Das Erziehungswesen im 12./13. Jahrhundert und dessen Reflex in Hartmanns von Aue Gregorius


Trabajo de Seminario, 2002

16 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhalt

Einleitung

2.1 Erziehung im 12./13. Jahrhundert
2.1.1 Entwicklungsphasen der Kindheit
2.1.2 Bedeutung der Erziehung und ihre Ziele
2.1.3 Das Bildungswesen
2.1.4 Höfisch-laikale Erziehung
2.1.5 Klerikale Erziehung
2.2 Reflex des mittelalterlichen Erziehungswesens im Gregorius

Schluss

Literaturverzeichnis

Einleitung

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit mit dem Titel „Das Erziehungswesen im 12./13. Jahrhundert und dessen Reflex im Gregorius“ sollen zunächst die Grundzüge von Kindheit, Erziehung und Bildung im Hochmittelalter dargestellt und erläutert werden; hierbei sei angemerkt, dass sich die verwendete Forschungsliteratur und somit auch die erarbeiteten Ausführungen auf didaktische und pädagogische Werke des 12./13. Jahrhunderts stützen, die vorrangig theoretischer Natur waren, und sich in ihrer idealistischen Darstellung der damaligen familiären Verhältnisse und der pädagogisch-adäquaten Erziehungsmethoden oftmals von der Realität unterschieden. Ziel dieses historischen Teils kann und soll daher nicht sein, die tatsächlich praktizierten Erziehungsmaßnahmen zu schildern, sondern zu beschreiben, wie sie im Idealfall aussehen sollten. Im Hinblick auf den vorgegebenen Umfang einer Hausarbeit liegt der Fokus der Darstellung vornehmlich auf der höfisch-laikalen und klerikalen Erziehung der Jungen; städtische und ländliche Erziehung sowie die spezifische Behandlung der Mädchen werden nicht näher in Betracht gezogen.

Ziel des zweiten Teils der Ausführungen stellt der Vergleich des zuvor Erarbeiteten mit der Erziehung des jungen Gregorius dar, beginnend mit dem Fund des Säuglings durch die Fischer, endend mit dem Verlassen des Klosters und dem Auszug des Jungen in die Ritterschaft. Neben dem Ablauf seiner Erziehung werden auch die bei Gregorius während seines Aufwachsens zutage tretenden Besonderheiten seiner Persönlichkeit erörtert.

2.1 Erziehung im 12./13. Jahrhundert

2.1.1 Entwicklungsphasen der Kindheit

Im Mittelalter unterschieden die Verfasser didaktischer, medizinischer und moralischer Werke zumeist nach antiker Tradition drei Entwicklungsphasen innerhalb der Kindheit des Menschen. Die infantia[1] bezeichnete die Zeit von der Geburt bis zum Alter von sieben Jahren; daraufhin folgte die pueritia[2], die bei Mädchen mit zwölf, bei Jungen mit vierzehn Jahren abgeschlossen war. Als letzte Phase schloss sich die adolescentia[3] an, die sich vom Ende der pueritia bis zum Erwachsenenalter erstreckte. Die Erziehung des Kindes wurde auf die jeweilige Entwicklungsphase abgestimmt. Dementsprechend wurden Verhalten und Leistungen den normativen Erwartungen an die spezifische Altersgruppe entsprechend beurteilt.[4]

Die infantia war durch mangelndes Sprachvermögen gekennzeichnet, welches nach Meinung der Gelehrten durch die noch nicht abgeschlossene Zahnentwicklung bedingt war[5]. Während dieser Zeit oblag die Erziehung den Müttern, die dazu angehalten waren, ihren Kindern gute Wachstumsbedingungen zu verschaffen und sie vor Gefahren zu bewahren. Als einzige intellektuelle Leistung wurde von den Kindern erwartet, die drei wichtigsten Gebete[6] zu erlernen. Mit Ausnahme derer, die früh ins Kloster geschickt wurden, führten die Kinder somit bis zum Alter von sieben Jahren im Idealfall ein freiheitliches Leben. Die eigentliche Erziehung zu christlicher Moral und Gehorsam sollte erst in der zweiten Phase der Kindheit einsetzen, da nach Meinung der Pädagogen dies der Zeitpunkt war, zu dem das Kind die Sprachentwicklung abgeschlossen habe, Entscheidungen treffen könne[7] und verstandesmäßig in der Lage sei, die Inhalte der Erziehung zu begreifen und zu verinnerlichen. Zudem befänden die Kinder sich dann in der Phase ihres Lebens, in der sie besonders empfänglich für prägende Einflüsse von außen seien.[8] Des Weiteren ging man davon aus, dass sich bei einem Kind mit dem Beginn der pueritia die Neigung zu sündigen kontinuierlich verstärke, und somit die Erziehung zu Christentum, Disziplin und sittlichem Verhalten unbedingt einsetzen müsse.

