Die Abschaffung des Bargeldes. Eine sinnvolle Entscheidung?


Trabajo de Investigación (Colegio), 2017

48 Páginas, Calificación: 10


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Die Geschichte des Geldes (Florian Brost)

2. Die Positionierung von Verbanden und Vertretern von Finanzeinrichtungen (Florian Brost)
2.1 Die Europaische Zentralbank
2.2 Das Bundesministerium der Finanzen
2.3 Der Bundesverband der Banken
2.4 Der Bundesverband der Verbraucherzentralen
2.5 Der Handelsverband Deutschland
2.6 Der Bund der Steuerzahler
2.7 Fazit

3. Die Stellung zur Bargeldabschaffung von Interviewpartnern (Florian Oloff)
3.1 Der Banker
3.2 Der Unternehmer
3.3 Der Steuerberater
3.4 Fazit

4. Empirische Untersuchung (Paul Hein)
4.1 Zahlungsverhalten
4.1.1 Geldkarten
4.1.2 Bar versus unbar im Alltag
4.1.3 Das Zahlungsverhalten in unterschiedlichen Produktkategorien
4.2 Die Alternativen zum derzeitigen Zahlungsmodus
4.2.1 Generelle Abschaffung des Bargeldes
4.2.2 Abschaffung einzelner Bestandteile
4.2.3 Uberlegen zu einer Hochstgrenze bei Barzahlungen
4.3 Fazit

5. Die Entwicklung der Bargeldabschaffung in Europa (Florian Oloff)
5.1 Deutschland
5.2 Die Entwicklung in anderen Mitgliedsstaaten der EU

6. Fazit der Seminarfacharbeit

7. Anhang
7.1 Fragen

8. Quellenverzeichnis

9. Literaturverzeichnis

Vorwort

Aldous Huxley, der Autor von „Schone neue Welt" veroffentlichte im Jahre 1932 einen Roman, in welchem die Gesellschaft in der fernen Zukunft beschrieben wird. In diesem futuristischen Szenario existiert kein Bargeld, sondern es wird ein einheitliches, zentral gesteuertes Zahlungsmittel verwendet. Dadurch wird in diesem Szenario eine umfassende Kontrolle der Gesellschaft erreicht. In diesem Beispiel wird eine Moglichkeit aufgezeigt, welche Gefahren fur eine freiheitliche Gesellschaft durch ein zentralisiertes, bargeldloses System entstehen konnten. (vgl. Huxley)

2016 lebt man in Deutschland unter dem Einfluss einer Demokratie. In diesem politischen System hat der Staatsburger viele Freiheiten und sollte nicht der Kontrolle des Staates unterzogen sein. Jedoch werden die Burger der Bundesrepublik Deutschland bereits heutzutage durch Staatsorgane uberwacht. (vgl. Breithut) Dies konnte sich nach der moglichen Umsetzung neuster Bestrebungen verscharfen. Zunehmend haufen sich AuGerungen fur eine Abschaffung des Bargeldes. Christoph Pfluger, ein Schweizer Journalist und Autor von „Das nachste Geld", betonte in einem am 19.05.2016 veroffentlichtem Interview „Wenn man versteht wie das Geldsystem funktioniert, dann sieht man, dass das zwingend die Folge ist, dass die Bargeldabschaffung kommen muss!"[1]Peter Bofinger, ein deutscher Okonom und Professor fur Volkswirtschaftslehre an der Universitat Wurzburg forderte bereits im Mai 2015, das Bargeld in Deutschland ab zu schaffen. (vgl. Popsel)

In der nun folgenden Seminarfacharbeit wird einleitend auf die Geschichte des Geldes und dem damit verbundenen Wandel dieses Tauschmittels eingegangen. AnschlieGend werden die Positionen verschiedener Verbande genauer beleuchtet. Vor allem die Sichtweise von einflussreichen Vertretern von Finanzeinrichtungen ist ein wichtiger Teil dieser Seminarfacharbeit, da diese Meinungen richtungsweisend fur die Finanz- und Wirtschaftspolitik sind. Darauffolgend beziehen ausgewahlte Interviewpartner aus den Branchen der Banken sowie Unternehmens- und Steuerberatung Stellung zur Bargeldabschaffung. Im Anschluss werden die Meinungen von zufallig ausgewahlten Menschen aus dem GroGraum

