Lassen sich die politischen Konsequenzen der USA zum 11. September 2001 als Resilienz bezeichnen?


Hausarbeit, 2014

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Resilienz
2.1 Sichtweisen sozialer Resilienz
2.2 Das Resilienzverständnis nach Markus Keck und Patrick Sakdapolrak

3 Die USA und der 11. September 2001
3.1 Die Auswirkungen des 11. Septembers 2001
3.1.2 Verhaftungswellen - Guantánamo
3.1.2 Der Patriot Act
3.1.3 Die Anschläge in Afghanistan/ ‚War on Terror’

4 Welche Auswirkungen lassen sich als Resilienz bezeichnen?
4.1 Verhaftungswellen und Resilienz
4.2 Patriot Act und Resilienz
4.3 Krieg gegen den Terror und Resilienz

5 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„ Und dann brach alles zusammen “ - Augenzeuge des 11. Septembers 2001

Das Zitat eines Augenzeugens, der ursprünglich davon sprach, wie er den Flugzeugeinschlag im World Trade Center erlebte, lässt sich heute als sinnbildlich für den gesamten 11. Septem- ber 2001 und dessen Auswirkungen sehen. Auch 13 Jahre nach den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001, bei dem über 3000 Menschen gestorben sind, sind die Auswirkungen noch auf der ganzen Welt zu spüren. „Sie zeigtigen [sic!] nicht nur politische, sicherheitspolitische soziale, ökonomische, weltanschauliche und geheimdienstliche Folgen [...].“1 Ausgehend von politischen Entscheidungen, Änderungen und Einschränkungen der US-amerikanischen Re- gierung hat ein Großteil der Weltbevölkerung die Aufgabe, mit dem Erlebten und dessen Konsequenzen umzugehen. Seien es Kriege, schärfere Flugkontrollen oder einfach die ständi- ge Angst vor neuen Anschlägen, fast jedes Mitglied der Gesellschaft ist betroffen. Anschläge dieser Art bedeuten eine enorme Belastung für die Bevölkerung, die sie völlig aus ihrem ge- ordneten Leben werfen kann. Aufgrund der enormen Reichweite der Terroranschläge, die nicht nur die USA getroffen haben, und dem zeitlichen Abstand, ist das Thema ideal, um an mehreren Beispielen zu demonstrieren, was Resilienz ausmacht und wo sie in der Realität zutreffen kann. Zudem gelten Terroranschläge, aufgrund der „Schocks und Traumata [...] zu jenen seltenen Ereignissen in der Geschichte, die auch ein großes Veränderungspotenzial für ansonsten relativ stabile Strukturen wie nationale Identitäten haben.“2

Diese Ausarbeitung wird sich mit der Frage nach dem Aufkommen von Resilienz im Anschluss an die Anschl ä ge des 11. Septembers 2001, im weiteren auch als 9/11 bezeichnet, befassen. Dabei geht es nicht direkt um die Resilienz einzelner Bürger, sondern um die der Politik und des Staates an sich. Dabei muss jedoch erwähnt werden, dass politische Handlungen natürlich Auswirkungen auf die Gesellschaft haben, sodass die Aspekte nicht vollkommen differenziert voneinander betrachtet werden können. Zunächst soll eine Definition der sozialwissenschaftlichen Sichtweise von Resilienz gefunden und erläutert werden. Danach sollen die politischen Auswirkungen exemplarisch anhand von drei ausgewählten Beispielen dargestellt und im Anschluss genau auf eine mögliche Resilienz hin untersuchen werden.

Das abschließende Fazit soll klar machen, ob bei den ausgewählten Beispielen Resilienz auf- tritt. Abhängig von der Beantwortung der Frage soll darauf eingegangen werden, was genau die Resilienz auszeichnet bzw. was in den betrachteten Themenfeldern Resilienz bedeutet hätte.

2 Resilienz

Das Konzept der Resilienz lässt sich vor allem auf einen psychologischen und ökologischen Ansatz zurückführen.3 Gemeinsam mit dem soziologischen Konzept der Resilienz ist die übernommene Bedeutung des Wortes aus dem lateinischen, resilire zu deutsch: abprallen oder Widerstandsfähigkeit. Beschrieben wird, “die Fähigkeit eines Systems, Störungen zu absorbieren und sich zu reorganisieren, während es sich einem Wandel unterzieht, aber im Wesentlichen weiterhin die gleichen Funktionen, Strukturen und Identitäten besitzt.”4 Das bedeutet, dass die Grundstruktur des Systems erhalten bleibt und kein völlig neues System an seine Stelle tritt. Diese Widerstandsfähigkeit kann “wirtschaftlicher, sozialer, politischer bzw. auch institutioneller oder organisationaler Natur sein”5, was dazu führt, dass es viele verschiedene Zugangswege zum Thema Resilienz gibt. Aufgrund des sehr jungen Forschungsgebietes ist es kaum möglich eine genaue und starre Defintion für die sozialwissenschaftliche Sichtweise des Resilienzgedanken zu finden. Dieser Umstand macht es umso wichtiger, genau festzulegen, welche Betrachtungsweise auf das empirische Material angewandt wird.

