Leseprobe
Inhalt
1. Vorstellung des Lernangebots: Sprachlernsoftware
1.1. Definition
1.2.Prinzipien
1.2.1. Prinzip der Medialität
1.2.2. Prinzip der Kontiguität
1.2.3. Prinzip der Modalität
1.2.4. Prinzip der Redundanz
1.2.5. Prinzip der Kohärenz
1.2.6. Prinzip der Personalisierung
1.2.7. Prinzip der Segmentierung und Vorentlastung
1.2.8. Prinzip der Übung
1.2.9. Prinzip der ausgearbeiteten Lösungsbeispiele
1.2.10. Prinzip der Lernendenkontrolle
1.3. Didaktisch-methodische Ansätze
1.3.1. Behaviorismus
1.3.2. Kognitivismus
1.3.3. Konstruktivismus
2. Analyse
2.1. Allgemeine Produktbeschreibung
2.1.1. Zielgruppen
2.1.2. Sprachen und Sprachniveaus
2.2. Technische Analyse
2.2.1. Hardware- und Softwareanforderungen
2.2.2. Produktsprache und Support
2.2.3. Benutzerfreundlichkeit
2.3. Didaktisch-methodische Analyse
2.3.1. Methoden und lerntheoretischer Ansatz
2.3.2. Lernziele und Lernprogression
2.3.3. Fehlerkorrektur und Feedback
2.3.4. Sozialformen
3. Didaktisierungsvorschlag
3.1. Zielgruppe
3.2. Themen und Inhalte
3.3. Lernziele
3.3.1. Hören
3.3.2. Sprechen
3.3.3. Schreiben
3.3.4. Lesen
3.3.5. Hör-Seh-Verstehen
3.3.6. Grammatik
3.3.7. Aussprache
3.4. Sozialformen
3.5. Zeitablauf der Einheit
Literaturverzeichnis
1. Vorstellung des Lernangebots: Sprachlernsoftware
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie sich die Sprachlernsoftware in Deutschunterricht integrieren lässt. Computergestütztes Sprachenlernen bietet eine großartige Möglichkeit, während der Aneignung der Sprache den Klassenraum zu verlassen und Lernprozesse individueller zu gestalten. Zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft bringt neue Herausforderungen im Bereich der Aus- und Weiterbildung und globalisierte Arbeitsmärkte legen immer größeren Wert auf Sprachkenntnisse (Vgl. Nandorf 2004:11-12). Unter Berücksichtigung der schnellen Entwicklung der digitalen Welt, die mit sich immer niedrigere Preise der Elektronik und einen einfacheren Zugang zum Internet bringt, passt das Stichwort Computer jedoch nicht mehr genau. Auch wenn die Sprachlernsoftware primär für die Benutzung auf dem Computer oder Laptop entwickelt werden, muss ein wettbewerbsfähiges Produkt ebenso die Lösung für Smartphone und Tablett beinhalten. Das ermöglicht einerseits eine größere Mobilität und Zeiteinteilung des Lernens/Übens in die Zeitspannen (z. B. beim Reisen), andererseits auch eine unkomplizierte und spontane Interaktion mit anderen Lernenden oder Tutoren.
Natürlich kann man noch nicht vorsehen, dass die Computeraffinität und Vorhandensein von den Geräten bei 100% der Lernenden zutrifft. Die Praxis zeigt jedoch, dass die konservativen Lernenden langsam den Weg zum digitalen Lernen finden und dass dieser Ansatz dank den oben genannten Faktoren sogar in den materiell schwächeren Zielgruppen (Geflüchtete, Arbeitslose) unter Umständen anwendbar ist.
1.1. Definition
Sprachlernsoftware wird manchmal auch als „digitaler Sprachkurs“ bezeichnet, was sie eigentlich am besten charakterisiert. Es ist ein Computerprogramm, der sich an eine bestimmte Zielgruppe orientiert und einem festen didaktischen Konzept folgt. Zurzeit ist am Markt ein breites Spektrum an Sprachlernsoftware zu finden; von den einfachen Übungsprogrammen und Vokabeltrainer bis zu komplexen Lernlösungen. Die stützen sich an die modernsten Technologien der Spracherkennung, bieten Live-Chats mit Tutoren an und werden für die Benutzung an allen mobilen Geräten (Tablet, Handy) angepasst.
1.2. Prinzipien
Bei Clark und Mayer (2008) sind zehn grundlegende, empirisch bewiesene Prinzipien zu finden, nach denen sich die Gestaltung des guten Sprachlernsoftwares richtet:
1.2.1. Prinzip der Medialität
Die Lerninhalte sollten je nach Zielgruppe und Lernfortschritt mit Bilder,
Ton,
Animationen und Videos begleitet werden. Bei Fortgeschrittenen Lernenden
kann man
vornehmen, dass sie die Bedeutung ausschließlich aus Textbeschreibung
erschließen, bei
Anfängern kann man dagegen nur mit audiovisuellen Erklärungshilfen
arbeiten. Dabei handelt
sich nicht um den Lernfortschritt im Sinne der sprachlichen Niveaus, aber
vielmehr um die
Fähigkeit, das angebotene Wissen zu verarbeiten, also das Input ins Intake
umwandeln.
