Die Rede von Gott bei al-Kindī unter Berücksichtigung seines Werkes "Die erste Philosophie"


Dossier / Travail, 2018

18 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2 Der Philosoph Al-Kindî
2.1. Das Werk „die erste Philosophie“

3. Die ersten Schritte der Araber in die griechische Philosophie

4. Aristoteles und al-Kindî im Vergleich

5. Gottesvorstellung von al-Kindî

6. Schlussbetrachtung

Literaturangabe

1. Vorwort

Die Klärung des Gottesbegriffes, oder auch die Rede von Gott ist eine Frage, womit man sich über Jahrhunderte beschäftigt hat. Sofern wir von Theologie sprechen, müssen wir eine Begriffserklärung vornehmen: Der Begriff Theologie stammt von dem griechischen Wort theo-logia, das so viel bedeutet wie „Rede von Gott“. Dementsprechend ist die Rede von Theologie, ohne Rede Gottes ausdrucklos. Die Frage nach Gott bringt enorme Sinnfragen des Lebens mit sich und die Ermittlungen nach dem Sinn des eigenen Daseins, hat die Menschheit in Bewegung gehalten. Die Frage nach dem Gottesbild und dem Menschenbild haben in der Theologie immer eine Beantwortung gesucht. In einer Ausarbeitung „Glauben und Verstehen“ beschäftigt sich Rudolf Bultmann mit der Frage, ob man von Gott reden sollte und kommt auf das Ergebnis, dass es notwendig ist, doch ob es sinnvoll und gerechtfertigt ist, ist jedem selbst überlassen. So ist also Gott der Gegenstand jeder Theologie und dementsprechend auch der islamischen Theologie. Der Mensch ist aufgefordert eigenhändig eine Antwort zu suchen. Die Rede von Gott war auch in der Geschichte der Grund für die Spaltungen der Religionen. Alle Religionsgruppen versuchten eine eigene Erkenntnis zu begründen, dass das einzig Wahre und Fehlerfreie vertreten sollte. Das Reden von Gott, Sinn des Seins und der Welt hat schon alle Religionsgruppen beschäftigt. Die Erkenntnis von Gott zu reden, ist eine persönliche, eigene und zeitbezogene Beantwortung, die mit individuellen Biografien und Sozialisationen zusammenhängt. Rudolf Bultmann zufolge kann man nur „von“ Gott reden, nicht „über“ Gott, somit klärt er die Frage nach dem „Wie?“ ab.1 Er bezeichnet die Rede über Gott, als ein sinnloses Reden, denn sofern man über etwas redet, stellt man sich unvermeidlich außerhalb dieses Gegenstandes und wenn man außerhalb dieses Gegenstandes ist, entfaltet man Erfindungen, wie dieses Gegenüber aussieht. So sieht man Gott nur noch als ein Objekt des subjektiven Denkens. Nach Bultmann ist Gott kein Objekt und mit der Rede über Gott, ist eine Erkenntnis nicht möglich. Der Islam kennt 99 Gottesnamen und nach einer Quelle muss der Mensch den Hundertsten selber entdecken.

Der Koran lehrt an vielen Stellen, dass die „Rede Gottes“ absolut ist und die Frage der Mihna, ob die „Rede Gottes“ ewig oder erschaffen ist, beschäftigte die abbasidische Gesellschaft enorm. So waren Kalifen wie al-Ma’mün, der Auffassung, dass die griechische Wissenschaft die Frage beantworten und der Schlüssel zur Erkenntnis sein kann. Daher wurden an vielen Schulen und Städten griechische Werke ins Arabische übertragen, unteranderem von Al-Kindî. Alle Gattungen wie die Naturwissenschaft, Philosophie, Medizin und Physik wurden gleichermaßen vornehmlich bemerkt und übersetzt. Eine interessante Fragestellung ist, inwieweit die griechische Philosophie die islamische Gesellschaft beeinflusst hat. Griechische Werke kamen mit der Gründung des „Haus der Weisheit“ ungefähr im 9. Jahrhundert in die arabische Welt. Schriften von Aristoteles und Platon haben aus dem Grund eine hohe Stellung in der Entstehungsphase der islamischen Weltanschauung, da ihre Werke von muslimischen Gelehrten übersetzt, aufgegriffen und weitergedacht wurden.

