Methodischer Ansatz zur Bestimmung des betriebswirtschaftlichen Nutzens von Sportvereinen für Kommunen

Untersuchung anhand der TG Bornheim und des EC Bad Nauheim


Bachelorarbeit, 2018

62 Seiten, Note: 11


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Ausganslage und Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Gang der Arbeit

2 Grundlagen
2.1 Definition von Sport
2.2 Bedeutung von Sportvereinen
2.2.1 Gesellschaft
2.2.2 Wirtschaft
2.2.3 Kommune
2.3 Abgrenzung des Sportvereins von der Sportgroßveranstaltung
2.4 Breitensport am Beispiel der Turngemeinde Bornheim 1860 e. V.
2.5 Profisport am Beispiel der Eishockey Cracks Bad Nauheim GmbH
2.6 Kosten-Nutzen-Analyse im Sport

3 Entwicklungskonzept / Methodischer Ansatz

4 Empirische Untersuchung zum betriebswirtschaftlichen Nutzen von Sportvereinen für Kommunen
4.1 Weiche Faktoren
4.1.1 Experteninterviews
4.1.2 Auswertung
4.2 Harte Faktoren
4.2.1 Experteninerviews
4.2.2 Auswertung
4.3 Betriebswirtschaftlicher Nutzen

5 Zusammenfassung
5.1 Ergebnisse dieser Arbeit
5.2 Ausblick

Literatur- und Quellenverzeichnis

Anlage 1: Interviewprotokoll Stadt und EC Bad Nauheim

Anlage 2: Interviewprotokoll TG Bornheim

Anlage 3: Interviewprotokoll Stadt Frankfurt am Main

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Sportmerkmale nach Heinemann

Abbildung 2 Säulen des Sportvereins

Abbildung 3 Indikatoren zur Klassifikation einer Sportgroßveranstaltung

Abbildung 4 Olympische Sommer- und Wintersportarten

Abbildung 5 Flussdiagramm als methodischer Ansatz

Abbildung 6 Übersicht über harte und weiche Faktoren

„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt."

(Karl Friedrich Schiller)

1 Einleitung

Sport hat einen wichtigen Stellenwert in der Gesellschaft. Er verbindet Menschen über alle Nationalitäten und Grenzen hinaus und sorgt für einmalige Erlebnisse bei großen Sportveranstaltungen. Er kann altersklassen- und niveauunabhängig von Jedermann betrieben werden und erreicht damit eine große Masse von Menschen. Sportvereine gibt es in jeglichen Disziplinen und in allen Städten und Gemeinden. Somit hat Sport eine umfangreiche Bedeutung für viele Menschen und die öffentliche Verwaltung. Doch frag- lich ist, wie man eigentlich den Einfluss von Sportvereinen auf die Kommunen messen kann. Mit dieser Thematik wird sich der Verfasser in dieser Bachelor-Thesis auseinan- dersetzen.

Die Bachelor-Thesis trägt den Titel „Methodischer Ansatz zur Ermittlung des betriebs- wirtschaftlichen Nutzens von Sportvereinen für Kommunen“. Inhaltlich wird das Thema anhand von zwei Sportvereinen, die stellvertretend als Fallbeispiele hinsichtlich betriebs- wirtschaftlicher Effekte analysiert werden, ausgearbeitet. Dabei handelt es sich um die „Turngemeinde Bornheim 1860 e. V.“ und die „Eishockey Cracks Bad Nauheim 1946 GmbH“. In der folgenden Ausarbeitung werden die Vereinsnamen verkürzt verwendet. Somit wird überwiegend von der TG Bornheim (TGB) und dem EC Bad Nauheim (ECN) gesprochen.

Der Verfasser hat sich für ein Bachelor-Thesis Thema aus dem Fachbereich „Betriebs- wirtschaftslehre“ entschieden. Die Betreuung ist durch Erstgutachter Prof. Dr. Steffen Reichmann von der Hochschule für Polizei und Verwaltung (HfPV) und Zweitgutachter Peter Schmidt vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport (HMDIS) gewähr- leistet. In der Thesis werden die Bereiche Betriebswirtschaftslehre und Sport behandelt. Inhaltlich weißt das Thema eine Besonderheit auf, da es kein klassisches Thema aus der Allgemeinen Verwaltung ist, sondern sich insbesondere mit dem Bereich Sport be- schäftigt. Das Thema stammt aus dem Themenspeicher des Regierungspräsidiums Gie- ßen, der in Zusammenarbeit mit dem HMDIS erstellt wurde. Das Thema ist im Interesse des HMDIS entstanden, um die Messbarkeit betriebswirtschaftlicher Auswirkungen von Sportvereinen auf Kommunen zu prüfen.

1.1 Ausgangslage und Problemstellung

Im Jahre 2017 sind in Deutschland knapp 24 Millionen Menschen Mitglied in einem Sportverein gewesen.1 Die Vereine beschäftigen dabei ca. 26.000 Personen.2 Keine an- dere Freizeitbetätigung zählt so viele Mitglieder wie die Sportvereine. Dabei wird der Begriff „Sporttreiben“ synonym zur Mitgliedschaft in einem Sportverein verwendet. His- torisch betrachtet vergrößern sich die Mitgliederzahlen in Sportvereinen konstant. Zähl- ten Sportvereine im Jahre 1960 nur fünf Millionen Mitglieder, so hat sich diese Zahl in den vergangenen 60 Jahren verfünffacht. Eine derartige Zunahme ist in der Freizeitge- staltung in keinem anderen Bereich zu beobachten. Einer der Gründe für diese Entwick- lung liegt in der kostengünstigen Mitgliedschaft in einem Sportverein gegenüber kom- merziellen Sportanbietern wie Fitness- oder Tanzstudios. Sportvereine sind für alle Men- schen zugänglich und fördern soziale sowie sportliche Begegnungen für Jedermann.3

