Methodische Überlegungen zum Englischunterricht in der 5. Klasse


Ausarbeitung, 2018

11 Seiten


Leseprobe


Sabine Utheß

Methodische Überlegungen zum Englischunterricht in Klasse 5

Das vorliegende Material soll Empfehlungen für die praktische Unterrichts-gestaltung vermitteln. Dabei werden Erfahrungen im Englischanfangsunterricht zugrunde gelegt. In den Mittelpunkt des vorliegenden Beitrages werden die übergreifenden Aspekte der Unterrichtsgestaltung gestellt, die sich aus den Bedingungen des Englischunterrichts ergeben. Es handelt sich im Wesentlichen um folgende Konditionen:

1. Englisch wird als erste Fremdsprache gelernt.

Daraus ergibt sich eine bestimmte Motivationslage. Die dominierenden Lern- motive sind die Freude an der neuen Tätigkeit (Reiz des neuen Gegenstandes) und der Stolz, Englisch verstehen und sprechen zu können. Diese Motive müssen bei der Unterrichtsgestaltung angesprochen und lernwirksam werden. Zugleich sind aber Grundlagen für die Entfaltung solcher Lernmotive zu schaffen, die im weiteren Englischunterricht in dem Maße an Bedeutung gewinnen, in dem das Neuheitsmotiv abnimmt. Alle Erfahrungen besagen, dass es vor allem Erfolgsmotive sind, die die Lerntätigkeit der Schülerinnen und Schüler vorantreiben, Willensprozesse auslösen und Lernkontinuität auch bei auf tretenden Schwierigkeiten in Gang halten.

Aus der Tatsache, dass Englisch als erste Fremdsprache gelernt wird, resultiert auch die Notwendigkeit, elementare Lernverfahren zu vermitteln.

2, Englisch wird jüngeren Kindern auf einer niederen Klassenstufe vermittelt.

In diesem Zusammenhang gilt es, die vergleichsweise höhere Kommunikationsbereitschaft und Imitationsfähigkeit zu nutzen. Zugleich aber muss das geringere muttersprachige Voraussetzungswissen und -können , vor allem im Grammatikbereich, in Rechnung gestellt werden. Außerdem ist z.B. bei der Stundengliederung und der Übungsgestaltung das kürzer anhaltende Konzen-trationsvermögen jüngerer Kinder zu berücksichtigen. Schließlich muss auch beachtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler dieser Klassenstufe zwar aus der Grundschule eine ganze Reihe von positiven Lerngewohnheiten mitbringen, die aber aufgrund ihrer größeren Labilität rasch verloren gehen können, wenn nicht kontinuierlich an ihrer Ausprägung gearbeitet wird.

3. Die Unterrichtsmaterialien bieten eine große, meist zeitlich nicht bis auf die einzelne Unterrichtsstunde bilanzierte Vielfalt von Übungen, Aufgaben, Texten, Anschauungselementen an. Das ist zweifellos positiv zu werten. Gleichzeitig aber erlebt der Lehrer die Qual der Wahl. Mehr denn je ist er gezwungen, mit dem Übungs- und Aufgabenangebot flexibel zu arbeiten, es auf das Bedingungsgefüge seiner Klasse zuzuschneiden. Es dürfte ihm unmöglich sein, in der zur Verfügung stehenden Zeit alle Übungen, Aufgaben usw. „abzuarbeiten“. Andererseits ist es aber möglich, dass zur Befriedigung des Erklärungs-, Festi- gungs- und Wiederholungsbedarfs der Schülerinnen und Schüler hier und da Übungen und Ergebniskontrollen ergänzt werden müssen Mitunter wird es auch angebracht sein, zur Erschließung landeskundlicher Details zusätzliche Erläuterungen zu geben. Der Lehrer muss also entsprechend den Gegebenheiten seines Unterrichts das Angebot der Lehrmaterialien gewichten und – wo nötig – modifizieren .

