Frauen im österreichischen Widerstand


Seminararbeit, 2003

35 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Widerstand in Österreich
2.1 Struktur

3. Frauen im Widerstand

4. Widerstand der kommunistischen und sozialistischen ArbeiterInnenBewegung
4.1 Rosa Jochmann
4.2 Hermine Jursa

5. Widerstandsgruppen aus dem katholisch-konservativen Lager
5.1 Helene Kafka

6. Tschechischer Widerstand
6.1 Antonia Bruha
6.2 Irma Trksak

7. Unterstützerinnen der Partisanen
7.1 Marianne Krasovec
7.2 Maria Hribar

8. Widerstand der Zeugen Jehovas
8.1 Katharina Thaller

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Meine Seminararbeit behandelt das Leben und die Erfahrungen österreichischer Frauen im Widerstand zwischen 1938 und 1945. Von den zahlreichen Frauen, die im Widerstand tätig waren, habe ich acht Frauenbiographien ausgewählt, die aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen und/oder politischen Gründen Widerstandsarbeit geleistet haben. Meine Auswahl ist vor allem durch die wenigen vorhandenen Biographien über diese Frauen beschränkt worden.

Ich habe mit meiner Arbeit versucht, die unterschiedlichen Formen und Gruppierungen des österreichischen Widerstandes zusammenzufassen und zu diesen Gruppen ein oder zwei Frauen als exemplarische Beispiele anzufügen. Die Lebensgeschichten dieser Frauen habe ich hautsächlich zwei Werken entnommen, die Interviews und Berichte der Widerstandskämpferinnen sowie eine Darstellung deren Leben nach Ende des Krieges enthalten.

Für mich standen in meiner Arbeit die Frauen im Vordergrund und weniger die politische oder gesellschaftliche Ausrichtung der Widerstandsgruppen, da diese ja sehr umfangreich in der Literatur behandelt werden. Doch über die Beteiligung der Frauen am österreichischen Widerstand steht die Forschung erst am Anfang.

2. Der Widerstand in Österreich

In Österreich war die politische Kultur seit Jahrhunderten durch Konformismus und der widerspruchslosen Pflichterfüllen gegenüber der Obrigkeit geprägt, dabei spielte die eigentliche Herrschaft eine nebensächliche Rolle. Die Pflichterfüllung galt als oberste Staatsbürgertugend, auch während der NS-Herrschaft setzte sich dieser Gedanke fort und die Österreicher erfüllten ihre „Pflichten“ in der Wehrmacht oder in der NS-Gesellschaft. Dies könnte eine Erklärung sein, warum sich in Österreich keine im Volk verankerte, nationale Widerstandsbewegung wie in den meisten anderen besetzen europäischen Ländern entwickeln konnte. Der Widerstand in Österreich blieb auf kleine Gruppen oder Einzelpersonen beschränkt und nahm die unterschiedlichsten Formen an. Neben dem politischen Widerstand und sozialen Protesten wird heute auch non-konformes Verhalten als eine Form des Widerstandes verstanden.[1]

Die österreichischen Widerstandsgruppen waren untereinander unabhängige, lose strukturierte Formationen, die nicht wie ausländische Widerstandsorganisationen von einer Exilregierung unterstützt wurden. Nur die kommunistischen Widerstandsgruppen wurden in begrenztem Maße von Moskau geführt. Doch muss man in diesem Zusammenhang betonen, dass trotz der ideologischen und organisatorischen Abhängigkeit von Moskau die Widerstandskämpfer aus dem kommunistischen Lager immer für ein freies und unabhängiges Österreich kämpften und nicht den Anschluss an die UdSSR planten. Bei den anderen politischen Gruppierungen bildete sich erst im Laufe des Zweiten Weltkrieges ein Österreichbewusstsein heraus, die aus der Vorkriegszeit stammende Großdeutsche Idee war trotz der verhassten NS-Herrschaft noch vorhanden.[2]

2.1 Struktur

Da es keine einheitliche österreichische Widerstandsbewegung gab, organisierte sich der Widerstand in kleineren Verbänden oder war sogar nur auf Einzelpersonen beschränkt. In sozialer Hinsicht setzten sich die Widerstandsgruppen hauptsächlich aus Arbeitern und der Intelligenz zusammen, die traditionell stärker zu einem Resistenzverhalten tendierten. Stark unterrepräsentiert waren Bauern und Angestellte, sie orientierten sich mehrheitlich an der Ideologie der NSDAP.[3]