Der Erfolg basiert auf der örtlichen Präsenz der Vereine. Sie finden sich - je nach Größe der Kommune und in unterschiedlich starker Ausprägung des sportlichen Angebots - von der Großstadt bis zum Dorf überall. Weil kommerzielle Anbieter sich auf die Bal- lungsgebiete fokussieren, bleiben in ländlichen Regionen nur Vereine zur organisierten sportlichen Betätigung. Darüber hinaus bieten Sportvereine mittlerweile nahezu jede Form körperlicher Ertüchtigung, die auch nur im Entferntesten unter „Sport“ subsumiert werden können, an, sodass sich für jeden sportinteressierten Menschen ein passendes Angebot finden lässt.4

Insbesondere im Profisportbereich finden sich heute allerdings zunehmend wirtschaftliche und strukturelle Abhängigkeiten von Förderern und Investoren. Für kleinere Sportvereine ist für das Fortbestehen des Vereins die Unterstützung durch die Kommunen von zentraler Bedeutung.5

Bislang wurde in der (öffentlich zugänglichen) Literatur überwiegend der Einfluss von Sportgroßveranstaltungen behandelt, sodass bei den Vereinen ein eher unerforschtes Feld untersucht wird. Sportgroßveranstaltungen unterliegen einem komplizierten Verga- beverfahren, bei welchem sich mehrere Bewerber um die Ausrichtung des Events be- mühen, denn diese erzielen mittlerweile Milliardenumsätze. Fraglich ist allerdings, ob sich der Aufwand lohnt. Zunächst muss geeignete Infrastruktur geschaffen werden, um Ausrichter eines großen Sportevents sein zu können. Dabei fallen erhebliche Investiti- onskosten sowie in der Folge Betriebs- und Instandhaltungskosten an. Im globalen Zeit- alter sind hierbei insbesondere die Fußballweltmeisterschaften und die Olympischen Spiele zu nennen, bei denen nach Austragungsschluss die Nutzung der erbauten Sport- stätten nur noch spärlich ausfällt. Um die Wirtschaftlichkeit dieser Veranstaltungen zu ermitteln, bedient man sich der Kosten-Nutzen-Analyse (KNA).6

Dabei werden die Kosten der Planung, Organisation und Durchführung den Erträgen monetär gegenübergestellt. Darüber hinaus bestehen allerdings weitere Wirkungen wie sozialer oder ökologischer Fortschritt des Austragungsortes sowie Imagegewinn und Steigerung des Bekanntheitsgrades. Diese intangiblen Größen werden in der Praxis oft- mals untergeordnet betrachtet oder vernachlässigt. Sie bieten einen erheblichen Erkenntnisgewinn über die Wirkung von Sport in einer Region, sodass deren inhaltliche Diskussion geboten ist. So ergaben die Ergebnisse des o. g. Projekts, dass das „FIS- Weltcup-Skispringen in Willingen“ ein hohes Maß an Zustimmung in der Bevölkerung erhielt. Die Menschen engagierten sich ehrenamtlich, sie beherbergten auswertige Gäste und konnten ein neues Gemeinschaftsgefühl feststellen. Somit befassen sich wirt- schaftliche Effekte für die Stadt Willingen beim Skispringen besonders mit dem Image- gewinn und der Steigerung der Bekanntheit bei ausländischen bzw. auswertigen Gästen. Die Kommune Willingen hat durch das Weltcup-Skispringen 2001 zudem netto ca. sechs Millionen Euro umgesetzt.7

Während in der Literatur große Sportveranstaltungen betrachtet werden, soll die Bachelor-Thesis ähnliche Maßstäbe an die Sportvereine anlegen und deren Wirtschaftlichkeit für die Kommunen bestimmen. Die Fragestellung ist somit innovativ und für die Praxis von hoher Relevanz. Zu diesem Zweck wird eine empirische Untersuchung anhand von Experteninterviews zu den zwei o. g. Sportvereinen durchgeführt.

1.2 Zielsetzung

Zum Titel der Arbeit ist zu sagen, dass er ursprünglich auf den betriebswirtschaftlichen Nutzen von Sportgroßveranstaltungen wie dem Iron Man gerichtet war. In einer inhaltli- chen Diskussion der Thematik wurde vom Verfasser und den Betreuern festgestellt, dass die Betrachtung von Sportvereinen innovativer erscheint. Im Gegensatz zu einer Sportgroßveranstaltung, die in der Regel nur einmal jährlich stattfindet, ist ein Sportver- ein eine dauerhafte Vereinigung. Dadurch ist eine kontinuierliche Analyse möglich. Zu- dem gibt es in jeder Kommune Sportvereine, sodass diese Arbeit eine größere Rele- vanz durch die thematische Ausrichtung erfahren kann. Es ist darüber hinaus zu er- wähnen, dass diese Arbeit als Basisarbeit verstanden werden kann, da ähnliche Ausar- beitungen auf dem Gebiet der Sportgroßveranstaltungen, allerdings nicht bzgl. der Ver- eine, vorliegen.

Das Thema hat seinen Ausgangspunkt in dem praktischen Problem, dass bislang keine Untersuchungen zum Nutzen von Sportvereinen für Kommunen ausgearbeitet wurden. Sportvereine sind Garanten für die Bekanntheit und die Attraktivität einer Kommune. Aber in welchem Ausmaß profitiert die Stadt betriebswirtschaftlich von der Existenz der Vereine?

