Christlich-heidnische Versippung im Willehalm und im Parzival


Trabajo, 2004

20 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhalt

1. Einleitung

2. Sprachliches und Geschichtliches als Grundlage zum Verstehen
2.1 Woraus entwickelt sich die Bedeutung der Sippe?
2.1.1 Unterschiede familia, sippe und geslehte
2.1.2 Bedeutung der Sippe im Mittelalter
2.2 Welche Rolle spielen die Religionen?

3. Willehalm
3.1 Der religiöse Krieg im Willehalm
3.2 Der Verwandtschaftskrieg im Willehalm
3.2.1 Die Verwandtschaft durch den Stammvater Adam
3.2.2 Die Verwandtschaft durch die Heirat Willehalms und Gyburcs
3.2.3 Welche Rolle spielt Rennewart?

4. Parzival
4.1 Verwandtschaft von Christen und Heiden
4.1.1 Gahmuret, Belacane und Feirefiz
4.1.2 Gahmuret, Herzeloyde und Parzival
4.1.3 Parzival und Feirefiz
4.2 Verbindung von Artus-Sippe und Grals-Sippe Die Rolle von Parzival

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Willehalm und Parzival, zwei Werke Wolframs von Eschenbach die typisch sind für die Konflikte zwischen Christen und Heiden im Mittelalter. Aber nicht nur religiöse Motive stecken hinter diesen Problemen, ebenso deutlich werden die familiären Bande zu einem ausschweifenden Thema.

Was genau hinter den familiären Gegebenheiten und der Rolle der Religion steckt, will diese Arbeit darstellen. Insbesondere wird darauf eingegangen, wie sich die Verbindung zwischen Christen und Heiden darstellt.

2. Sprachliches und Geschichtliches als Grundlage zum Verstehen

2.1 Woraus entwickelt sich die Bedeutung der Sippe?

Die Familie wurde im Mittelalter als sehr wichtig erachtet. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Familie war so zentraler Bedeutung, dass sich verschiedene Begriffe rund um den heutigen Begriff „Familie“ entwickelt haben. Daraus entsteht eine große Differenzierung zwischen den einzelnen Begriffen, auf die großen Wert gelegt wurde.

2.1.1 Unterschiede zwischen familia, sippe und geslehte

Im mittelhochdeutschen Sprachgebrauch wird zwischen mehreren Begriffen für die uns heute bekannte Familie differenziert. Hier dargestellt sind familia, sippe und geslehte.

Zunächst der Begriff familia. Dieser kommt unserem Sprachgebrauch am nächsten, weist aber auch Unterschiede auf.

Der familia können verschiedene Bedeutungen zugewiesen werden. Zum einen die klassisch lateinische Variante, in der die familia durch verschiedene Mitglieder eines Hausstands gebildet wurde. Enthalten sind hier sowohl die direkt blutsverwandten Mitglieder, als auch die eingeheirateten Personen. Hinzu kommen noch die im Haus lebenden anderen Personen wie Diener, Leibeigene und Hörige (vgl. Przybilski 2000, S. 47). Diese Art von Familie wird auch als Haushaltsfamilie oder „Wohngemeinschaft aller im Haus lebender Personen“ (Przybilski 2000, S. 51) bezeichnet.

Eine andere Bedeutung kommt dem seit dem 18. Jahrhundert herrschenden und heute gebrauchten Begriff der Familie sehr nahe. Die neuzeitliche Familie beinhaltet lediglich Vater, Mutter und Kinder, vielleicht noch die Großeltern (vgl. Przybilski 2000, S. 48) Diesem Familienbegriff übergeordnet ist die gens. Die gens bezeichnet das, was hier als agnatische Sippe (s.u.) bezeichnet wird, dass heißt die patrilineare Abstammung von einem Vorfahren (vgl. Przybilski 2000, S. 48). Diese familia ist die Verwandschaftsfamilie. Differenziert werden kann diese in Kern- oder Kleinfamilie, welche hier beschrieben ist und in den aus vie-len Kernfamilien zusammengesetzten Verwandtschaftsverband, der als Großfamilie oder sippe bezeichnet wird.