Jena mittels der durch sie ausgefullten Fragebogen dargestellt. Als nachstes wird die Abschaffung des Bargeldes in anderen Landern geschildert, um einen Ausblick auf die moglichen Folgen einer Abschaffung des Bargeldes in Deutschland zu veranschaulichen. Die Seminarfacharbeit zur Abschaffung des Bargeldes wird mit einem Fazit, welches sich aus den Positionierungen der Verbande, den ausgewahlten Interviewpartnern und den Befragten der empirischen Untersuchung zusammensetzt, abgeschlossen.

1. Die Geschichte des Geldes

Was ist Geld? Es ist ein allgemein gultiges Zahlungs- und Tauschmittel, mit welchem man verschiedene Waren und Dienstleistungen erwerben kann.

Im 6. Jahrtausend vor Christus entstand das Naturalgeld. Dabei dienten vor allem die Waren an sich als Tauschmittel. Es wurden verschiedene Rohstoffe, wie beispielsweise Salz, Muscheln, Metalle etc. gegeneinander eingetauscht. Je nach Region variierten die Angebote von Tauschwaren. Zum Beispiel waren Feuersteine in der Nahe der Ostsee sehr haufig zu finden, weshalb sie in dieser Region einen geringeren Tauschmittelwert hatten, als im Vergleich zu anderen Bereichen des heutigen Europas. Bereits dieses System des Tauschhandels unterlag dem Marktgleichgewicht wie wir es auch heute kennen. Uberwiegt dabei die Nachfrage das Angebot, so steigt der Preis fur die entsprechenden Waren. Besteht jedoch ein groGeres Angebot als die Nachfrage nach Waren, dann sinkt der Wert des Produktes. Das Problem beim Tauschen mit Naturalien war jedoch der fehlende MaGstab. Beispielsweise konnte man nicht festlegen, wie viel Gramm Salz einem zu tauschenden Messer entsprachen.

Deshalb entstand im 7. Jahrhundert vor Christus das Wage- bzw. Hackgeld, fur welches seltene Metalle wie Silber, Gold o.a. in Blocke oder Munzen gegossen wurden. Somit konnte der Verkaufer einen Preis in Form eines bestimmten Gewichtes des Edelmetalls festlegen. Doch das Wagegeld war zu umstandlich, da das Metall zunachst gewogen wurde und daraufhin so geteilt werden musste, dass es dem verlangten Wert des Verkaufers entsprach.

Etwa 1000 vor Christus entstand das Munzgeld. Dabei wurden vom Staat Munzen aus Kupfer, Messing, Silber und Gold gepragt, welche ein Siegel zum Schutz vor Falschungen beinhalteten. Auf diesen Munzen waren verschiedene Zahlen gepragt, welche genau dem Wert des Metalls entsprachen. (vgl. Neue Impulse e.V.) Dies beschleunigte den Bezahlvorgang, da der Verkaufer nun den Wert des Geldes an den Zahlen auf den Munzen ablesen konnte. Jedoch folgten mit der Entstehung des Munzgeldes neue Probleme, da die Munzen in grower Anzahl schwierig zu transportieren waren.