Da es in Deutschland viele Kommunen mit insgesamt 90.535 Sportvereinen gibt8, ist die Tragweite der Arbeit groß. Dadurch besteht die Möglichkeit, Kommunen auf die Wichtig- keit und die Funktionalität ihrer Sportvereine aufmerksam zu machen. Aus der eigenen Erfahrung zeigt sich, dass Sportvereine immer auf die (finanzielle) Unterstützung der Kommunen angewiesen sind, sodass es dem Verfasser ein Anliegen ist, den Kommunen auch den Nutzen ihres (finanziellen) Einsatzes darzulegen oder ggf. alternative Vorgehensweisen vorzuschlagen.

Um dem Umfang der Bachelor-Thesis gerecht zu werden, muss das Themenfeld sinnvoll eingegrenzt werden. Der Verfasser hat sich für die Betrachtung von zwei Vereinen aus zwei unterschiedlichen Kommunen entschieden, die miteinander verglichen werden. Dabei sollen die beiden Städte unterschiedliche Merkmale, wie z. B. die Einwohnerzahl, aufweisen. Dazu sind die Vereine TG Bornheim und EC Bad Nauheim ausgewählt worden. Somit werden neben den beiden Vereinen auch die Weltmetropole Frankfurt am Main und die Kurstadt Bad Nauheim in ihren Eigenheiten beleuchtet.

Um der Ausarbeitung eine Struktur zu geben, ist eine zentrale Forschungsfrage unerlässlich. Diese lautet: „Welche Kennzahlen können aufgestellt werden, um den Nutzen eines Sportvereins für eine Kommune bestimmen zu können?“

Ergänzt wird diese Frage durch zusätzliche Orientierungsfragen, die bei der Beantwortung der Forschungsfrage eine Rolle spielen.

- Wie lässt sich Analyse von Kosten und Erträgen bzgl. Sportvereinen vornehmen? x Rechtfertigt der kommunale Ertrag das Engagement für den Verein? x Welchen Einfluss hat das Image eines Sportvereins auf die Kommune? x Welche Ausgaben hat eine Kommune durch die Sportförderung? x Welche Einnahmen hat die Kommune durch Abgaben der Vereine?

Als Leitfaden dienen Hypothesen, die im Laufe der Ausarbeitung beantwortet werden sollen. Die inhaltliche Diskussion der Hypothesen erfolgt im Schlussteil dieser Arbeit.

- Der betriebswirtschaftliche Nutzen kann nicht nur in Geld gemessen werden, sondern auch in weichen Faktoren wie dem Image.
- Durch eine gute Zusammenarbeit von Kommune und Sportverein kann der Nutzen für beide erhöht werden.
- Der Profisportverein hat keinen gesellschaftlichen Mehrwert außerhalb des Spielbetriebs.
- Der Profisportverein birgt aufgrund schwankender Erfolge ein finanzielles Risiko für die Kommune.
- Breitensportvereine übernehmen wichtige gesellschaftliche Aufgaben.
- Breitensportvereine ziehen weniger Menschen an als Einspartenvereine.

Ziel der Bachelor-Thesis ist es, ein methodisches Konzept für die Kommunen in betriebs- wirtschaftlicher Hinsicht aufzustellen. Durch Basisarbeit soll bei den Kommunen das In- teresse an ihren Sportvereinen gesteigert werden. Es soll aufgezeigt werden, welche betriebswirtschaftlichen Chancen und Risiken Sportvereine für eine Kommune bieten, sodass sie ihr Engagement zielführender steuern können. Insofern sollte die Professio- nalisierung in diesem Bereich vorangetrieben und somit ein Beitrag zur Verwaltungsmo- dernisierung geleistet werden. Die Kommunen sollen dadurch Einsparpotenziale und Ausschöpfungspotenziale erkennen, die sie in ihre Verwaltungsarbeit implementieren können.

1.3 Gang der Arbeit

Zunächst werden im 2. Kapitel die Grundlagen der Thematik theoretisch dargelegt. Es wird eine allgemeine Übersicht zum Thema Sport skizziert, bevor die Funktionen der Sportvereine genauer betrachtet werden. Danach erfolgt die Vorstellung der untersuch- ten Sportvereine TG Bornheim sowie EC Bad Nauheim. Daran anschließend soll die Vereinstätigkeit von der Sportgroßveranstaltung abgegrenzt werden, um die themati- sche Ausrichtung zu verdeutlichen. In der Folge kommt es in Kapitel 3 zur Implementie- rung eines methodischen Ansatzes zur Ermittlung des Nutzens von Sportvereinen, des- sen Funktionalität in Kapitel 4 empirisch an einem Beispiel aus dem Breitensport (TG Bornheim) und einem aus dem Profisport (EC Bad Nauheim) belegt wird. Abschließend erfolgt eine Zusammenfassung der Ergebnisse und ein Ausblick im Schlusskapitel.

Methodisch unterscheidet man in der Forschung literaturzentrierte und empirische Ar- beiten. Bei ersteren Arbeiten stützt sich die Ausarbeitung auf bereits erhobene Daten und verschriftlichte Texte zum Thema, während bei letzterer Arbeit der Verfasser selbst empirisch tätig wird. Um Daten für eine Forschungsfrage zu erheben, stehen grundsätz- lich qualitative und quantitative Erhebungen zur Verfügung. Quantitative Erhebungen sind bspw. Befragungen einer großen Masse mittels Fragebogen oder Online-Befra- gung. Dagegen werden bei der qualitativen Erhebung z. B. Experteninterviews geführt.9 Um den betriebswirtschaftlichen Nutzen von Sportvereinen für Kommunen ermitteln zu können, müssen Informationen zu diesem Thema durch Vertreter der Kommunen und der Vereine generiert werden. Dies soll in qualitativen Interviews erfolgen, da im Gespräch umfassende Informationen gesammelt werden können.

