Beziehungsstiftende Kommunikation im Aufnahmegespräch einer Kindertagesstätte


Dossier / Travail, 2016

19 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Beziehungen in der Elternarbeit

3. Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen
3.1 Modell des Aktiven Zuhörens
3.2 Aspekte des Models der gewaltfreien Kommunikation

4. Aufnahmegespräch

5. Beispielhaftes Aufnahmegespräch unter dem Aspekt der beziehungsstiftenden Kommunikation

6. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Ebenen der Kommunikation

Abbildung 2: Die vier Komponenten der Gewaltfreien Kommunikation

1. Einleitung

Die Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Erziehern ist gemäß §22a Abs. 2 SGB VIII gesetzlich verankert und dient dem Wohle des Kindes. (vgl. SGB XIII, § 22a) Sie ist eine wichtige Voraussetzung für kindliche Entwicklung. Doch wie gelingt diese Erziehungspartnerschaft in der alltäglichen Kommunikation mit Eltern. Wie gelingt es, Beziehung zu stiften? Gerade beim Aufnahmegespräch stehen sich zwei völlig unbekannte „Personen“ gegenüber, die wenig voneinander wissen.

Die Einrichtungsleitung muss im Aufnahmegespräch neben vielen Sachinformationen auch die bewusste Beziehungsgestaltung fokussieren. Sie muss zum einen auf die Bedürfnisse der Familie eingehen, aber auch die Interessen der Einrichtung und die Erwartungshaltung der Einrichtung gegenüber den Eltern benennen. (vgl. Textor 2011, S. 33)

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie Erzieherinnen und Leiterinnen von Kindertageseinrichtungen im Aufnahmegespräch so kommunizieren können, dass sie eine positive Beziehung zu den Eltern aufbauen können. Zunächst werden die Beziehungen und die Beziehungsgestaltung im Rahmen des Kindergartenalltags näher beschrieben. Im Anschluss wird die Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen, vor allem hinsichtlich ihrer Komplexität, beschrieben. Das Modell des aktiven Zuhörens und Aspekte der Gewaltfreien Kommunikation werden erläutert. Daraufhin gibt es eine Beschreibung des Aufnahmegespräches. Hier wird auch ein Beispiel für einen Ablauf eines Aufnahmegespräches beschrieben. Um die genannten Modelle des Aktiven Zuhörens und der Gewaltfreien Kommunikation praxisnah zu vermitteln, folgt auszugsweise ein beispielhaftes Aufnahmegespräch unter dem Aspekt der beziehungsstiftenden Kommunikation. Hier wird die GFK (Gewaltfreie Kommunikation) in einer abgewandelten Form angewendet.

2. Beziehungen in der Elternarbeit

Wie bereits in der Einleitung erwähnt, hat die Fachkraft einen gesetzlichen Auftrag zur Erziehungspartnerschaft. Diese hat das Ziel, eine bestmögliche Entwicklung und Förderung des jeweiligen Kindes zu bewirken. Auf Bundesebene ist dies im Kinder- und Jugendhilfegesetz verankert. Die Erziehungsberechtigten sind „an den Entscheidungen in wesentlichen Angelegenheiten der Erziehung, Bildung und Betreuung zu beteiligen. (vgl. SGB XIII, § 22a) Dies bedeutet, Erzieher haben den gesetzlichen Auftrag, durch Beteiligung der Eltern, diese in ihrer Elternkompetenz zu stärken und zu achten. Dies gelingt vor allem durch Kommunikation, aber auch durch die Haltung gegenüber den Eltern. Im SBG VIII § 1 Absatz 2 heißt es „Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.“ (SGB XIII, § 1) Dies bedeutet, dass den Eltern an erster Stelle obliegt, wie sie ihre Kinder erziehen. Sie sollten als „Experten“ für ihr Kind anerkannt und respektiert werden. Aber auch der Auftrag der Erzieherinnen ist es, neben der individuellen Förderung jedes Kindes „die Erziehung und Bildung in der Familie unterstützen und ergänzen“ (SGB XIII, § 22) Also hat die Erzieherin die zwingend notwendige Aufgabe, als Fachkraft eine positive Zusammenarbeit zu fokussieren.

Als Formen der Zusammenarbeit benennt Textor folgende mögliche Angebote einer Kindertageseinrichtung: Eingewöhnungs- und Entwicklungsgespräche, Hospitationen (der Eltern) und Portfolioarbeit. Diese beziehen sich auf die Ebene des Kindes. Auf der Ebene der Eltern gibt es die sogenannten Tür- und Angelgespräche (Übergabegespräche das Kind betreffend in der Abhol- und Bringzeit), Termingespräche, Elternabende und Ausflugsbegleitungen von Eltern. Auf der Ebene der Einrichtung bieten sich beispielsweise Eltern Cafés und Stammtische an. (vgl. Textor 2001, S115ff) Es gilt also, zum Wohle des Kindes, eine gute Beziehung zu den Eltern aufzubauen und zu pflegen.

