Hermeneutik. Definition, Sozialforschung, Theorie-Praxis-Bezug und Kritik


Trabajo Escrito, 2005

20 Páginas, Calificación: 1,5


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die zentralen Begriffserklärungen
2.1. Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik
2.2. Das Verstehen als Methode – Hermeneutik

3. Die qualitative Sozialforschung
3.1. Die Entwicklung der qualitativen Sozialforschung
3.2. Die Theoretischen Konzepte qualitativer Forschung
3.2.1. Das Forschungsprogramm subjektiver Theorien
3.2.2. Die Objektive Hermeneutik
3.2.3. Die Grounded Theory
3.3. Die Methoden

4. Der Theorie-Praxis-Bezug
4.1. Der Bezug von qualitativer Forschung zu praktischem Handeln
4.2. Das Fallverstehen – Kasuistik

5. Die kritischen Stimmen zur qualitativen Sozialforschung
5.1. Die Probleme, die Kritiker sehen
5.2. Die Diskussion der Kontroverse

6. Das Schlusswort

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Hausarbeit ist im Rahmen des Seminars „Probleme pädagogischer Wissenschaftstheorie“ entstanden. In diesem Seminar wurden die verschiedenen Auffassungen von Wissenschaft und deren Problematiken behandelt. Im Vordergrund der Diskussion standen die Fragen: Was ist eine Theorie und was ist Wissenschaft?, Was ist die Sprache und Logik von Wissenschaft? und Wie gelangen Wissenschaftler zu Erkenntnis? Letztere Fragestellung ist zugleich Thema dieser Arbeit, wobei diese auf die Geisteswissenschaftliche Pädagogik bezogen wird. Das heißt: Wie gelangen geisteswissenschaftliche Pädagogen zu ihrer Erkenntnis?

Zum Verständnis dessen, soll vorerst der Seminarkontext hergestellt werden, um einen Überblick über die Problematik zu bekommen.

Der Begriff „Theorie“ ist im alltäglichen Sprachgebrauch negativ besetzt. Der „Theorie“ wird idealistisches und Verlust des Realitätsbezugs vorgeworfen. Im ursprünglichen Wortsinn bedeutet „Theorie“ Schauen oder Schaubühne. Somit scheint die Bedeutung des Wortes im passiven Handeln zu liegen. Der Theoretiker wird zum Beobachter der Praxis und seine Aufgabe liegt in der Bewertung und Interpretation des Beobachteten.

Wenn wir von „Wissenschaft“ sprechen, dann meinen wir das Beobachten von Problemen und das Suchen nach entsprechenden Lösungen. Aus den gefundenen Problemlösungen ergeben sich oftmals weitere Probleme. Und somit beschränkt sich Wissenschaft immer auf einen bestimmten, klar definierten Bereich, d.h. die Art der Tätigkeit wird genau beschrieben.

Diese Beschreibung der Tätigkeit erfolgt durch die Sprache. Die sprachlichen Tätigkeiten, wie Bewertung, Analyse und Argumentation sollen dem Anspruch der Wahrheit genügen. Sprachen werden in Bezug auf ihren Kontext in Bildungssprache, Fachsprache, Wissenschaftssprache, Formalsprache, Umgangssprache u.v.a. unterschieden. Da es im Gebrauch von Sprachen zu Missverständnissen kommen kann, müssen Relationen gesetzt werden. Denn, wenn ich sage: „Das Haus ist klein!“ ist es eine Ermessensfrage. Entscheidend ist, zu welchem anderen Haus, dieses Haus klein ist. Ebenso entscheidend ist die Frage nach synthetischen Sätzen und analytischen Sätzen. „Logik“ und „Sprache“ sind Werkzeuge von Wissenschaft.

Wie Wissenschaftler zu Wissen und Erkenntnissen gelangen ist die Frage nach der Methodologie und der Erkenntnistheorie.

