In dieser Arbeit wurde der Zusammenhang zwischen subjektivem Stress und Empathie unter Berücksichtigung der Persönlichkeit untersucht. Grundlage bildet die Theorie von Eisenberg et al., nach der eine erhöhte periphysiologische Erregung bzw. Stress mit einem Anstieg der empathischen Reaktion einhergeht, gemessen in der Wahrscheinlichkeit zu prosozialem Verhalten. Steigt der Stress allerdings zu stark, sinkt die Wahrscheinlichkeit zu prosozialem Verhalten wieder, sodass es sich um einen umgekehrt u-förmigen Zusammenhang handelt.
Da eine Forschungslücke zur Bestätigung dieses Zusammenhangs besteht, wurde in der vorliegenden Studie Empathie direkt über den Interpersonal Reactivity Index (Davis, 1980) und über die deutsche Fassung der Cambridge-Mindreading Face-Battery erhoben. Das subjektive Stressempfinden wurde über die deutsche Version der Perceived Stress-Scale erhoben. Darüber hinaus wurde erstmals Persönlichkeit als Moderator dieses Zusammenhangs überprüft. Die Hypothese des umgekehrt u-förmigen Zusammenhangs konnte allerdings für keine der Empathievariablen bestätigt werden. Es zeigen sich eher lineare Trends, vor allem in Bezug auf Stress und personal distress, sowie ein leichter u-förmiger Zusammenhang zwischen Stress und perspective taking.
Als zentrales Ergebnis ist festzuhalten, dass Eisenbergs Annahmen zwischen Stress und Empathie nicht bestätigt werden konnten. In der Konsequenz musste auch die mögliche Moderation dieses Zusammenhangs durch Persönlichkeit verworfen werden. Allerdings konnten alle Hypothesen zum Zusammenhang von Persönlichkeit und Empathie sowie Persönlichkeit und Stress bestätigt werden. Dabei zeigen sich Zusammenhänge zwischen Neurotizismus und affektiver Empathie, vor allem Ängstlichkeit und personal distress, sowie zwischen Verträglichkeit und affektiver Empathie, vor allem Gutherzigkeit und empathic concern. Die kognitive Empathie steht dabei in Teilen zu beiden Persönlichkeitsfaktoren in Zusammenhang. Das Stressempfinden korreliert stark mit Neurotizismus. Datengeleitet wurde daher eine Mediation des Zusammenhangs zwischen Stress und Empathie durch Persönlichkeit überprüft. Tatsächlich mediiert Neurotizismus den Zusammenhang zwischen Stressempfinden und affektiver Empathie. Dieses Ergebnis sollte allerdings lediglich als Hinweis auf eine mögliche Mediation verstanden werden. Diese Arbeit bietet daher einige Anhaltspunkte für weitere Studien.
Inhaltsverzeichnis
- Abstract
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Grundlagen
- 2.1. Empathie
- 2.2. Stress
- 2.3. Persönlichkeit
- 2.4. Zusammenhang von Stress, Empathie und Persönlichkeit
- 3. Zielsetzung und Hypothesen
- 3. Methodisches Vorgehen
- 3.1.1. Material
- 3.1.2. Verwendete Fragebögen zu Aspekten von Empathie (IRI, CAM)
- 3.1.3. Verwendete Fragebögen zu Aspekten von Persönlichkeit (BFI, IPIP)
- 3.1.4. Verwendete Fragebögen zu Aspekten von Depression (BDI) und Trauma (CLEQ)
- 3.2. Stichprobe
- 3.3. Durchführung
- 4. Ergebnisse
- 4.1. Vorbereitung und Gütekriterien der Variablen
- 4.1.1. Empathievariablen
- 4.1.2. Stressvariablen
- 4.1.3. Persönlichkeitsvariablen
- 4.2. Überprüfung der H1 & Fla und Flb
- 4.3. Überprüfung der H2
- 4.4. Überprüfung der H3
- 4.5. Überprüfung der H4 & F4
- 4.6. Überprüfung der H5 & F5
- 4.7. Überprüfung der H6 & F6
- 4.8. Exploration
- 5. Diskussion und Ausblick
- 6. Literaturverzeichnis
- 7. Anhang
- I. Beginn des Online-Fragebogens
- II. Streudiagramme mit linearer sowie quadratischer Funktion zu H1
- III. Korrelationen zwischen Persönlichkeit und Empathie sowie Stressempfinden
- IV. Korrelationen zwischen den Verträglichkeitsfacetten und Empathie
- V. Korrelationen zwischen den Neurotizismusfacetten und Empathie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen subjektivem Stress und Empathie unter Berücksichtigung der Persönlichkeit. Ziel ist es, die Annahme von Eisenberg und Kollegen (2009; 1990) zu überprüfen, wonach ein umgekehrt u-förmiger Zusammenhang zwischen Stress und Empathie besteht. Außerdem wird die Rolle der Persönlichkeit als Moderator dieses Zusammenhangs beleuchtet.
- Empathie und ihre Facetten (kognitive Empathie, affektive Empathie, personal distress)
- Subjektives Stressempfinden und seine Messung
- Persönlichkeitseigenschaften (Neurotizismus und Verträglichkeit) als potenzielle Moderatoren
- Der Zusammenhang zwischen Stress, Empathie und Persönlichkeitseigenschaften
- Die Rolle von Neurotizismus als möglicher Mediator zwischen Stress und Empathie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über das Forschungsfeld der Empathie und stellt die Relevanz der Arbeit vor. Im Kapitel "Theoretische Grundlagen" werden die Konzepte von Empathie, Stress und Persönlichkeit im Detail erläutert, wobei insbesondere die Theorie von Eisenberg und Kollegen (2009; 1990) zum Zusammenhang zwischen Stress und Empathie im Fokus steht. Die Zielsetzung der Arbeit sowie die zu prüfenden Hypothesen werden im dritten Kapitel dargestellt. Das Kapitel "Methodisches Vorgehen" beschreibt die verwendeten Fragebögen, die Stichprobe und die Durchführung der Studie. Die Ergebnisse der Studie werden im vierten Kapitel präsentiert. Dabei werden die Gütekriterien der verwendeten Variablen sowie die Überprüfung der Hypothesen zu den Zusammenhängen zwischen Stress, Empathie und Persönlichkeit ausführlich dargestellt. Im fünften Kapitel werden die Ergebnisse diskutiert und ein Ausblick auf zukünftige Forschungsrichtungen gegeben.
Schlüsselwörter
Empathie, Stress, Persönlichkeit, Neurotizismus, Verträglichkeit, Stressempfinden, prosoziales Verhalten, Eisenberg, Interpersonaler Reaktivitätsindex (IRI), Cambridge Mind-Reading Face-Battery (CAM), Perceived Stress-Scale (PSS), Big Five Inventory (BFI), International Personality Item Pool (IPIP)
- Citar trabajo
- M. Sc. Melissa Quantz (Autor), 2018, Empathie? Dagegen bin ich geimpft!, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434906