2 Grundlagen

Im folgenden Abschnitt sollen zunächst unter 2.1 „Definition von Sport“ die theoretischen Grundlagen des Sports behandelt werden. Unter 2.2 „Bedeutung von Sportvereinen“ werden in den Kategorien Gesellschaft, Wirtschaft und Kommune die Einflussfaktoren von Sportvereinen auf diese Bereiche dargestellt. Dabei sollen Vielschichtigkeit und Wichtigkeit von Sportvereinen als Ort des Zusammenwirkens von äußeren und inneren Einflussgrößen unterstrichen werden, bevor unter 2.3 „Abgrenzung des Sportvereins von der Sportgroßveranstaltung“ der Unterschied einer dauerhaften sportlichen Institution von kurzweiligen Events dargelegt wird. Die Gliederungspunkte 2.4 und 2.5 führen in die anschließende empirische Arbeit der Bachelor-Arbeit ein. Dabei werden zunächst die Vereine TG Bornheim und EC Bad Nauheim beschrieben und die Auswahl der Inter- viewpartner von Verein und Kommune vorgestellt. Unter 2.6 wird die Kosten-Nutzen- Analyse als Mess-und Bewertungsverfahren im Sport vorgestellt.

2.1 Definition von Sport

Grundsätzlich wird der Begriff „Sport“ alltäglich auf der Welt angewendet und hat dabei unterschiedliche Erscheinungsformen. Sport wird in unterschiedlichen Sportarten und Intensitäten betrieben. Man kann Sport in Vereinen, zu Wettkampfzwecken oder zur Frei- zeitgestaltung ausüben. Dabei werden Amateursport, Leistungssport und Spitzensport unterschieden, wobei darüber hinaus Sport auch in Institutionen wie Schulen, Hochschu- len, Betrieben und im Militär angeboten wird. Sportliche Inhalte können aus gesundheit- lichen Gründen in Form von Erholungs- oder Fitnesssport umgesetzt werden, während aus spielerischer Sicht Sport überdies als Freizeitsport und Breitensport betrieben wird.10

Sport ist in seiner Ausgestaltung also nicht allgemeingültig definierbar, sondern unter- liegt diversen Einflussgrößen. Es gibt nicht „den“ Sport. Daraus leitet sich ab, dass sich Sport aufgrund des heterogenen Erscheinungsbildes nicht genau erfassen lässt. Er un- terliegt vielmehr sich ständig wandelnden und weiterentwickelnden rechtlichen, ökono- mischen, sozialen, politischen und medialen Rahmenbedingungen. Beispielhaft ist hier- bei die Entwicklung des leistungsorientierten Sports der 70er Jahre zu nennen, in denen Fußball, Leichtathletik und Schwimmen die dominierenden Sportarten waren, bei denen stets eine Steigerung der Leistungsfähigkeit angestrebt wurde. Eng verbunden waren diese traditionellen Sportformen mit der Mitgliedschaft in Vereinen. Mittlerweile hat sich die Ausübung von Sport im Zuge einer pluralistischen Gesellschaft neu orientiert. Aus den starren Vereinsstrukturen haben sich neue Lifestyle Konzepte entwickelt. Dabei hat sich auch die räumliche Bindung von Sporthallen und Sportstadien hin zu Sport in der freien Natur und kommerziellen Sportstudios gelöst, sodass der Begriff „Sport“ sich wei- terhin im Wandel der Zeit befindet und Stillstand nicht zu prognostizieren ist.11 Grund für den stetigen Anstieg sportlicher Betätigung ist einerseits das vielfältige Sportangebot, andererseits aber auch die verbesserten Bedingungen für die Bürger durch eine im Schnitt auf 40 Stunden gesunkene Wochenarbeitszeit bei gestiegenem Gehalt. Mittlerweile werden in Vereinen 240 verschiedene Sportarten angeboten. Daraus resultiert die Möglichkeit der individuell-aktiven Freizeitgestaltung.12

Gemeinsam haben alle Sportarten, dass sie wenigstens ein Element körperlicher Aktivi- tät wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und koordinativen Fähigkeiten beinhalten. Sport findet überwiegend, aber nicht ausschließlich, im Bereich von festgelegten Regeln und in freiwilliger Konkurrenz zu anderen Sporttreibenden statt, wobei Ziele des Sporttrei- bens entweder die spielerische Selbstentfaltung oder das Leistungsstreben sein können. Insgesamt dient der Sport der körperlichen und geistigen Ertüchtigung und fördert Psy- che und Physis gleichermaßen.13

Nach der Definition von Heinemann unterteilt sich der Sport generell in vier Teilbereiche (siehe Abb. 1) :

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Sportmerkmale nach Heinemann. Quelle: Eigene Darstellung

Unter körperlichem Einsatz werden alle kraftmäßigen, schnelligkeitsbezogenen und aus- dauernden Fähigkeiten des eigenen Körpers verstanden. Der sportliche Wettkampf ist die Leistungsmessung mit anderen Sportlern bei dem die Teilnehmer vor dem Wett- kampf als gleich gelten, während sie durch das erzielte Ergebnis nach der sportlichen Herausforderung als ungleich angesehen werden. Das Regelwerk stellt die sozial adä- quaten Rahmenbedingungen für den Umgang während der Sportausübung dar. Die Un- produktivität grenzt den Sport entscheidend von alltäglicher Arbeit ab. Heinemann sieht Sport grundsätzlich als zielloses Tun an, das keinen bestimmten Zweck erfüllt. Im Un- terschied zur Arbeit geht es nicht um die Erstellung von Dienstleistungen oder Produk- ten, sondern um einen intrinsischen Wert. Dennoch ist dadurch nicht ausgeschlossen, dass Sport der Einkommenserzielung oder der Verbesserung der Gesundheit dient. Demzufolge würde nur das Ereignis und nicht das Ergebnis vermarktet. Gewinnbringend sei im Sport die Handlung selbst und nicht der u. U. daraus resultierende Gewinn eines Wettkampfes.14

