Die Einverleibung Buckaus in die Stadt Magdeburg


Term Paper (Advanced seminar), 2004

33 Pages, Grade: 2


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

PROBLEMSTELLUNG

1. Zur Geschichte Buckaus
1.1. Vorbemerkungen
1.2. Buckau bis 1859
1.3. Die Situation Buckaus am Vorabend der Einverleibung

2. Vorbereitung und Weichenstellung der Vereinigung
2.1. Gescheiterte Versuche der Einverleibung Buckaus
2.2. Erneute Gespräche über den Zusammenschluss
2.3. Pro oder Contra Vereinigung – Die Beratungen in Magdeburg und Buckau
2.3.1. Mögliche Folgen einer Einverleibung Buckaus für Magdeburg
2.3.2. Die Abstimmung über die Einverleibung in Magdeburg
2.3.3. Die Verhandlungen in Buckau

3. Die Arbeit der gemischten Kommissionen
3.1. Die Erarbeitung des Vertragsentwurfes
3.2. Die Reaktionen auf den Vertragsentwurf in Buckau und in Magdeburg
3.2.1. Die Abstimmungen in Buckau
3.2.2. Die Position der städtischen Behörden in Magdeburg

4. Die Vereinigung Buckaus mit Magdeburg
4.1. Die Vertragsunterzeichnung
4.2. Die letzten Monate der Buckauer Eigenständigkeit

SCHLUSSBEMERKUNGEN

QUELLENVERZEICHNIS

LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG

Problemstellung

Christian A. Schmidt schreibt am Ende seiner Buckauer Chronik aus dem Jahre 1887, dass es ein Hauptverdienst des damaligen Magdeburger Oberbürgermeister Bötticher war, sämtliche Vorstädte mit der Stadt Magdeburg vereinigt zu haben. Damit habe er „... der Hauptstadt eine nicht unbedeutende, sich fortwährend steigernde Steuerkraft zugeführt und vielfache Unzuträglichkeiten, welche durch die Kollision der Interessen der einzelnen Gemeinden herbeigeführt wurden, aus dem Wege geräumt.“[1]. Zu diesen einverleibten Vorstädten gehörte auch Buckau, das am 1.April 1887 in den Kommunalverband Magdeburg eintrat.

Gegenstand dieser Hausarbeit wird es sein, sich mit eben dieser Einverleibung[2] zu befassen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen sollen allerdings nicht die Folgen, sondern der Prozess der Einverleibung selbst stehen. Das vorrangige Ziel ist dabei, die Ursachen und den Anlass für die Einverleibung Buckaus in die Stadt Magdeburg herauszustellen. In diesem Zusammenhang wird sowohl auf die Motive der Magdeburger als auch auf die der Buckauer Stadtbehörden eingegangen. Neben der Frage nach den Ursachen der Vereinigung beider Städte, soll darüber hinaus der Gang der Verhandlungen nachgezeichnet werden. Diesbezüglich wird über bestehende bzw. sich im Verlauf der Einigungsgespräche ergebende Probleme und deren Lösung zu sprechen sein.

Um die skizzieren Fragestellungen adäquat zu bearbeiten, wird wie folgt vorgegangen: In einem ersten Kapitel soll die historische Entwicklung Buckaus bis ins Jahr 1887 kurz nachgezeichnet werden. Der Schwerpunkt liegt hierbei zwischen 1859 und 1887. Hierbei geht es im Eigentlichen darum, die Situation Buckaus unmittelbar vor der Einverleibung zu verdeutlichen. In einem zweiten Abschnitt sollen zunächst die historischen Ursprünge der Einverleibungsdebatte dargelegt werden. Darauf folgend wird sich explizit dem Verhandlungsbeginn im Jahre 1885 zugewandt. In diesem Zusammenhang werden sowohl die Motive der Buckauer als auch die der Magdeburger besprochen, die letztlich dazu führten, dass in konkrete Verhandlungen eingetreten wurde. Diese Verhandlungen bilden dann den Gegenstand des dritten Kapitels. Hierbei wird insbesondere auf die Erarbeitung des Vertragsentwurfes eingegangen. In dieser Beziehung wird zudem über Meinungsverschiedenheiten zu sprechen sein, die sich im Laufe der Verhandlungen ergeben haben. Gegenstand des letzten Kapitels ist dann die Ratifizierung des Vertragswerkes an sich.