Im 15. Jahrhundert wurde das Papiergeld erfunden. (vgl. Sinem) Hierbei war es moglich, seine Munzen bei einer Bank gegen Papierscheine mit einer gedruckten Wertschrift umzutauschen. Es war auch moglich, das Papiergeld wieder in Munzen zu wechseln. Mit der Globalisierung wurde es im 20. Jahrhundert zunehmend auGerst wichtig, einen bargeldlosen Zahlungsverkehr zu entwickeln. Bei sehr groGen Export- und Importgeschaften werden enorme Geldmengen ubertragen, sodass hier alternative Zahlungsmoglichkeiten zu einer Notwendigkeit wurden. Beim bargeldlosen Bezahlen ist das Geld nicht sichtbar, sondern es wird von dem Bankkonto des Kaufers zu dem Bankkonto des Verkaufers transferiert. Mit der Einfuhrung der elektronischen Bezahlung wurden Kontoguthaben auf Geldkarten gespeichert. Mit diesen Karten ist es moglich, sein Guthaben gegen Waren einzutauschen. Aus dieser Geschichte des Geldes wird ersichtlich, dass dieses schon immer einem Wandel unterworfen war. In den letzten Jahren hauften sich die Stimmen fur eine groGere Kontrolle des Zahlungsverkehrs. Die am 04.05.2016 beschlossene Einstellung der Produktion des 500-Euro-Scheines durch die Europaische Zentralbank (vgl. Die Tagesschau) lieG Proteste wegen einer vermeintlichen Bargeldabschaffung entstehen. Zudem gibt es veroffentlichte Berichte verschiedener Okonomen, welche die Bargeldabschaffung als zwingende MaGnahme fur einen Wirtschaftsaufschwung durch Umsetzung eines Negativzinses der Banken ansehen. Demnach sollen die Kunden von deutschen Banken zum Ausgeben ihres Geldes gezwungen werden, um die deutsche Wirtschaft zu starken. „Okonom Rogoff will Bargeld abschaffen"[2], so lautet die Uberschrift eines Internetartikels vom 19.11.2014 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Wirtschaftsweiser Bofinger fordert Ende des Bargelds"[3], schreibt der Spiegel in einem am 16.05.2015 veroffentlichtem Artikel.

Stehen wir nun vor einem weiteren groGen Umbruch, wenn diese Bestrebungen zur Abschaffung des Bargeldes Erfolg haben und ware dies eine sinnvolle Entscheidung? Diesen Fragen soll in der folgenden Seminarfacharbeit nachgegangen werden.

2. Die Positionierung von Verbanden und Vertretern von Finanzeinrichtungen

Viele Verbande, Vereine und Organisationen haben sich bereits zu diesem Thema der Bargeldanschaffung geauGert und vertreten verschiedene Ansichten. Die ausgewahlten Finanzeinrichtungen sind wichtige Organe der deutschen und europaischen Wirtschaftspolitik. Die Vertreter haben in Folge dessen einen groGen Einfluss auf die mogliche Umsetzung einer Abschaffung des Bargeldes.

2.1 Die Europaische Zentralbank (EZB)

Die Europaische Zentralbank ist fur die Wirtschafts- und Wahrungspolitik in Europa zustandig. Sie ist ein Organ der Europaischen Union und uberwacht das Bankensystem und reguliert die Geldmengen des Wirtschaftsmarktes aufgrund des festgelegten Zinssatzes fur die Banken. Ewald Nowotny, Finanzwissenschaftler, Chef der Osterreichischen Nationalbank und zugleich Ratsmitglied der Europaischen Zentralbank, schilderte in einem am 11.05.2016 erschienenen Internetartikel des Handelsblattes von Hans-Peter Siebenhaar, dass die Einstellung der Produktion des 500-Euro-Scheines eine „unnotige Irritation"[4]in Bezug auf eine Bargeldabschaffung sei. Mit dem Argument, dass bereits mehrere Banknoten mit hoheren Sicherheitsmerkmalen entwickelt und bereits in den Umlauf gebracht wurden, belegt er, dass die Europaische Zentralbank keineswegs das Ziel einer Bargeldabschaffung verfolgt. „Die Osterreichische Notenbank stellt unterdessen eine erhohte Nervositat bei den Burgern fest."[4]Diese auGert sich im „erhohten Umtausch des 500- Euro-Scheines."[4]„Das sehen wir in unseren Zahlen"[4], jedoch gabe es keinen Grund, 500-Euro-Scheine einzutauschen, da „der 500-Euro-Schein (...) unbegrenzt gultig"[4]ist. Ein Grund fur die Nervositat der Burger ist die teilweise irrefuhrende Berichterstattung der Medien. „Aus fur 500-Euro- Schein. Wird Bargeld bald ganz abgeschafft?"[5]Dies ist die Uberschrift von einem am 05.05.2016 veroffentlichten Internetartikel der Express, welcher eine vollig falsche Intention beinhaltet. Denn lediglich die Produktion des 500-Euro-Scheines wird eingestellt, jedoch soll diese Banknote nicht abgeschafft werden, so wie es in dem Artikel geschildert wird.