2.2 Bedeutung von Sportvereinen

Unter dem Sportverein versteht man einen unabhängigen, freiwilligen organisierten Zu- sammenschluss von Personen, der sich der Ausübung sportlicher Betätigung verschrie- ben hat. Darüber hinaus hat ein Sportverein die Funktion, das gesellige Miteinander zu fördern und Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten zusammenzuführen.15 Die Freiwilligkeit gewährleistet die stetige Orientierung der Vereinsziele an den Wünschen der Mitglieder. Diese können durch jederzeitige Eintritte und Austritte die Ausrichtung des Vereins regulieren, sofern Zielvereinbarungen und Zielvorstellungen von der Realität abweichen. Die Unabhängigkeit von Dritten bedeutet, dass der Verein sich über Mitglie- derbeiträge und freiwillige Leistungen finanziert. Dadurch steht der Verein in einem Ab- hängigkeitsverhältnis zu seinen Mitgliedern und wird deren Interessen in den Mittelpunkt der Vereinspolitik stellen.16

Das Sportangebot ist für die Bürger offen zugänglich und wird durch Vereinsvertreter kompetent betreut. Unterschieden wird in Einspartenvereine, die sich auf genaue eine Sportart wie z. B. Fußball spezialisiert haben und Mehrspartenvereine die ein breitgefä- chertes Angebot an Sportarten bieten. In jeglichen Sportvereinen ist die Organisations- struktur in altersabhängige Klassen, nach Geschlecht oder nach Leistungsvermögen un- tergliedert.17 Satzungsmäßig wird ein ideeller Zweck verankert, der allerdings eine wirt- schaftliche Betätigung nicht ausschließt.18 Organisiert sind die deutschen Sportvereine im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Der DOSB und seine 98 Mitgliederor- ganisationen zählen 90.000 Turn- und Sportvereine19, in welchen im Jahre 2017 ca. 27 Millionen Mitglieder aktiv waren.20

Sportvereine agieren als demokratische und autonome Freizeiteinrichtungen, deren Ziel die Erfüllung der Erwartungen der Bevölkerung bzgl. des sportlichen Angebots ist (siehe Abb. 2). Die demokratische Entscheidungsfindung fördert eine gemeinsame und von den Mitgliedern getragene Zielstruktur des Vereins. Dadurch ist die Mittelverwendung so zu gestalten, dass sie im Interesse aller Mitglieder ist und im Verein das Stimmrecht wich- tiger als das Eigentum bleibt. Die Mitglieder stellen insofern die erste Stütze des Sport- vereins dar (siehe Abb. 2).21

Sportvereine bieten einen Ausgleich zur leistungsorientierten Industrie- und Konsumge- sellschaft und dienen der Erholung und Verbesserung des physischen und psychischen Apparates. Des Weiteren sind sie mit der systematischen Leistungssteigerung von Sportlern und der damit verbundenen Talentsuche und Talentförderung betraut.22

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Säulen des Sportvereins. Quelle: Eigene Darstellung

2.2.1 Gesellschaft

Neueste statistische Befunde des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) belegen im Sportentwicklungsbericht 2015/2016 den weiterhin steigenden Wert der Sportvereine für die schnelllebige Gesellschaft. Sie passen sich mehr und mehr den Herausforderun- gen des demographischen Wandels und der Schulform G8 an.23 Die Sportvereine über- nehmen gesellschaftliche Aufgaben und stehen für Leistung, Gesundheit, Lebensfreude sowie die Vermittlung von Normen und Werten.24 Von den 90.000 Vereinen sind rund 30.000 auf die Gesundheitsförderung ihrer Mitglieder spezialisiert und haben entsprechende Angebote in den Bereichen Gesundheit, Prävention und Rehabilitation. Die Vereinskultur verschwimmt zunehmend mit der Idee einer Gesundheitskultur25 und die Gemeinwohlorientierung steht nach wie vor im Vordergrund der Vereinsziele.26

Das sportliche Angebot ist im gesamten Bundesgebiet zu sozial verträglichen Konditio- nen zugänglich und fördert insbesondere die Entwicklung von Kindern und jungen Her- anwachsenden. Aus einer repräsentativen Untersuchung von 7.200 deutschen Sport- vereinen geht hervor, dass sich davon 35 % bei der Inklusion von Menschen mit Behin- derung (unabhängig vom Grad der Behinderung [GdB]) engagieren. Aber auch bei der Integration von Flüchtlingen und sozial benachteiligten Kindern tragen 29 % der Vereine ihren Teil dazu bei. Darüber hinaus sind in besonderer Weise 52 % der Sportvereine bei der Prävention von sexuell motivierter Gewalt aktiv und 8 % der Vereine sind Träger der freien Jugendhilfe.27

Sportvereine fungieren insofern als Bindeglied von sportinteressierten Menschen und erzeugen dadurch ein Gemeinschaftsgefühl. Die ausgeübte Sportart des Sporttreibenden richtet sich dennoch nach seinem sozialen Milieu. Während die untere Schicht häufig Mannschaftssportarten wie Fußball betreibt, ist die obere Schicht eher in Individualsportarten wie Tennis, Golf oder dem Reitsport vertreten. Dies hängt vor allem vom Kostenfaktor der angesprochenen Sportarten ab.28

