: Hiob-Faust, Mephisto-Satan sowie die Erzengel und der Herr.

4.2. Hiob - Faust

Unterschiede zwischen dem BUCH HIOB und FAUST zeigen sich deutlich bei den beiden Hauptprotagonisten. Die Charaktere von Faust und Hiob unterscheiden sich deutlich. Hiob kann als untadelig, rechtsschaffend und gottesfürchtig beschrieben werden. Er ist reich an Kindern und Vieh, angesehen in der Gesellschaft (Ijob 1,1- 1,3) „Habe nun, ach! Philosophie, Juristerei und Medizin, Und leider auch Theolo- gie, Durchaus studiert, mit heißem Bemühn. Da steh ich nun, ich armer Tor, […].“

[...]


1 Eckermann, J. P. (1836): Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. 1823-1832. Leipzig: F.A. Brockhaus, S. 192.

2 Vgl. Reinhardt-Becker, E. (2014): Johann Wolfgang Goethe. Faust I. Text, Kommentar und Materialien. München: Oldenbourg Schulbuchverlag GmbH. Im Folgenden werden übersichtshalber Textverweise (V. …) dieses Primärtextes in Klammern an- gegeben.

3 Teil I und II des Faust umfassen insgesamt 12111 Verse.

4 Vgl. Jeßing, B. (2015): Dramenanalyse. Eine Einführung. Berlin: Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, S. 201.

5 Ebd.

6 Vgl. Ebd., 201.

7 Eine inhaltliche Aufarbeitung des Stoffes wird in dieser Arbeit nicht erfolgen. Der Inhalt des Dra- mas wurde ausführlich im angebotenen Seminar erläutert und findet daher in dieser Arbeit keine Berücksichtigung mehr. Jedoch wird sich das nächste Kapitel auf den Text Prolog im Himmel be- ziehen. Dieser kann als intertextuelle Schnittstelle zum BUCH HIOB beschrieben werden.

8 Vgl. Jeßing 2015, 203.

9 Merkmale des spanischen Barocktheaters stellt das Spiel im Spiel dar. Beispiel: Walpurgisnacht- Traum.

10 Vgl. Jeßing 2015, 25.

11 Vgl. Ebd., 204.

12 Vgl. Ebd.

13 Vgl. Ebd.

14 Vierhebiger Reimvers mit regelmäßiger oder freier Senkungsfülle. Vgl. Jeßing, B./ Lutz, B./ Wild, I. (1999): Metzler Goethe Lexikon. Stuttgart/ Weimar: Verlag J.B. Metzler. S. 49f.

15 Vgl. Ciupke, M. (1994): Des Geklimpers vielverworrner Töne Rausch. Die metrische Gestaltung in Goethes „Faust“. Göttingen: Wallstein Verlag, S. 21f.

16 Vgl. Einladung zur Literaturwissenschaft. Online im Internet: http://www.einladung-zur-literatur- wissenschaft.de/ (Stand: 20.09.2017).

17 Im Folgenden: Mephisto.

18 Vgl. Reinhardt-Becker 2014, 175.

19 Vgl. Gaier, U. (2001): Erläuterungen und Dokumente. Johann Wolfgang Goethe. Faust. Der Tragödie Erster Teil. Stuttgart: Reclam jun. GmbH & Co. KG, S. 18.

20 Vgl. Schöne, A. (2005): Johann Wolfgang Goethe. Faust. Kommentare. Frankfurt am Main: Deutscher Klassiker Verlag, S. 162.

21 Vgl. Gaier (2001); Schöne (2005); Rheinhardt-Becker (2014)

22 Vgl. Gaier 2001, 18.

23 Die Bibel. Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung. Hrgs. Im Auftrag der Bischhöfe Deutschlands, Österreich, der Schweiz, des Bischofs von Luxemburg, des Bischofs von Lüttich, des Bischofs von Bozen-Brixen. Für die Psalmen und das Neue Testament auch iom Auftrag des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und des Evangelischen Bibelwerks in der Bundesrepublik Deutschland. Freiburg im Breisgau: Herder 1998. Im Folgenden werden übersichtshalber Textverweise (Ijob …) dieses Primärtextes in Klammern angegeben.

24 Vgl. Ebd., 582.

25 Vgl. Ebd.

26 Vgl. Reinhardt-Becker 2014, 19.

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Details

Title
Wie viel vom Buch des Hiob steckt tatsächlich in Johann Wolfgang Goethes "Faust. Der Tragödie Erster Teil"?
Subtitle
Ein Vergleich
Grade
2,0
Author
Year
2017
Pages
16
Catalog Number
V388667
ISBN (eBook)
9783668627888
ISBN (Book)
9783668627895
File size
588 KB
Language
German
Keywords
Hiob, Faust, Vergleich, Faust I
Quote paper
Mona Bogner (Author), 2017, Wie viel vom Buch des Hiob steckt tatsächlich in Johann Wolfgang Goethes "Faust. Der Tragödie Erster Teil"?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/388667

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