Die vorliegende Ausarbeitung befasst sich konkret mit der Gottesvorstellung oder mit dem Gottesbegriff von al-Kindî, einer der wichtigsten Personen der islamischen Philosophie, hierbei werden zuerst einige nützliche Informationen über den Philosophen gegeben. Demzufolge wird sein bekanntestes Werk „Die erste Philosophie“ genauer in Betracht gezogen. Das Werk wurde 1950 von M. Abü Rida in Kairo zusammengetragen und veröffentlicht. Eine deutsche Übersetzung finden wir von Anna Akasoy. In Folge dessen wird ein Einblick auf den Einfluss der griechischen Philosophie im 10. Jahrhundert gegeben, damit wir die Gedankengänge des Philosophen und seine zeitgenössische Gesellschaft besser nachvollziehen können. Daraufhin wird ein Vergleich zwischen Aristoteles und Al-Kindî gemacht, damit seine Disziplin bekannt wird. Abschließend wird eine Analyse vorgenommen, die auch das Hauptthema definiert und zwar die Rede von Gott bei al-Kindî. Im Einzelnen werden auch in den Abschnitten Erklärungen der Metaphysik gegeben, da der Philosoph auch mit jener Betrachtung sich entwickelt hat. Ziel dieser Ausarbeitung ist, die Gottesvorstellung des Philosophen zu erfassen, jedoch ist auch wichtig zu erwähnen, dass viele Fragen in meiner Ausarbeitung offenbleiben, da über eine Persönlichkeit berichtet wird, die einer der ersten arabischen Philosophen darstellt und eine sehr ausgiebige Anzahl an Ausarbeitungen in vielen verschiedenen Bereichen erfolgreich abgeleistet hat.