2.2 Das Bundesministerium der Finanzen (BMF)

Das Bundesministerium der Finanzen ist zurzeit die wichtigste Behorde fur die Finanz- und Wirtschaftspolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Vorrangig werden MaGnahmen zur Einhaltung des Haushaltsplanes besprochen, aber es werden auch Berichte zum Thema der Bargeldabschaffung, welche auf Grund der obersten Position dieses Ministeriums fur Finanzen in der Bundesrepublik Deutschland richtungsweisend sind, veroffentlicht. In einem Fragen & Antworten Artikel, welcher am 29.04.2016 vom Bundesfinanzministerium publiziert wurde, beantwortete man eventuelle Fragen der Staatsburger zur Bargeldabschaffung.

Das Finanzministerium bezieht darin ganz klar Stellung gegen eine Abschaffung des Bargeldes, jedoch befurworte man die Einfuhrung einer Begrenzung von Bargeldzahlungen. In Anlehnung auf die Anschlage in Paris vom 13.11.2015 ware dies laut dem Finanzministerium eine mogliche MaGnahme, um die Finanzierung von Terrorprojekten durch das Abschneiden essentieller Geldstrome zu verhindern. (vgl. Bundesfinanzministerium) Doch nicht nur uber die mogliche Abschaffung des Bargeldes wird debattiert, denn Finanzminister Wolfgang Schauble verursachte eine weitere nationale Diskussion in der Wirtschafts- und Finanzpolitik mit der folgenden Aussage: „Wir bemuhen uns in Europa um einheitliche Obergrenzen fur Bargeldtransaktionen."[6]Damit ist die Begrenzung fur Bargeldzahlungen gemeint, welche laut Schauble bei 5000 Euro in Deutschland liegen sollte. Der Finanzminister zeigte sich in einem Interview mit der Markischen Oderzeitung uberrascht daruber, „dass aus einem einfachen Vorschlag, der sich gegen Geldwasche, [organisierte Kriminalitat] und Korruption richtet, etwas ganz Anderes gemacht wird."[7]Kriminelle nutzen meist die Zahlungsvariante mit Bargeld, da der Kaufer beim Bezahlen anonym bleibt und nicht wie bei der bargeldlosen Bezahlmethode digital erfasst werden kann. Es ist dadurch nachvollziehbar, dass, wenn man eine Begrenzung von Bargeldzahlungen einfuhrt, es fur Terrororganisationen schwieriger wird, Verbrechen durch illegale Geschafte zu finanzieren. Das Ziel der Einfuhrung von Obergrenzen besteht somit in der Unterbindung von auffallig hohen Zahlungssummen, welche durch Bargeld beglichen werden. Jedoch ist es aus der Sicht der Autoren dieser Seminarfacharbeit nicht moglich, mit dieser MaGnahme von Finanzminister Schauble den Terror effektiv zu bekampfen, da die Moglichkeit besteht, ein Attentat auch mit geringen Kosten durchzufuhren. Als Beispiel dient der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Berlin vom 19.12.2016. Der Terrorist benotigte lediglich eine Schusswaffe, um einen polnischen LKW-Fahrer zu toten und das mit stahlbeladene Fahrzeug zu entwenden, mit diesem auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz zu fahren und in Folge dessen elf Menschen zu toten, sowie 48 weitere Personen zu verletzen. (vgl. Rundfunk Berlin-Brandenburg) Das Prasidiumsmitglied des Deutschen Richterbundes Peter Schneiderhan ist der gleichen Auffassung und fugte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung noch hinzu, dass „die Abschaffung von Bargeld (...) [die] Terrorismusfinanzierung oder Geldwasche nicht verhindern, sondern nur auf elektronische Zahlungswege verlagern (wurde)."[8]„Dies(e) [Finanzierung] geschehe durch Uberweisungsketten und durch die Nutzung von Konten, die unter Verwendung einer falschen Identitat eroffnet worden seien."[8]