Es stellt sich die Frage wie es gelingt, eine positive Beziehung zu Eltern aufzubauen. Ein Aspekt stellt das Herstellen eines Gefühls von Wohlbefinden dar. Seligmann bezeichnet Wohlbefinden als ein Konstrukt, das sich aus den fünf folgenden Elementen zusammensetzt: Positive Gefühle, Sinn, Engagement, Zielerreichung und positive Beziehungen. (vgl. Seligmann 2012, S.34ff) Hierbei betont er, das Wohlbefinden sowohl objektive als auch subjektive Aspekte beinhaltet (ebenda S. 46) Dies bedeutet, dass es allgemeine Faktoren für Wohlbefinden gibt, die wohl jeder Mensch als solches empfinden würde. Ebenfalls gibt es ganz individuelle Faktoren, die ein Mensch im Kontext seines Lebens als positive Aspekte erlebt. Als einer der Punkte zum Wohlbefinden nennt Seligmann „Positive Beziehungen“. Eine solche positive Beziehung kann durch eine Fachkraft in einer Kindertageseinrichtung gegenüber den Eltern professionell fokussiert werden.

3. Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen

Die Kommunikation zwischen Menschen ist ein durchaus komplexer und interessanter Vorgang, der viel Spielraum für Missverständnisse und Ungereimtheiten zulässt. Eine Nachricht enthält viele Botschaften zugleich und besteht aus verbalen und nonverbalen Anteilen. Die nonverbalen Anteile zeigen sich beispielsweise in der Stimme, der Betonung oder der Aussprache. Auch durch Mimik oder Gestik können Nachrichten gesendet werden. (vgl. Schulz von Thun 2001, S.33)

Kommunikation geschieht im Austausch von Botschaften zwischen einem „Sender“ und einem „Empfänger“. Diese können dabei „kongruente“ oder „inkongruente“ Anteile enthalten. „Kongruenz“ bedeutet in diesem Kontext, dass Botschaft und inneres Erleben des Senders übereinstimmen. Bei einer inkongruenten Nachricht stimmen diese Faktoren nicht überein. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn jemand sagt:“ Ich bin gar nicht sauer“, sein inneres Erleben und seine Mimik und Gestik dabei aber klar signalisiert, dass er sehr wohl verärgert ist. (ebenda S. 116f) Sobald der „Sender“ seine Nachricht gesendet hat beginnt der „Empfänger“ damit, diese Nachricht aufzunehmen und sie mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu dekodieren. Es ist nicht selten der Fall, dass gesendete und empfangende Nachricht voneinander abweicht. In diesem Fall hilft es, die empfangene Nachricht durch Rückmeldung bzw. Feedback zu kontrollieren. (ebenda S. 25)

Auch die verschiedenen Ebenen der Kommunikation können es erschweren, Nachrichteninhalte zu erfassen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Ebenen der Kommunikation

Eigene Darstellung nach Textor 2006, S.111

Der Empfänger muss demnach jede Botschaft auf die verschiedenen Ebenen hin untersuchen und die Nachricht entsprechend dekodieren. Die gleiche Nachricht kann, je nachdem auf welcher Ebene sie betrachtet wird, völlig unterschiedlich verstanden bzw. dekodiert werden. Wenn beispielsweise eine Mutter im Kindergarten zu einer Erzieherin sagt: „Ihr habt ja einen tollen Job“ kann dies je nach Tonfall, Kontext, Absicht, nonverbalen und verbalen Botschaften, völlig anders vom Empfänger (der Erzieherin) dekodiert werden. Sitzt sie beispielsweise gerade mit ihrer Kollegin am Tisch und trinkt Kaffee, könnte dies eher als Beleidigung aufgefasst werden. Sagt die Mutter dies während die Erzieherin gerade von einem Kind zum Abschied umarmt wird, wird die Erzieherin diese Aussage eher als Kompliment und Anerkennung ihrer Arbeit auffassen.

Möchte die Erzieherin als Fachkraft, dass Kommunikation und Gesprächsführung zwischen Eltern und Fachkräften positiver verläuft, kann sie sich folgender Modelle und Verhaltensweisen bedienen: Das Modell der gewaltfreien Kommunikation, aktives Zuhören und verbaler und nonverbaler Verhaltensweisen. Diese werden folgend näher erläutert.