Resilienz ist als Prozess zu sehen und kann immer erst mit einem zeitlichen Abstand als solche erkannt werden. Während der Prozess läuft, wird man nicht von Resilienz sprechen.6 Anhand der Auswertung und Interpretation von sekundär Artikeln und Berichten über die verschiedenen Auswirkungen der Terroranschläge, soll im weiteren Verlauf der Hausarbeit gezeigt werden, wo in der Realität mit sozialer Resilienz gerechnet werden kann. Zudem soll an ausgewählten Szenarien untersucht werden, ob sich in den spezifischen Beispielen Resilienz abzeichnet. Im Folgenden ist, wenn von Resilienz gesprochen wird, soziale Resilienz gemeint.

2.1 Sichtweisen sozialer Resilienz

Unabdingbar ist, dass die soziale Resilienz nicht losgelöst von anderen Formen der Resilienz, z.B. aus der Ökologie oder der Psychologie, betrachtet wird, sondern dass lediglich eine fokussierte Betrachtung auf die Defintionen sozialer Resilienz erfolgt. Neben der, im Folgenden näher erläuterten Defintion von sozialer Resilienz, hat z.B. auch W. Neil Adger im Jahr 2001 soziale Resilienz näher verortet. Seine Kernaussage beschreibt Resilienz als „Fähigkeit von Gemeinschaften äußerliche Schocks zu überstehen und zu ihrer sozialen Struktur zurückzukehren.“7 Diesen Grundgedanken nehmen auch Markus Keck und Patrick Sakdapolrak in ihrer Definition von sozialer Resilienz auf.

Allgemein lässt sich sagen, dass soziale Resilienz vor allem die „gesellschaftliche Stabilität angesichts von Umweltkatastrophen, Großunfällen etc.“8, also un- und vorhersehbaren Ereig- nissen, mit nicht absehbaren Folgen untersucht wird. Es soll dabei allerdings nicht nur um materielles Gut gehen, sondern untersucht werden, ob man eine These begründen kann, nach der Resilienz ein ausschlagebener Faktor für den „Wandel sozialer Einheiten“9 sein kann.10

2.2 Das Resilienzverständnis nach Markus Keck und Patrick Sakdapolrak

In der vorliegenden Arbeit soll die Bewertung der Resilienz anhand einer, von Markus Keck und Patrick Sakdapolrak, aufgestellten, Theorie erfolgen. Dabei wird von drei Dimensionen ausgegangen, die zu erfüllen sind und wie folgt lauten: „1. Die Fähigkeit sozialer Akteure zur Bewältigung von Krisen.“11 Die sozialen Akteure des betrachteten Umfelds müssen prinzipi- ell in der Lage dazu sein mit Krisen umzugehen und deren Umstand und Folgen zu überwin- den. Sie brauchen, „2. Das Vermögen, aus vergangenen Erfahrungen zu lernen und sich an zukünftige Entwicklungen anzupassen.“12 Neben der Grundlage mit Krisen umgehen zu kön- nen, sollten die Akteure auch die grundsätzliche Möglichkeit haben, um aus den vergangen Situationen zu lernen und Konsequenzen zu ziehen, damit sie sich den aktuellen und zukünf- tigen Geschehnissen anpassen zu können.

„3. Die Befähigung zur sozialen und ökologischen Transformation, welche das individuelle

Wohlergehen fördern und einer nachhaltigen gesellschaftlichen Stärkung im Umgang mit zukünftigen Krisen dienlich sind.“13 Erweiternd zum zweiten Punkt wird hier nochmals deut- lich gemacht, dass die Fähigkeiten zur Krisenbewältigung vorhanden sein müssen, damit das Wohlergehen der Gesellschaft wieder gefördert wird, um auch mit zukünftigen Krisen umge- hen zu können.

Auf diesen Dimensionen aufbauend definieren Keck und Sakdapolrak die soziale Resilienz. Darunter fallen ebenso drei verschiedene ‚Kapazitäten’, die im weiteren Verlauf parallel als ‚capacities’ bezeichnet werden.

Die coping capacities treten ex-post, also nach dem Schadensfall ein und beschreiben den unmittelbaren Umgang mit der spezifischen Situation. Man möchte die vorhandene Existenz bewahren und zum Wohlergehen zurückkehren.14 Die adaptive capacities kommen vor dem Schadensfall, ex-ante, zum Tragen. Durch leichte Anpassungen bleibt zwar die Grundstruktur des Systems erhalten, aber man blickt weiter voraus, um sich auf kommende Schadensfälle vorzubereiten. Bei den transformative capacities kommt es zu einem radikalen Wandel der Struktur, die ebenfalls ex-ante wirksam sind.15 Dabei ist der Fokus auf den Wandel der Struk- tur zu legen. Wie bereits erwähnt ist dies unabdingbar, da keine völlig neue Struktur auftreten darf, um von Resilienz sprechen zu können.16 Die Verbindung zwischen adaptive und trans- formative ist wie folgt zu fassen: Adaptive enthält Präkaution, also: Was soll in einem Scha- densfall getan werden? Dabei wird der Schadensfall als solcher nicht ausgeschlossen. Die Prävention soll den Schadensfall verhindern. Im Gegensatz zum schrittweisen Wandel der adaptive capacities geht es den transformative capacities um einen noch weiteren Blick in die Zukunft. Die Gesellschaft soll sich dabei nicht nur anpassen, sondern, im Rahmen der Resili- enz komplett verändern. Zweifellos handelt es sich bei den beschriebenen capacities lediglich um Idealtypen, die in der Realität kaum vorkommen werden.17 Zentral ist, dass nur von Resi- lienz gesprochen werden kann, wenn alle drei Kapazitäten erfüllt sind.18