Die unter 1. bis 3. genannten Bedingungen lassen folgende Merkmale der

Unterrichtsgestaltung besonders bedeutsam erscheinen:

Die Beschäftigung mit der englischen Sprache sollte so gestaltet werden, dass die natürlichen Kommunikationsbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler angesprochen werden.

Als Positivum wirkt, dass die Schülerinnen und Schüler schon im ersten Jahr des Englischunterrichts eine relativ große Zahl von Aussagen verstehen und formulieren lernen. So werden sie z.B. befähigt zu sagen, was sie können, was sie dürfen, was sie haben möchten, was sie in ihrer Freizeit tun, welche Hobbys sie haben, welche Fächer sie mögen, wie es in der Familie zugeht, welche Freunde sie haben. Bei der Lösung solcher Kommunikationsaufgaben sollte darauf geachtet werden, dass die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit erhalten, die Aussagen über sich und ihren persönlichen Lebensbereich entsprechend den tatsächlichen – oft individuell unterschiedlichen – Gegebenheiten zu formulieren. Erst dadurch eigentlich werden die Aussagen kommunikativ und mitteilungswürdig. Es ist in diesem Zusammenhang zweckmäßig, mit individuell­-differenziertem Wortschatz zu arbeiten. Dieser müsste vom Lehrer zusätzlich vermittelt werden. Hierfür einige Beispiele:

- Kommunikationsaufgabe:

What subjects have you got in your school?

What subject do you like best?

Im Lehrbuch ist z.B. folgende obligatorische Lexik vorgegeben:

Math, Music, English, German, Art, Physical Education.

Zusätzlich könnte als individuell-differenzierte Lexik angeboten werden:

Biology Geography History Literature Manual Training.

- Kommunikationsaufgabe:

What’s your favourite sport?

Are you good at ...? Can you play ...?

Im Lehrbuch ist z.B. folgende obligatorische Lexik vorgegeben:

football, basketball, volleyball, squash, judo, tennis, swimming

Zusätzlich könnte als individuell-differenzierte Lexik angeboten werden:

athletics, gymnastics, table tennis, winter sports, roller skating, bike riding, cycling, skateboard riding.

Kommunikationsaufgabe:

What pet have you got?

Im Lehrbuch ist z.B. folgende obligatorische Lexik vorgegeben:

bird, hamster, dog, cat.

Zusätzlich könnte als individuell-differenzierte Lexik angeboten werden:

canary, budgie, mice (mouse), rabbit. fishes, guinea pig.

Ähnlich ist es natürlich auch, wenn es um Lieblingssänger, -schauspieler und

-sportler geht.

Bei derartigen Kommunikationsaufgaben sollte das vielfältige Angebot des Lehrbuches für paar- und gruppenweises Arbeiten möglichst voll ausgeschöpft werden. Bezogen auf die obengenannten Beispiele wäre ein Vorgehen in zwei Schritten vorzuschlagen:

- Jede Schülerinnen und jeder Schüler erkundigt sich bei den Lernpartnern und seiner Gruppe nach Unterrichtsfächern, Sportarten, Haustieren usw. und notiert sich die erhaltenen Informationen. (Ask the pupils in your group and write the answers in a survey.)

- Eine Schülerin oder ein Schüler jeder Gruppe spricht über die Ergebnisse der Befragung (Now speak about your group.).

Sie oder er berichtet z.B.: The classmates in my group have got 2 dogs, 1 cat, 3 guinea pigs and 1 rabbit. 4 pupils have got a pet. 2 pupils haven’t got a pet. The names of the pets are ...

Für die Erhaltung der Sprechfreude ist es bei derartigen Aufgaben wichtig, eventuelle Fehlleistungen der Schülerinnen und Schüler nicht allzu streng zu beurteilen. Schließlich sollten die natürlichen Kommunikationsbedürfnisse der Schülerinnen und Schüler auch dadurch angesprochen werden, dass englische Wörter, die im Alltag der Kinder eine Rolle spielen, in den Unterricht einbezogen werden.