Zeitgleich ist im Falle einer Einfuhrung von Obergrenzen fur Bargeldzahlungen offensichtlich, dass die Banken nun die Moglichkeit hatten, den Staatsburger mithilfe der elektronischen Zahlungen zu uberwachen. Es ist Fakt, dass Banken auf Grund von Kartenzahlungen nachvollziehen konnen, wo und zu welcher Zeit der Kartenbesitzer eingekauft hat. (vgl. Breithut), (vgl. Muller) Diese Kontrolle nimmt uns Menschen die Freiheit, weil wir im Falle einer Begrenzung von Bargeldzahlungen nicht mehr die Moglichkeit besitzen, groGere Summen von Geld bar zu bezahlen. Dies ware unter Umstanden ein weiterer Schritt in Richtung zunehmender Kontrolle und Uberwachung durch Banken und den Staat. Dies konnte z.B. eine Einschrankung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung bedeuten, welches in der heutigen digital orientierten Gesellschaft von hohem Gewicht ist. Hans-Jurgen Papier, der fruhere Prasident des Bundesverfassungsgerichts, verdeutlichte in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass „dies (...) nicht gerechtfertigte Eingriffe in Freiheitsrechte waren, namlich in die Vertragsfreiheit und Privatautonomie1."[9]Zudem gab Papier zu verstehen, „dass die Freiheitswahrnehmung der Burger nicht total erfasst und registriert werden darf".[9]

2.3 Der Bundesverband deutscher Banken (BdB)

Der Bundesverband deutscher Banken vertritt zurzeit die Interessen von ca. 210 privaten Kreditinstitutionen und 11 Mitgliedsverbande. (vgl. Bankenverband) Dieser Verband ubernimmt die Funktion eines „Ansprech- und Dialogpartner (...) fur die Politik, Verbande und Medien."[10]Beim 3. Bargeldsymposium der deutschen Bundesbank am 13.6.2016 zeigte sich der BdB-Hauptgeschaftsfuhrer Michael Kemmer zuversichtlich, dass uns das Bargeld viele weitere Jahre erhalten bleibt.

Aus seiner Sicht sind Munzen und Banknoten ungefahrdet, da sich keine einflussreichen Personen in der Politik oder der EZB fur eine Bargeldabschaffung einsetzen. „In 20 Jahren fliegen wir vielleicht ganz selbstverstandlich zum Mars, aber es wird immer noch Bargeld geben"[11], so Kemmer.

Der Bundesbankprasident Jens Weidmann auBerte sich bereits zuvor in einem am 05.02.2016 veroffentlichtem Internetartikel der Deutschen Wirtschaftsnachrichten uber die womoglich “fatal(e)“[12]Entscheidung den Staatsburgern nach und nach das Bargeld zu entziehen. Bei dieser Diskussion uber eine Bargeldabschaffung sollte man „nicht vergessen, dass Banknoten das einzige gesetzliche Zahlungsmittel sind."[12]„Der Burger soll selbst entscheiden konnen, ob er lieber Bargeld nutzen oder bargeldlos bezahlen mochte."[12]Weidmann spricht sich klar fur die Erhaltung der Freiheit in der Auswahl von verschiedenen Zahlungsmoglichkeiten aus. Die Interessen des Burgers mussen bei einer Entscheidung uber die Bargeldabschaffung im Vordergrund stehen. Eine Abschaffung des Bargeldes ware jedoch kein Beschluss im Sinne der Bevolkerung Deutschlands, da der Bundesverband deutscher Banken bereits bei einer Befragung von Kunden der privaten Banken feststellte, dass 90% gegen eine Abschaffung des Bargeldes votierten2. (vgl. Bundesverband deutscher Banken) Dies ist ein eindeutiges Ergebnis und ist zumindest fur den Bankenverband ein klares Zeichen, dass man das Bargeld im Interesse der Bevolkerung erhalten muss.

2.4 Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv)

Dieser Verband setzt sich fur die Konsumenten ein und berat diese beispielsweise bei Rechtsfragen in verschiedenen Themen. Ein Ziel dieses Bundesverbandes ist der „Schutz der Verbraucher vor Ubervorteilung durch Unternehmen."[13]In Anlehnung auf den Vorschlag einer Begrenzung von Bargeldzahlungen von Finanzminister Wolfgang Schauble warnt der VZBV-Chef Klaus Muller in einem Gastbeitrag fur die Rheinische Post vor den Risiken dieser MaBnahme. In diesem am 07.06.2015 veroffentlichtem Internetartikel benennt er funf Grunde, welche fur eine Erhaltung des Bargeldes sprechen.