Mittlerweile haben 32 % der Sportvereine bezahlte Mitarbeiter und wiederum 4,4 % ha- ben sogar bezahlte Führungskräfte. Insgesamt liegen in deutschen Sportvereinen 40.000 Vollzeitstellen vor und im Zuge der gesellschaftlichen Probleme am Arbeitsmarkt bieten sie vermehrt Ausbildungsplätze, Plätze für das freiwillige soziale Jahr sowie Ar- beitsangebote für Arbeitslose (Hartz IV-Zusatzjobs) an. Somit werden die Stellung des Individuums in der Gesellschaft und der Zugang zum Arbeitsmarkt signifikant gefördert.29

Der Verein ist also nicht nur ein Ort, um preisgünstig und in Gesellschaft Sport betrieben zu können, sondern eine Gemeinschaft der Selbstverwirklichung seitens der Mitglieder, die in eigener Verantwortung ihren spezifischen sportlichen Interessen nachgehen kön- nen. Insofern ist der Sportverein als Selbsthilfeorganisation ein Gegenbeispiel zur staat- lichen Daseinsfürsorge, der die Mitglieder autonom und selbstbestimmt handeln lässt.30 Im Sinne des Zitats von Schiller (siehe S. 0) wird der Mensch dort spielen (Sport betrei- ben), wo er vollständig Mensch sein kann. Sportvereine bieten allen Menschen die Mög- lichkeit, sich in der Gemeinschaft einzubringen. Schiller führt aus, der Mensch könne nur dort Mensch sein, wo gespielt wird. Insofern sind Orte des Spielens (z. B. Sportvereine) aus seiner Sicht Voraussetzung für die Selbstentfaltung des Individuums.

Ein Problemfaktor stellt die vielfach geringe Bereitschaft zu ehrenamtlicher Vereinstätig- keit dar, auf die nicht kommerziell agierende Vereine angewiesen sind. Ehrenamtliche (unentgeltliche und ohne direkte Gegenleistung erbrachte) Mitarbeit steigert das Solidar- gefühl und die gemeinsame Interessenslage im Verein. Sie ist die wichtigste Ressource des Vereins.31 Ebenfalls ist sie in der Lage Trittbrettfahrer zu sanktionieren. Ehrenamtli- ches und kollegiales Arbeiten stellt also ein wichtiges Instrument sportlicher Vereinsar- beit dar und macht daher die zweite grundlegende Säule des Vereins aus (siehe Abb. 2).32 Diese Form der solidarischen Arbeit versetzt den Verein in die Lage, unab- hängig zu sein und die Struktur des Vereins an den Interessen der Mitglieder auszuge- stalten. Des Weiteren umgeht der Verein die Gesetze des freien Marktes und lebt von den eingesetzten Ressourcen Zeit und Geld der ehrenamtlich tätigen Personen.33 Die Abhängigkeit von Geldern von Nicht-Mitgliedern soll bestenfalls vollständig zum Wohle des gesellschaftlichen Gemeinnutzens vermieden werden.34

2.2.2 Wirtschaft

Über den bislang beschriebenen Zulauf und Erfolg der Sportvereine hinaus müssen allerdings wirtschaftliche Entwicklungen angesprochen werden, die die Sportvereine vor neue Probleme stellen. Viele Jahre galt Sport in Vereinen als Gegenentwurf zur realen Welt, die der Prägung durch Beruf, Handel und Geld unterliegt. Der Sport wurde nicht als Ware verstanden, den man gewinnbringend vermarkten müsste. Solidarische Ge- meinschaftsinteressen waren wichtiger als egoistische Einzelinteressen. Die Qualität der Vereinsarbeit war gesichert durch das Ehrenamt, die Mitgliederbeiträge und die hohe Subventionierung durch die öffentliche Hand.35 Mittlerweile haben Sport und Wirtschaft einige Aspekte z. B. die Bereiche Werbung, Sponsoring sowie Prinzipien wie Leistungsbereitschaft, Ausdauer und Einsatzfreude gemeinsam.36 In Deutschland hat der Sport eine wirtschaftliche Bedeutung von etwa 100 Milliarden Euro37, sodass sich die gemeinnützigen Vereine zunehmend in einem Wettbewerb mit kommerziellen Anbietern (z. B. Fitnessstudios) wiederfinden. Sportvereine haben allerdings Non-Profit Status, woraus sich das Anbieten verschiedener Sportarten durch den Einsatz von monetären und personellen Ressourcen als Ziel ableitet. Dagegen sind kommerzielle For-Profit Organisationen an der Gewinnmaximierung interessiert, wobei die Bereitstellung des Sportangebots und der Sportgeräte nur Mittel zum Zweck sind.38

Im Unterschied zu den Vereinen liegt bei den privaten Anbietern nur ein untergeordnetes Interesse an den gemeinwohlorientierten Effekten des Sports vor. Kommerzieller Sport steht im Widerspruch zum Slogan „Sport für alle“, denn er grenzt soziale und gesell- schaftliche Unterschichten von der Partizipation in der sportlichen Gemeinschaft aus, während die Vereine diese gezielt fördern. Der Verein bietet keine Güter am freien Markt an, sondern lebt durch eine ideelle Vereinsphilosophie. Ihm kommt dabei die Aufgabe der emotionalen Bindung der Mitglieder an den Verein zu, um sich von kommerziellen Sportanbietern abzugrenzen.39 Durch den kommerzialisierten Sport vollzieht sich in der Bevölkerung ein Wertewandel von der reinen Sportorientierung hin zum gezielten Kon- sumieren von Sportangeboten.40 Sportvereine können diese Entwicklung aufgrund der Nichtverteilungsbeschränkung auffangen, da durch den Verein erzielte Gewinne nicht an die Mitglieder ausgeschüttet werden dürfen, sondern in den Verein reinvestiert wer- den müssen.41 Auch wenn die Wirtschaftlichkeit des Sportvereins aufgrund der Gemein- wohlorientierung nur zweitranig ist, so ist er trotzdem nicht vom effizienten Wirtschaften entbehrt, um seine Liquidität und Innovationsfähigkeit sicherzustellen. Zudem sollte je- der Verein eine transparente Buchhaltung führen, um sich gegenüber staatlichen Insti- tutionen bzgl. der Ausgaben und Einnahmen legitimieren zu können. Ein ordentlich an- gefertigter Rechenschaftsbericht wird die Bereitschaft der öffentlichen Hand zu finanzi- ellen Unterstützungsleistungen erhöhen.42

