Zur Theorie der Steuerüberwälzung - allgemeine Prinzipien


Term Paper, 2005

18 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Schema der Steuerwirkung

3 Begriff der Steuerüberwälzung

4 Überwälzung einer indirekten Steuer
4.1 Bei vollkommener Konkurrenz
4.1.1 Produzentensteuer
4.1.2 Konsumentensteuer
4.1.3 Die Rolle der Elastizitäten
4.2 Beim Monopol

5 Überwälzung einer direkten Steuer

6 Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Produzentensteuer

Abbildung 2: Konsumentensteuer

Abbildung 3: unelastische Nachfrage

Abbildung 4: vollkommen elastisches Angebot

Abbildung 5: unelastisches Angebot

Abbildung 6: vollkommen elastische Nachfrage

Abbildung 7: Stücksteuer im Monopolfall

1 Einleitung

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Steuerwirkungslehre. Hierbei geht es um die Reaktionen und daraus resultierenden Wirkungen einer Steuer. Die Steuereinnahmen entsprechen bei einer langfristigen Betrachtung den Steuerausgaben. Im Modell einer geschlossenen Marktwirtschaft konsumiert der Staat Güter oder er zahlt Transfers an Haushalte und Unternehmen[1]. Erhebt der Staat eine Steuer, führt das zu einem Ressourcenverlust im privaten Sektor[2]. Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht die Frage, wer die Steuer tatsächlich trägt und welche Belastungsverteilung sich daraus ergibt. Es handelt sich hierbei um die Diskrepanz zwischen Steuerzahllast und Steuertraglast. Untersucht wird die aus der Überwälzung resultierende Steuerinzidenz.

Die Analysetechnik der spezifischen Inzidenz im Rahmen dieser Arbeit, basiert auf der Partialanalyse eines einzelnen Marktes. Die Erhöhung oder Senkung einer Steuer vollzieht sich ceteris paribus. D.h. bei der Steuerveränderung werden sowohl die öffentlichen Ausgaben als auch andere Steuern konstant gehalten. Dabei wird die didaktische Komponente offensichtlich und die Untersuchung durch diese restriktive Annahme vereinfacht. Mit diesem Ansatz können die Zusammenhänge verständlicher dargestellt werden. Für die Analyse von Steuerreformen ist allerdings die differenzielle Inzidenz besser geeignet[3].

2 Schema der Steuerwirkung

Ein Schema der Steuerwirkungen ist das Modell von Schmölders und Hansmeyer[4]. Es stellt die Wirkungen einer Steuereinführung in zeitlicher Abfolge dar. Hierbei handelt es sich um ein Phasenmodell, welches in Wahrnehmungs-, Zahlungs- und Inzidenzphase aufgeteilt ist[5]. Zu Beginn haben die Steuerpflichtigen in der Wahrnehmungsphase noch den größten Freiheitsgrad, da der Steueranstoß lediglich Signalwirkungen auslöst. Eine Steuerausweichung ist durch sachliche, räumliche und zeitliche Substitution möglich. Der Freiheitsgrad vermindert sich in der Zahlungsphase, weil die Steuerzahlung zu Markt- und Preiswirkungen führt. In dieser Phase kommt es zur Steuerüberwälzung. In der Inzidenzphase treten schließlich die Einkommenswirkungen ein und machen die Steuer für das betroffene Wirtschaftssubjekt offensichtlich und spürbar.

Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in dem Bereich der Zahlungsphase. Hier wirkt die Steuer auf den Preis und es finden Überwälzungsvorgänge statt. Dabei ist die Art und Intensität der Überwälzung abhängig von der Art der Steuer, der Marktform und der Elastizitäten des Angebots und der Nachfrage. In den folgenden Abschnitten werden die jeweiligen Zusammenhänge genauer untersucht und erläutert.

3 Der Begriff der Steuerüberwälzung

Die Steuerüberwälzung ist eine rechtlich zulässige Form der Steuerabwehr[6]. Es handelt sich hierbei um einen Prozess der Übertragung der Steuerlast vom Steuerpflichtigen (Steuerzahler) auf den Steuerträger. Bei der Steuerlast unterscheidet man zwischen der formellen Steuerlast (Zahllast), die vom Gesetzgeber vorgesehen ist, welche die Abführung der Geldbeträge des Steuerpflichtigenden an die Finanzbehörde bezeichnet, und der materiellen Steuerlast (Steuerinzidenz), welche die Wohlfahrtseinbußen nach Überwälzungsvorgängen und Verzerrungen beschreibt[7].