3.1 Modell des Aktiven Zuhörens

Kommunikation dient nicht lediglich dem Austausch von Sachinformationen. Kommunikation dient zu einem Großteil dazu, verbindend zu wirken. Sie soll also dauerhafte Beziehungen aufbauen oder ein Klima von Geselligkeit herstellen. Selbst der sogenannte „Small Talk“ hat also eine verbindungsstiftende Wirkung. (vgl. Steil et al 1986, S. 92f) Beziehungen sind die Grundlage der Kommunikation, denn „die Wahrheit ist, dass es ohne einen Beziehungshintergrund schwierig ist, mit anderen Arten der Kommunikation erfolgreich zu sein.“ (Steil 1986, S. 94)

Das aktive Zuhören soll dem Gesprächspartner signalisieren, dass ihm zugehört und er verstanden wird. Dies muss zwangsläufig auch mit der inneren Bereitschaft zusammenhängen, dem Gegenüber zuhören zu wollen. Der im englischen Sprachgebrauch verwendete Begriff „attending behavior“ umfasst jemandem aufnahmebereite Zuwendung zu zeigen und ihm ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. (vgl. Dahmer 2003, S. 47f)

Aktives Zuhören umfasst sowohl verbale als auch averbale Zeichen aufnahmebereiter Zuwendung. Zu den averbalen Zeichen gehören Blickkontakt, Körperhaltung und Ausdrucksbewegungen.

Der Blickkontakt zeigt dem Gegenüber, dass ihm Aufmerksamkeit zuteilwird. Er signalisiert die Offenheit dem Gesprächspartner gegenüber. Wird dieser vermieden, kann das Gegenüber dies als Desinteresse, Ausweichen oder Scham interpretieren. Blickkontakt sollte jedoch dosiert stattfinden, ein „anstarren“ kann dem Gegenüber Aggression vermitteln und Angst und Einschüchterung hervorrufen. (ebenda S. 49)

Die Körperhaltung kann ebenfalls aufnahmebereite Zuwendung signalisieren. Natürliche Zuwendung zeigt sich vor allem in einer kongruenten Körperhaltung. Sie sollte dem Anlass und seiner Funktion entsprechend sein und weder betont angespannt noch betont lässig sein. (ebenda S. 52) Dies könnte den Gesprächspartner irritieren und vom eigentlichen Gespräch ablenken. Gehen wir beispielsweise davon aus, dass ein Bankberater im Anzug bei einem Kreditgespräch mit einem Kunden die Beine auf den Tisch legt und mit dem Stuhl „wippt“. Dies würde den Kunden irritieren und eventuell auch an dessen Kompetenz zweifeln lassen. So sollte der Gesprächsführer Arme und Hände natürlich und ruhig halten. Eine leichte Vorbeugung oder Neigung des Kopfes zeigt interessiertes Zuhören. (ebenda S. 52)

Als Ausdrucksbewegungen werden im Allgemeinen Bewegungen genannt, die bewusst oder auch unbewusst das „seelische Geschehen“ ausdrücken. Sie unterstützen also das Gesagte. Sie werden mit den Extremitäten, dem Kopf und dem Gesicht zum Ausdruck gebracht. So kann durch Regulatoren wie beispielsweise dem Blickkontakt und dem zustimmenden Nicken das Gespräch am Laufen gehalten werden und Verständnis signalisiert werden. Auch Illustratoren wie das Deuten mit dem Finger, das Kopfschütteln können das gesprochene Wort unterstützen. Sogenannte Affektanzeiger unterstützen Emotionen und betonen, verdeutlichen oder schwächen das Gesagte ab. Vor allem die Mimik kann dem Gegenüber in diesem Zusammenhang viel über den vorherrschenden Gemütszustand sagen.

Der Prozess des Zuhörens ist nach Steil in vier Bausteine aufgeteilt. Das WIBR-Modell umfasst: Wahrnehmung, Interpretation, Bewertung und Reaktion. (vgl. Steil 1986, S. 24)

Die Wahrnehmung (W) des Gesagten geschieht individuell und selektiv. Dies ist geprägt von unseren eigenen Erfahrungen, kulturellen Gegebenheiten sowie von unserem Interesse. Diese Faktoren bestimmen, wie wir Gesagtes, aber auch Nonverbale Botschaften wahrnehmen. (ebenda S. 29ff)

Die Interpretation (I) des Gesagten ist komplex und die „geheimnisvollste und am schwierigsten erlernbare Fähigkeit beim Zuhören“. (Steil 1986, S. 35) Hier wird der Sinn des Gesagten anhand des eigenen Verstehens interpretiert. In dieser Stufe gibt es eine große Rate an möglichen Fehlinterpretationen.

Die Bewertung (B) geschieht anhand unserer Wertvorstellungen, die wir in unserer Kultur gemacht haben sowie an unseren individuellen Erfahrungen. Wir bewerten aufgrund dieser Grundlage das Gesagte und nehmen es an oder lehnen es ab. (ebenda S. 43ff)

[...]

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Beziehungsstiftende Kommunikation im Aufnahmegespräch einer Kindertagesstätte
Université
University of Applied Sciences Koblenz
Cours
Kommunikation und Gesprächsführung
Note
2,0
Auteur
Année
2016
Pages
19
N° de catalogue
V415423
ISBN (ebook)
9783668661707
ISBN (Livre)
9783668661714
Taille d'un fichier
501 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kommunikation, Frühe Kindheit, Kita-Leitung
Citation du texte
Angela Hellmig (Auteur), 2016, Beziehungsstiftende Kommunikation im Aufnahmegespräch einer Kindertagesstätte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/415423

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