Was den Forschungsstand zu dem bearbeiteten Thema angeht, so erweist sich die Literaturlage als überaus dürftig. Was die neuere Forschung anbetrifft, so schweigt sich diese nahezu über die Frage der Einverleibung Buckaus aus[3]. Auch von der älteren Forschung wurde dieses Thema nicht speziell behandelt. Diesbezüglich muss man sich hier mit den einschlägigen Magdeburger Stadtgeschichten sowie der oben angesprochen Buckauer Chronik zufrieden stellen. Ihren Charakteren entsprechend, kann aber auch diesen Darstellungen nicht allzu viel entnommen werden. In Anbetracht dieser Situation bilden die überlieferten Akten der Magdeburger und Buckauer städtischen Behörden die Grundlage dieser Arbeit. Aus dieser resultiert zwangsläufig, dass bspw. auf die öffentliche Meinung nicht eingegangen werden kann.

1. Zur Geschichte Buckaus

1.1. Vorbemerkungen

Bevor sich der Verfasser im Folgenden dem eigentlichen Themenschwerpunkt zuwenden wird, erweist sich ein kurzer historischer Exkurs als durchaus nützlich. Mit Hilfe dieses Abstechers in die Buckauer Geschichte werden im Wesentlichen zwei Ziele verfolgt: Zum Einen geht es darum, die Entwicklung Buckaus vom einem unbedeutenden Fischer- und Leineweberdorf hin zu einer bedeutsamen preußischen Industriestadt zu skizzieren. Zum Anderen - und dies hängt zugegeben eng mit dem ersten Anliegen zusammen - soll mit diesem Exkurs die innerstädtische Situation Buckaus am Vorabend der Eingemeindung in den Kommunalverband Magdeburg hervorgehoben werden. Das so erworbene Hintergrundwissen soll dem Leser später helfen, die (möglichen) Motive für die Vereinigung Magdeburgs mit Buckau besser nachvollziehen zu können.

1.2. Buckau bis 1859

Die Ursprünge Buckaus führen zurück in das 10.Jahrhundert des Mittelalters. Seine urkundliche Ersterwähnung erfährt der Ort im Jahre 937. Hier wird Buchuvi in einer Schenkungsurkunde von König Otto I. an das damalige Moritzkloster bei Magdeburg erwähnt. Das aus dem slawischen stammende „buk“ bedeutet dabei „Buche“. Somit meint der Name Buckau in etwa so viel wie „Ort an den Buchen“.

In den nächsten Jahrhunderten blieb Buckau ein kaum beachtetes Dörfchen im Schatten des im 10.Jahrhundert neu gegründeten Kloster Berge[4]. Hemmend wirkten sich auf die Entwicklung Buckaus insbesondere Überschwemmungen[5] aber auch Epidemien aus, die den Ort immer wieder heimsuchten. Darüber hinaus machten die Auswirkungen des 30jährigen Krieges den hiesigen Bewohnern das Leben schwer. Erst mit dem Ende des 17.Jahrhunderts begann sich das Dorf allmählich wieder zu erholen. Ein Zeichen dafür war, dass die Zahl der Häuser zunahm und die Bevölkerungszahl wieder anstieg[6].

Einen tatsächlichen spürbaren Aufschwung nahm das Dorf dann aber erst im Zuge der Industrialisierung[7]. Die Ursachen dafür, dass sich spätestens mit Beginn der 1840er Jahre immer mehr Unternehmer in Buckau ansiedelten, sind v.a. in seiner geographisch günstigen Lage zu suchen. Unmittelbar vor den Toren Magdeburgs gelegen, ausgestattet mit direktem Zugang zur Elbe sowie eine ausgebaute Sülzemündung, ließen die Unternehmer förmlich heranströmen[8]. Die Ansiedlung von z.T. recht großen Fabriken[9] hatte für Buckau einen fast explosionsartigen Bevölkerungsanstieg zur Folge. Lebten hier im Jahre 1815 noch 430 Menschen, so waren es 25 Jahre später bereits 1192. Im Jahre 1851 verfügte Buckau über 3.353 Einwohner.

Die unausweichliche Folge dieser Entwicklung war, dass Buckau durch Order des damaligen Prinzregenten und späteren Kaisers Wilhelm am 15.Februar 1859 zur Stadt wurde. Verantwortlich für diese Maßnahme war v.a. das damalige Verwaltungssystem. Dieses war aufgrund der kontinuierlich wachsenden Einwohnerzahl nicht mehr zu halten. Letztlich waren es sogar die königlichen Behörden in Magdeburg selbst, die beim König die Städteordnung für Buckau erwirkten[10].