In Einheit mit der Könnensentwicklung sollte konsequent an der Ausprägung erforderlicher Lerngewohnheiten und Lernverfahren gearbeitet werden.

Die Weichen für das Lernverhalten der Schülerinnen und Schüler im gesamten Fremdsprachenunterricht werden bereits in Klasse 5 gestellt. Deshalb sollten von Anfang an hohe Forderungen an Aktivität, Fleiß, Konzentriertheit und Beharrlichkeit realisiert werden. Aufgrund der positiven Anfangsmotivation tut das – so zeigen alle Erfahrungen – dem freudvollen Lernen überhaupt keinen Abbruch. Die Dringlichkeit, frühzeitig an Lerngewohnheiten und Lernverfahren zu arbeiten, ergibt sich in erster Linie aus dem Übergang der Schülerinnen und Schüler von Klasse 4 nach Klasse 5. Wegen der veränderten Bedingungen (Lehrerwechsel, neuer Klassenlehrer, sprunghaft angewachsene Anforderungen, durch Einsetzen des Fachunterrichts u.a.) befinden sich die Schülerinnen und Schüler in einer Art Umbruchssituation, die bei Versäumnissen in der pädagogischen Konsequenz sehr rasch zur Entstehung negativ wirkenden Lernverhaltens führen kann. Dieses ist nicht selten Ursache für eine unbefriedigende Leistungsentwicklung und damit für Misserfolge. Treten diese aber erst einmal in Erscheinung, lassen sich die zugrunde liegenden mangelhaften Lerngewohnheiten nur schwer korrigieren.

Im Folgenden soll versucht werden, das bereits in der Anfangsklasse herauszubildende Lernverhalten zu skizzieren:

- Die Schülerinnen und Schüler müssten an ein rationelles, sinnerfülltes Einprägen des Wortschatzes gewöhnt werden. Dafür empfehlen Lehrbücher vielfach folgendes Einprägungsverfahren:

1. Schaue dir das englische Wort einige Sekunden lang an.
2. Schließe dann die Augen und versuche, dich zu erinnern, wer dieses Wort sagte und bei welcher Gelegenheit das war.
3. Schaue dir das Wort erneut an und sprich es dir dreimal laut vor.
4. Schreibe besonders schwierige Wörter zusätzlich auf einen Zettel.
5. Versuche nun, auf die deutsche Bedeutung zu kommen. Wenn du unsicher bist, schaue einfach in der entsprechenden Spalte nach.
6. Schaue nach, ob es im Buch auch ein Beispiel gibt, wie man das Wort im Satzzusammenhang verwendet."
7. Mache dir ein Bild von der Schwierigkeit des jeweiligen Wortes: Liegt sie in der Bedeutung (Tuesday <-> Thursday), in der Aussprache (the uncle), in der Formenbildung (man <-> men) oder in der Rechtschreibung (listen; often) usw.? Die dadurch erzielte Aufmerksamkeitszuwendung fördert das richtige Einprägen und dauerhafte Behalten.

- Den Schülerinnen und Schülern müsste weiterhin die Einsicht vermittelt werden, dass es nicht ausreicht, nur die jeweils neuen Wörter zu lernen. Sie sollen begreifen, dass man früher erlernte Wörter schnell vergisst, wenn man sie nicht ständig wiederholt. Sie sollten angeregt werden, sich einen individuellen Wissensspeicher anzulegen, mit dem sie permanent am Wortschatz arbeiten können. Dabei hat eine Wortschatzkartei mehrere Vorteile:

1. Es ist möglich, die Wörter nach verschiedenen Gesichtspunkten zu ordnen, zuzuordnen und umzuordnen.
2. Die Angaben zu den Wörtern (besondere Schwierigkeiten, Knüpfungsbeispiele usw.) können ständig ergänzt werden.
3. Schwerer einzuprägende Wörter können aussortiert und in kürzeren Zeitintervallen wiederholt werden.
4. Die Größe der Karteikarten (Taschenformat) erlaubt ein Lernen auch unterwegs.
5. Die Karteikarten bieten gute Möglichkeiten für ein paarweises Arbeiten.