„Eine Überwälzung erfolgt, indem der formell Steuerpflichtige die Zahllast oder einen Teil davon durch Verhaltensänderungen an andere weitergibt.“[8]

Kommt es zum Anstieg der Verkaufspreise, nachdem den Unternehmen in einem Wirtschaftszweig eine Steuer auferlegt wurde, so handelt es sich hierbei um eine Vorwälzung der Steuer[9]. Als Rückwälzung bezeichnet man den steuerinduzierten Faktorpreisrückgang aufgrund einer geringeren Nachfrage nach Produktionsfaktoren[10]. Wird durch die Einführung einer Steuer der Preis eines anderen Gutes erhöht und der des besteuerten Gutes bleibt unverändert, dann spricht man von Querwälzung[11]. Die Querwälzung kann auch auf der Nachfrageseite stattfinden, indem nicht das besteuerte Gut weniger konsumiert wird, sondern ein anderes Gut, woraufhin sich dessen Preis verringert[12].

Die durch eine Steuererhebung induzierten Preisänderungen lassen sich noch genauer differenzieren[13]. Steigt der Preis um weniger als der Steuerbetrag, wird die Steuer lediglich teilweise überwälzt. Sind beide gleich, wird die Steuer vollständig überwälzt. Ist die Preisänderung größer als der Betrag der Steuer, wird die Steuer zu mehr als hundert Prozent überwälzt.

4 Überwälzung einer indirekten Steuer

Im Folgenden wird die Inzidenz einer Steuer auf ein spezielles Gut untersucht. Die Wirkungen werden anhand einer Stücksteuer dargestellt. Die Mengensteuer gehört zu den indirekte Steuern. Beispiele für diese Steuerart sind die Steuern auf Tee, Kaffee und Mineralöl[14]. Zentral sind in diesem Zusammenhang die Preiselastizitäten des Angebots und der Nachfrage. Nachdem im Abschnitt 4.1 der allgemeine Fall einer Produzenten- und Konsumentensteuer (unter der Annahme „normaler“ Reaktionen[15] ) erklärt wird, geht Abschnitt 4.1.1 auf die Besonderheiten der Grenzfälle der Elastizitäten ein. Im Anschluss an die Betrachtung vollkommener Märkte folgt in Abschnitt 4.2 die eines monopolistischen Marktes. Wie die Traglast nach der Einführung einer Steuer verteilt ist, wird nun in den folgenden Abschnitten untersucht.

4.1 Bei vollkommener Konkurrenz

In den folgenden zwei Abschnitten wird die Wirkung einer Stücksteuer auf ein Gut in einem Markt mit vollkommener Konkurrenz untersucht. Die Unternehmer im Polypol sind Mengenanpasser, d.h. der Preis p ist unabhängig von der Menge des produzierten Gutes x und wird als gegeben betrachtet. Der Preis entspricht im Gewinnmaximum den Grenzkosten eines Unternehmens[16]. Es wird eine linear ansteigende Angebotskurve A unterstellt, welche die aggregierten Grenzkosten der Produzenten darstellt. Die Nachfrage nach dem Gut sinkt, wenn der Preis steigt, was sich durch den (unterstellten linearen) fallenden Verlauf der Nachfragekurve N abzeichnet.

4.1.1 Produzentensteuer

Das ursprüngliche Marktgleichgewicht befindet sich im Schnittpunkt von A0 und N und die Menge x0 wird zu dem Preis p0 abgesetzt. Auf der Abszisse ist die Menge x und auf der Ordinate der Preis p abgetragen. Wird dem repräsentativen Unternehmen eine Steuer auferlegt (Produzentensteuer), verschiebt sich die Angebotskurve parallel in Höhe des Steuerbetrags von A0 auf A1 nach oben. Beispiele für diese Steuerart sind die Tabaksteuer und Mineralölsteuer. Wie in Abbildung 1 zu sehen ist, erhöht sich bei konstantem Produzentenpreis pp der Konsumentenpreis auf pk. Die Ausbringungsmenge sinkt von x0 auf x1. Durch die Preis- und Mengensenkung wird deutlich, dass der Produzent die Steuer nur teilweise auf die Konsumenten überwälzt (Preiserhöhung) und den Rest der Zahllast selber trägt (Mengenreduktion). Das gesamte Steueraufkommen (= t ּ x1) ist in der Grafik durch (pk - pp) ּ x1 gekennzeichnet. Dabei trägt der Konsument eine Steuerlast in Höhe von (pk - p0) ּ x1 und der Produzent nur noch (p0 - pp) ּ x1. Dadurch sinkt sowohl die Produzentenrente als auch die Konsumentenrente[17]. Die Nachfrager sehen sich nun einem höheren Markt- oder Bruttopreis pk bei geringerer Gütermenge x1 auf dem Markt gegenüber[18].