1.3. Die Situation Buckaus am Vorabend der Einverleibung

Auch die Jahre nach dem Erwerb des Stadtrechts verliefen für Buckau günstig. Weitere, z.T. über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gewordene Industriebetriebe siedelten sich an und trugen so zur Vergrößerung des Stadtgebietes bei[11]. Die städtische Ausdehnung sowie die konsequenterweise steigende Bevölkerungszahl hatten aber auch dringend erforderliche Investitionen zur Folge. So wurde u.a. im Jahre 1862 die Buckauer Gasanstalt eröffnet[12]. War diese Einrichtung noch von privater Hand finanziert, so mussten im Zuge des Urbanisierungsprozesses freilich auch eine ganze Reihe von Aufgaben von der Stadt übernommen werden. Der rasche Bevölkerungszuwachs, 1880 lebten hier mittlerweile 12.506 Menschen, zwang zu Investitionen in nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens. So war es u.a. ein dringendes Erfordernis neue Schulgebäude zu errichten. Aufgrund der städtischen Feuerlöschordnung musste ein Spritzenhaus finanziert werden. Des weiteren mussten finanzielle Mittel für Kirchenneubau, Rathausum- bzw. -ausbau, Gefängnisbau etc. aufgebracht werden. Eine überaus hohe Belastung für die Stadt stellte zudem die Anlegung einer unterirdischen Kanalisation dar, welche durch die z.T. schweren hygienischen Mängel unabdingbar geworden war[13].

Zweifellos trugen all jene Investitionen zur Weiterentwicklung Buckaus bei und trieben so den Urbanisierungsprozess voran. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang aber, dass der Stadt dadurch enorme Kosten entstanden. Die Frage, ob man in Buckau dennoch in der Lage war dem erhöhten Finanzbedarf nachzukommen, soll mit Blick auf den Zeitraum zwischen 1859 und 1886 beantwortet werden.

Bereits 1859 stand „ ... die Stadt fast ganz ohne Mittel ...“[14] da. Daher wurde der Etat schon in den ersten Jahren nach der Stadtwerdung häufig überschritten. Neben den Belastungen durch die erwähnten Bauten, erhöhten sich zusätzlich auch die laufenden Kosten. So arbeitete bspw. das Schulwesen bereits 1859 defizitär und musste subventioniert werden. Auch die Kosten für die Armenversorgung stiegen. Die erhöhten finanziellen Anforderungen waren - das zeigt ein Blick auf die Schuldenstatistik - für die Kämmereikasse zunächst schlichtweg zu groß. Diese war aufgrund dessen fast permanent insolvent[15].

Nun darf nicht angenommen werden, dass man sich der prekären Finanzlage in Buckau nicht bewusst war. Spätestens Ende des Jahres 1866, als die Schulden im Vergleich zum Vorjahr um gut 38% auf insgesamt 31.100 Taler anstiegen waren, hatte man die Brisanz der Lage erkannt[16]. Um diese gefährliche Entwicklung zu stoppen, erarbeitete man in Buckau einen Plan zum Schuldenabbau. Dieser wurde der königlich-preußischen Regierung in Magdeburg vorgelegt und von selbiger am 19.Dezember 1866 bewilligt[17]. Dass der Plan durchaus Wirkung zeigte, beweist die Entwicklung der städtischen Schulden in den folgenden Jahren. Buckau konnte die Weiterverschuldung nicht nur verlangsamen und schließlich stoppen, es gelang der Stadt sogar den Schuldenberg peu a peu abzutragen[18]. Dennoch kam es zu Beginn der 1870er Jahre zu einem erneuten Schuldenanstieg. Die Gründe hierfür sind sicherlich von komplexer Natur. Die entscheidenden Ursachen waren aber die Folgenden: Zunächst einmal hatte Buckau im Verlauf des Deutsch-Französischen Krieges umfangreiche Kosten für die Bestreitung des Krieges aufzubringen. Diese waren im Etat der Stadt freilich nicht vorgesehen. Darüber hinaus wurden speziell 1872 hohe Summen für den Urbanisierungsprozess nötig[19]. Letztendlich trug auch der Wirtschaftskrach von 1873 dazu bei, dass sich die Schuldensituation zunächst nicht entschärfte. Erst ab 1877 konnte man die Verbindlichkeiten wieder verringern. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Schuldenberg unlängst auf 319.481 Mark angehäuft.

