Kritik am Religionsbegriff. Sollte der Religionsbegriff beibehalten oder abgelehnt werden?


Hausarbeit, 2017

14 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionsversuche von Religion
2.1. Nach Emile Durkheim
2.2. Nach Max Weber
2.3. Nach Michael Hill
2.4. Nach Gert Pickel
2.5. Schlussfolgerung

3. Moderne Religionsdiskurse
3.1. Aufklärungsdiskurs
3.2. Romantischer Diskurs
3.3. Säkularisierungsdiskurs
3.4. Postmoderner Diskurs
3.5. Kritik am Religionsbegriff
3.5.1. Postmoderne Kritik
3.5.2. Koloniale Kritik
3.5.3. Diskurstheoretische Kritik

4. Sollte der Religionsbegriff beibehalten oder abgelehnt werden?
4.1. Probleme bei der Definition von Religion
4.2. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das größte Problem an der Religion ist der Begriff der Religion selbst. Die Religionssoziologie sucht nach einer allgemeingültigen Definition, mit deren Hilfe sie die Religion wissenschaftlich untersuchen kann. Auch Roland Robertson (1973, Seite 48) sagte aus, „dass wir (die Soziologen) nicht auf der Suche nach dem Wesen der Religion sind, (…), sondern vielmehr eine soziologische Definition anstreben, mit deren Hilfe wir klar und schlüssig analysieren können“. Es geht also nicht vorrangig um die Diskussion ob sich die Religion inhaltlich als wahr erweist, sondern um eine universelle Definition des Begriffs (vgl. Pickel 2011, Seite 16).

Da es zahlreiche Definitionen des Begriffs Religion gibt, fällt es nicht leicht sich auf die eine richtige Definition festzulegen, dadurch ergibt sich in den Sozialwissenschaften eine Definitionspluralität. Diese Vielzahl an Definitionen führt bei einigen Soziologen dazu, dass sie komplett auf eine Definition verzichten wollen. Doch diese Vorgehensweise, gänzlich auf eine Definition zu verzichten, würde jegliche wissenschaftliche Diskussionen ersticken und womöglich zu noch größerer Verwirrung führen. Abgesehen davon ist das Definieren des Religionsbegriffs wichtig um empirisch korrekte Untersuchungen vornehmen zu können (vgl. Pickel 2011, Seite 16).

In der vorliegenden Arbeit soll vordergründig die Frage untersucht werden ob der Religionsbegriff beibehalten oder abgelehnt werden sollte.

Dazu werden zunächst im folgenden Kapitel dieser Arbeit einige Definitionsversuche des Religionsbegriffs aufgeführt, um einen kleinen Einblick in die Definitionsvielfalt zu ermöglichen und eine Grundlage für die folgenden Punkte der Arbeit zu schaffen.

Die Geschichte der westlichen Moderne brachte 4 verschiedene Epochen von Religionsdiskursen hervor, diese sollen im dritten Kapitel knapp erläutert werden. Anschließend gehe ich über zu dem Punkt 3.5. „Kritik am Religionsbegriff“, wobei ich besonders auf die postmoderne, koloniale und diskurstheoretische Kritik eingehe.

Abschließend wird im letzten Teil der Arbeit auf die Fragestellung eingegangen, dazu betrachte ich zunächst die Probleme die bei der Definition von Religion auftreten.

Ihren Abschluss findet die Arbeit dann in einem kurzen Fazit.

2. Definitionsversuche von Religion

2.1. Nach Emile Durkheim

„Eine Religion ist ein solidarisches System von Überzeugungen und Praktiken, die sich auf heilige, d.h. abgesonderte und verbotene Dinge, Überzeugungen und Praktiken beziehen, die in einer und derselben moralischen Gemeinschaft, die man Kirche nennt, alle vereinen, die ihr angehören.“ (Durkheim 1981, Seite 75)

Durkheim definiert die Religion als das „Heilige“, als etwas das nicht alltäglich ist. Da sich die religiösen Praktiken und Überzeugungen auf sakrale Objekte beziehen, ist Religion beobachtbar. Die Vergemeinschaftung von Individuen steht bei Durkheims Definition im Mittelpunkt. Eine damit verbundene Funktion der Religion ist die Integrationsfunktion, um diese zu gewährleisten entstehen Organisationsformen wie die Kirche. Durch die Kirche wird der Prozess der Vergemeinschaftung institutionalisiert (vgl. Pickel 2011, Seite 17).

2.2. Nach Max Weber

Max Weber ist vorrangig an den Beziehungen von Gesellschaft und Religion interessiert. Da er eine Definition des Begriffs Religion als überflüssig befindet, nimmt er selbst auch keine genaue Definition vor. Bei Webers Überlegungen steht die Wechselbeziehung von Religion zur Sozialstruktur an erster Stelle. Dadurch wird deutlich, dass in der Religionssoziologie auch die religiösen Handlungen der Personen selbst bedeutsam sind (vgl. Pickel 2011, Seite 18).