Zunachst ist das Bargeld gunstiger fur die Verbraucher. Bei einer elektronischen Zahlung tragt entweder der Konsument oder der Handler die Kosten fur die Transaktion durch die Bank. Jedoch wurde uns die Zahlungsvariante mit Bargeld zusatzliche Kosten ersparen, da die Bank in diesem Fall nicht mit dem Service einer Uberweisung von Konsument zum Handler eingebunden ist.

AuBerdem ist Bargeld „gelebter Datenschutz."[14]„Unbares Zahlen hinterlasst Datenspuren, die kommerziell genutzt und zur Erstellung eines Verbraucherprofils verwendet werden konnen."[14]Somit ware der Konsument der totalen Kontrolle im Falle einer Bargeldabschaffung unterzogen, da jede Benutzung der Geldkarte digital aufgezeichnet wird und dritte Personen in der Lage waren, Informationen auf illegale uber denjenigen Verbraucher durch Phishing3 abzufangen.

Als weiteres Argument fur die Erhaltung des Bargeldes fuhrt Muller das Problem der Ubersicht von bargeldlosen Zahlungen auf. Es ist moglich, dass Konsumenten den Uberblick uber ihre Verfugbarkeit der bargeldlosen Zahlungsmittel verlieren, da sich dieses Vermogen unsichtbar auf einem Bankkonto befindet und nur aus digitalen Zahlen besteht. Somit kann „die scheinbar standige Verfugbarkeit [von Geld] (...) verfuhren und den Einstieg in die Verschuldung befordern."[14]Aus Sicht des VZBV-Chefs besteht der vierte Grund im Schutz vor negativen Zinsen durch die Banken. Vor allem die „sparfreudige(n) Verbraucher"[14]sollen durch die Senkung des Zinssatzes der Banken bis zu 0% dazu angeregt werden, ihr Geld abzuheben und anschlieGend auszugeben. Jedoch lagern viele Menschen ihr Geld zuhause, statt es im Sinne der Banken auszugeben und in Folge dessen einen Wirtschaftsaufschwung zu bewirken. Bei einer Abschaffung des Bargeldes ware das Abheben des Geldes vom Bankkonto aber nicht mehr moglich und die Banken konnten durch Strafzinsen den Verbraucher zwingen, sein Geld auszugeben.

Der letzte Grund Mullers fur die Erhaltung des Bargeldes auGert sich in den unsicheren Alternativen. Zwar ist es moglich, dass weiterhin Diebstahle begangen werden und Bargeld entwendet wird. (vgl. Muller) 2015 wurden insgesamt 50,8 Millionen Euro in Deutschland durch Taschendiebstahle gestohlen. (vgl. Bundespolizei) 2011 bereits wurde durch Phishing im Onlinebanking in Deutschland finanzielle Schaden in Hohe von 25,7 Millionen Euro verursacht. (vgl. Statista) Im selben Jahr betrug die Schadenhohe durch Cyberkriminalitat 71,2 Millionen Euro. (vgl. Statista) Das zeigt, dass die technischen Moglichkeiten noch nicht den Anforderungen fur eine sichere Zukunft ohne Bargeld entsprechen. Aus Sicht von Klaus Muller sind dies die wichtigsten Grunde, um das Bargeld weiterhin zu erhalten.

2.5 Der Handelsverband Deutschland (HDE)

Der aus ungefahr 100.000 Unternehmen bestehende Handelsverband Deutschland vertritt die Interessen der Firmen, welche sich aus verschiedenen Branchen und GroGenklassen zusammengeschlossen haben. (vgl. Handelsverband Deutschland) Der HDE besteht zu 98% aus Unternehmen, welche maximal 50 Arbeiter beschaftigen. Somit vertritt der HDE fast ausschlieGlich Kleinunternehmen und deren Interessen.