Abbildung 1: Produzentensteuer

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4.1.2 Konsumentensteuer

Fällt die Zahllast auf den Konsumenten (Konsumentensteuer), verschiebt sich die Nachfragekurve parallel in Höhe der Steuer t von N auf N1 nach unten, wie in Abbildung 2 dargestellt ist. Der beobachtete Marktpreis entspricht nun dem Produzentenpreis pp. Die produzierte Menge sinkt von x0 auf x1. Die Steuer wird teilweise überwälzt.

Abbildung 2: Konsumentensteuer

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Wie man sieht, verändert sich Produzentenpreis und Konsumentenpreis durch eine Änderung der Zahllast nicht und die Höhe des Steueraufkommens ist konstant. Der Bruttopreis steigt in beiden Fällen um weniger als die erhobene Steuer, da keine vollständige Überwälzung stattfindet und sich die Ausbringungsmenge verringert und der Güterpreis nur unvollständig überwälzt wird[19]. Als Ergebnis ist festzuhalten, dass die formale Zahlungspflicht für die Verteilung der ökonomischen Last der Besteuerung unter den getroffenen Annahmen irrelevant ist[20]. Wie groß der von einer Marktseite zu tragende Steueranteil ist, hängt von den jeweiligen Elastizitäten der Markteilnehmer ab. Beispielhaft werden vier Extremfälle in Abschnitt 4.1.3 diskutiert.

Im Gegensatz zu der hier behandelten Mengensteuer, gibt es noch die Möglichkeit einer Wertsteuer (oder ad valorem Steuer). Hier wird die Steuer als Prozentsatz des Preises auferlegt, z.B. bei der Steuer auf Zigaretten. Inflationäre Entwicklungen führen hier bei konstanten Steuersätzen zu einer Steigerung des Steueraufkommens. Die Steueranpassung wird in diesem Fall als eine Drehung der Nachfragekurve dargestellt, da es sich bei der Wertsteuer um eine Funktion des Preises handelt[21]. Auch hier findet keine vollständige Überwälzung statt und der Zusammenhang zwischen Netto- und Bruttopreis aus dem bisherigen Ergebnis kann üblicherweise ebenfalls für eine Wertsteuer übernommen werden. „Für eine gegebene Mengensteuer [..] läßt sich immer ein Wertsteuersatz [..] berechnen, so dass beide zum selben Steueraufkommen führen.“[22]

[...]


[1] Vgl. Homburg (2003), S. 102.

[2] Vgl. Tiepelmann/Dick (1995), S. 129.

[3] Vgl. Homburg (2003), S. 103.

[4] Vgl. Schmölders (1965), S.115 ff.; vgl. Tiepelmann/Dick (1995), S. 130 ff.

[5] Vgl. Schmölders (1965), S.115 ff.; vgl. Tiepelmann/Dick (1995), S. 130 ff.

[6] Vgl. Petersen (1993), S. 276 ff.

[7] Vgl. Homburg (2003), S. 100 ff.

[8] Homburg (2003), S. 103.

[9] Vgl. Stiglitz u. Schönfelder (2000), S. 430.

[10] Vgl. Stiglitz u. Schönfelder (2000), S. 430.

[11] Vgl. Homburg (2003), S. 104

[12] Vgl. Homburg (2003), S. 104.

[13] Vgl. Stiglitz u. Schönfelder (2000), S. 430.

[14] Vgl. Musgrave et al. (1993), S. 53.

[15] Vgl. Petersen (1993), S. 311.

[16] Vgl. Petersen (1993), S. 310 f.

[17] Vgl. Andel (1998), S.147.

[18] Vgl. Petersen (1993), S. 311 f.

[19] Vgl. Tiepelmann/Dick (1995), S. 132; vgl. Musgrave et al. (1993), S.53 f.

[20] Vgl. Stiglitz u. Schönfelder (2000), S. 435.; Homburg (2003), S. 113.

[21] Vgl. Musgrave et al. (1993), S.54 f.

[22] Musgrave et al. (1993), S.55.

Excerpt out of 18 pages

Details

Title
Zur Theorie der Steuerüberwälzung - allgemeine Prinzipien
College
University of Cologne
Grade
2,0
Author
Year
2005
Pages
18
Catalog Number
V41317
ISBN (eBook)
9783638396035
File size
508 KB
Language
German
Keywords
Theorie, Steuerüberwälzung, Prinzipien, Konsumsteuer, Produzentensteuer
Quote paper
Sabine Fischer (Author), 2005, Zur Theorie der Steuerüberwälzung - allgemeine Prinzipien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41317

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