Um sich den Verbindlichkeiten schneller entledigen zu können, wurde 1879 ein Beschluss über die Regulierung und Konsolidierung des städtischen Schuldenwesens gefasst[20]. Diese Maßnahme sollte sich in den nächsten Jahren sprichwörtlich bezahlt machen. Bis Ende 1883 konnten die Schulden um ca. sieben Prozent gesenkt werden, so dass sich die Höhe der Schuldensumme im Januar 1884 auf nur noch 298.257 belief[21]. Auf den ersten Blick höchst beunruhigend wirkt dann jedoch die Schuldenexplosion in den zwei folgenden Jahren. Im Dezember 1885 bezifferten sich die Verbindlichkeiten auf 366.789 Mark. Bei genauerem Hinsehen erweist sich dieser Anstieg um beinahe 23% hingegen als weitaus weniger verheerend. Die Hauptursache hierfür ist in den Kosten für die Kanalisationsbauten zu suchen. Diese wurden 1883 begonnen und in den Jahren 1884/85 bereits zu Ende gebracht. Allein für dieses Unternehmen musste die Stadt Anleihen in Höhe von 200.000 Mark aufnehmen[22]. Darüber hinaus ist im Bericht über die städtische Verwaltung für 1884/85 zu lesen, dass weitere 200.000 Mark für ein neues Schulgebäude eingeplant waren[23]. In Anbetracht dieser Zahlen, erscheint die Schuldenhöhe vom Dezember 1885 weitaus weniger fatal. Man kann sogar, ruft man sich die Schuldenentwicklung bis 1883 in Erinnerung, davon ausgehen, dass die Verbindlichkeiten der Stadt in den kommenden Jahren wieder zurückgegangen wären[24]. Durch die erfolgte Einverleibung Buckaus kann der Beweis hierfür allerdings nicht erbracht werden.

Insgesamt lässt sich resümieren, dass die Stadt Buckau durchaus in der Lage war, die im Zuge der Urbanisierung ansteigenden Kosten zu decken. Zwar hatte man im Januar 1886 eine Rekordhöhe hinsichtlich der Verbindlichkeiten erreicht, in Anbetracht des Zustandekommens derselben war diese aber wenig besorgniserregend. Diese Feststellung soll jedoch nicht in Abrede stellen, dass die Höhe der Schulden nicht erwähnenswert war - dramatisch war sie aber auch nicht.

2. Vorbereitung und Weichenstellung der Vereinigung

2.1. Gescheiterte Versuche der Einverleibung Buckaus

Die Idee eines Zusammenschlusses von Buckau und Magdeburg ist nicht - wie vielleicht zu erwarten - erst in unmittelbarer Zeit vor dem tatsächlichen Zusammenschluss im Jahre 1887 entstanden. Vielmehr lässt sich festhalten, dass es sich hier um einen Wunsch handelte, der schon in den 50er Jahren des 19.Jahrhunderts seitens der königlichen Regierung von Preußen geäußert wurde.

Bereits 1853 kam es auf Initiative der Abteilung des Innern der preußischen Regierung zu Verhandlungen über eine mögliche Einverleibung Buckaus in den Kommunalverband Magdeburg. Diese Verhandlungen fanden aber keinen erfolgreichen Abschluss, da die Buckauer zum damaligen Zeitpunkt nicht an einem derartigen Zusammenschluss interessiert waren. Der damalige Buckauer Bürgermeister Griesemann rechtfertigt die ablehnende Haltung damit, dass sich die Buckauer hinsichtlich einer Vereinigung, „ ... über die Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit derselben für die hiesige Gemeinde keine Überzeugung haben verschaffen können.“[25]. Vielmehr sei man davon überzeugt, dass eine etwaige Vereinigung für Buckau keine Vorteile, sondern Nachteile unterschiedlichster Art mit sich bringen werde[26]. Damit war der erste Versuch einer verwaltungsrechtlichen Annährung zwischen Magdeburg und Buckau gescheitert.

Auch der zweite Versuch aus dem Jahre 1857 scheiterte kläglich. Abermals war es hier die königliche Regierung, auf deren Initiative hin die Verhandlungen in die Wege geleitet wurden[27]. Wie schon 1853, so wurden auch jetzt die Unterredungen aufgrund bestehender Differenzen zwischen den Verhandlungspartnern abgebrochen. In einem Schreiben des Magdeburger Magistrats an die preußische Regierung vom Februar 1857 wird deutlich, warum die Magdeburger von weiteren Verhandlungen Abstand nahmen: „... weil nach den bei dieser Conferenz von Seiten der Abgeordneten der Gemeinde Buckau abgegebenen Erklärungen keine Hoffnung bleibt, ein gütliches Übereinkommen, wie es nach gesetzlicher Vorschrift erforderlich ist, zwischen den beiden Gemeinden zu Stande zu bringen.“[28] . Aus dieser Äußerung lässt sich ableiten, dass es erneut die Buckauer waren, welche die Verhandlungen zum Scheitern brachten.