3 Die USA und der 11. September 2001

Wie sehr ein Terroranschlag ein ganzes Land verändern kann, hat der 11. September 2001 gezeigt. Um zu verstehen, wie sehr der Terroranschlag das politische und gesellschaftliche Leben durcheinander gebracht hat, wird kurz die Situation der USA vor 9/11 umrissen. Durch den Atlantik und Pazifik fühlten sich die „Weltmacht“19 USA lange Zeit vor Angriffen auf das eigene Land geschützt. Auch die Bombenanschläge auf das World Trade Center im Jahr 1993 oder auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City 1995, die bis 2001 als schwerste Terroranschläge in den USA galten, konnten der Sorglosigkeit keinen Abbruch tun.20

3.1 Die Auswirkungen des 11. Septembers 2001

Am 11. September 2001 wurde New York City und damit die ganze Welt von einem gewalti- gen Terroranschlag erschüttert. Zwischen 8.10 und 9.30 Ortszeit, flogen zwei entführte Pas- sagierflugzeuge in die beiden höchsten Türme des New Yorker Wahrzeichens, dem World Trade Center. Ein drittes Flugzeug landete wenig später im Pentagon, während eine vierte entführte Maschine auf einem Feld in Pennsylvania abstürzte. Sie sollte vermutlich das Weiße Haus treffen. Die Anschläge zogen eine Vielzahl von Konsequenzen nach sich, die bis heute zu spüren sind. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich indessen mit drei speziellen Auswir- kungen, die eine enorme Reichweite bzw. einen enormen Beispielcharakter haben. Bei der literarischen Betrachtung der Quellen fällt schnell auf, dass sehr USA kritisch berichtet wird, was bei der Interpretation der einzelnen Situation beachtet werden muss. Eine völlig wert- neutrale Berichterstattung scheint, durch die Involvierung der kompletten Weltbevölkerung, unmöglich. Bei den betrachteten Umfragewerten ist die oftmals die ungenaue Fragestellung und die Antwortmöglichkeit ‚egal’ oder ‚weiß nicht’ zu kritisieren. Aufgrund der unpräzisen Fragestellung fallen die Antworten teils sehr schwammig aus und sieht damit nicht eindeutig zuzuordnen. Außerdem sind die Befragten dazu geneigt, die Antwortmöglichkeit ‚weiß ich nicht’ zu geben, da sie sich nicht genau mit der Frage befassen wollen bzw. ihre Meinung nicht äußern wollen. Zudem stellt sich die Frage, ob die oftmals sehr kleine Grundgesamtheit als repräsentativ gelten kann. Positiv ist die zeitnahe Befragung zu den Anschlägen vom 11. September.

[...]


1 Jäger 2011, S.11.

2 Fey 2011, S.33.

3 Endreß, Maurer 2014, S.7.

4 Übersetzt nach Walker 2004, S.4.

5 Endreß; Maurer 2014, S.7.

6 Vgl. Endreß; Rampp 2013, S.34.

7 Übersetzt nach Keck; Sakdapolrak 2013, S.8.

8 Endreß; Rampp S.33.

9 Endreß; Rampp S.33f.

10 Vgl. Endreß; Rampp 2013, S.34.

11 Keck; Sakdapolrak 2013, S.5.

12 Keck; Sakdapolrak 2013, S5.

13 Keck; Sakdapolrak 2013, S.5.

14 Vgl. Keck; Sakdapolrak 2013, S.10.

15 Vgl. Keck; Sakdapolrak 2013, S.10f.

16 Vgl. Walker 2004, S.4.

17 Vgl. Keck; Sakdapolrak 2013, S.11.

18 Vgl. Keck; Sakdapolrak 2013, S.14.

19 Schmitz 2011.

20 Vgl. Fey 2011, S.33.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Lassen sich die politischen Konsequenzen der USA zum 11. September 2001 als Resilienz bezeichnen?
Hochschule
Universität Trier
Autor
Jahr
2014
Seiten
18
Katalognummer
V435087
ISBN (eBook)
9783668763128
ISBN (Buch)
9783668763135
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
11. September, Resilienz, World Trade Center, Terror, Attentat, 9/11, Schock, Trauma, Terrorismus, Al-Quaida
Arbeit zitieren
Isabelle Loosen (Autor:in), 2014, Lassen sich die politischen Konsequenzen der USA zum 11. September 2001 als Resilienz bezeichnen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/435087

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