In politischer Hinsicht teilte sich der Widerstand in linke (52%) und rechte Gruppierungen (44%), wobei eindeutig die Kommunisten am Opferreichsten Widerstand gegen den NS-Faschismus leisteten. Zwischen 1938 und 1943 wurden alleine in Wien und Niederösterreich 6000 Kommunisten verhaftet.[4] Verglichen damit nahm sich der sozialistische Widerstand mit ca. 5% nur sehr gering aus.[5]

Die Partisanen, die sich meist auf Initiative von Kommunisten formierten hatten, griffen im Kampf gegen das Regime als einzige Widerstandsgruppe bewusst zu den Waffen. Sie griffen von innen heraus an, führten Sabotageaktionen durch, die das Regime schwächen sollten.[6]

Neben dem politisch - orientierten Widerstand gab es den sozialen und religiösen Widerstand meist einzelner Personen. Diese Form von Widerstand machte sich vor allem durch Zivilcourage und/oder Befehlsverweigerung bemerkbar, wobei hier zwischen Verhaltensweisen, von denen sich das Regime bedroht fühlte und der aktiven Unterstützung von vom Regime verfolgten Personen unterschieden werden muss.

Trotz vieler Sabotageaktionen konnte keine Widerstandsgruppe die Stabilität der NS-Herrschaft in Österreich ernsthaft in Gefahr bringen. Das nationalsozialistische Regime war zu stark in der Mehrheit der Bevölkerung verankert.

Tabelle 1 : Zusammensetzung des österreichischen Widerstands[7]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Frauen im Widerstand

Ausschlaggebende Gründe für Frauen gegen das NS-Regime aktiv zu werden, waren hauptsächlich politische Überzeugungen, die sie zum Widerstand gegen den Faschismus bewegten. Vor allem Frauen aus der Arbeiterschicht betrachteten den Faschismus als Bedrohung für die Arbeiterbewegung und deren Errungenschaften.

Innerhalb der einzelnen Widerstandsgruppen gab es keine genau definierte Aufgabenteilung zwischen Männern und Frauen. Hauptsächlich wurden Frauen eingesetzt, um als Verbindungsglieder zwischen den Widerständler die Kommunikation aufrecht zu erhalten, Flugzettel zu verteilen, Material für Sabotageaktionen zu besorgen oder zu versuchen, Menschen vor der Verfolgung zu retten. Dennoch blieb die traditionelle Rollenverteilung aufrecht, tonangebend in den Widerstandsgruppen waren die Männer.

„Lange Zeit galt als aktiver Widerstand nur derjenige, der mit der Waffe in der Hand geleistet wurde; bereits der Transport, die Aufbewahrung und Verteilung von Waffen – Aufgaben, die meist von Frauen erfüllt wurden – waren in dieser Definition nicht mehr enthalten. Weder die Rettung von Menschen noch die Aufrechterhaltung ihrer Moral wurden als „echte“ Widerstandsleistung akzeptiert.“[8]

Eine wichtige Form des Widerstands stellte die so genannte „Wehrkraftzersetzung“ dar, welche die beteiligten Frauen in unmittelbare Gefahr brachte. Die Frauen versuchten, Wehrmachtssoldaten, die sie in Lokalen oder Vergnügungsvierteln kennen lernten, zur Unterstützung des Widerstands oder zur Verweigerung des Wehrdienstes zu überreden. Damit waren diese Frauen in ständiger Gefahr verraten und verhaftet zu werden.[9]

Tabelle 2: Queraufschlüsselung der Zugehörigkeit zum Widerstand nach dem Geschlecht[10]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4. Widerstand der kommunistischen und sozialistischen ArbeiterInnenBewegung

Der Bürgerkrieg im Februar 1934 beendete die aktive politische Tätigkeit der österreichischen Sozialdemokratie. Die Errichtung des Ständestaates verbannte die sozialdemokratischen Organisationen in die Illegalität. Die neue Regierung betrieb eine Politik der Ausgrenzung der Arbeiterschaft zu Gunsten der besitzenden Schichten, was die Masse der Arbeiter für die sozialdemokratische Opposition einnahm. Allerdings blieb nur ein geringer Prozentsatz der ehemaligen Mitglieder sozialistischer und kommunistischer Organisationen auch nach dem Abdriften in die Illegalität politisch engagiert.[12]

Die SozialdemokratInnen formierten sich im Untergrund als „Revolutionäre Sozialisten“ neu und konnten ihren Einfluss innerhalb weniger Monate auf ganz Österreich ausweiten. Dennoch verloren die Revolutionären Sozialisten zahlreiche Mitglieder an die Kommunisten, die dadurch erstmals an zu einem entscheidenden politischen Faktor innerhalb der Arbeiterbewegung wurden[13].

