Aufgrund der hohen Beliebtheit der Vermögensanlage in Investmentfonds ist das Investmentsteuergesetz, welches sowohl die Besteuerung der Fonds selbst als auch deren Anleger normiert, für eine große Anzahl von Anlegern relevant. Das bisherige Besteuerungssystem von Investmentvermögen war jedoch für viele Investoren sowie Steuerberater und auch Finanzbeamte eine der komplexesten unter allen Steuerarten. Grund für diese Komplexität war vor allem das bei der Investmentbesteuerung angewandte (Semi-)Transparenzprinzip, durch das die Einkünfte der Anleger so behandelt werden sollten, als würden sie selbst die Vermögensgegenstände des Investmentfonds halten. Die ermittelten Besteuerungsgrundlagen mussten zudem von einem Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer bescheinigt und anschließend im Bundesanzeiger veröffentlicht werden. Dies führte für die Investmentfonds zu einem Aufwand von ca.50 Mio. Euro pro Jahr, der sich letztendlich negativ auf die Rendite der Anlage auswirkte.
Beim Fehlen der Veröffentlichung forderte das Investmentsteuergesetz a.F. eine sogenannte Pauschalbesteuerung, die zum Teil ausländische Investmentfonds benachteiligte. Zudem war den Anlegern die Möglichkeit aus-geschlossen, die Höhe der tatsächlichen Einkünfte nachzuweisen. Der EuGH stellte zur Rechtssache „van Caster“ (Az. C-326/12) fest, dass diese Regelung in der Form nicht mit Unionsrecht vereinbar ist. Mit dem Urteil zur Rechtssache „Santander“ (Az. C-338/11 und 339/11 bis Az. C-347/11) stellte der Europäische Gerichtshof unionsrechtliche Risiken des französischen und polnischen Investmentsteuerrechts fest, da das Eintreten unterschiedlicher Steuerfolgen für inländische Dividenden gegen die Kapitalverkehrsfreiheit verstößt. Im deutschen Investmentsteuerrecht waren jedoch ähnliche Normen verankert, weshalb auch hier die Vereinbarkeit mit EU-Recht fraglich war.
Aufgrund der genannten Risiken und Problemfelder des bis zum Jahresende 2017 geltenden Investmentsteuerrechts, sah der Gesetzgeber die Notwendigkeit einer Reform der Investmentbesteuerung als gegeben an. Bereits im Jahr 2011 wurde deshalb eine Finanzministerkonferenz beauftragt, Vorschläge für eine einfache und aufkommenssichere Investmentfondsbesteuerung vorzubringen. Am 16.07.2017 wurde das Investmentsteuerreformgesetz im Bundessteuerblatt veröffentlicht, das die oben genannten Problemfelder der bisherigen Investmentbesteuerung beseitigen soll. Eine Erhöhung des Steueraufkommens soll dadurch jedoch nicht erreicht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Die Reform der Investmentbesteuerung
- Ziele und Hintergründe für die Investmentsteuerreform
- Aufbau der Arbeit
- Vergleich des bis zum 31.12.2017 geltenden Investment-steuergesetzes mit dem neuen Investmentsteuergesetz
- Rechtliche Grundlagen sowie Beziehungen zu anderen Rechtsnormen
- Investmentvermögen nach KAGB
- Definition von Investmentvermögen
- Begriffsdefinitionen
- Anwendungsbereiche der Investmentsteuergesetze
- Anwendungsbereich des Investmentsteuergesetzes a.F.
- Anwendungsbereich des Investmentsteuergesetzes n.F.
- Grundlegende Prinzipien der Investmentbesteuerung
- Besteuerungsgrundsätze nach dem InvStG a.F.
- Besteuerungsgrundsätze nach dem InvStG n.F.
- Einkünfteermittlung und Besteuerung von Investmentfonds
- Besteuerung auf der Fondseingangsseite nach dem InvStG a.F.
