Diese Arbeit soll untersuchen, inwiefern sich Konrad in seinem Herzmaere christlicher Motivik bedient, Minneheiligkeit aufscheinen lässt oder sakrale Tendenzen einer „Gesellschaft, die selbst mit von der Kirche sanktionierten Moralgesetzen lebte und das Ehesakrament besaß“, aufgreift. An den Handlungsweisen der Dame, ihres Ehemannes und des Ritters werden ein mögliches „Transzendieren des physischen und emotionalen Bereichs“ und die „Überhöhung in eine religiöse Dimension“ beleuchtet. Minneheiligkeit ist hier im Sinne einer Liebe zum anderen Geschlecht gemeint, die Gott und ein Leiden, ein
Martyrium wegen der Minne stets mit einbezieht. Überprüft wird auch, inwiefern die Minne dabei „religiös aufgeladen“ ist und die Handlungsweisen der Figuren „zwischen Transzendenz und Immanenz“ stehen.
Zu Zeiten Konrads von Würzburg galt die Kirche als „Entscheidungsinstanz über alle Ehefragen“, welche „die Liebe als Fundament der sexuellen Beziehung ausschloss, womit Konrads´ Herzmaere an den Grenzen der gültigen feudal- und kirchenrechtlichen Sinnsysteme seiner Zeit angesiedelt ist“. Darin „werden die zeitgenössischen Ehekonventionen als repressiv entlarvt“, da sie es unmöglich machen, „eine wahre, passionierte Liebe im Rahmen der gesellschaftlichen Normen und Regeln zu verwirklichen“. Das Hauptthema der Geschichte, „die auch geschlechtliches Begehren nicht ausschließt“, ist die Beziehung einer Dame zu einem Ritter, die, da die Dame bereits verheiratet ist, nicht erfüllt werden kann. Konrad stellt sich in seinem "maere, das von ganzer liebe seit", damit indirekt gegen das kirchliche Ehemodell, welches der wahren Minne im Weg steht. Auf dieser Basis stellt der Autor im Laufe der Geschichte noch weitere religiöse Bezüge her, welche die Handlung unterfüttern und einen sinnstiftenden Kern bilden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Das Verhältnis von Ehe und Minne zu Zeiten Konrads von Würzburg
- Religiöse Motivik und Minneheiligkeit in Konrads von Würzburg Das Herzmaere
- Inszenierung der Minne und der Gottesfurcht
- Schicksalsgläubiges Vertrauen auf Gottes Allmacht
- Gläubigkeit auch im Angesicht des Todes
- Geistliche Semantik und christliche Konnotationen
- Geplante Reise in das Heilige Land
- Der Ring als Liebespfand und religiöses Insigne
- Einbalsamieren des Herzens und Aufbewahrung im Reliquiar
- Nähe zur Eucharistie durch Inkorporation des Herzens
- Minnetod als Minnemartyrium
- Selbstaufopferung des liebenden „Märtyrers“
- Absage an die weltlichen Freuden und Leben nach dem Tod
- Inszenierung der Minne und der Gottesfurcht
- Schluss: Religiöse Bezüge als Leitmotive im Herzmaere
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die religiöse Motivik und die Darstellung von Minneheiligkeit in Konrads von Würzburgs Das Herzmaere. Der Fokus liegt darauf, wie die Handlungsweisen der Figuren, insbesondere der Dame, ihres Ehemannes und des Ritters, den religiösen Kontext des Werkes widerspiegeln und die Frage nach der Verbindung von Minne und Gottesfurcht beleuchten.
- Die Beziehung zwischen Ehe und Minne im Mittelalter
- Die Darstellung von Minneheiligkeit und ihre religiöse Konnotation
- Die Rolle des christlichen Glaubens im Handlungsverlauf
- Die Darstellung von Selbstaufopferung und Minnemartyrium
- Die Frage nach der Transzendenz und Immanenz in der Liebe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet das Verhältnis von Ehe und Minne im Mittelalter und stellt fest, dass die feudale Ehepraxis primär auf die Fortpflanzung und die Sicherung des eigenen Herrschaftsbereichs ausgerichtet war. Die Kirche vertrat eine strikte Trennung von Liebe und Ehe und sah nur Nachkommenschaft, Treue und das Sakrament als Güter der Ehe an. Konrads Herzmaere stellt diese Konventionen als repressiv dar und behandelt die Beziehung einer Dame zu einem Ritter, die aufgrund ihrer Ehe nicht erfüllt werden kann.
Das zweite Kapitel untersucht die religiöse Motivik und die Darstellung von Minneheiligkeit in Das Herzmaere. Es zeigt, dass die Figuren stets auf Gottes Allmacht und seine Führung vertrauen und trotz unerfüllter Liebe nie mit Gott hadern. Die Analyse beleuchtet die religiöse Aufladung der Liebe und die Handlungsweisen der Figuren zwischen Transzendenz und Immanenz.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe, die die Arbeit durchziehen, sind religiöse Motivik, Minneheiligkeit, Ehe und Minne im Mittelalter, Gottesfurcht, Transzendenz und Immanenz, Selbstaufopferung, Minnemartyrium, Das Herzmaere von Konrad von Würzburg.
- Quote paper
- Raphaela Maier (Author), 2015, Religiöse Motivik und Minneheiligkeit in Konrads von Würzburg "Das Herzmaere", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/416235