Darüber hinaus stehen Vereine unter dem Druck der steigenden Erwartungshaltung der Bevölkerung und der Mitglieder. Während sich z. B. viele Fußballvereine keinen moder- nen Hybrid- oder Kunstrasenplatz leisten können, steigt der Wunsch der Menschen nach einer modernen Sportanlage. Erschwert wird die Modernisierung zudem durch die rück- läufige Entwicklung der öffentlichen Sportförderung durch Zuschüsse und Zuwendun- gen. Demgegenüber stehen zudem steigende Kosten des Vereins, aufgrund höherer Energiekosten sowie steigender Steuern und Sozialversicherungsbeiträge.43 Deshalb müssen Sportvereine an einem positiven Image unter den Mitgliedern arbeiten, das an- haltende Negativerlebnisse übersteht. Der Begriff „Image“ umfasst die Einstellung von subjektiven Individuen gegenüber objektiven Dingen. Der Mensch nimmt nicht nur wahr, er misst dem Wahrgenommenen auch einen bestimmten Wert bei. Dieses natürliche Verhalten ist im Sport ausgeprägt und kann z. B. unerfüllte Wünsche aufgrund der finan- ziellen Schieflage abfedern.44

Insbesondere haben Sportvereine Probleme mit der hohen Auslastung von Sporthallen und der mangelnden Bereitstellung von (gebührenfreien) Sportanlagen.45 Laut der o. g. Studie des BISp zeigte sich im Untersuchungszeitraum 2015/2016 keine Verbesserung der Situation. Zudem litten die Vereine in dieser Zeit unter der Zweckentfremdung von Sporthallen als zeitweilige Flüchtlingsnotunterkünfte.46 Eine weitere organisatorische Herausforderung ist das Umziehen der Fußballvereine in den Wintermonaten in die kom- munalen und privaten Sporthallen. Dabei kommt es im Zeitmanagement immer wieder zu kollidierenden Interessenslagen von Vereinen unterschiedlicher Sportarten und Schu- len. Mangels Bespielbarkeit der Rasenplätze durch die nicht planbare Witterungslage lässt sich keine optimale Prognose des Nutzungsbedarfes von Sporthallen durch Fuß- ballvereine ermitteln. Der Bau von neuen Sportanlagen ist zeitintensiv und mit politischen Entscheidungsträgern verbunden, sodass Vereine oftmals mittellos dem Vorgehen von Politik und Verwaltung ausgesetzt sind. Dadurch verzögern sich Bauvorhaben mitunter um mehrere Jahre und sorgen für Enttäuschung bei den Mitgliedern. Sportvereine kön- nen aufgrund schlechter Finanz- und Verhandlungslage insofern nicht mehr stets die in sie gesetzten Erwartungen und Hoffnungen erfüllen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass den Sportvereinen zu wenig personelle, finanzielle und materielle Ressourcen zur Verfügung stehen, um die im Umkehrschluss steigenden Anforderungen zu erfüllen. Die Finanzierung diverser Sportvereine ist unsicher bzw. ge- fährdet, weil Fremdkapital nur eine unzureichende Säule finanzieller Ausstattung dar- stellt. Kostenintensive Angebote wie der Leistungssport sind daher kaum zu stemmen.47 Aus einer repräsentativen Studie des BISp geht hervor, dass 4,5 % der Sportvereine aufgrund der finanziellen Lage ihren Verein als existenzgefährdet ansehen. Nur knapp Dreiviertel der Sportvereine weisen eine ausgeglichene Einnahmen-Ausgaben-Rech- nung auf.48 Vermehrt kommt es zu einer Ausgliederung des Hochleistungssports aus den Vereinen, sodass diese nur noch Freizeit- und Breitensport anbieten können.49 Prob- lematisch ist, dass qualifiziertes Sportpersonal nahezu nicht mehr zu bekommen ist und interne Organisations- und Verwaltungsaufgaben neben ehrenamtlich Tätigen auch von bezahlten Mitarbeitern vorgenommen werden müssen.50

Die Mitglieder von Sportvereinen verfügen dennoch durch demokratisch legitimierte Pro- zesse einerseits selbst über die Mittel, den Fortbestand der Vereine zu sichern und zu reformieren, andererseits sehen sie sich vermehrt konfrontiert mit negativen Entwicklun- gen von außen.51 Sportvereine spielen als weicher regionaler Standortfaktor eine ge- wichtige Rolle.52 Die Vereine stehen vor der zukunftsweisenden Herausforderung, viel- fältige Mitgliedergruppen zu integrieren und an sich zu binden, dabei stets auf das sich dynamisch wandelnde nachgefragte Sportangebot zu reagieren und die Finanzierung zu gewährleisten.53