Dieses Lexem „ist das mit Abstand am häufigsten verwendetet Wort, das die deutsche Volkssprache des Mittelalters seit den ersten Belegen im 8. Jahrhundert zur Bezeichnung des Kreises der Blutsverwandten besitzt“ (Przybilski 2000, S. 52). Durch den Begriff sippe ist also die direkte Verwandtschaft hervorgehoben.

Es gibt unterschiedliche Bedeutungen und Auslegungen dieses Begriffes. Zum einen die ursprüngliche Variante, dass die Sippe „das von einem Stammvater in männlicher Linie abstammende Geschlecht“ (Przybilski 2000, S. 59) sei. Bezeichnet wird dies als agnatische oder feste Sippe. Dieser exklusive Sippenbegriff umfasst ausschließlich männliche Bluts-verwandte, die dadurch auf einen gemeinsamen Vorfahren zurückgehen.

Die andere Variante der sippe schließt auch weibliche Personen, sowie Angeheiratete beiden Geschlechts ein. Dadurch ergibt sich für jede Person dieser Sippe einen „anders zu umschreibenden Verwandtenkreis“ (Przybilski 2000, S. 59). Diese offenere Variante der Sippe wird auch als wechselnde oder cognatische Sippe bezeichnet.

Ausgehend von diesem Verwandtschaftsbegriff bildetet sich im späten 10. Jahrhundert ausgehend vom adligen Familienbewusstsein der Geschlechtsbegriff heraus. Das geslehte grenzt sich nach außen ab, indem es ausschließlich der männliche Linie folgt (vgl. Przybilski 2000, S.62).

Auffällig bei den Begrifflichkeiten ist, dass es so scheint, dass sich die Menschen erst im Laufe der Zeit wirklich bewusst über die Bedeutung der Verwandtschaft wurden. Dies wird auch daran deutlich, dass erst in der Entwicklung der Gesellschaft das Heiraten wirklich wichtig wurde. Es war wichtig einer Linie anzugehören.

2.1.2 Bedeutung der Sippe im Mittelalter

Die Bedeutung der Sippe für die Menschen im Mittelalter ist in verschiedenen Bereichen zu suchen.[1]

Wie oben erwähnt führte zunächst ein sich ausprägendes Standes- und Stammesbewusstsein dazu, dass sich die Begriffe differenzierten. Das Prestigedenken war also entscheidend für die bis heute andauernde Entwicklung bestimmter (adliger) Familien.

Aber auch ganz lebenspraktische Dinge gaben den Ausschlag für enge Familienbindungen. Da waren zunächst die rechtlichen Bedingungen zu dieser Zeit. Da es kaum Rechtssprechung gab, wurde die Rechtsordnung auf die einzelnen Familien übertragen (vgl. Przybilski 2000, S. 48 f). Sie hatte bestimmte Rechte Streitigkeiten selbst zu klären und nur einige Dinge gingen an die staatliche Gerichtsbarkeit über (vor allem Heirat).

Dies führte aber dazu, dass sich Familien zerstückelten, sich gegenseitig bestachen, nur um unter sich bleiben zu können (vgl. Przybilski 2000, S. 62).

Trotz all dieser Probleme war die Treue (triuwe) gegenüber der eigenen Sippe sehr wichtig. Dies war vor allem in Kriegszeiten entscheidend.

2.2 Welche Rolle spielen die Religionen?

Kurz angerissen werden soll die Bedeutung der Religion im Mittelalter. Das Mittelalter ist bestimmt durch das enge Miteinander von Kirche und Staat, der Bildung des protestantischen Christentums und der Auflösung der kirchlichen Einheit des Abendlandes (vgl. Wörterbuch zur Geschichte 1972, S. 422, 531, 671). Zu nennen sind natürlich die Kreuzzüge. Diese Thematik greift Wolfram von Eschenbach in seinen Werken auf, sie sind ein zentrales Thema. Er beschränkt sich aber nicht nur auf eine Darstellungsweise, sondern beleuchtet das Thema von mehreren Seiten: Der Krieg im Willehalm, der sowohl Familien- als auch Glaubenskrieg ist und der Parzival, der auf seiner Reise auch mit der Religion kämpft und hadert.

