Am Ende seines Lebens konnte Augustus auf eine beachtliche Lebensleistung zurückblicken: Er hatte den römischen Staat quasi neu gegründet, eine nicht nur oberflächlich mit der republikanischen Verfassung konforme Monarchie installiert, die den Tod ihres Begründers überdauern konnte, den Provinzen eine neue und dauerhafte politische Funktion zukommen lassen und für den größten Teil des Reiches dauerhaften Frieden erwirkt und garantiert.
Dass dieses Lebenswerk einerseits durch rücksichtsloses und brutales Vorgehen und andererseits durch großes diplomatisches und politisches Geschick erreicht wurde, ist weder der Nachwelt, noch den Zeitgenossen des Augustus verborgen geblieben. Augustus’ Wesen und Werk war weder zu dessen Lebzeiten noch zu Lebzeiten des Tacitus unumstritten.
Daher ist es nur wenig verwunderlich, wenn die augusteische Propaganda es durchaus erfolgreich unternommen hat, die negativen Begleiterscheinungen des Prinzipats zu verschweigen oder illegales Vorgehen nachträglich zu legitimieren oder zu legalisieren. Ebenso wenig wird es verwundern, wenn die Gegner des Augustus als Person oder des Prinzipats als monarchischer Herrschaftsform gerade diese besonders herausstellen und die persönlichen Leistungen des göttlichen Augustus und die positiven Errungenschaften des Prinzipats zu verschweigen oder zu diskreditieren suchen.
Bei dem sogenannten „Totengericht“ über Augustus in den Annalen des Tacitus handelt es sich um nicht mehr und nicht weniger als um die Demontage eines Gottes. Singulär bei Tacitus ist jedoch dessen durchweg negative Einschätzung: Tacitus diskreditiert in der ihm eigenen verdächtigenden Darstellungsweise die Lebensleistung des Augustus und die Ehrungen, die dem Erben Caesars im Laufe seines Lebens zuteil wurden und in dessen posthumer Vergottung gipfelten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Tacitus - Leben und Werk
- Kurzbiografie
- Schriften und Tendenzen
- Das sogenannte „Totengericht“
- Gliederung und Überblick
- Erster Abschnitt: „Unwesentliches“
- Zweiter Abschnitt: Argumente der Anhänger des Augustus
- Dritter Abschnitt: Argumente der Gegner des Augustus
- Einzelinterpretation
- ,,Unwesentliches“
- Herkunft
- Vollmachten und Ehrungen
- Fazit
- Der Erbe Caesars: Usurpator oder Befreier?
- Argumente der Anhänger
- Argumente der Gegner
- Fazit
- Vom Sohn Caesars zum Triumvirn
- Argumente der Anhänger
- Argumente der Gegner
- Fazit
- Vom Triumvirat zur Monarchie: Ausschaltung politischer Konkurrenten
- Argumente der Anhänger
- Argumente der Gegner
- Fazit
- Alleinherrschaft und Reichspolitik
- Argumente der Anhänger
- Argumente der Gegner
- Fazit
- Hausmachtpolitik und Nachfolgeregelung
- Argumente der Anhänger
- Argumente der Gegner
- Fazit
- Kaiserkult und Ehrungen
- ,,Unwesentliches“
- Von Tacitus verwendete literarische Quellen
- Fazit und Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Analyse von Tacitus' „Totengericht“ über Augustus in den Annalen, um die historischen Ereignisse zu identifizieren, auf die Tacitus in seiner Darstellung anspielt, und die Glaubwürdigkeit seiner Bewertungen zu überprüfen.
- Die Darstellung der Lebensleistung des Augustus durch Tacitus im Kontext der augusteischen Propaganda.
- Die Gegenüberstellung der Pros und Contras der Zeitzeugen des Jahres 14 durch Tacitus.
- Die Überprüfung der Glaubwürdigkeit der Darstellung von Tacitus im Vergleich mit anderen Quellen, wie den Res Gestae des Augustus, der Augustusbiographie von Sueton und Cassius Dios Nachruf auf Augustus.
- Die Analyse der literarischen Quellen, die Tacitus für seine Darstellung verwendet hat.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit analysiert die Darstellung des "Totengerichts" über Augustus in den Annalen des Tacitus. Sie identifiziert die historischen Ereignisse, auf die Tacitus anspielt, und überprüft die Glaubwürdigkeit seiner Bewertungen im Vergleich mit anderen Quellen.
- Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Problematik der Beurteilung von Augustus' Lebenswerk dar.
- Das Kapitel über Tacitus' Leben und Werk beleuchtet seine Schriften und Tendenzen, sowie die Darstellung des "Totengerichts" in seinen Annalen.
- Das Kapitel über die Gliederung und den Überblick des Textes stellt die verschiedenen Abschnitte und Argumente von Anhängern und Gegnern des Augustus vor.
- Das Kapitel über die Einzelinterpretation analysiert verschiedene Aspekte der Darstellung von Tacitus, wie die Herkunft des Augustus, seine Vollmachten und Ehrungen, die Frage nach seiner Rolle als Usurpator oder Befreier, die Entwicklung von seinem Sohn Caesars zum Triumvirn, die Ausschaltung politischer Konkurrenten, die Alleinherrschaft und Reichspolitik, sowie die Hausmachtpolitik und die Nachfolgeregelung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Augustus, Tacitus, Annalen, Totengericht, Quelleninterpretation, Prinzipat, historische Ereignisse, Glaubwürdigkeit, Bewertung, Propaganda, Zeitzeugen, res gestae, Sueton, Cassius Dio, literarische Quellen.
- Quote paper
- Olaf Franke (Author), 2004, Demontage eines Gottes - Augustus`Totengericht bei Tacitus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41604