Für den Erwerb von Wissen ist eine fundierte Forschung notwendig. Aufgrund dessen, dass die Erziehungswissenschaft ein eigenes Interessengebiet bedient, braucht sie auch eine eigene Forschung, eben weil die Erziehungswissenschaft ihr Wissen nicht nur aus anderen Wissenschaften importieren kann (vgl. Tenorth/Lüders, in: Lenzen 1994, S. 519). Um eigene Interessen und Positionen darstellen zu können, ist es hilfreich „seine Schlußfolgerungen und Forderungen auf wissenschaftlich erzeugten und gut geprüften Daten basieren“ zu lassen (Tenorth/Lüders, in: Lenzen 1994, S.520). Heute wird in diesem Zusammenhang vielfach der Begriff „Wirkungsforschung“ verwendet. Das Plädoyer von TENORTH/LÜDERS lautet daher: „Die Beherrschung und Kenntnis von Forschungsverfahren sind also unverzichtbare Bestandteile einer wissenschaftlich fundierten pädagogischen Handlungskompetenz“ (ders.). Es ist also notwendig ein Verständnis von Forschungsmethoden zu haben.

Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik stützt sich in ihrer Forschung auf die qualitative Sozialforschung mit dem Verstehen als Methode – der Hermeneutik.

Aufgabe dieser Arbeit ist es, das Konzept der hermeneutisch-qualitativen Sozialforschung und die Frage: „Kann eine Erziehungswissenschaft, die das Konzept einer hermeneutisch-qualitativen Sozialforschung verwendet, praktisches Handeln in pädagogischen Situationen verlässlich leiten“ zu erörtern.

Im wesentlichen beziehen wir uns auf die These von KÖNIG/ZEDLER und deren These, dass das „Kriterium von Wissenschaftlichkeit nicht in der Erkenntnis der Wirklichkeit liegt, … (sondern) Wissenschaftlichkeit auf praktisches Handeln zu beziehen“ ist (König/Zedler 1998, S.93).

Bevor diese These von uns beurteilt wird, werden wir im ersten Hauptteil die Geisteswissenschaftliche Pädagogik und die Hermeneutik als Methode sowie die theoretischen Konzepte erläutern. Im zweiten Hauptteil setzten wir uns mit der Kontroverse über die qualitative Sozialforschung auseinander indem wir das Theorie-Praxis-Verhältnis mit einbeziehen. Im Schlussteil dieser Arbeit setzten wir uns kritisch mit der aufgeworfenen Frage, „kann eine Erziehungswissenschaft, die das Konzept einer hermeneutisch-qualitativen Sozialforschung verwendet, praktisches Handeln in pädagogischen Situationen verlässlich leiten“ auseinander.

2. Die zentralen Begriffserklärungen

2.1. Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik

Im „Pädagogischen Grundwissen“ von Herbert GUDJONS wird im Kapitel „Geisteswissenschaftliche Pädagogik“ geklärt, was unter Geisteswissenschaftliche Pädagogik verstanden wird. Die Geisteswissenschaftliche Pädagogik beeinflusst Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg bis in die 60er Jahre. Unterbrochen wurde dieser zeitliche Rahmen von dem Nationalsozialismus. GUDJONS sieht die Anfänge der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik vor allem bei Wilhelm DILTHEY (1833-1911). DILTHEY grenzt sich gegen die Naturwissenschaften ab, denn „das methologische Muster der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik ist das Verstehen des Sinnes und der Bedeutung menschlichen Handelns“ (Gudjons, S.31). Hierin erklärt sich das sich DILTHEY von den Naturwissenschaften abgrenzt, denn „die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir“ (Dilthey, zit. n. Gudjons, S.31).

Im „Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit“ von STIMMER ist Geisteswissenschaftliche Pädagogik „jede Pädagogik, die Erziehung und Bildung als geistig-kulturelles und historisches Phänomen bewertet und zu klären sucht“ (Stimmer 2000, S. 254).

Die nachfolgende Generation der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik war geprägt von Hermann NOHL (1879-1960), Theodor LITT (1880-1962), Eduard SPRANGER (1882-1963), Wilhelm FLITNER (1889-1990) und Erich WENIGER (1894-1961). Trotz verschiedener Konzepte der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik ist ihnen „das Selbstverständnis als Kultur- und Bildungswissenschaft und der methodische Vorgang der Hermeneutik und des Verstehens“ gemein (Stimmer 2000, S.254).