- Die Schülerinnen und Schüler sollten daran gewöhnt werden, das eigene Lernen zu beobachten (Wie lerne ich was am schnellsten?) und entsprechende Schlussfolgerungen für ihr Lernverhalten zu ziehen. Gleichfalls wären sie zu veranlassen, aktuelle Kenntnislücken, die sie bei sich entdecken, auch ohne Lehreraufforderung selbständig zu schließen. Dazu sollten sie das Vocabulary sowie die grammatischen Übersichten nutzen.

- Für das individuelle Lernverhalten im Bereich der Grammatik scheint es wichtig zu sein, die Schülerinnen und Schüler auf Sprachbe wusstheit und Selbstüberprüfung des Regelverständnisses zu orientieren. In diesem Zusammenhang sollten sie aufgefordert werden, grammatische Regeln mit eigenen Worten wiederzugeben, Sprachbeispiele für Regeln selbständig zu suchen, gegebene Sprachzusammenhänge mit der Regel zu begründen und in jedem Fall dem Lehrer zu signalisieren, wenn sie etwas nicht verstanden haben.

- Die Schülerinnen und Schüler sollten frühzeitig an eine fremdsprachige Unterrichtsatmosphäre gewöhnt werden. Dabei gilt es, das Anforderungsniveau kontinuierlich zu steigern. Zu diesem Zweck sollte die Menge der unterrichtssprachlichen Wendungen in der Fremdsprache systematisch anwachsen. Es ist unbedingt darauf hinzuarbeiten, dass die Schülerinnen und Schüler die Lehreräußerungen schon beim ersten Vortragen verstehen. Eine gewisse Unsitte ist es, dass die Lehrerin oder der Lehrer alles bis in höhere Klassenstufen solange wiederholt, bis auch die Letzten verstanden haben, was sie tun sollen.

- Im Bereich des Hörens ist es darüber hinaus äußerst wichtig, mit dem Verstehen komplexer Texte eine synthetische Hörhaltung herauszubilden. Dabei strengen sich die Schülerinnen und Schüler an, den Sinngehalt der Äußerungen mitzubekommen, auch wenn sie streckenweise nicht alles verstehen. Sie versuchen, den „roten Faden" nicht zu verlieren und – wenn das doch einmal passiert – sich mit Konzentration und Willensanstrengung wieder in den Text „hineinzuhören“.

- Den Schülerinnen und Schülern sollte die Einsicht vermittelt werden, dass eine hohe Sprechaktivität eine wesentliche Bedingung für den Erfolg beim Erlernen der fremden Sprache ist. Sie sind an eine effektive Nutzung aller sprechintensiven Unterrichtsformen zu gewöhnen, so dass diese ohne übergroßen Zeit- und Organisationsaufwand und wesentliche Disziplinverluste eingesetzt werden können. Das bezieht sich hauptsächlich auf das individuelle halblaute Üben sowie auf das Sprechen in Paaren und Gruppen. Schließlich sollte auch darauf orientiert werden, dass das laute Lesen in der häuslichen Arbeit nicht zu kurz kommt.

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Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Methodische Überlegungen zum Englischunterricht in der 5. Klasse
Autor
Jahr
2018
Seiten
11
Katalognummer
V417166
ISBN (eBook)
9783668664821
ISBN (Buch)
9783668664838
Dateigröße
474 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lernmotive, Lernverfahren, Kommunikationsbereitschaft, Imitationsfähigkeit, Lerngewohnheiten, Kommunikationsbedürfnisse, muttersprachiges Voraussetzungswissen, Misserfolgserlebnisse, Zurückbleiben
Arbeit zitieren
Prof. Dr. Sabine Utheß (Autor:in), 2018, Methodische Überlegungen zum Englischunterricht in der 5. Klasse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/417166

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