Die ungleichen Karrierechancen von Frauen gegenüber Männern auf dem deutschen Arbeitsmarkt werden immer mehr an die breite Öffentlichkeit getragen und rücken somit ins Bewusstsein der wissenschaftspolitischen Diskussion. Ferner belegen aktuelle empirische Studien, dass in der Praxis immer noch eine stereotypische Unterteilung der Geschlechter vollzogen wird. Frauen verharren deswegen unter der „Gläsernen Decke“, und der Aufstieg in die oberste Führungsebene wird so erschwert und/oder verhindert. Die theoretischen Erklärungsansätze der beruflichen Diskriminierung der Frau sind vielfältig und reichen von patriarchalen Organisationsstrukturen bis hin zu verankerten Strukturen und Praktiken (informelle Netzwerke, Geschlechtsstereotypen, männliche Führungskultur) in der Organisationskultur.
Bisher ist Gegenstand der empirischen Ursachenforschung bezüglich der geschlechtsspezifischen Ungleichheiten in Organisationen meist der öffentliche und private Sektor. Jedoch stellt der Dritte Sektor mit einem weiblichen Beschäftigungsanteil von über 75 %, im Sozialwesen liegt der Anteil sogar bei 83 %, ein ebenso, wenn nicht sogar noch interessanteres Forschungsfeld dar. Denn auch hier sind Frauen in höheren Positionen verhältnismäßig zum überdurchschnittlich hohen weiblichen Beschäftigungsanteil selten vorzufinden.
Wenn man die Ergebnisse des Zentrums für Europäische Geschlechterstudien (ZEUGS-Studie) und des Forschungsprojektes „Frauen in der Abseitsfalle?“ (FiA) bezüglich der Geschlechterverhältnisse in Führungspositionen anhand des Dritten Sektors näher betrachtet, so stellt man fest, dass von über 400 befragten Nonprofit-Organisationen nur 37,6 % der Frauen ein Vorstandsamt bekleiden.
Um einen umfassenden Einblick in die Arbeitswelt des Nonprofit-Sektors zu erlangen und analysieren zu können, werden in dieser Masterarbeit die Spitzenverbände der Deutschen Wohlfahrtspflege beleuchtet, da ihnen eine relevante arbeitsmarktpolitische Größe zuteilwird. Denn von besonderer Relevanz ist, dass von 2,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des Dritten Sektors über 73 % (1,7 Millionen) in den Einrichtungen der Deutschen Wohlfahrtspflege tätig sind.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Empirische Bestandsaufnahme zur Beschäftigungssituation weiblicher Führungskräfte im Dritten Sektor
- 2.1 Arbeitsmarktpolitische Dimension des Dritten Sektors
- 2.2 Beschäftigungsstruktur im Dritten Sektor
- 2.3 Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen am Beispiel des Dritten Sektors
- 3. Theoretische Erklärungsansätze zur Unterrepräsentanz von weiblichen Führungskräften
- 3.1 Differenztheoretischer Ansatz
- 3.2 Interaktionsorientierter Ansatz
- 3.3 Betriebsbezogener Ansatz
- 3.4 Arbeitsmarktbezogener Ansatz
- 3.5 Umfeldbezogener Ansatz
- 3.6 Zusammenfassung und Begründung der Theoriewahl
- 4. Empirische Untersuchung zur Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen am Beispiel der Wohlfahrtsverbände
- 4.1 Methodische Vorgehensweise
- 4.1.1 Qualitatives Forschungsdesign
- 4.1.2 Aufbau der Expert_inneninterviews
- 4.1.3 Qualitative Auswertung der Daten
- 4.2 Ursachen der Unterrepräsentanz von weiblichen Führungskräften in der Deutschen Wohlfahrtspflege
- 4.2.1 Organisationsstruktur und -kultur
- 4.2.2 Netzwerkstrukturen
- 4.2.3 Geschlechtsstereotypische Anforderungen an eine Führungskraft
- 4.2.4 Klassisches Rollenverständnis der Frau als Hausfrau und Mutter
- 4.2.5 Familienplanung und -gründung
- 4.2.6 Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
- 4.2.7 Mangel an weiblichen als auch männlichen Vorbildern
- 4.2.8 Fehlende Kontroll- und Steuermechanismen im Hinblick auf Stellenbesetzungsprozesse von Führungspositionen
- 4.3 Auswertung der Ursachenanalyse hinsichtlich der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen
- 4.3.1 Männlich konnotiertes Bild einer Führungskraft auf Grundlage des klassischen Rollenverständnisses der Arbeitsteilung
- 4.3.2 Ausschluss von beruflichen Netzwerken aufgrund patriarchaler Organisationsstrukturen
- 4.3.3 Fehlende Steuer- und Kontrollmechanismen zur Gewährleistung einer geschlechtsneutralen Besetzung von Führungspositionen im Dritten Sektor
- 4.1 Methodische Vorgehensweise
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen im Dritten Sektor. Ziel ist es, die Ursachen für diese Ungleichheit zu analysieren und Lösungsansätze aufzuzeigen. Die Arbeit stützt sich auf empirische Daten und verschiedene theoretische Ansätze.
- Untersuchung der Beschäftigungssituation weiblicher Führungskräfte im Dritten Sektor
- Analyse theoretischer Erklärungsansätze für die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen
- Empirische Untersuchung anhand von Expert_inneninterviews in Wohlfahrtsverbänden
- Identifizierung von Ursachen für die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen
- Entwicklung von Lösungsansätzen zur Förderung von Frauen in Führungspositionen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die Arbeitsmarktpolitische Dimension des Dritten Sektors und analysiert die Beschäftigungsstruktur im Hinblick auf den Anteil von Frauen in Führungspositionen. Kapitel 3 präsentiert verschiedene theoretische Erklärungsansätze für die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen, wie den Differenztheoretischen, Interaktionsorientierten, Betriebsbezogenen, Arbeitsmarktbezogenen und Umfeldbezogenen Ansatz. Kapitel 4 fokussiert auf die empirische Untersuchung, wobei die methodische Vorgehensweise der qualitativen Forschung erläutert und die Ergebnisse der Expert_inneninterviews ausgewertet werden. Dieses Kapitel analysiert die Ursachen für die Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen im Kontext der Wohlfahrtsverbände, wobei Faktoren wie Organisationsstruktur, Netzwerkstrukturen, Geschlechtsstereotypen, traditionelle Rollenbilder, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie die fehlende Präsenz von weiblichen und männlichen Vorbildern beleuchtet werden. Die Ergebnisse werden anhand der Ergebnisse der Ursachenanalyse hinsichtlich der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche Gender, Führung, Unterrepräsentanz, Frauen in Führungspositionen, Dritter Sektor, Wohlfahrtsverbände, empirische Forschung, qualitative Forschung, Expert_inneninterviews, Organisationskultur, Netzwerkstrukturen, Geschlechtsstereotypen, Rollenbilder, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, Steuerungsmechanismen.
- Arbeit zitieren
- Mandy Baumgärtner (Autor:in), 2018, Warum sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert? Eine Ursachenanalyse am Beispiel des Dritten Sektors, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424834