Nach dem Anschluss 1938 schlugen die Kommunisten und Revolutionären Sozialisten unterschiedliche Wege ein. Die Kommunisten nahmen sofort ihre Widerstandstätigkeit gegen das nationalsozialistische Regime auf, wohingegen die Führung der Revolutionären Sozialisten veranlasste, dass die Untergrundarbeit für drei Monate einstellt werden sollte, um Verhaftungen vorzubeugen. Dennoch wurden zahlreiche sozialistische Funktionäre in den ersten Monaten nach der Machtübernahme Hitlers verhaftet. Auch kommunistische Organisationen, denen sich viele Sozialisten angeschlossen hatten, die ihre Untergrundarbeit hatten fortsetzen wollen, wurden von dieser ersten Verhaftungswelle getroffen. Die Widerstandsaktionen von SozialistInnen und KommunistInnen versuchten einerseits die Menschen über die Machenschaften des NS-Regimes aufzuklären und sie für den Widerstand zu gewinnen, andererseits direkt NS-Institutionen anzugreifen. In staatliche Behörden wurden Widerstandskämpfer eingeschleust, Einrichtungen sabotiert. Damit begaben sich die Widerstandskämpfer in unmittelbare Gefahr. Tausende Kämpfer wurden zwischen 1938 und 1945 verhaftet und eingesperrt.

4.1 Rosa Jochmann

Rosa Jochmann wurde am 19. Juli 1901 in Wien geboren. Sie war das vierte von sechs Kindern eines Eisengießers und einer Wäscherin, die aus Mähren nach Wien gekommen waren. Zwei ihrer älteren Geschwister starben schon im Kindesalter und auch der ältere Bruder erlag kurz nach dem Ersten Weltkrieg einem Tuberkuloseleiden. Ihre Schulkarriere endete nach fünf Klassen Volksschule und drei Klassen Bürgerschule, da sie, um ihre Familie zu unterstützen, im Alter von 14 Jahren in einer Schokoladenfabrik anfing zu arbeiten. Die Mutter war 1915 an Multipler Sklerose gestorben und so musste Rosa ihren Beitrag zur Haushaltskasse leisten. 1916 bis 1919 arbeitete Rosa in den Simmeringer Draht- und Kabelwerken „Adriadne“, wo sie auch als Kind zur Schicht- und Nachtarbeit herangezogen wurde. Von dort wechselte sie 1919 in die Erste Österreichische Seifensiedergewerkschafts-Gesellschaft „Apollo“ Ges.m.b.H. und in die Firma Auer, die Gasglühstrümpfen erzeugte.

Ihr Vater verstarb 1920 nur fünf Jahre nach der Mutter im Alter von 44 Jahren, von da an musste sich Rosa alleine um ihre jüngeren Schwestern kümmern. Da ihre Schwestern im Saisonbetrieb arbeiteten war Rosa über Monate die einzige Verdienerin der Familie. Ihr politisches Engagement gründete einerseits in der sozialdemokratischen Orientierung des Vaters, andererseits in ihrem unerschütterlichen Gerechtigkeitsgefühl.

[...]


[1] Ernst Hanisch, Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert (=Österreichische Geschichte, Bd. 9, hg. Von Herwig Wolfram), Wien 1994, 390.

[2] Ernst Hanisch, Wien 1994, 391.

[3] Ernst Hanisch, Wien 1994, 392.

[4] Radomír Luža, Der Widerstand in Österreich 1938 – 1945, Wien 1985, 327.

[5] Ernst Hanisch, Wien 1994, 391.

[6] Wolfgang Neugebauer, Wien 2000, 202.

[7] Radomír Luža, Wien 1985, 327.

[8] Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr, Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Das Frauenkonzentrationslager in der Erinnerung Bd. 1, Wien 2001, 61.

[9] Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr, Bd. 1, Wien 2001, 85f.

[10] Radomír Luža, Wien 1985, 331.

[11] 5 Fehler

[12] Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.), Erzählte Geschichte. Berichte von Widerstandskämpfern und Verfolgten, Bd. 1: Arbeiterbewegung, Wien 1985, 93.

[13] Helga Amesberger, Brigitte Halbmayr, Bd. 1, Wien 2001, 63.

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Frauen im österreichischen Widerstand
Hochschule
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Note
Gut
Autor
Jahr
2003
Seiten
35
Katalognummer
V41457
ISBN (eBook)
9783638397131
Dateigröße
686 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauen, Widerstand
Arbeit zitieren
Karin Wieser (Autor:in), 2003, Frauen im österreichischen Widerstand, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41457

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