3. Willehalm

Im Willehalm beschreibt Wolfram von Eschenbach einen Krieg. Das ist soweit ersichtlich, aber die Motive für diesen sind an zwei Stellen zu suchen. Einmal ein heiliger Krieg zwischen den Religionen, andererseits ein Krieg zwischen Verwandten entgegengesetzter Glaubens-richtungen.

Die Verwandtschaft im Willehalm besteht nun aus zweierlei Sicht: einmal die direkte Ver-wandtschaft durch den Stammvater Adam und durch die Heirat von Willehalm und Gyburc.

3.1 Der religiöse Krieg im Willehalm

Wie in 2.2 kurz angedeutet spielte die Religion im Mittelalter eine große Rolle. Sowohl auf Seiten der Christen, als auch auf der Seite der Heiden stellte sich der Gottesdienst gerade in Kriegszeiten an eine hohe Position (vgl. Kern 2002, S. 19). Neben dem fast schon traditionell anmutenden Begriff des Minnekrieges ist auf beiden Seiten die Motivation vorhanden, für Gott in den Krieg zu ziehen.

Für die Christen ruft Willehalm sein Heer zum Krieg für Gott auf.

der marcgrave ellens riche

mante unverzagetliche

ir manheit sin geslehte

durh got und dur daz rehte,

und ir werlichen sinne

durh der zweir slahte minne: (16, 25-30)

Weiter geht die „Kreuzrede“ (Schröder 1989, S. IX) Willehalms mit den Worten:

helde, ir sult gedenken

und enlat uns niht verkrenken

die heiden unsern gelouben,

die uns des troufes rouben

wolden, ob sie möhten. (17, 3-7)

Auf der Seite der Heiden zeigt sich das Gottesmotiv nicht in einer Rede des Heeresführers Terramer, sondern vielmehr in den Handlungen der Ritter.

sinem liebisten got Mahmeten

und andern goten sinen,

den liez er dicke erschinen

mit opfer mange ere,

und klagete in ouch vil sere

von Arabeln, diu sich Gyburc

nande, und diu mit toufe kurc

was manigen ougen worden

diu edel küniginne. (9, 8-17)

Weiter heißt es in der Beschreibung des Heeres von Heiden und der ersten Schlacht von Alischanz:

Mahmet und Tervagant

wurden dicke an geschrit,

e daz ergienge dirre strit. (11, 16-18)

Damit ist also deutlich, dass es um einen heiligen Krieg geht. Die Frage ist natürlich, ob es legitim ist, einen Krieg zu führen und seinen Glauben als Grund aufzuführen. Auffällig ist bei diesem Krieg aber, dass es nicht um die Verbreitung des Christentums geht, sondern um die Verteidigung gegen die Heiden, die den christlichen Glauben zerstören wollen.

In allen Textausschnitten fällt aber schon der Name von Gyburc, die eigentlich als Haupt-grund für den Krieg gesehen wird. (siehe 17, 5-7)

[...]


[1] Im Folgenden wird der Begriff sippe synonym für alle verwandtschaftlichen Beziehungen verwendet.

Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Christlich-heidnische Versippung im Willehalm und im Parzival
Universidad
University of Flensburg
Calificación
2,0
Autor
Año
2004
Páginas
20
No. de catálogo
V41112
ISBN (Ebook)
9783638394505
Tamaño de fichero
519 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Christlich-heidnische, Versippung, Willehalm, Parzival
Citar trabajo
Ulrike Manhardt (Autor), 2004, Christlich-heidnische Versippung im Willehalm und im Parzival, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41112

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