Grundlegend für die Geisteswissenschaftliche Pädagogik ist nach GUDJONS das „Primat der Praxis vor der Theorie“, d.h. die Praxis liegt vor der Theorie. Nach WULF ist Pädagogik eine „Theorie einer historisch-gesellschaftlichen Praxis im Dienste dieser Praxis“ (zit. n. Gudjons 2001, S. 31), die auch zur Verbesserung dieser Praxis führen sollte. WULF richtet den Anspruch der Erziehung auf die historisch-systematische Analyse, denn „aus einer historischen Analyse der Erziehungswirklichkeit sollen sich … die Strukturelemente der Gegenwart ergeben, die für die Gegenwart und die Zukunft relevant sind“ (zit. n. Gudjons 2001, S.32). Somit waren vorerst historische Dokumente der Gegenstand der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik.

Im Kapitel „Geisteswissenschaftliche Pädagogik“ der „Theorien der Erziehungswissenschaft“ von KÖNIG/ZEDLER, die sich an das Buch „Die pädagogische Bewegung in Deutschland und ihre Theorie“ von Hermann NOHL halten, werden fünf Hauptthesen der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik herausgearbeitet. Erstens: der Ausgangspunkt für die pädagogische Theorie ist die Erziehungswirklichkeit. Zweitens: die Erziehungswirklichkeit wird als „sinnvolles Ganzes“ verstanden. Drittens: Die Aufgabe der Pädagogik als einer „hermeneutischen Disziplin“ ist es, die Bedeutung der Erziehungswirklichkeit zu erfassen. Viertens: Die Erziehungswirklichkeit ist das Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung. Und fünftens: Aus der historischen Betrachtung der Erziehungswirklichkeit werden Entwicklungsmöglichkeiten und Bildungsideale deutlich.

Nach STIMMER im „Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit“ wird die Geisteswissenschaftliche Pädagogik vor allem von der kritisch-emanzipatorischen Pädagogik kritisiert und zurückgewiesen. Dabei erweisen sich folgende vier Kritikpunkte als maßgeblich. Erstens konnte der Diktatur des Nationalsozialismus nicht entgegengetreten werden. Zweitens blieb die Geisteswissenschaftliche Pädagogik politisch wirkungslos. Drittens erwies sich die Geisteswissenschaftliche Pädagogik als empirisch mangelhaft und viertens war diese auf reine Ideengeschichte beschränkt. In der Gegenwart wird den Konzepten der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik erneutes Interesse entgegengebracht (vgl. Stimmer 2000, S. 254).

Die zentrale Methode der Geisteswissenschaftlichen Pädagogik ist die Hermeneutik.

2.2. Das Verstehen als Methode – Hermeneutik

In STIMMER´s „Lexikon der Sozialpädagogik und der Sozialarbeit“ findet sich folgende Definition: „Die Hermeneutik ist die Kunst und Lehre der Auslegung von Texten und anderen Kulturäußerungen … Als Aufgaben werden genannt: die interpretative Erklärung von Grundbegriffen; Verstehen eines Textes unter Berücksichtigung der Situation, Motivation, Intension und des historischen Kontextes eines Verfassers; Erfassung einer überhistorischen Wahrheit eines Textes; Ermittlung des Textsinnes für den Interpreten und seine Zeit; Berücksichtigung der Subjekt-Objekt-Dialektik …“

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Final del extracto de 20 páginas

Detalles

Título
Hermeneutik. Definition, Sozialforschung, Theorie-Praxis-Bezug und Kritik
Universidad
University of Lüneburg
Calificación
1,5
Autor
Año
2005
Páginas
20
No. de catálogo
V42589
ISBN (Ebook)
9783638405874
Tamaño de fichero
559 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Hermeneutik
Citar trabajo
Janine Kempin (Autor), 2005, Hermeneutik. Definition, Sozialforschung, Theorie-Praxis-Bezug und Kritik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42589

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