Einen dritten Versuch der Annährung zwischen der nunmehrigen Stadt Buckau und Magdeburg gab es im Jahre 1863. Ziel der in diesem Zusammenhang zu Stande gekommenen Verhandlungen war jedoch nicht die Einverleibung Buckaus, sondern lediglich die Abgrenzung Buckaus vom Kreis Wanzleben und die daraus resultierende Angliederung an den Stadtkreis Magdeburg.

Zu diesem Zeitpunkt standen die Gespräche indes unter einem weitaus günstigeren Stern. Zunächst einmal - und dies ist ein entscheidender Fakt für die letztlich erfolgreich verlaufenen Gespräche - ging es bei diesen Verhandlungen nicht um die Einverleibung der Stadt Buckau. Man brauchte daher nicht, anders als in den Jahren 1853 bzw. 1857, mit dem Verlust der (mittlerweile städtischen) Selbstständigkeit zu rechnen. Darüber hinaus ging der Vorschlag der Zulegung zum Kreise Magdeburg 1863 nicht von der preußischen Regierung, sondern vom Kreis Wanzleben selbst aus. Von den dortigen Behörden wurde - offensichtlich aufgrund größerer finanzieller Sorgen - mitgeteilt, dass „ ... diese Veränderung dringend gewünscht werde. [29]. Dass die Magdeburger dieser Bitte nur allzu gern entsprachen verwundert indes nicht. Der dortige Magistrat ließ die preußische Regierung wissen, dass man sehr gern bereit sei, „ ... die Stadt Buckau dem Baukreise Magdeburg einzuverleiben.“[30] . Nach Ansicht der Magdeburger - und dem gibt es nichts entgegen zu setzten - rechtfertigte sich die Zulegung zum Magdeburger Stadtkreis schon angesichts der geographischen Lage Buckaus[31]. Auch in Buckau stand man der Zulegung zum Kreis Magdeburg wohlwollend gegenüber. Der Grund hierfür ist leicht ersichtlich: Den Buckauern sollte es durchaus Vorteile einbringen, würde man sich Magdeburg nähern. Der Wechsel vom Wanzleber in den Magdeburger Kreis hatte nämlich zur Folge, dass man nicht mehr zur Deckung der dortigen Kreisschulden herangezogen werden konnte[32]. Im Hinblick auf die finanzielle Situation Buckaus zu Beginn der 1860er Jahre war der Kreiswechsel für Buckau somit durchaus erstrebenswert.

Dass die Zulegung Buckaus zum Magdeburger Stadtkreis bei der königlichen Regierung auf keinerlei Widerstand stieß war absehbar. Im Dezember 1863[33] wurde Buckau dem Stadtkreise Magdeburg zugelegt[34].

[...]


[1] Schmidt, Christian A.: Chronik der Stadt Buckau, Magdeburg 1887, S.203.

[2] Im Folgenden werden die Begriffe Einverleibung und Vereinigung synonym verwendet. Natürlich handelte es sich bei Vereinigung der Städte Magdeburg und Buckau jedoch um eine Einverleibung der Stadt Buckau in den Kommunalverband der Stadt Magdeburg.

[3] Einzige Ausnahme bildet in dieser Hinsicht ein Artikel von Klaus Lison aus der Magdeburger Volksstimme (vgl. Lison, Klaus: Elbnähe und Maschinenfabrik – die Stadt liebäugelt mit Buckau, in: Volksstimme, Ausg. Magdeburg, Bd. 51 (1997), 217, S.21.).

[4] Der eigentliche Name war Johanneskloster, da es Johannes dem Täufer geweiht war. Aufgrund seiner geographischen Lage setzte sich aber im 14.Jh. die Bezeichnung „Kloster Berge“ durch (vgl. Heute denk’ ich mit Wehmut an Buckau. Buckauer Alltagsgeschichten, hg. v. Landeshauptstadt Magdeburg, Magdeburg 1997, S.2.).

