Diese Arbeit setzt sich mit der Thematik der Angst im „Fortunatus“ näher auseinander. Die Fragen, mit denen sich diese Arbeit beschäftigen wird, lauten: Welche Arten von Angst gibt es im „Fortunatus“? Welche Funktion hat Angst im „Fortunatus“?
Da Angst ein allgemeiner und weitläufiger Begriff ist, wird zuerst der Versuch unternommen, die Angst zu klassifizieren. Als nächstes wird der Text hinsichtlich der vorgenommenen Klassifikation analysiert und im darauffolgenden Kapitel wird der Versuch unternommen, die Funktion der Angst im „Fortunatus“ zu bestimmen. Zum Schluss werden die Ergebnisse kurz zusammengefasst.
Das erste Werk, in welchem Angst so viel Platz wie in keinem anderen mittelalterlichen literarischen Werk einnimmt, ist das im Jahre 1509 in Augsburg erschienene Roman „Fortunatus“, dessen Verfasser bis heute unbekannt ist. „Fortunatus“ ist in vielerlei Hinsicht eine Innovation der mittelalterlichen Literatur. Es gibt hier keinen adligen furchtlosen Krieger oder Helden, der Feinde bekämpft und sich seine Geliebte aus der Ferne holt, wie wir das aus den meisten mittelalterlichen literarischen Werken kennen. Fortunatus ist ein Bürgerlicher, der aus finanzieller Not seine Familie verlässt und später in der Erzählung der Jungfrau des Glücks begegnet, die ihm ein Säckel, welches immer voller Geld ist, schenkt. Der erste Teil handelt vom finanziellen und sozialen Aufstieg Fortunatus´ und von seinen Reisen. Im zweiten Teil wird der Untergang seiner Söhne dargestellt, die im Gegenteil zu ihrem Vater den Umgang mit Geld nie gelernt haben. „Fortunatus“ schildert nicht idealistisch, sondern realistisch die Welt des späten 15. Jahrhunderts. Im Mittelpunkt des Romans stehen also nicht Heldentum, Ehre, Minne und Mut. Vielmehr sind Geld, Gier, und Welterkundung zentrale Themen des Romans. Dabei spielt Angst eine große Rolle.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Furcht, Angst und Angststörung
- 2.1. Furcht
- 2.2. Angst
- 2.3. Angststörung
- 2.4. Ängstlichkeit
- 2.5. Schreck
- 3. Angst im „Fortunatus“
- 3.1. Fortunatus und die Angst
- 3.2. Andolosia und die Angst
- 3.3. Ampedo und die Angst
- 4. Funktion der Angst im „Fortunatus“
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung und Funktion von Angst im spätmittelalterlichen Roman „Fortunatus“. Sie analysiert verschiedene Arten von Angst, wie sie im Text vorkommen, und erforscht deren Rolle innerhalb der Erzählung. Die Arbeit geht der Frage nach, welche Bedeutung die Angst für die Charaktere und die Handlung des Romans hat.
- Klassifizierung von Angst im „Fortunatus“
- Analyse der verschiedenen Angsttypen im Roman
- Die Funktion von Angst als narratives Element
- Der Einfluss von Angst auf Charaktere und Handlung
- „Fortunatus“ als Beispiel für eine realistische Darstellung des Mittelalters
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Darstellung und Funktion von Angst im Roman „Fortunatus“ vor und ordnet diesen Roman in den Kontext der mittelalterlichen Literatur ein. Im Gegensatz zu den meisten Werken des frühen Mittelalters, in denen Angst als negative Eigenschaft dargestellt wird, nimmt die Angst in „Fortunatus“ eine zentrale Rolle ein. Der Roman, dessen Autor unbekannt ist, wird als Innovation der mittelalterlichen Literatur beschrieben, da er einen bürgerlichen Protagonisten zeigt, im Gegensatz zu den üblichen adligen Helden, und realistische statt idealistische Aspekte des späten 15. Jahrhunderts beleuchtet. Das besondere Augenmerk liegt auf dem ungewöhnlichen Umfang der Angstthematik im Vergleich zu anderen mittelalterlichen Werken.