2. Der Philosoph Al-Kindi

Abü Yüsuf Ya'qüb ibn Ishaq al-Kindî (ungefähr 800-870) war der erste islamische Philosoph, Enzyklopädist, Arzt und Naturwissenschaftler. Er war ursprünglich in Südarabien beheimatet und hat sich im Laufe seines Lebens in ganz Arabien befunden. Über sein genaues Geburtsjahr haben wir genau so wenige Informationen, wie über seine ganze Biographie, da die arabischen Biographien dominierend Wert auf die Lehre und Ausbildung der einzelnen Personen legten. Doch man spricht von ungefähr um das 800 Jahrhundert herum. Er war der erste Denker, der die griechische Philosophie im islamischen Raum aufgerufen hat. Seine Werke decken die Bereiche der Philosophie, Logik, Theologie, Astronomie, Astrologie und Geometrie ab. Er arbeitete mit einer Gruppe von griechisch-arabischen Übersetzern zusammen, um zu demonstrieren, dass sich die Grundsätze der griechischen Philosophie mit jener der islamischen Denkweise im Einklang sind. Grätzel und Kreiner zufolge, trug er dazu bei, dass eine neue philosophische Fachsprache unter den Arabern, unzwar die griechische Sprache, entstehen konnte.2 Zu seinen Schriften gehört das Werk „Erste Philosophie“, das einer seiner wichtigsten Werke zur Metaphysik darstellt. Es werden Themen, wie die Einfachheit und Unbeschreiblichkeit Gottes und die Beschaffenheit der Welt näher erläutert. Al-Kindî wird als „Enzyklopädiker“ beschrieben und gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten unter den arabischen Philosophen und Gelehrten. Im Fihrist von an-Nadim, was später von Gustav Flügel übersetzt worden ist, sind von 300 Werken nur 21 mit theoretischer Philosophie al-Kindîs aufgenommen, und es bietet eine eindrucksvolle Bestätigung von al-Kindîs gebildetem Schaffen. Eine enorm wichtige Frage unter den Orientalisten war, in welche Kategorie der mittelalterliche Gelehrte al-Kindî einzuordnen ist: „So lassen sich die Grundzüge seiner Biographie aus Quellen erschließen, die Orientalisten bereits im 19. Jahrhundert bekannt waren.“3 Die Kategorien wurden durch bestimmte Texte aufgenommen, wie beispielsweise die Aufsätze über die Klassen der Nationen, die Geschichte der Gelehrten und Informationsquellen zu den Klassen der Ärzte von verschiedenen Autoren. Die große Vielfalt der verschiedenen Wissenschaften wie die Mathematik, Medizin, Ethik, Physik, Astrologie und Philosophie, kamen durch Neugier al-Kindîs zustande. Er widmete seine philosophischen Ausarbeitungen und seine Traktate an bestimmte Kalifen. So bestätigt sich auch die These, dass der Philosoph einen engen Kontakt zum Kalifenhof pflegte: “Ibn Abi Usaibi‘a spricht beispielsweise lediglich davon, al-Kindî habe eine hohe Stellung (‘azîm al-manzila) bei al-Ma‘mün, al-Mu‘tasim und dessen Sohn Ahmad gehabt.“4 Außerdem war sein Vater Stadthalter im heutigen Kufa. Schon die Bezeichnung „Philosoph der Araber“ weist darauf hin, dass er in dem entsprechenden Milieu tätig war. „Dass die Bezeichnung auch heute noch für ihn verwendet wird, hängt unter anderem damit zusammen, dass die meisten anderen auf Arabisch schreibenden Philosophen des Mittelalters von Weltrang wie al-Farabî [...] in deren Schatten al-Kindî seit jeher steht, nicht arabischer, sondern zentralasiatischer Herkunft waren.“5