2.2.3 Kommune

Die kommunale bzw. staatliche Sportförderung ergibt sich aus dem Verhältnis in dem der Sport zu staatlichen Institutionen steht. Sportvereine nehmen öffentliche Tätigkeiten wahr und erhalten dadurch einen quasi-öffentlichen Charakter, der wiederum staatliche Bezuschussung rechtfertigt (= Korporatismus). Vereinsarbeit entlastet auf bestimmten Gebieten den Staat von dessen Aufgaben und sorgt so für die Verflechtung von staatli- chen und nichtstaatlichen Akteuren. Belegen lässt sich diese Aufgabenteilung durch ein Zitat aus dem vierten Sportbericht der Bundesregierung von 1978, in welchem beschrie- ben wird, dass staatliche Sportpolitik mithin als Gesellschaftspolitik verstanden werden könne. Sportvereine würden demnach Aufgaben der Gesundheit, Bildung, Jugendförde- rung und des Sozial- und Umweltwesens übernehmen, sodass staatliche Fördergelder eine selbstverständliche Angelegenheit der zuständigen öffentlichen Träger darstellen würden.54 Demgegenüber steht die Subsidiarität staatlicher Förderung, die zwar notwen- dige Geldleistungen bejaht, aber dem Verein und den Mitgliedern die bessere Planbar- keit der Interessen und Bedürfnisse attestiert, als es Dritte von außen (der Staat) könn- ten. Somit soll die freie Entfaltung der Vereine aufrecht erhalten werden.55 Im Rahmen des Sportentwicklungsberichts 2013/2014, bei dem 20.846 Vereine befragt wurden, er- hielten 54 % der Vereine Sportförderung durch Kreis und Kommune.56

Bei professionellen Sportvereinen wird oftmals die Rechtsform der Kapitalgesellschaft gewählt, sodass diese den allgemeinen Steuervorschriften unterliegen und Kommunen Anteile der Gemeinschaftssteuern zustehen.

[...]


1 Vgl. Statista 2018.

2 Vgl. Rohlmann 2005, S. 4.

3 Vgl. Heinemann 1994, S. 13.

4 Vgl. Heinemann 1994, S. 14.

5 Vgl. Rohlmann 2005, S. 3.

6 Vgl. Daumann 2015.

7 Vgl. Gans 2001, S. 233 ff.

8 Vgl. Statista 2018.

9 Vgl. Schaa/Weichel 2013, S. 8.

10 Vgl. Horn 2005, S. 10.

11 Vgl. Horn 2005, S. 10 f.

12 Vgl. Horn 2005, S. 11.

13 Vgl. Horn 2005, S. 11.

14 Vgl. Horn 2005, S. 12.

15 Vgl. Netzathleten Magazin 2018.

16 Vgl. Heinemann 1995, S. 66.

17 Vgl. Netzathleten Magazin 2018.

18 Vgl. Eichhorn 2005, S. 146.

19 Vgl. Statista 2018.

20 Vgl. Deutscher Olympischer Sportbund e. V. 2018, S. 1.

21 Vgl. Heinemann 1995, S. 66.

22 Vgl. Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V. 2008, S. 6.

23 Vgl. Breuer 2017, S. 15.

24 Vgl. Deutscher Olympischer Sportbund e. V. 2015.

25 Vgl. Breuer 2017, S. 16.

26 Vgl. Breuer 2017, S. 15.

27 Vgl. Breuer 2017, S. 15.

28 Vgl. Heinemann 1994, S. 190.

29 Vgl. Breuer/Wicker 2008, S. 11f.

30 Vgl. Heinemann 1994, S. 14 f.

31 Vgl. Heinemann 1994, S. 15.

32 Vgl. Heinemann 1995, S. 66.

33 Vgl. Heinemann 1994, S. 211.

34 Vgl. Heinemann 1987, S. 121.

35 Vgl. Heinemann 1995, S. 245.

36 Vgl. Anders 1996, S. 11.

37 Vgl. Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

38 Vgl. Thieme 2017, S. 336.

39 Vgl. Heinemann 1994, S. 257.

40 Vgl. Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V. 2008, S. 7.

41 Vgl. Thieme 2017, S. 336.

42 Vgl. Heinemann 1994, S. 258.

43 Vgl. Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V. 2008, S. 7.

44 Vgl. Rohlmann 2005, S. 183.

45 Vgl. Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V. 2008, S. 7.

46 Vgl. Breuer 2017, S. 15.

47 Vgl. Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V. 2008, S. 7.

48 Vgl. Thieme 2017, S. 335.

49 Vgl. Heinemann 1994, S. 27.

50 Vgl. Landessportbund Nordrhein-Westfalen e. V. 2008, S. 7.

51 Vgl. Heinemann 1995, S. 66.

52 Vgl. Anders 1996, S. 12.

53 Vgl. Heinemann 1994, S. 26.

54 Vgl. Heinemann 1995, S. 85.

55 Vgl. Heinemann 1995, S. 86.

56 Vgl. Thieme 2017, S. 341 f.

Ende der Leseprobe aus 62 Seiten

Details

Titel
Methodischer Ansatz zur Bestimmung des betriebswirtschaftlichen Nutzens von Sportvereinen für Kommunen
Untertitel
Untersuchung anhand der TG Bornheim und des EC Bad Nauheim
Hochschule
Hessische Hochschule für Polizei und Verwaltung; ehem. VFH Wiesbaden
Note
11
Autor
Jahr
2018
Seiten
62
Katalognummer
V434474
ISBN (eBook)
9783668759701
ISBN (Buch)
9783668759718
Dateigröße
1211 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
methodischer, ansatz, bestimmung, nutzens, sportvereinen, kommunen, untersuchung, bornheim, nauheim
Arbeit zitieren
Fabian Lösche (Autor:in), 2018, Methodischer Ansatz zur Bestimmung des betriebswirtschaftlichen Nutzens von Sportvereinen für Kommunen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434474

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