- Besteuerung auf Ebene des Investmentfonds nach dem neuen Investmentsteuergesetz
- Besteuerung auf Anlegerebene
- Besteuerung nach InvStG a.F.
- Besteuerung nach neuem Investmentsteuergesetz
- Inkrafttreten des Investmentsteuergesetzes 2018 – Übergangsregelung
- Vergleich der Gesamtsteuerbelastung durch das alte sowie das neue Investmentsteuergesetz
- Ausschüttung
- Aktienfonds
- Mischfonds
- Immobilienfonds - Inländische Immobilien
- Immobilienfonds - Ausländische Immobilien
- Thesaurierung
- Besteuerung bei Veräußerung oder Rückgabe
- Belastungsvergleich anhand des UniDeutschland
- Zielerreichung bei der Investmentsteuerreform und die Auswirkungen auf die Gesamtsteuerbelastung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit analysiert die Reform des Investmentsteuergesetzes (InvStG) im Jahr 2018 und untersucht die Auswirkungen der Reform auf Privatanleger. Ziel ist es, die Änderungen des Investmentsteuerrechts umfassend darzustellen, den Vergleich zwischen dem alten und dem neuen Investmentsteuerrecht vorzunehmen und die Auswirkungen der Reform auf die Gesamtsteuerbelastung von Privatanlegern zu beurteilen.
- Vergleich des alten und neuen Investmentsteuergesetzes
- Analyse der Auswirkungen der Reform auf die Gesamtsteuerbelastung
- Bewertung der Zielerreichung der Investmentsteuerreform
- Untersuchung der Auswirkungen auf verschiedene Investmentfondsarten
- Darstellung der rechtlichen Grundlagen und des Anwendungsbereichs des neuen Investmentsteuergesetzes
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Reform der Investmentbesteuerung, den Zielen der Reform sowie den Hintergründen, die zur Einführung des neuen Investmentsteuerrechts führten. Darüber hinaus wird die Gliederung und der Aufbau der Arbeit erläutert.
Im zweiten Kapitel werden das bis zum 31.12.2017 geltende Investmentsteuergesetz und das neue Investmentsteuergesetz im Detail verglichen. Dieser Vergleich umfasst die rechtlichen Grundlagen, die Definition von Investmentvermögen, die Anwendungsbereiche der Investmentsteuergesetze sowie die grundlegenden Prinzipien der Investmentbesteuerung. Darüber hinaus werden die Einkünfteermittlung und die Besteuerung von Investmentfonds nach beiden Gesetzen untersucht, wobei sowohl die Besteuerung auf der Fondseingangsseite als auch auf Ebene des Investmentfonds betrachtet werden. Schließlich wird die Besteuerung auf Anlegerebene nach dem alten und dem neuen Investmentsteuergesetz detailliert dargestellt.
Das dritte Kapitel widmet sich dem Vergleich der Gesamtsteuerbelastung, die sich durch das alte und das neue Investmentsteuergesetz ergibt. Es wird untersucht, wie sich die Reform auf die Steuerbelastung von Privatanlegern bei verschiedenen Investmentfondsarten auswirkt, sowohl bei Ausschüttungen als auch bei Thesaurierung. Des Weiteren wird die Besteuerung bei Veräußerung oder Rückgabe von Investmentfondsanteilen betrachtet. Abschließend erfolgt ein Belastungsvergleich anhand eines konkreten Beispiels.
Schlüsselwörter
Investmentsteuerreform, InvStG, Investmentfonds, Privatanleger, Gesamtsteuerbelastung, Ausschüttung, Thesaurierung, Veräußerung, Rückgabe, rechtliche Grundlagen, Anwendungsbereich, Besteuerungsgrundsätze, Einkünfteermittlung, Fondseingangsseite, Anlegerebene, Vergleich, Auswirkungen, Zielerreichung.
- Citar trabajo
- Stefanie Hirscheider (Autor), 2018, Die Investmentsteuerreform. Vergleich und Untersuchung der Auswirkungen auf Privatanleger, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437365