Der Beginn der Erziehung ging oftmals, insbesondere bei adeligen Jungen, mit dem Verlassen des Elternhauses und dem Eintritt in Schule oder Kloster einher[9] und war somit meist ein einschneidendes Ereignis im Leben der Heranwachsenden, für viele das Ende von Nachsicht und Zärtlichkeit.

Als letzter Abschnitt der Kindheit schloss sich die adolescentia an. Die Pädagogen glaubten, dass nun mit der Entwicklung des Intellekts der Drang, Sünden zu begehen und sich unsittlich zu verhalten, weiter zunehme; daher sollte der Erzieher die bereits in der pueritia eingeschlagene Richtung fortsetzen und verstärken. Zudem konzentrierte sich jetzt ein großer Teil der Erziehung auf Ausbildung und Förderung des Geistes und der intellektuellen Fähigkeiten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurden die Jugendlichen in die Arbeitswelt der Erwachsenen aufgenommen[10] und waren voll straffähig[11]. Dies zeigt, dass sie meist, obwohl der Theorie nach noch der Kindheit zugehörig, in Bezug auf ihre Verpflichtungen bereits wie Erwachsene behandelt wurden. Über das Ende der dritten Phase herrschte Uneinigkeit. Einige Autoren glaubten, dass die adolescentia mit einundzwanzig beendet sei, andere jedoch erwähnen das Alter von achtundzwanzig oder sogar fünfunddreißig Jahren, was zeigt, dass es im Mittelalter kein einheitliches Kriterium für Volljährigkeit gab. Erst nach dem Abschluss der adolescentia begann offiziell das Erwachsenenalter, in dem der Mann in den verschiedenen Schichten der Gesellschaft eigenständig handeln und staatliche Ämter einnehmen durfte.[12]

[...]


[1] infantia: Säuglingsalter, Vgl. Stowasser, a.a.O., S. 260.

[2] pueritia: Knabenalter, Vgl. ebd., S. 416.

[3] adolescentia: Jugendzeit, Vgl. ebd., S. 16.

[4] Vgl. Shahar, Shulamith: Kindheit im Mittelalter. München: Artemis und Winkler 1991, S. 29ff..

[5] Man beachte die lateinische Bedeutung des Wortes infans: „noch nicht sprechend“. Vgl. Stowasser, a.a.O., S. 260.

[6] Hierunter verstand man „Vaterunser“, „Gegrüßet seist du Maria“ und „Credo“. Vgl. Shahar, a.a.O., S. 116.

[7] Daher bezeichnete man den Beginn der pueritia auch als den Zeitpunkt, zu dem die Kinder die sogenannten anni discretionis, die „Jahre der Entscheidung“, erreicht haben. Vgl. Shahar, a.a.O., S. 31f..

[8] Anselm von Canterbury vergleicht das Jugendalter mit einem Stück Wachs, das zum Eindrücken eines Siegels genau die richtige Wärme, das heißt, in Bezug auf das Kind, das richtige Alter haben muss. „Denn wenn der Wachs zu hart oder zu weich ist, dann gibt es nach Eindruck des Siegelstempels dessen Abbild niemals vollkommen wieder. Wenn es jedoch die rechte Mitte zwischen den beiden Extremen einnimmt, wird das Siegelbild deutlich und vollständig erkennbar. Das gleiche ist es mit den Altersstufen des Menschen. [...]“ Zitiert in: Shahar, a.a.O., S. 118.

[9] Vgl. Arnold, Klaus: Die Einstellung zum Kind im Mittelalter. In: Mensch und Umwelt im Mittelalter. Hrsg.: Herrmann, Bernd, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1986 (a), S. 57.

[10] Vgl. Limmer, Rudolf: Bildungszustände und Bildungsideen des 13. Jahrhunderts, dargestellt unter besonderer Berücksichtigung der lateinischen Quellen. München: Oldenbourg 1970, S. 122.

[11] Arnold, Klaus: Kindheit im europäischen Mittelalter. In: Zur Sozialgeschichte der Kindheit. Hrsg.: Martin, Jochen / Nitschke, August. München: Alber 1986 (b), S. 448.

[12] Vgl. Shahar, a.a.O., S. 37ff..

Final del extracto de 16 páginas

Detalles

Título
Das Erziehungswesen im 12./13. Jahrhundert und dessen Reflex in Hartmanns von Aue Gregorius
Universidad
University of Heidelberg
Curso
Proseminar
Calificación
1,7
Autor
Año
2002
Páginas
16
No. de catálogo
V39767
ISBN (Ebook)
9783638384575
ISBN (Libro)
9783640521654
Tamaño de fichero
469 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Erziehungswesen, Hartmann von Aue, Gregorius
Citar trabajo
Rebecca Blum (Autor), 2002, Das Erziehungswesen im 12./13. Jahrhundert und dessen Reflex in Hartmanns von Aue Gregorius, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39767

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