[5] Die unmittelbare Elbnähe prädestinierte den Ort hierfür. Buckau wurde u.a. im Jahre 1570 von einer verheerenden Überschwemmung heimgesucht (vgl. Heute denk’ ich, a.a.O., S. 2.).

[6] vgl. Heute denk’ ich, a.a.O., S. 2-3.

[7] In Buckau siedelte sich bereits 1819 als erste Fabrik überhaupt eine Zichorienfabrik an (vgl. Heute denk’ ich, a.a.O., S. 3.).

[8] Zu den wichtigsten Industriegründungen zählten u.a.: Maschinenfabrik Buckau 1837, Chemische Fabrik 1841, Eisengießerei und Maschinenfabrik von Hermann Gruson (1855) (vgl. Heute denk’ ich, a.a.O., S. 3-4.).

[9] So arbeiteten bspw. im Jahre 1847 schon 800 Menschen in der 1837 gegründeten Buckauer Maschinenfabrik (vgl. Heut denk’ ich, a.a.O., S. 3.).

[10] Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S.143.

[11] Hier wären u.a. das Messgerätewerk von Schäffer und Budenberg (1859) oder die Maschinenfabrik von R.Wolf (1861) zu nennen (vgl. Heute denk’ ich, a.a.O., S. 3).

[12] Vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 153-154.

[13] Zu den Kosten für die erwähnten Institutionen kamen noch viele weitere hinzu (vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 186.).

[14] Vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 147.

[15] Vgl. Ebd., S. 157.

[16] Neben den Kosten für öffentliche Bauten und dergleichen mussten in diesem Jahr zusätzliche Summen für die Mobilmachung gg. Österreich aufgebracht werden (vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 160.).

[17] StAM, Rep.6 IV A 3.

[18] So belief sich die Verschuldung Ende des Jahres 1868 auf nur noch 30.181 Taler (vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 166.).

[19] So wurde u.a. ein neues Bürgerschulhaus errichtet (Baukosten ca. 30.000 Taler) und es musste Land für die Erweiterung des Friedhofes (10.000 Taler) angekauft werden (vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 174-176.).

[20] Vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 190-191.

[21] Vgl. StAM, AII B 88, Bd.2, Blatt 73.

[22] Vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 196.

[23] Vgl. StAM, AII B 88, Bd.2, Blatt 70.

[24] Diese Vermutung geht auch aus dem Verwaltungsbericht Buckaus für 1885/86 hervor (vgl. StAM, AII B 88, Bd. 2, Blatt 70.).

[25] StAM, AII B 88, Bd.1, Blatt 1.

[26] Vgl. Ebd., Blatt 1.

[27] Vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O..

[28] StAM, AII B 88, Bd.1, Blatt 1.

[29] StAM, Rep.6 I A 6, Blatt 1.

[30] Ebd.

[31] Vgl. Ebd.

[32] Vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 153.

[33] Schmidt datiert in seiner Chronik Buckaus die Zulegung zum Kreis Magdeburg fälschlicherweise auf das Jahr 1861 (vgl. Schmidt, Christian A.: Chronik, a.a.O., S. 153.).

[34] Vgl. StAM, Rep.6 I A 6, Blatt 2.

Excerpt out of 33 pages

Details

Title
Die Einverleibung Buckaus in die Stadt Magdeburg
College
Otto-von-Guericke-University Magdeburg  (Institut für Geschichte)
Course
Die Urbanisierung und die Stadtentwicklung Magdeburgs - Die Stadt in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts
Grade
2
Author
Year
2004
Pages
33
Catalog Number
V40332
ISBN (eBook)
9783638388696
ISBN (Book)
9783638655415
File size
654 KB
Language
German
Notes
Auf der Grundlage quellenkritischer Untersuchungen steht die Einverleibung der einst eigenständigen Stadt Buckau in den Kommunalverbund der Stadt Magdbeurg im Mittelpunkt der Untersuchung. Dabei wird insbesondere der Prozess der Einverleibung selbst betrachtet werden. Das vorrangige Ziel des Verfassers ist es, die Ursachen und den Anlass für die Einverleibung Buckaus herauszustellen. Diesbezüglich stehen auch die Motive beider Städte für den Zusammenschluss im Blickpunkt des Interesses.
Keywords
Einverleibung, Buckaus, Stadt, Magdeburg, Urbanisierung, Stadtentwicklung, Magdeburgs, Stadt, Hälfte, Jahrhunderts
Quote paper
Sebastian Knobbe (Author), 2004, Die Einverleibung Buckaus in die Stadt Magdeburg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/40332

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