2. Furcht, Angst und Angststörung: Dieses Kapitel liefert eine differenzierte Klassifizierung von Furcht und Angst. Es differenziert zwischen Furcht als Reaktion auf eine aktuelle, konkrete Gefahr ("Realangst") und Angst als Reaktion auf eine zukünftige, unspezifische Bedrohung. Es beschreibt die physiologischen Prozesse, die bei Furcht und Angst ablaufen und erläutert den Unterschied zwischen "normaler Angst" (Realangst und Vitalangst) und "pathologischer Angst" (Angststörungen). Die Unterscheidung verschiedener Angsttypen bildet die Grundlage für die anschließende Analyse des Romans „Fortunatus“.
Schlüsselwörter
Angst, Furcht, Angststörung, Mittelalter, „Fortunatus“, Literaturanalyse, Narratologie, Realismus, bürgerlicher Protagonist, spätmittelalterliche Literatur.
Häufig gestellte Fragen zu „Fortunatus“ und der Darstellung von Angst
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Darstellung und Funktion von Angst im spätmittelalterlichen Roman „Fortunatus“. Sie untersucht verschiedene Arten von Angst im Text und deren Rolle innerhalb der Erzählung, wobei die Bedeutung der Angst für Charaktere und Handlung im Fokus steht.
Welche Arten von Angst werden unterschieden?
Die Arbeit unterscheidet zwischen Furcht als Reaktion auf konkrete Gefahr („Realangst“) und Angst als Reaktion auf zukünftige, unspezifische Bedrohungen. Sie beschreibt auch den Unterschied zwischen „normaler Angst“ (Realangst und Vitalangst) und „pathologischer Angst“ (Angststörungen) und bezieht diese Unterscheidung auf die Analyse von „Fortunatus“.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Klassifizierung von Angst im „Fortunatus“, der Analyse verschiedener Angsttypen im Roman, der Funktion von Angst als narratives Element, dem Einfluss von Angst auf Charaktere und Handlung und der Einordnung des Romans in den Kontext der mittelalterlichen Literatur, insbesondere im Hinblick auf seinen Realismus und die Darstellung eines bürgerlichen Protagonisten.
Wie ist der Aufbau der Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Furcht, Angst und Angststörung, Angst im „Fortunatus“ (mit Unterkapiteln zu Fortunatus, Andolosia und Ampedo), Funktion der Angst im „Fortunatus“ und Zusammenfassung. Die Einleitung stellt die Forschungsfrage vor und ordnet „Fortunatus“ in den Kontext der mittelalterlichen Literatur ein. Kapitel 2 liefert eine theoretische Grundlage zur Unterscheidung von Angsttypen. Kapitel 3 analysiert die Darstellung von Angst bei verschiedenen Charakteren. Kapitel 4 untersucht die narrative Funktion der Angst. Kapitel 5 fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Bedeutung hat „Fortunatus“ im Kontext der mittelalterlichen Literatur?
„Fortunatus“ wird als innovativ in der mittelalterlichen Literatur beschrieben, da er im Gegensatz zu den üblichen adligen Helden einen bürgerlichen Protagonisten zeigt und realistische Aspekte des späten 15. Jahrhunderts beleuchtet. Besonders hervorgehoben wird der ungewöhnliche Umfang der Angstthematik im Vergleich zu anderen mittelalterlichen Werken.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Angst, Furcht, Angststörung, Mittelalter, „Fortunatus“, Literaturanalyse, Narratologie, Realismus, bürgerlicher Protagonist, spätmittelalterliche Literatur.
- Citation du texte
- Helena Trosin-Kotjaj (Auteur), 2015, Arten und Funktionen von Angst im "Fortunatus", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428944