1.2.2. Prinzip der Kontiguität
Damit die Prinzipien der Medialität richtig umgesetzt werden können, muss
man
unbedingt auch die Kontiguität der Bild- und Tonmaterialien beachten. Das
Prinzip lässt sich
als logische, sowie räumliche oder zeitliche Nähe der audiovisuellen
Lernhilfen zu den Inhalten
bezeichnen. Unter der logischen Nähe verstehen wir eine klar
nachvollziehbare Beziehung
zwischen dem Inhalt und der Illustration. Als räumliche Nähe versteht man
die richtige
Platzierung und Verlinkung der Lernhilfe im Text/auf dem Bildschirm, ggf.
auch logische
Position der Feedback- und Korrekturfenster möglichst nah dem korrigierten
Produkt. Zeitliche
Nähe funktioniert ähnlich und ist vor allem bei Gestaltung der Hörübungen
wichtig.
1.2.3. Prinzip der Modalität
Aufbauend auf den zwei vorigen Prinzipien beschäftigen wir uns im Rahmen
der
Modalität damit, welche Art der Medien für die Präsentation der Lerninhalte
am besten geeignet
ist. Die modernen Technologien ermöglichen einfache Vertonung der Texte
(text-to-speech
technologies), Anwendung von Videos, Podcasts und vieles mehr. Trotzdem
sollte man bei
einzelnen Aufgaben immer die konkreten Lernziele im Auge behalten und die
attraktiven neuen
Medien nicht übermäßig ansetzen. Dies kann einerseits zur übertriebenen
Anforderungen an
Software und Hardware führen, andererseits auch zur Ablenkung der
Lernenden.
1.2.4. Prinzip der Redundanz
Die Anwendung der audiovisuellen Lernhilfen wird unter anderem nach dem
Prinzip
der Redundanz geregelt. Bei Vermittlung der Lerninhalte ist immer zu
beachten, dass die
kognitiven Wahrnehmungsmöglichkeiten der Lernenden nicht überschätzt
werden. Das heißt,
dass man bei Kombination der Medien sehr vorsichtig vorgehen sollte, wie z.
B. bei den
Erklärungen mit Bild, Ton und Text. Sie können für die Lernenden sehr
hilfreich sein,
allerdings unter der Bedingung, dass die Lernhilfen nacheinander und im
angemessenen Tempo
gezeigt werden. Nur so können die Inhalte richtig kognitiv verarbeitet
werden und wir können
annehmen, dass die Mitteilungsabsicht verstanden wird.
1.2.5. Prinzip der Kohärenz
Auch das Prinzip der Kohärenz bezieht sich auf die Anwendung der Medien im
Sprachlernsoftware, diesmal auf deren Häufigkeit. Die grundlegende These
sagt, dass durch
Weglassen des unnötigen, „dekorativen“ Materials das Wesentliche
hervorgehoben wird und
damit die Aufmerksamkeit der Lernenden gelenkt wird. Alle Bilder, Videos
oder auffällige
grafische Gestaltungen, die nicht zum Beschleunigen des Lernens, sondern
zur reinen
Bespaßung dienen, sollten beseitigt werden (Vgl. Spiteller 2011:8).
1.2.6. Prinzip der Personalisierung
Jeder digitale Sprachkurs benutzt verschiedene Kommunikationsweisen, um
möglichst
viele Lernende persönlich anzusprechen. Genau für diese Optimierung und
zielführende
Interaktion zwischen den Lernenden und dem Computerprogramm ist das Prinzip
der
Personalisierung notwendig. Dazu gehört ein freundlicher Ton der
Informationsvermittlung
und des Feedbacks, Verwendung umgangssprachlicher Ausdrücke oder
persönlicher Stil. Bei
vielen Sprachlernsoftwares wird z. B. eine Tutoren-Figur integriert, die
den Lernenden
Anweisungen gibt und das „rote Faden“ des Sprachkurses bildet. Die
modernsten Programme
bieten sogar auch Live-Unterstützung mittels Chat oder Skype-Session mit
einem realen Tutor.
1.2.7. Prinzip der Segmentierung und Vorentlastung
Bei Planung und Aufbau der Lektionen stoßt man sehr oft an komplexere
Lernprobleme,
die einer umfangreichen Erklärung bedürfen. Derartige Herausforderungen
können mithilfe
von Segmentierung und/oder Vorentlastung des Lernstoffs effizient gelöst
werden. Dabei
handelt es sich um einen Vorgang, in dem der Stoff schrittweise in mehreren
Phasen präsentiert
wird. Die Einteilung des Lernstoffs in einzelnen Phasen muss jedoch mit
Rücksicht auf die
Zielgruppe und deren Lernfortschritt geplant werden, sodass die kognitive
Überforderung der Lernenden vorgebeugt werden kann. Sollte die Phasierung alleine nicht
ausreichen oder
überhaupt nicht möglich sein, kann man die Lerninhalte mit der
„Einführungslektion“
vorentlasten. Solche Einheit beinhaltet in der Regel Begriffsdefinitionen
oder Erklärung der
Vorgehensweisen und kann vor allem für Anfänger ohne Vorkenntnisse im
bestimmten Bereich
sehr nützlich sein.
1.2.8. Prinzip der Übung
Der Schwerpunkt dieses Prinzips liegt in der richtigen Auswahl des
optimalen
Übungsformats. Dazu ist die Kenntnis der kognitiven Lernprozesse notwendig:
Die relevanten
Informationen werden zuerst identifiziert, dann in das bereits vorhandene
Wissen eingeordnet
und schließlich wird das neu gewonnene Wissen bei Bedarf aus
Langzeitgedächtnis abgerufen.
Die Anwendung der geeigneten Übungen unterstützt die Effizienz dieses
Verarbeitungsprozesses. Bei Auswahl der Übungsformate sind folgende Aspekte
zu beachten:
Realitäts- und Lebensweltbezug, Anzahl der Übungen, Beispiele und Feedback
mit einer
passenden Erklärung.
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