Ulrich BinneboGel, ein HDE-Experte, spricht sich im Zusammenhang mit einer moglichen Bargeldabschaffung fur die Erhaltung der Banknoten und Geldmunzen aus. 2016 wurden 52,5% des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland in bar abgewickelt. Dies legten die "EHI Retail Institute" in einer Studie (vgl. Handelsverband Deutschland) dar. Da Barzahlungen mehr als die Halfte vom Umsatz deutscher Firmen ausmachen, sieht BinneboGel keinen Grund in der Abschaffung des Bargeldes. „Fur den Handel steht immer der Kunde im Mittelpunkt. Solange die Kunden in bar bezahlen wollen, solange wird der Handel auch die Barzahlung akzeptieren. Debatten uber die Abschaffung des Bargelds oder Obergrenzen gehen fur uns am Thema vorbei."[15]Der Experte bezieht sich in seiner Meinung auf die Konsumenten. Der Handel mochte damit die Zufriedenheit seiner Kunden durch die verschiedenen Zahlungsvarianten erhalten. In der erkennbaren Ausgeglichenheit vom Bezahlen mit Bargeld und bargeldlos besteht bislang kein Bedarf nach einer zwingenden Veranderung.

Da der HDE vor allem Kleinunternehmen vertritt, fuhrt BinneboBel als weiteren Grund die niedrigeren Kosten fur eine Bargeldzahlung im Vergleich zu einer Bezahlung mit Girokarte auf. Selbst wenn die Kosten fur Kartenzahlungen unter die der Bargeldzahlungen fallen, wurde der HDE-Experte die Munzen und Scheine erhalten wollen, um den Konsumenten die Freiheit in der Zahlungsmethode zu gewahren. (vgl. Handelsverband Deutschland) In Anlehnung auf den Vorschlag von Schauble, Obergrenzen fur Bargeldzahlungen einzufuhren, ist BinneboBel der Meinung, dass es nicht darum geht, das Bargeld „mit dem vagen Verdacht der Geldwasche in Verruf zu bringen. Wenn dann sollte man uber die Forderung unbarer Zahlungsmethoden nachdenken."[16]

Dies bestatigt den bereits beschriebenen Standpunkt zu dieser Thematik der Bargeldabschaffung. Statt den Leuten durch die Vermittlung von moglichen negativen Auswirkungen, wie Geldwasche oder Terrorfinanzierung, das Bargeld zu entziehen, sollte man seiner Auffassung nach den Konsumenten die Freiheit geben und sie selber uber die Zahlungsvariante entscheiden lassen. Somit fordert BinneboBel aus der Sicht des Autors, die bargeldlose Zahlungsvariante attraktiver, sowohl fur den Konsumenten als auch fur die Handler, zu gestalten.

2.6 Der Bund der Steuerzahler (BdSt)

Seit 1949 besteht dieser Verein, welcher die Aufgabe hat, Steuerverschwendungen und somit auch die Staatsverschuldung zu verringern. Reiner Holznagel, der Prasident des BdSt, auBerte sich in einem, in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Erhard-Stiftung, der Friedrich- Naumann-Stiftung fur die Freiheit und der Deutschen Stiftung Eigentum, am 27.09.2016 veroffentlichtem Pladoyer4. In diesem Pladoyer erlautert er im Zusammenhang mit einer Einfuhrung der Obergrenzen fur Bargeldzahlungen die Vertrauensfrage zwischen Burgern und Staat. Denn

[...]


1 das Recht nach seinem eigenen Willen in verschiedenen Rechtssituationen entscheiden zu konnen

2 fur oder gegen etwas stimmen

3 das Abfangen von personlichen Informationen uber gefalschte Webseiten oder E-Mails

4 Schlussvortrag

Final del extracto de 48 páginas

Detalles

Título
Die Abschaffung des Bargeldes. Eine sinnvolle Entscheidung?
Calificación
10
Autores
Año
2017
Páginas
48
No. de catálogo
V417281
ISBN (Ebook)
9783668666795
ISBN (Libro)
9783668666801
Tamaño de fichero
782 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Geld, Abschaffung Bargeld, Kreditkarte, Innovation, Diskussion
Citar trabajo
Florian Brost (Autor)Florian Oloff (Autor)Paul Hein (Autor), 2017, Die Abschaffung des Bargeldes. Eine sinnvolle Entscheidung?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/417281

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