2.1. Das Werk „die erste Philosophie“

Al-Kindî‘s meist angesehenes philosophisches Werk, „die Erste Philosophie“, besteht aus vier Abschnitten, diese wurden 1950 von Abü Rìda zusammengetragen und veröffentlicht. Der Text ist nicht vollständig überliefert, jedoch kann behauptet werden, dass die Grundthese und grundlegende Position des Philosophen bemerkbar ist. Das Werk ist gewidmet an den abbasidischen Kalifen al-Mu‘tasim, der zwischen 834-842 regiert hat. So kann man auch ungefähr erschließen, wann das Werk erschienen ist. Die Argumentationsweise, die er in seinem Werk benutzt, definiert Peter Adamson als „axiomatisch“, ähnlich wie beispielsweise bei Philoponus. Es beinhaltet Themen wie Auseinandersetzung mit der griechischen Philosophie, Aufforderungen jene zu studieren, Ewigkeit der Welt und Gott als der wahre Eine. Das Werk akzentuiert die Einsheit und Einzigartigkeit Gottes, jedoch wird hier ein Unterschied zwischen sinnlicher und intellektueller Wahrnehmung gemacht. Überdies beschäftigt sich der Philosoph in seiner Ausarbeitung mit der ersten Wahrheit oder der ersten Ursache. Zudem wird bei der Auseinandersetzung der ersten Philosophie auf die Auslegung der aristotelischen Metaphysik näher eingegangen. Nach Anna Akasoy, Übersetzerin und Überarbeiterin des Werkes, liegt die Betonung bei der philosophischen Ausarbeitung auf Einheit und Ewigkeit Gottes.6 Moderne Leser sind in der Bewertung der philosophischen Qualität des Werkes gespalten. Der Grund ist beispielsweise die Tendenz zur Wiederholung bestimmter Gedankenzüge. Zudem macht der Philosoph viele Aspekte nicht deutlich, weshalb man seine Überlieferungen als unvollständig betrachtet.7 Nun werden die einzelnen Abschnitte erläutert; der erste Abschnitt beginnt typischerweise mit einer Anrede zum Kalifen, woraufhin die Philosophie definiert: “ [...], die höchste der menschlichen Künste, als Wissen um die Wahrheit der Dinge, soweit es dem Menschen möglich ist."8 Kindl zufolge ist die Philosophie eine Notwendigkeit, um nach dem Wahren zu handeln. Ob hier jedoch „der erste Wahre“ oder „das erste Wahre“ gemeint ist, können wir aus dem arabischen Text nicht entnehmen, jedoch entdecken wir gegen Ende der Schrift Hinweise auf Gott als Schöpfer. Die erste Ursache wird bei al-Kindî überzeitlich und am erhabensten betrachtet. Wie Aristoteles in der Physik dargelegt hat, fährt al-Kindî mit der Vier- Ursachen-Lehre fort. Die vier grundlegenden Fragen versucht der Philosoph in seiner Ausarbeitung zu bearbeiten. „Mit diesen Ursachen verbunden sind- wie bei Aristoteles in der Physik- vier grundlegende wissenschaftliche Fragen: „ob“ fragt nach dem Sein, „was“ nach der Gattung, „welches“ nach der spezifischen Differenz und „warum“ nach der Zweckursache.“9 Um seine Argumente zu untermauern, benutzt der Philosoph Erkenntnisse aus der Metaphysik. Im ersten Abschnitt werden viele Zeitgenossen erwähnt und kritisiert, dies deutet darauf hin, dass seine Disziplin und seine philosophische Aktivität auf Widerstand stießen. Al-Kindî verteidigt seine Philosophie in seinem Werk mit dem Argument, dass das Wissen die Einheit, die Gottheit und die Tugend beinhaltet. Akasoy zufolge sind diese Aussagen weit weg von den Gedankenzügen der antiken griechischen Philosophie. Dementsprechend sind seine Aussagen die eines populären monotheistischen Philosophens gleich.10 Im Weiteren versucht der Philosoph sich und seine Disziplin zu verteidigen. Wer die Gegner al- Kindîs sind, kann nicht eindeutig bestimmt werden. Peter Adamson vertritt die Meinung, dass es sich hier um die Traditionalisten handelt.11

[...]


1 Bultmann, Rudolf: Glauben und Verstehen. Welchen Sinn hat es, von Gott zu reden? Tübingen, 1933. S, 18.

2 Grätzel, S., Kreiner A.: Religionsphilosophie. Lehrbuch Philosophie. Stuttgart, Weimer, 1999. S, 213.

3 Al -Kindî: Die erste Philosophie: Arabisch- Deutsch, übersetzt und herausgegeben von Akasoy, Anna, Freiburg im Breisgau, 2011. S, 15.

4 Al -Kindi: Die erste Philosophie: Arabisch- Deutsch, übersetzt und herausgegeben von Akasoy, Anna, Freiburg im Breisgau, 2011. S, 16.

5 Ebd. S, 12.

6 Al -Kindî: Die erste Philosophie: Arabisch- Deutsch, übersetzt und herausgegeben von Akasoy, Anna, Freiburg im Breisgau, 2011. S, 8.

7 Ebd. S, 36.

8 Ebd. S, 37.

9 Ebd. S, 39.

10 Ebd. S, 40.

11 Adamson, Peter: Al-Kindî. Oxford, 2007. S, 22.

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Die Rede von Gott bei al-Kindī unter Berücksichtigung seines Werkes "Die erste Philosophie"
Université
University of Münster  (Philologisches Fakultät)
Cours
Islamische Philosophie
Note
1,0
Auteur
Année
2018
Pages
18
N° de catalogue
V434391
ISBN (ebook)
9783668756991
ISBN (Livre)
9783668757004
Taille d'un fichier
686 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kindi, Islamische Philosophie
Citation du texte
Arife Deveci (Auteur), 2018, Die Rede von Gott bei al-Kindī unter Berücksichtigung seines Werkes "Die erste Philosophie", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434391

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