Der Motivation der Bilad al-scham, der Länder Syriens, als autonomer Staat aus dem Osmanischen Reich hervorzugehen und dafür auch Bündnisse und Kämpfe zu riskieren, wurde durch den Sturz der konstitutionellen Monarchie unter König Faisal I 1920 und dem Völkerrechtsmandat Frankreichs über dieses Gebiet ein herber Rückschlag erteilt. Bei den Ländern Syriens handelt es sich um ein Gebiet, welches das heutige Syrien, den Libanon, Jordanien und Palästina umfasst. Erst mehrere Aufstände, internationale Protestnoten, verschiedenste Verfassungsentwürfe und die Unterstützung durch internationale Partner haben die Mandatsherrschaft Frankreichs beendet. „Die Geschichte der folgenden Jahrzehnte sollte wesentlich im Zeichen des Kampfes der nationalistischen Eliten um Unabhängigkeit und Selbstbestimmung stehen“, gibt der Islamwissenschaftler Udo Steinbach als Zusammenfassung der Mandatszeit an. Historiker Karl Weiss spricht 1940 von einer „Unfähigkeit der Alliierten, in den von ihnen beherrschten Räumen gerechte und dauernde politische Ordnungen zu schaffen“, wie es durch die Völkerrechtbestimmung 22 festgelegt war.
Auf welchen rechtlichen Grundlagen übernahm Frankreich das Mandat über die Länder Syriens? Welchem außenpolitischen Konzept entsprachen die Mandate? Und inwiefern wurden diese Bestimmungen gebrochen, oder kann Frankreich als Unterstützer eines nach Autonomie strebenden Volkes gelten? Dies soll hier eingehend diskutiert werden. Auch die Motivation Frankreichs und am Rande auch Englands soll beleuchtet werden. Können die Mandate im imperialistischen Sinne als „Aufteilung des gesamten arabischen Raumes in Herrschafts- und Einflusszonen europäischer Mächte“ interpretiert werden? Die Mandatszeit im spezielle bedarf genauer Betrachtung. Wie unterstützte Frankreich Syrien im Erlangen der Selbstverwaltung und Souveränität und welche Prinzipien werden eingesetzt? Um ein Bild der Bevölkerung und des Staates zwischen 1920 und 1946 zu bekommen wird auch noch genauer auf die innenpolitische Situation sowie die politische Landschaft eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Vorgeschichte von Frankreichs Mandatsherrschaft über Syrien – ein kurzer Einblick
- Unterstützen der Unabhängigkeitsbestrebungen versus Etablieren der Mandatsherrschaft – ein doppeltes Spiel der Gewinner?!
- Die Mandatsherrschaft Frankreichs über Syrien
- Divide et impera – das Herrscherprinzip Frankreichs
- Die poltische Landschaft
- Die verschiedenen Verfassungsentwürfe und die Ablehnung durch Frankreich
- Politische Proteste und ihre Auswirkungen
- Der Große Syrische Aufstand 1925 – 1927
- Die innenpolitische Situation
- Die wirtschaftliche Situation
- Die finanzielle Situation in Syrien
- Das Zivilrecht Syriens
- Ethnien, Identitäten und Ideologien während der Mandatsherrschaft
- Syrien während des Zweiten Weltkriegs und das Ende der Mandatszeit
- Syrien als autonomer Staat ab 1946 - ein kurzer Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der französischen Mandatsherrschaft über Syrien von 1920 bis 1946 und beleuchtet die Hintergründe, die Umsetzung und die Folgen dieser Periode. Sie analysiert die Motivationen Frankreichs, die Rolle der Syrer im Kampf um die Unabhängigkeit und die Auswirkungen der Mandatsherrschaft auf die politische, wirtschaftliche und soziale Situation in Syrien.
- Rechtliche Grundlagen und außenpolitisches Konzept der französischen Mandatsherrschaft
- Motivationen Frankreichs und Englands bei der Etablierung der Mandate
- Analyse der innenpolitischen Situation in Syrien unter französischer Herrschaft
- Ethnische und ideologische Entwicklungen während der Mandatszeit
- Bewertung der Rolle Frankreichs als Unterstützer der syrischen Unabhängigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Motivationen der Syrer für die Unabhängigkeit und den historischen Kontext des französischen Mandats beschreibt. Anschließend wird die Vorgeschichte der Mandatsherrschaft beleuchtet, wobei insbesondere der Einfluss Frankreichs im Osmanischen Reich und die Rolle der europäischen Mächte im Ersten Weltkrieg thematisiert werden. Der Fokus liegt darauf, die rechtlichen Grundlagen des Mandats zu analysieren und die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Parteien zu beleuchten.
In Kapitel 3 werden die verschiedenen Verfassungsentwürfe und die Ablehnung durch Frankreich detailliert dargestellt. Das Kapitel analysiert auch politische Proteste und ihre Auswirkungen, insbesondere den Großen Syrischen Aufstand 1925 - 1927.
Kapitel 4 widmet sich der innenpolitischen Situation in Syrien unter französischer Herrschaft. Es beleuchtet die wirtschaftliche und finanzielle Situation sowie die Entwicklung des Zivilrechts.
Schlüsselwörter
Französische Mandatsherrschaft, Syrien, Unabhängigkeitsbestrebungen, Politische Landschaft, Verfassungsentwürfe, Proteste, Aufstand, Innenpolitik, Wirtschaft, Finanzen, Zivilrecht, Ethnien, Identitäten, Ideologien, Zweiter Weltkrieg, Autonomie, Selbstverwaltung, Souveränität.
- Citation du texte
- Tabea Leu (Auteur), 2016, Syrien unter französischer Mandatsherrschaft 1920-1946, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418422