„Religiös oder magisch motiviertes Handeln ist in seinem ursprünglichen Bestande diesseitig ausgerichtet. Religiös oder magisch motiviertes Handeln ist ferner, gerade in seiner urwüchsigen Gestalt, ein zumindest relativ rationales Handeln: wenn auch nicht notwendig ein Handeln nach Mitteln und Zwecken, so doch nach Erfahrungsregeln“ (Weber 1980, Seite 245)

2.3. Nach Michael Hill

„Religion is the Set of beliefs which postulate and seek to regulate the distincton between an empirical and a related and significant supra-empirical segment of reality; the language and symbols which are used in relation to the distinction; and the activities and institutions which are concerned with ist regulation“ (Hill 1973, Seite 42- 43)

Auch in Hills Definition wird der gesellschaftliche Bezug von Religion und der Transzendenzbezug als Kernpunkt der Definition deutlich. Zudem wird auch hier versucht eine universelle Definition von Religion zu finden. Die untersuchten Überzeugungen, Glaubenssysteme, Handlungen sowie Organisationsformen und Symbole werden allein durch den Transzendenzbezug religiös (vgl. Pickel 2011, Seite 18).

2.4. Nach Gert Pickel

Es gibt viele verschiedene unpräzise Definitionsversuche des Religionsbegriffs, welche vier Basiselemente mit einer Ausdruckform in der Gesellschaft beinhalten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Elemente einer Religionsdefinition (Pickel 201, Seite 19)

Anhand dieser Elemente kann zwar keine konkrete Definition des Begriffs Religion vorgenommen werden aber immerhin sind sie nützlich bei der empirischen Analyse. In der Religionssoziologie haben sich zwei verschiedene Definitionsrichtungen herausgebildet: die substantielle und die funktionale Definition von Religion (vgl. Pickel 2011, Seite 19).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Substantieller und funktionaler Religionsbegriff (Pickel 2011, Seite 20)

Aber diese zwei Religionsbegriffe sind jeweils einer Kritik ausgesetzt. Dem substantiellen Begriff wird nachgesagt, dass er sich zu stark auf einzelne Bestandteile der Religion festlegen würde und somit nur begrenzt als eine universelle Definition einsetzbar sei. Der funktionale Begriff hingegen wird genau gegensätzlich als zu unbestimmt ausgelegt. Damit ist er zwar universeller als der substantielle Begriff, doch durch die vielseitige Integration von Funktionen ist das Erkennen von Religionen deutlich schwieriger (vgl. Pickel 2011, Seite 20).

2.5. Schlussfolgerung

Es hängt allein vom Vorverständnis ab ob es in der Religion um eine angeborene Qualität, ein Überbleibsel aus früherer Zeit, eine offenbarte Wahrheit, ein Teil der Gesellschaft, Illusion, Ideologie oder ähnliches geht. Ob die Religion ein universelles oder ein historisches Phänomen ist entscheidet zudem allein die Definition des Begriffs (vgl. Pickel 2011, Seite 17 ff.).

3. Moderne Religionsdiskurse

Die Geschichte der westlichen Moderne brachte 4 verschiedene Epochen von Religionsdiskursen hervor: den Aufklärungsdiskurs, den romantischen Diskurs sowie den Säkularisierungsdiskurs und den postmodernen Diskurs (vgl. Riesebrodt 2007, Kapitel 1-2).

3.1. Aufklärungsdiskurs

Bei dem Aufklärungsdiskurs handelt es sich um Vernunftkritik. Dabei kritisieren Anhänger radikaler Aufklärung die Religion mit Mitteln der Vernunft. Weniger radikale Anhänger versuchten hingegen durch Rationalisierung die Vernunft und Religion mit einander zu vereinen (vgl. Riesebrodt 2007, Kapitel 1-2).

3.2. Romantischer Diskurs

Während des romantischen Diskurses erfolgte eine Verklärung der Religion. Vertreter des romantischen Diskurses entzogen die Religion der Vernunftkritik und der Grundgedanke der Romantik war, dass die Religion potenziell von Natur aus in jedem Menschen verankert ist (vgl. Riesebrodt 2007, Kapitel 1-2).

3.3. Säkularisierungsdiskurs

Bei der Säkularisierung handelt es sich um eine Institutionenkritik und um eine Modifikation der Aufklärungsdiskurs. Hierbei ging es vorrangig darum, dass die Religion sich aus der Gesellschaft und dem Staat zurückzieht und allein in die Privatsphäre der Menschen rückt (vgl. Riesebrodt 2007, Kapitel 1-2).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Kritik am Religionsbegriff. Sollte der Religionsbegriff beibehalten oder abgelehnt werden?
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Note
2,7
Autor
Jahr
2017
Seiten
14
Katalognummer
V437514
ISBN (eBook)
9783668776913
ISBN (Buch)
9783668776920
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Religionssoziologie, Religion, Religionsbegriff, Kritik an Religionsbegriff
Arbeit zitieren
Garima Singh Uttam (Autor:in), 2017, Kritik am Religionsbegriff. Sollte der Religionsbegriff beibehalten oder abgelehnt werden?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437514

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